Den Heiligen Geist erkennen

Mark L. Pace

Präsident der Sonntagsschule

Der Heilige Geist führt und leitet uns in dem Maß, wie wir lernen, seine Eingebungen zu erkennen und zu befolgen

Als Jugendlicher wusste ich nicht, wie sich der Heilige Geist anfühlt. Ich war etwa zwölf Jahre alt, als meine Mutter sich mit mir hinsetzte und mir eine wichtige Frage stellte: „Mark“, sagte sie, „hat dir der Herr jemals durch den Heiligen Geist gesagt, dass die Kirche wahr ist?“

Ich wollte meine Mutter nicht anlügen, also antwortete ich ehrlich, aber verlegen: „Nein.“

Dann erklärte sie mir: „Der Vater im Himmel möchte, dass du es selbst erkennst, aber dafür musst du dir Mühe geben. Wenn du das Buch Mormon liest und betest, wird er dir durch den Heiligen Geist sagen, dass es wahr ist.“

Ich hatte zwar mein eigenes Buch Mormon, hatte es jedoch noch nie durchgelesen. Entschlossen nahm ich diese Aufforderung an und begab ich mich auf meine eigene geistige Reise. Jeden Abend las ich, bevor ich zu Bett ging, ungefähr ein Kapitel vom Buch Mormon. Wenn ich zum Beten niederkniete, bat ich den Vater im Himmel, mir kundzutun, ob es wahr ist. Beim Beten hatte ich ein friedliches Gefühl und fühlte mich innerlich ruhig.

Kam dieses Gefühl nun vom Heiligen Geist? Ich war mir nicht ganz sicher. Das war alles neu für mich, und ich wusste ja nicht, wie sich Eingebungen vom Heiligen Geist anfühlen. Ich fragte mich, ob ich vielleicht einen Engel sehen oder ob ein großes Licht vom Himmel mein Zimmer erleuchten würde. Aber mit dem aufrichtigen Wunsch, die verheißene Erkenntnis durch den Heiligen Geist zu erlangen, fuhr ich fort, jeden Abend zu lesen und zu beten. Jedes Mal, wenn ich betete, verspürte ich diese Wärme und diesen inneren Frieden.

Erst später wurde mir klar, dass der Herr meine Gebete die ganze Zeit über beantwortet hatte, aber ich hatte nach einer anderen Art von Antwort Ausschau gehalten. Mir war einfach nicht klar, dass wir die Eingebungen des Heiligen Geistes auch „spüren“ können.

Eingebungen erkennen lernen

Oliver Cowdery fiel es auch schwer, die Eingebungen des Geistes zu erkennen. Als er den Propheten Joseph Smith danach fragte, erhielt er diese Antwort vom Herrn: „Habe ich deinem Sinn nicht Frieden in dieser Angelegenheit zugesprochen? Welch größeres Zeugnis kannst du haben als von Gott?“ (Lehre und Bündnisse 6:23.) Er hatte bereits eine Antwort erhalten, doch er erkannte sie nicht. Die Antwort war Frieden in seinem Sinn – etwa so wie das Gefühl, das ich als Jugendlicher gehabt hatte.

Etwas später gab der Herr sowohl Oliver Cowdery als auch uns allen einen weiteren Rat: „Ich werde es dir in deinem Verstand und in deinem Herzen durch den Heiligen Geist sagen, der über dich kommen wird und der in deinem Herzen wohnen wird. … Dies ist der Geist der Offenbarung.“ (Lehre und Bündnisse 8:2,3.)

Der Apostel Paulus schrieb, die Frucht des Geistes sei „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue [und] Sanftmut“ (Galater 5:22,23).

Eingebungen vom Heiligen Geist erfolgen oftmals sanft und unauffällig. Gott schreit selten, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn wir uns stattdessen Zeit nehmen, um innezuhalten, auf Gefühle in uns zu achten und nachzusinnen, zeigen wir ihm, dass wir zuhören und durch den Heiligen Geist eine Antwort haben möchten. Wenn du das nächste Mal niederkniest und betest, warte ein paar Augenblicke, anstatt nach dem „Amen“ gleich aufzuspringen. Bleib auf den Knien und hör einfach zu. Denn vielleicht versucht der Herr ja, deinem Sinn Frieden zuzusprechen, so wie er es bei Oliver Cowdery und bei mir getan hat.

Die wunderbare Gabe des Heiligen Geistes

Nach der Taufe empfangen wir die Gabe des Heiligen Geistes. Diese göttliche Gabe bietet uns unser Leben lang Hilfe von einem Mitglied der Gottheit. Uns ist verheißen: Wenn wir bestrebt sind, so zu leben, dass wir dieser Gabe würdig sind, zeigt uns der Heilige Geist alles, was wir tun sollen (siehe 2 Nephi 32:5). Der Heilige Geist bestätigt in unserem Herzen die Wahrheit, schützt uns vor Bösem und leitet uns unser Leben lang. Was für ein wunderbarer Segen!

Ich bin dankbar für die unermessliche Gabe des Heiligen Geistes und für seine Führung in meinem Leben.