Ein Jünger Jesu Christi
„Der Herr ruft nach würdigen und willigen Helfern, daß sie auf seinen Erntefeldern arbeiten.”
Elder L. Tom Perry hat heute Nachmittag auf die weiteren Millionen und Abermillionen von Menschen hingewiesen, die jetzt die herrliche Botschaft vom wiederhergestellten Evangelium hören können. In der jüngsten Vergangenheit hat der Herr den Zugang zu Ländern geöffnet, denen die Segnungen des Evangeliumsbundes lange verwehrt waren. Eider Perry wiederholte den Posaunenruf des Herrn, daß jeder würdige junge Mann auf Mission gehen soll. Ich möchte nicht im geringsten von seiner klaren und dringenden Botschaft ablenken, aber doch die Frage stellen: Was für Missionare müssen es sein?
Die Kirche war noch keine achtzehn Monate alt, als der Herr den ersten Heiligen Mut zusprach, indem er sagte: „Darum werdet nicht müde, das Rechte zu tun; denn ihr legt den Grund für ein großes Werk. Und aus etwas Kleinem geht das Große hervor. Siehe, der Herr fordert das Herz und einen willigen Sinn.” (LuB 64:33,34.)
Auf dem Feld werden Missionare mit willigem Sinn gebraucht. Ich möchte Ihnen von den Gefühlen eines Mannes berichten, der einen willigen Sinn hatte. In den Aufzeichnungen von Heber C. Kimball ist zu lesen: „Der Prophet Joseph kam zu mir … und sagte:, Bruder Heber, der Herr hat mir zugeflüstert: „Mein Knecht Heber soll nach England gehen und mein Evangelium verkündigen; er soll jener Nation die Tür zur Errettung öffnen.”’”
Der Gedanke war überwältigend. „O Herr”, schrieb Eider Kimball, „ich bin ein Mensch mit stammelnder Zunge und für eine solche Arbeit ganz ungeeignet; wie kann ich hingehen und in dem Land predigen, das in der ganzen Christenheit für seine Gelehrsamkeit, sein Wissen und seine Frömmigkeit bekannt ist, in die Pflanzstätte der Religion, zu einem Volk, dessen Intelligenz sprichwörtlich ist?!”
Man beachte das folgende: „Doch haben all diese Überlegungen mich nicht davon abgehalten, den Weg der Pflicht zu gehen. In dem Augenblick, da ich den Willen des himmlischen Vaters erfaßte, verspürte ich in mir die Entschlossenheit, unter allen Umständen zu gehen, denn ich glaubte daran, daß er mich mit seiner Allmacht stützen und mir jede nötige Befähigung zukommen lassen werde.” (Orson F. Whitney, Life of Heber C. Kimball, 3. Ausgabe, Salt Lake City, Bookcraft, 1967, Seite 103f.)
Viele Monate vergingen. Dieser Mann, der so sehr entschlossen war, seine Pflicht zu tun, hatte seine Mission beendet und war im Begriff heimzukehren: „An dem Morgen, als ich Chatburn verließ, weinten viele, denn sie dachten, sie würden mich nie wiedersehen. Als ich von ihnen wegging, erfüllte mich ein unbeschreibliches Gefühl. Die Straße entlang folgten mir viele, in den Türen der Häuser drängten sich die Bewohner, um mir Lebewohl zu sagen, und sie konnten ihren Kummer nur durch Schluchzen äußern. … Als ich das alles so sah, fühlte ich mich veranlaßt, den Hut abzunehmen, denn ich hatte das Gefühl, auf heiligem Boden zu stehen. Der Geist des Herrn ruhte auf mir, und ich wurde dazu gedrängt, dieses ganze Gebiet zu segnen. … Mein Herz war wie das ihre, und mein Kopf kam mir vor wie eine Quelle der Tränen, denn ich weinte noch mehrere Meilen, nachdem ich ihnen adieu gesagt hatte.”
Der Herr braucht Missionare mit einem willigen Herzen und einem willigen Sinn.
Die wirklich tüchtigen Missionare haben viele verschiedene, schöne Talente, aber eine Eigenschaft, die sie anscheinend alle haben, ist die Fähigkeit, an ihrer Verpflichtung festzuhalten, das heißt, daß sie das tun, was sie sich vorgenommen haben. Sie sagen sich, daß sie morgens rechtzeitig aufstehen müssen, und deshalb tun sie es. Sie brauchen dazu keinen Mitarbeiter, Distriktsleiter oder sonst jemand. Dem Missionspräsidenten gegenüber verpflichten sie sich, jeden Morgen das Evangelium programmgemäß zu studieren und nicht schon nach ein paar Tagen die Energie dafür nicht mehr aufzubringen. Sie begreifen, daß der Herr sie berufen hat, damit sie lehren und Zeugnis geben, taufen und das Reich in seinem Namen aufbauen, und sie sind bei ihrer Arbeit glücklich.
Und woher kommt diese Kraft, eine Entscheidung zu treffen und dann dabeizubleiben? Meiner Meinung nach ist sie in den meisten Fällen schon lange vorhanden, noch bevor der Betreffende im Missionsgebiet ankommt.
Vor achtzehn Monaten sprach Präsident Thomas S. Monson in der allgemeinen Priestertumsversammlung über eine sehr wichtige Feststellung. Diese steht in einer Broschüre zu lesen, nämlich in Für eine starke Jugend. Ich will Ihnen einen kurzen Absatz daraus vorlesen: „Manche Menschen brechen wissentlich Gottes Gebote. Sie nehmen sich vor, umzukehren, bevor sie auf Mission gehen oder die heiligen Bündnisse und Verordnungen des Tempels empfangen. Die Umkehr von solchem Verhalten ist schwierig und schmerzvoll und kann lange dauern. Es ist besser, gar nicht erst zu sündigen. Bestimmte Sünden sind so schwerwiegend, daß sie eure Mitgliedschaft in der Kirche und euer ewiges Leben gefährden. Zu diesen so ernsten Sünden gehören die sexuellen Sünden.” (Für eine starke Jugend, Seite 17.)
Meines Erachtens wollen einige unserer Jugendlichen nicht glauben, daß die Umkehr von schwerwiegenden Übertretungen schwierig und schmerzvoll ist und lange dauern kann. Wie kommt es zu diesem bedenklichen Irrtum?
Ihr jungen Brüder, wenn irgend jemand von uns Älteren in euch den falschen Eindruck erweckt hat, es sei keine allzu ernste Sache, Gebote Gottes zu übertreten - so vergebt uns. Hört euch die Worte König Benjamins, eines Propheten des Herrn, genau an:
„Und nun sage ich euch, meine Brüder: Da ihr dies alles wißt und darüber belehrt worden seid - wenn ihr übertretet und dem zuwiderhandelt, was gesprochen worden ist, so entfernt ihr euch vom Geist des Herrn, so daß er keinen Platz in euch hat, um euch auf den Pfaden der Weisheit zu führen, damit ihr gesegnet seid, es euch wohl ergehe und ihr bewahrt bleibet.
Ich sage euch: Der Mensch, der dies tut, begibt sich in offene Auflehnung gegen Gott; darum gelüstet es ihn, dem bösen Geist zu gehorchen, und er wird zu einem Feind aller Rechtschaffenheit; darum hat der Herr keinen Platz in ihm, denn er wohnt nicht in unheiligen Tempeln.” (Mosia 2:36,37.)
Es ist viel besser, wenn wir eifrig bemüht sind, uns von solch ernsten Übertretungen rein zu halten. Einige haben das allerdings nicht getan, und dankenswerterweise gibt es noch einen Ausweg. Aber er ist schwierig und schmerzvoll und kann lange dauern.
Beachtet die Worte des Herrn selbst, wenn er daran erinnert, was unsere Übertretungen kosten, und auf die mögliche Befreiung hinweist: „Darum gebiete ich dir umzukehren - kehre um, sonst schlage ich dich mit der Rute meines Mundes und mit meinem Grimm und mit meinem Zorn, und deine Leiden werden schwer sein: wie schmerzlich, das weißt du nicht, wie heftig, das weißt du nicht, ja, wie schwer zu ertragen, das weißt du nicht.
Denn siehe, ich, Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren; aber wenn sie nicht umkehren wollen, müssen sie leiden wie ich, und dieses Leiden ließ selbst mich, Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern, aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden.” (LuB 19:15-18.)
Junge Männer, ihr müßt aus vielen Gründen rechtschaffen leben. Einer davon ist der, daß ihr vom Geist des Herrn begleitet sein müßt, wenn ihr auf dem Missionsfeld arbeitet. Die Begleitung des Geistes des Herrn ist aber davon abhängig, daß man rechtschaffen ist. Wenn ihr euch nicht eifrig um den Beistand des Geistes bemüht, werdet ihr eure Missionsarbeit äußerst schwierig und die Ergebnisse sehr enttäuschend finden.
Präsident Bensons Rat ist ganz klar: „Unser Predigen und Belehren muß durch die Macht des Heiligen Geistes geschehen. Wir müssen immer bedenken, daß das wesentlichste Element in dieser herrlichen Arbeit
der Geist ist.” (The Teachings ofEzra Taft Benson, Salt Lake City, Bookcraft, 1988, Seite 313.)
Hört auch auf das, was der Herr über seine Abgesandten zu sagen hat: „Darum rufe ich auf, was schwach ist in der Welt, die Ungelehrten und Verachteten, daß sie die Nationen mit der Macht meines Geistes schlagen;
und ihr Arm soll mein Arm sein, und ich will ihnen Schild und Schutz sein; und ich will ihnen die Lenden gürten, und sie werden mannhaft für mich kämpfen.” (LuB 35:13,14.)
Laßt den Wunsch, euch dieser großartigen Armee anzuschließen und Arm in Arm mit Kameraden zu marschieren, die „mannhaft kämpfen”, vom Geist begleitet sein.
Priestertumsführer, laßt uns darauf achten, daß wir keine jungen Missionare mit noch nicht bereinigten Übertretungen auf Mission schicken. Das wäre buchstäblich so, als würde man ohne Helm, Schwert und Schild in die Schlacht gehen. Wir dürfen nicht vergessen, daß es Zeit braucht, bis man die Kraft entwickelt, dem Feuer der Versuchung zu widerstehen. Es braucht Zeit, die süße Erleichterung zu erfahren, die den wahrhaft Umkehrwilligen ins Herz strömt. Geben Sie ihnen genügend Zeit!
Darüber hinaus gibt es aber einen noch größeren Aspekt. Die Zeit erlaubt mir nur einen kurzen Hinweis. Aber unser Erfolg in dieser Arbeit hat ewige Auswirkungen, die über den Missionar und den Bekehrten hinausgehen.
Elder Boyd K. Packer erinnert uns daran: „Die Sicherheit der Kirche in künftigen Generationen beruht darauf, daß wir mit der Berufung von Missionaren Erfolg haben. Wenn uns die Zukunft dieses Werks am Herzen liegt, werden wir nicht ruhen, bis jeder gesunde junge Mann sich würdig macht und den Wunsch hat, eine Missionsberufung zu erhalten.” (Ensign, März 1985, Seite 10.)
Der Herr ruft nach würdigen und willigen Helfern, daß sie auf seinen Erntefeldern arbeiten. Meine lieben jungen Männer: Überlegt euch, was es für euch bedeutet, wenn ihr mit dem Propheten Mormon sagen könntet: „Siehe, ich bin ein Jünger Jesu Christi, des Gottessohnes. Ich bin von ihm berufen worden, sein Wort unter diesem Volk zu verkünden, damit sie immerwährendes Leben haben können.” (3 Nephi 5:13.)
Ich bin Zeuge, daß der Herr Jesus Christus der Sohn Gottes und der Erretter der Welt ist. Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß er uns berufen hat, zu lehren und in seinem Namen vor der Welt Zeugnis abzulegen. Und für euch junge Brüder bete ich, ihr mögt seinem Ruf mit willigem Sinn und würdigem Herzen folgen. Im Namen Jesu Christi. Amen.