2021
Ana Cumandá Rivera
Juni 2021


Pioniere aus aller Welt

Ana Cumandá Rivera

Missionarin und Lehrerin in Ecuador

„Wo werde ich gebraucht?“

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woman in Ecuador holding books

Sister Ana Rivera flocht sich das lange, dunkle Haar. Dann warf sie sich ihre Tasche mit den heiligen Schriften über die Schulter. Es war ein neuer Tag auf ihrer Mission! Sie freute sich schon auf die Wunder, die noch vor ihr lagen.

Mit ihrer Mitarbeiterin, Sister Carrascal, lief sie nach draußen an die frische Morgenluft. Auf dem Weg durchs Dorf sahen sie in der Ferne die großen Vulkane. Sie gehörten zu den ersten Missionaren, die in Otavalo tätig waren. Die Kirche in Ecuador war noch neu, wuchs aber.

Hola!“, begrüßten sie eine Familie, die sie unterwiesen. Mutter, Vater und etliche Kinder kamen zur Lektion zusammen.

„Heute sprechen wir über Propheten“, sagte Anas Mitarbeiterin. Abwechselnd erklärten die Missionarinnen, auf welche Weise Gott Propheten beruft, die von Jesus Christus sprechen.

Als sie zusammen lesen wollten, öffnete Ana ihr Buch Mormon. Ana las immer die Schriftstellen vor, weil Sister Carrascal weder lesen noch schreiben konnte. Dennoch war sie eine tolle Missionarin.

„Ich weiß, dass das, worüber wir heute gesprochen haben, wahr ist“, sagte Ana am Ende der Lektion. „Werden Sie darüber beten, um es selbst herausfinden zu können?“

Die Familie nickte. Ana wurde warm ums Herz.

Abends fragte Sister Carrascal: „Können Sie mir nicht das Lesen und Schreiben beibringen?“

Ana wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte noch nie jemandem das Lesen beigebracht. Sie wusste gar nicht, ob sie das konnte.

„Ich kann es versuchen“, meinte Ana schließlich. „Ich weiß aber nicht, ob ich eine gute Lehrerin bin.“

Sister Carrascal strahlte über das ganze Gesicht. „Zeigen Sie es mir einfach“, sagte sie. „Ich werde den Vater im Himmel darum bitten, dass ich alles verstehe.“

Ana war von Sister Carrascals Glauben beeindruckt. „Also gut. Ich mache es!“, sagte sie.

Jeden Morgen bemühte sich Ana eifrig, Sister Carrascal zu helfen. Sie übten, wie man Buchstaben schreibt. Sie lasen Wörter ganz langsam laut. Sie beteten um Hilfe. Schließlich konnte Sister Carrascal, Wort für Wort, ganze Schriftstellen lesen!

Nach ihrer Mission kehrte Ana nach Quito zurück, ihrer Heimatstadt und der Hauptstadt Ecuadors.

Sie wollte aber immer noch für andere Menschen da sein. „Vater im Himmel“, betete sie. „Ich möchte helfen, und ich muss auch eine Arbeitsstelle finden. Lass mich erkennen, wie ich arbeiten und gleichzeitig helfen kann.“

Eines Tages wurde Anas Gebet erhört. Ein Mann namens Bruder Mesa besuchte sie. Er arbeitete für das Bildungswesen der Kirche.

„Ana“, sagte er. „Die Kirche braucht Freiwillige, die anderen das Lesen beibringen. Helfen Sie auch mit?“

„Ja!“, rief Ana. „Wo werde ich gebraucht?“

Er lächelte. „Wieder in Otavalo!“

Ana lächelte bei dem Gedanken, wieder in den Dörfern zu sein, die ihr so ans Herz gewachsen waren. Sie war dankbar für die Gaben, die der Vater im Himmel ihr gegeben hatte und an denen sie nun andere teilhaben lassen konnte: die Gabe, lesen zu können, und die Gabe des Evangeliums. Beide Gaben waren ein Wunder.

Otavolo liegt in Ecuador in den Anden.

Es gibt in Ecuador mittlerweile über 250.000 Mitglieder der Kirche.

Bald gibt es zwei Tempel in Ecuador.

Ana ließ sich 1974 taufen. Ein Jahr später ging sie auf Mission.

Sieben Jahre lang brachte Ana Leuten das Lesen bei.

Anas liebstes PV-Lied ist „Gebet eines Kindes“.

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Friend Magazine, Global 2021/06 Jun

Illustrationen von Rodrigo Cordeiro

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