Pioniere aus aller Welt
Olga Bing
PV-Präsidentin in Brasilien
Die Verfasserin lebt in Kalifornien, USA.
Olga lud alle Kinder ein.
I ch vermisse die anderen Mitglieder“, sagte Olga traurig. Sie und ihre Familie waren wieder die Einzigen in der Sonntagsschule.
Olgas Schwester Wilma schloss die heiligen Schriften. „Ich vermisse sie auch.“ Mama und Oma nickten.
Olga war den Tränen nahe. Bei ihrer Taufe waren jede Woche 60 Leute zur Kirche gekommen! Dann aber hatte der Zweite Weltkrieg begonnen. Wegen des Krieges waren alle Missionare in Brasilien nach Hause geschickt worden. Ohne sie gab es nicht genügend Priestertumsträger, damit regelmäßig die Versammlungen der Kirche stattfinden konnten. Es konnte weder Abendmahl noch Taufen geben.
Der Zweig hatte aufgehört, für die Versammlungen ein Gebäude anzumieten. Stattdessen besuchten die Mitglieder einander und lasen in den heiligen Schriften. Schließlich ging einer nach dem anderen in eine andere Kirche.
Als der Krieg vorüber war, dachte Olga, dass im Zweig wieder Versammlungen stattfinden würden. Es gab aber nicht genug Leute. Also blieben Olga und ihre Familie sonntags allein.
„Ich würde so gern wieder mit allen zusammen Lieder singen“, meinte Olga. „Und ich vermisse die anderen Kinder, die immer zur Kirche gekommen sind.“
„Ich auch“, sagte Oma.
In den nächsten paar Tagen überlegte Olga eifrig, was sie tun könnte. Sie betete um Hilfe. „Vater im Himmel, bitte zeig uns, wie wir den Zweig wieder stärker machen können.“
Eines Tages hatte Olga eine Idee. Sie ging nach draußen. Zwei Mädchen spielten unter einem Baum.
„Olá!“, sagte Olga. „Wollt ihr nicht heute Abend zum Kindergottesdienst kommen? Wir sprechen über Jesus und singen Lieder. Es macht viel Spaß!“
Die Mädchen schauten einander an. „Klar“, sagte eines von ihnen.
„Super! Wenn eure Eltern es euch erlauben, können wir uns hier treffen. Dann gehen wir gemeinsam dorthin.“
Olga winkte zum Abschied und lief die Straße entlang. Sie entdeckte ein paar Kinder, die futebol spielten, Fußball. Olga lud sie alle ein.
Ein paar von ihnen waren sogar schon mal in der Kirche gewesen. Sie freuten sich schon, wieder mal hinzugehen! Andere Kinder schlugen Olgas Einladung aus. Olga ließ sie trotzdem wissen, dass sie herzlich willkommen waren.
Abends traf sich Olga mit allen Kindern, die in die Kirche kommen wollten, und deren Eltern. Gemeinsam gingen sie dann zu Olga nach Hause.
Mama und Oma saßen mit den Eltern in einem Zimmer und sprachen über das Evangelium; Olga und Wilma saßen mit den Kindern in einem anderen Zimmer. Olga sang mit ihnen. Wilma erzählte Geschichten aus den heiligen Schriften.
Als die Kinder nach Hause gingen, war Olga überglücklich. „Danke, dass ihr hier wart!“, sagte sie. „Bis nächste Woche!“
Noch war der Zweig klein, aber Olga wusste, dass er wieder wachsen würde. Und die PV-Klasse für nächste Woche wollte sie auch gleich schon planen!
Brasilien ist das größte Land in Südamerika.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Buch Mormon auf Portugiesisch veröffentlicht.
In Brasilien gibt es sieben Tempel; zwei weitere werden gerade gebaut.
Olga wurde im Lago Guaíba getauft.
Später war sie als PV-Präsidentin tätig.
Olga heiratete und bekam fünf Kinder.
Illustrationen von Tatsiana Burgaud