Eine Auserwählte
Bei all der Verwirrung, die in der heutigen Welt bezüglich der Rolle der Frau herrscht, ist Schwester Hinckley denen, die noch um den rechten Ausgleich ringen, ein würdiges Vorbild.
Die Ehe ist von Gott eingesetzt worden Und Gott hat uns aufgefordert, in der Familie erfolgreich zu sein - kein anderer Erfolg kommt dem gleich. Wenn. Mann und Frau nicht lernen in völliger Einheit zusammenzuarbeiten, kann die Ehe aber auch zur Höllenqual werden. Es gibt in der heutigen Welt zu viele unglückliche Ehen. Es gibt zu viele Ehen, die vom vorgesehenen Weg abkommen und vorzeitig mit der Scheidung enden. Es gibt zu viele Kinder, die still leiden, weil sie nicht genug Liebe und Fürsorge erfahren, wenn die Verbindung ihrer Eltern unglücklich oder aufgelöst ist.
Ehe Gott die Frau erschuf, wußte er, daß der Mann nicht allein bleiben sollte. Nach der Erschaffung Evas, der ersten Frau, setzte der Herr die Ehe ein und wies Adam, den ersten Menschen, an: „Darum verläßt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch.” (Genesis 2:24.)
Adam erfuhr, daß das Band der Ehe stärker ist als irgendein anderes familiäres Band. Das heilige Band der Ehe bedarf der
Einigkeit, der Treue, der Achtung und der gegenseitigen Unterstützung. Wir wissen aus den heiligen Schriften, daß Adam und Eva das gelernt haben. Es heißt über die Zeit nach der Vertreibung aus dem Garten: Da „fing Adam an, die Erde zu bebauen und über alle Tiere des Feldes zu herrschen und sein Brot im Schweiße seiner Stirn zu essen, wie ich, der Herr, es ihm geboten hatte. Und auch Eva, seine Frau, arbeitete mit ihm.” (Mose 5:1.)
Nichts, bereitet, den. Führern von Kirchen und Ländern größere Sorge als die heutige bestürzende Scheidungsrate. Aus den Statistiken geht hervor, daß aus einer starken Ehe auch starke Kinder hervorgehen. Die Zerrüttung der Familie verursacht schwerwiegende gesellschaftliche Probleme, die unsere Gemeinwesen zerstören - und dazu führen, daß Armut und Kriminalität ansteigen.
Die Verbindung zwischen Mann und Frau ist nichts, womit man leichtfertig umgehen darf. Der Ehebund ist ganz wesentlich, damit der Herr seine Absichten verwirklichen kann. Deshalb hat der Herr auch verkündet, daß seine Gesetze dazu da sind, die heilige Verbindung zwischen Mann und Frau zu schützen.
Wir Mitglieder der Kirche lernen vieles durch das Beispiel anderer. Wir lernen aus dem, was unsere Propheten tun, genausoviel wie aus dem, was sie sagen. Am Beispiel von Präsident Kimball, Präsident Benson und Präsident Hunter haben die Männer der Kirche eine ganze Menge darüber gelernt, wie sie ihre Frau behandeln sollen - behutsam und gütig und voller Hingabe. Die Frauen der Kirche haben ähnliches gelernt, indem sie die Frauen dieser großen Propheten beobachtet haben. Sie haben gelernt, wie man eine ausgeglichene und niveauvolle Persönlichkeit sein und gleichzeitig den Ehemann vorbehaltlos unterstützen kann. Die innige Beziehung von Präsident Hinckley und seiner Frau kann sowohl den Männern als auch den Frauen in der Kirche als wundervolles, nachahmenswertes Beispiel dienen. In der Zeit, in der Präsident Hinckley über die Kirche präsidiert, wird viel über ihn gesagt und geschrieben werden. Über seine liebe Frau Marjorie wird viel weniger berichtet werden. Denen, die Schwester Hinckley noch nicht kennen, möchte ich ein bißchen von ihr erzählen. Sie ist den Frauen der Kirche und der Welt ein wundervolles Vorbild. Sie ist unserem Präsidenten eine treue und hilfreiche Gefährtin.
Schwester Hinckleys Wurzeln reichen bis tief in die Pionierzeit zurück, und das hat ihr Leben und ihren Charakter unauslöschlich geprägt. Sie hat über ihren Urgroßvater folgendes geschrieben:
„An einem schönen Sonntagmorgen im Herbst 1841 ging mein Urgroßvater, William ] Minshall Evans, der damals sechzehn Jahre l alt war, durch die Straßen von Liverpool. i Er war auf dem Weg zur Kirche. Plötzlich [ hörte er Gesang, der ihn mitriß - nie zuvor hatte er so etwas erlebt. Er folgte dem Klang eine Gasse hinunter und dann eine wackelige Treppe hinauf in ein Zimmer, wo ein paar Menschen eine Versammlung abhielten. John Taylor, der später Präsident der Kirche wurde und der eine herrliche Tenorstimme hatte, war der Sänger. Das Lied, das er sang, war so schön, daß William blieb, um auch die Predigt zu hören.
Als er nach Hause kam, wurde er von seinem älteren Bruder David getadelt, weil er nicht an seinem üblichen Platz im Chor gesessen hatte. Auf die Frage, wo er denn gewesen sei, antwortete William:, Ich bin da gewesen, wo du auch hättest sein sollen, und ich werde erst zufrieden sein, wenn du die wundervolle Wahrheit, die ich heute morgen gehört habe, auch gehört hast.’
… William und David bekehrten sich zum Evangelium und halfen dann, auch andere Familienmitglieder zu bekehren.” (Ensign, Juli 1981, Seite 48.)
Schwester Hinckley schreibt dazu: „Immer wenn ich die Lieder der Kirche singe, muß ich daran denken, daß das Singen eines Kirchenlieds meiner Familie die Tür zum Evangelium geöffnet hat und es mir möglich gemacht hat, alle damit verbundenen Segnungen zu erlangen.” (Seite 48.)
Präsident Hinckley hat anläßlich der erneuten Weihung des Manti -Tempels (fünfte Session, 15. Juni 1985) über den Großvater seiner Frau folgendes erzählt: „Gestern morgen, als wir hier herkamen, wurden meine Frau und ich zur Osttür des Tempels gebracht, wohl, damit wir ruhig eintreten konnten. Die Tür wurde aufgemacht (es befinden sich dort zwei Türen), und die Tür, durch die wir eintraten, war eine sehr, sehr schwere Tür - sie war rund acht Zentimeter dick. Sie war herrlich gearbeitet, und auch
die eisernen Beschläge waren wunderschön. Es berührte uns sehr, daß wir gerade dort eintraten, denn ihr Großvater, der damals noch ein junger Mann war - er war erst vierundzwanzig, er war verheiratet, und sie hatten ein Kind, und das zweite war unterwegs - hatte jene Türen eingehängt. Während er diese doch sehr schweren Türen eingehängt hatte, hatte er sich einen schweren eingeklemmten Leistenbruch zugezogen. Er litt mehrere Tage lang schreckliche Schmerzen und starb dann. So wurde er buchstäblich für seinen Glauben, der ihn dazu bewogen hatte, über einen langen Zeitraum hinweg als Zimmermann an diesem Tempel zu arbeiten, wofür er höchstens hier und da ein Pfund Butter oder ein Dutzend Eier erhalten hatte, zum Märtyrer.”
Diese beiden Begebenheiten aus dem Leben der Vorfahren von Schwester Hinckley vermitteln uns einen Einblick in ihre Herkunft und ihren Charakter. Schwester Hinckley besitzt nämlich die gleiche Empfindsamkeit für den Geist wie ihr Urgroßvater, und sie hat den gleichen Arbeitseifer und die gleiche Opferbereitschaft mitgebracht wie ihr Großvater.
Im Lauf der Jahre durften meine Frau und ich Präsident Hinckley und seine Frau auf vielen Reisen begleiten. Wir haben dabei immer erlebt, wie optimistisch und fröhlich Schwester Hinckley ist. Ihre Begeisterung und Unterstützung sind ihrem Mann eine echte Stütze. Die Reisen sind oft lang und ermüdend. Sie verlaufen nicht immer ohne Komplikationen. Die Unterbringung erfolgt vielleicht nicht in einem Vier-Sterne-Hotel, sondern manchmal auf wesentlich niedrigerem Niveau. Aber inmitten aller Unruhe und aller Unannehmlichkeiten bleibt Schwester Hinckley gelassen und freundlich. Jedesmal wenn wir aus dem Flugzeug stiegen und an einem neuen Ort die Mitglieder der Kirche begrüßten, war ihre gütige, liebevolle Ausstrahlung ansteckend. Sie hat dafür, wie eine Frau ihren Mann als Priestertumsführer unterstützen kann, Maßstäbe gesetzt, die ihnen buchstäblich helfen, ihr Bestes zu geben.
Schwester Barbara Smith hat, als Präsident Hinckley und seine Frau in Begleitung ihrer Kinder ihren fünfzigsten Hochzeitstag feierten, während er im Auftrag der Kirche unterwegs war, folgendes beobachtet: „An einem typischen Abend war Präsident Hinckley nach den Versammlungen des Tages, darunter einem Abendessen mit den örtlichen Führern, erschöpft. Schwester Hinckley hat sich dann immer eine Weile an der Unterhaltung mit ihrem Mann und den Führern beteiligt und sich dann leise fortbegeben, um sich zu vergewissern, daß es auch ihren Kindern gut ging.
Daran sieht man, wie umsichtig Schwester Hinckley es in all diesen Jahren geschafft hat, sich um ihre Kinder zu kümmern und gleichzeitig ihren Mann in seiner überaus wichtigen Aufgabe im Werk unseres Vaters zu unterstützen.” (Barbara B. Smith und Shirley W. Thomas, Women of Devotion, Salt Lake City, 1990, Seite 5.)
Welch ein Vorbild sie den Frauen der Priestertumsführer in aller Welt ist!
Bei aller Belastung, die der Dienst in der Kirche mit sich gebracht hat, ist es Schwester Hinckley doch immer gelungen, das Gleichgewicht zwischen ihren beiden ewigen Berufungen - als Ehefrau wie auch als Mutter - zu wahren. Ihr Erfolg als Mutter ist an ihren Kindern Dick, Clark, Kathleen, Virginia und Jane abzulesen. Die Eltern können auf jedes ihrer Kinder stolz sein.
Über das Muttersein hat Schwester Hinckley gesagt: „Ich möchte mich als erstes an die Mütter von kleinen Kindern wenden. Dies sind Ihre goldenen Jahre. Es sind die Jahre, in denen sie wahrscheinlich die wichtigste Arbeit ihres Lebens verrichten. Wünschen Sie diese Jahre der Erziehung Ihrer kleinen Kinder nicht fort. Leben ist das, was geschieht, während man anderweitige Pläne macht, Dies ist die Zeit, in der Sie die große Möglichkeit haben, das Reich Gottes mit aufzubauen. Wahn Sie Ihre Kinder lehren, den himmlischen Vater zu lieben, haben Sie mit das Größte getan, was Sie je tun können. Wenn Sie vollzeitig Hausfrau sein können, seien Sie dankbar. Wenn nicht, müssen Sie aus Ihrer Lage das Beste machen. Ich jedenfalls nie das Gefühl, ich müßte mich dafür entschuldigen, daß ich Hausfrau und Mutter war.
Dies sind Tage, an denen Sie sehr, sehr viel zu tun haben. Ich habe schon Frauen in allen möglichen Lebensumständen gesehen chinesische Frauen bei Straßenausbesserungsarbeiten, europäische Frauen, die auf den Feldern arbeiteten, asiatische Frauen, die die Straßen fegten, aber meiner Meinung nach … gehören die Mormonenfrauen zu den Frauen in der Welt, die am schwersten arbeiten. Sie arbeiten in ihrem Garten und kochen ein, was sie ernten; sie nähen und sind immer auf der Suche nach Sonderangeboten. Sie setzen sich für die Herzstiftung ein. Sie bringen den Wöchnerinnen und den Kranken in ihrer Nachbarschaft etwas zu essen. Sie pflegen ihre alten Eltern. Sie steigen mit den PV-Scouts auf die Berge, gehen zu Fußballspielen, sitzen auf der Klavierbank, während Jennie übt, verrichten Tempelarbeit und sind darum bemüht, ihr Tagebuch auf dem laufenden zu halten. Mir fließt das Herz vor Stolz über, wenn ich sehe, wie sie sonntags zur Kirche kommen, manchmal schon um halb neun in der Frühe. Ihre Kinder strahlen vor Sauberkeit, sie haben die Arme voller Bücher und Bilder und eilen in die Klassenzimmer, wo sie die Kinder anderer Frauen unterrichten. Sie halten ihr Haus so gut wie immer selbständig sauber und bemühen sich dann noch am Abend, für ihren Mann die berückende Schönheit zu sein, wenn er nach Hause kommt. Aber vergessen Sie nicht, meine lieben jungen Freundinnen, Sie verrichten jetzt die Arbeit, die Gott für Sie vorgesehen hat. Seien Sie dankbar, daß Ihnen das möglich ist.” („Building the Kingdom from a Firm Foundation”, in Mary E. Stovall und Carol Cornwall Madsen, Hg., As Women of Faith: Talks Selcected from the BYU Women’s Conferences, Salt Lake City, 1989, Seite 5.)
Mutterschaft ist die edelste und größte aller Berufungen.
Schwester Hinckley, wir können uns alle von Ihnen inspirieren lassen. Sie trachten eifrig nach den Wahrheiten, die der Herr offenbart hat, damit wir uns hier auf der Erde weiterentwickeln. Weil Sie diese Wahrheiten kennen wollen, studieren Sie eifrig das Evangelium. Wenn Sie die Möglichkeit dazu hatten, haben Sie regelmäßig an Kursen des Religionsinstituts teilgenommen, um Ihre Kenntnisse zu vertiefen. Und das kommt jetzt deutlich zum Ausdruck, wenn Sie sprechen und die Mitglieder der Kirche unterweisen. Vor allem kommt es dann zum Ausdruck, wenn Sie vor einer Gruppe von Vollzeitmissionaren stehen. Da sind Sie großartig. Sie begeistern sie, und sie hören auf das, was Sie ihnen zu sagen haben.
Bei all der Verwirrung, die in der heutigen Zeit bezüglich der Rolle der Frau herrscht, sind Sie denen, die noch um den rechten Ausgleich ringen, ein würdiges Vorbild. Mögen sie zuhören, wenn Sie ihnen erklären, wie großartig es ist, achtzig Jahre alt zu sein, weil Sie auf ein Leben zurückblicken können, das erfüllt ist von Leistung, Entwicklung, Verständnis, Glauben, Unterstützung und Erfüllung. Sie haben gesagt: „Entgegen anderslautenden Gerüchten, sind dies die goldenen Jahre, wenn man einigermaßen gesund ist. In diesem Alter, meine lieben Zeitgenossinnen, stehen wir mit niemandem mehr im Wettstreit. Wir müssen uns nicht mehr beweisen - wir .brauchen alles nur noch zu genießen. Halben Sie Ihren Kindern schon erklärt, wie Wundervoll es ist, so alt zu sein?” („Building the Kingdom”, Seite 10.)
An dem Tag, als das Kollegium der Zwölf Apostel im Salt-Lake- Tempel zusammenkam, um Präsident Hinckley als Präsident der Kirche zu ordinieren und einzusetzen, hat er Ihnen, Schwester Hinckley, das folgende Kompliment gemacht - unter anderem erinnere ich mich an diese Worte: „Sie ist eine Frau mit großem Glauben. Sie ist eine wundervolle Mutter. Wie ich sie liebe!” Schwester Hinckley, Sie sind uns allen ein wundervolles Vorbild. Möge der Herr Sie weiterhin mit Gesundheit und mit einem langen, langen Leben segnen. Mögen wir alle uns von der Begeisterung anstecken lassen, die Sie für das Evangelium unseres Herrn und Erretters haben. Darum bete ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.