Weihnachten in Mali
Die Verfasserin lebt in Texas, USA.
Judith konnte es kaum erwarten, mit ihrem Zweig die Geburt Jesu zu feiern.
„Engel auf den Feldern singen, stimmen an ein himmlisch Lied.“ (Gesangbuch, Nr. 133)
Es war der 1. Weihnachtstag. Summend lief Judith zum Gemeindehaus. Sie und ihre Geschwister besuchten die Weihnachtsfeier ihres Zweiges.
Ihre Schwester Esther lächelte. „Summst du ,Engel auf den Feldern singen‘?“
„Ja! Das ist mein Lieblingsweihnachtslied. Hoffentlich singen wir das heute!“ Judith grinste.
„Ich find das Lied auch schön“, stimmte ihr Bruder Désiré ihr zu. „Glo-ho-ho-ho-horia!“, sang er laut.
Sie brachen in Gelächter aus. Judith konnte es kaum erwarten, mit dem Zweig zu feiern! In Mali feierten nicht viele Menschen Weihnachten. Für die meisten war es ein ganz normaler Tag.
Die Straßen waren voller Menschen. Die Händler verkauften hellgrüne Melonen. Junge und ältere Menschen trugen Wasserkrüge auf dem Kopf. Ein Junge trieb einen Esel voran, der einen Wagen hinter sich herzog. Judith schaute zu dem hohen, schmalen Turm einer Moschee. In diesem schönen Gebäude verehrten viele Muslime Gott.
Früher waren Judith, Esther und Désiré in die Kirche ihres Vaters gegangen. Letzten Sommer aber hatten sich die drei der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angeschlossen. Nun gingen die Geschwister jede Woche gemeinsam in die Kirche. Judith ging gern in die PV, denn dort lernte sie mehr über Jesus.
Schließlich erreichten sie das Gemeindehaus. Die meisten Familien aus dem Zweig waren bereits dort. Mit einem Beamer wurden an der Wand in der Kapelle Weihnachtsvideos gezeigt. Judith sah, wie Josef Maria auf einem Esel durch Betlehem führte. Die hektischen, verstaubten Straßen erinnerten sie an Mali.
Als das Video zu Ende war, fuhr ein Taxi vor. Schwester Valerie, die FHV-Präsidentin, stieg aus.
„Ich habe das Essen mitgebracht!“, rief sie.
Alle halfen, das Essen nach oben auf den Balkon zu bringen. Es war ein Festmahl! Kartoffelsalat, Karotten, grüne Bohnen, gelber Reis, gebratenes Hühnchen … alles war köstlich!
„Vielen Dank, Schwester Valerie!“, sagte Judith.
Dann bekamen die kleinsten Kinder einen Ball, eine Puppe oder ein Spielzeugauto. Judith bekam kein Geschenk, weil es nicht genügend gab, aber das machte ihr überhaupt nichts aus. Sie freute sich darüber, wie sehr die kleinen Kinder strahlten.
Zum Schluss sangen sie Lieder. Bei dem Lied „Engel auf den Feldern singen“ musste Judith lächeln.
Alle aus dem Zweig sangen zusammen. Es war einfach schön! Jesus war wirklich vor all den Jahren zur Welt gekommen! Judith war dankbar, dass sie, Désiré und Esther von ihm wussten. Und sie freute sich, seine Geburt feiern zu können.
Esther, Judith und Désiré vor ihrem Gemeindehaus
Illustrationen von Steph Marshall