„Über den Tellerrand hinausschauen“, Für eine starke Jugend, Februar 2022
Komm und folge mir nach!
Über den Tellerrand hinausschauen
Tausch nicht das Wichtigste gegen das ein, was du dir im Moment gerade wünschst.
Wenn du schon mal gefastet hast, weißt du, wie schwer das sein kann. Vielleicht warst du versucht, dein Fasten vorzeitig zu beenden. Aber diejenigen, die es abbrechen, wissen oft nicht, welche Segnungen sie erhalten hätten, wenn sie bis zum Ende durchgehalten hätten.
Was Suppe mit Opfern zu tun hat
Dieser innere Kampf – jetzt ein Opfer zu bringen, wenn die Segnungen noch lange auf sich warten lassen – ist beileibe nichts Neues. Er kommt auch im Alten Testament vor: In der Geschichte von Jakob und Esau tauscht Esau den wichtigsten Segen seines Lebens für ein Linsengericht, also einen Teller Suppe, ein (siehe Genesis 25).
Genau, du hast richtig gelesen. Es ging um einen Teller Suppe. Das geschah folgendermaßen:
Esau und Jakob waren Zwillingsbrüder. Es gab jedoch einen großen Unterschied: Esau war der Erstgeborene, also hatte er Anspruch auf das Erstgeburtsrecht. Wenn damals der Vater starb, bekam jeder Sohn seinen Anteil an allem, was der Vater besessen hatte – also an Grundstücken, Nutztieren und sonstigen Gegenständen. Aber das Kind mit dem Erstgeburtsrecht (das war in der Regel der älteste Sohn) erhielt einen doppelt so hohen Anteil und dazu die Verantwortung für die Führung der Familie.
„Vom Erstgeburtsrecht aber hielt Esau nichts.“ (Genesis 25:34.) Die Familie und die Belange des Herrn waren ihm nicht so wichtig (siehe Genesis 26:34,35). Jakob hingegen war dem Herrn und seinen Eltern gehorsam.
Eines Tages kam Esau so hungrig von der Jagd nach Hause, dass er dachte, er müsse sterben. Ob er nun übertrieb oder wirklich so hungrig war – als Esau jedenfalls sah, dass Jakob eine kräftige Suppe zubereitete, dachte er nur an eines: ans Essen.
Jakob, dem das Erstgeburtsrecht wichtig war, verlangte Esaus Erstgeburtsrecht im Tausch gegen die Suppe. In dem Moment dachte Esau mehr an das, was er sogleich wollte. Die größeren Segnungen, die ihm künftig offenstanden, waren ihm einfach nicht wichtig genug, als dass er Jakobs Angebot abgelehnt hätte.
Auf die Jagd zu gehen und nahrhafte Suppe essen zu wollen, ist keineswegs etwas Schlechtes. Präsident Dallin H. Oaks hat allerdings erklärt: „Allein die Tatsache, dass etwas gut ist, [ist] noch kein triftiger Grund …, es auch zu tun. … Andere Entscheidungen sind besser und wieder andere sind am besten.“1
Wir können von Esau also definitiv etwas Wichtiges lernen, was für die Ewigkeit von Belang ist. Der Vater im Himmel hat dargelegt, was am wichtigsten ist. Einige Segnungen, die sich daraus ergeben, wenn wir seinen Plan befolgen, kommen schnell, aber viele kommen erst später. Unsere Herausforderung und Prüfung besteht darin, das, was wir am meisten wollen, nicht gegen das einzutauschen, was wir jetzt gerade wollen.
Linsengerichte der heutigen Zeit
Wir stehen vor vielen Entscheidungen, bei denen wir in die Denkweise Esaus verfallen könnten, zum Beispiel:
„Soll ich vor dem Schlafengehen noch zocken? Oder lese ich lieber in den heiligen Schriften?“
„Ich wollte eigentlich zu diesem Dienstprojekt gehen, aber jetzt haben meine Freunde mich eingeladen, mit ihnen zu chillen.“
„Ich kann noch eine Stunde schlafen, wenn ich heute mal das Seminar schwänze.“
Kleine Entscheidungen wie diese summieren sich. Auch wenn unsere Entscheidungen nicht schlecht an sich sind, sind sie vielleicht nicht die besten, die zu ewigem Frieden und Glück beitragen.
Elder Neil L. Andersen vom Kollegium der Zwölf Apostel stellt eine Frage, die wir uns vielleicht alle stellen: „Wie finden wir uns in all dem, was von Bedeutung ist, zurecht?“ Seine Antwort: „Wir vereinfachen und klären unsere Sichtweise. Manches ist schlecht und muss gemieden werden, manches ist schön, manches ist wichtig, und manches ist absolut unerlässlich.“2
Sei wie Jakob
Weil Esau immer wieder das Wichtigste vernachlässigt hatte, verwarf er schließlich sein Erstgeburtsrecht. Weil Jakob rechtschaffen war, konnte er Esaus Segen empfangen. Er wurde zu Israel, von dem die zwölf Stämme abstammten. Wir alle sind mit unserem eigenen ewigen Geburtsrecht gesegnet – der Möglichkeit, wie unser Vater im Himmel zu werden und alles zu erben, was er hat. Das steht allen offen, die zu Christus kommen und seine Gebote halten.
Oftmals ist die beste Entscheidung nicht gerade die einfachste. „Natürlich ist es schwer“, hat Präsident Russell M. Nelson gesagt. „Alles, was damit zusammenhängt, mehr wie der Erretter zu werden, ist schwierig.“ Doch dann erinnerte er uns: „Der Herr schätzt Anstrengung, denn Anstrengung erbringt einen Lohn, den es ohne sie nicht geben kann.“3
Es kommt uns vielleicht nicht immer so vor, als ob sich das Opfer, die Gebote zu halten, auszahlt. Das Tolle ist jedoch, dass man immer vom Herrn gesegnet wird, wenn man „über den Tellerrand hinausschaut“ und auf das blickt, was am wichtigsten ist.