2000–2009
Darum geht zu allen Völkern
Oktober 2008


10:24

Darum geht zu allen Völkern

Wir alle können uns an der Missionsarbeit beteiligen. Dies ist das Werk des Herrn, und er hilft uns, es zu tun.

Der Herr hat gesagt: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.“1 Daher ist die Taufe für unsere Errettung notwendig.

Bevor der auferstandene Herr in den Himmel auffuhr, gab er seinen Jüngern einen Auftrag: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“2

Zur Zeit der Wiederherstellung wiederholte er diesen Auftrag: „Darum seid ihr berufen, dieses Volk zur Umkehr zu rufen.“3

Die Kirche des Herrn hat die Aufgabe, in der Welt das Evangelium zu verkündigen. Dies bildet die Grundlage der Missionsarbeit, und unsere Missionare haben die Aufgabe, „andere ein[zu]laden, zu Christus zu kommen, indem [sie] ihnen helfen, das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi anzunehmen. Dies geschieht, wenn die Betreffenden Glauben an Jesus Christus und sein Sühnopfer üben, umkehren, sich taufen lassen, die Gabe des Heiligen Geistes empfangen und bis ans Ende ausharren.“4

Ich möchte darüber sprechen und Zeugnis davon geben, dass die Missionsarbeit die Bekehrten, künftige Generationen und die Missionare sehr beeinflusst und ihnen ein Segen ist, und darüber, wie wir dazu beitragen können.

Als ich vierzehn war, klopften an einem schönen Augustmorgen Elder Prina und Elder Perkins an unsere Tür. Sie begannen, unsere Familie über das wahre Wesen Gottes zu belehren. Bei weiteren Besuchen lehrten sie uns, wie man betet. Sie erzählten uns auch von der Wiederherstellung und vom Erlösungsplan. Nach dem dritten oder vierten Besuch wollten die meisten in meiner Familie nichts mehr hören, außer meiner siebzehnjährigen Schwester, Dina, und mir. Wir beide spürten, dass der Heilige Geist uns im Herzen Zeugnis gab, und empfingen die geistige Bestätigung, dass die Botschaft wahr war.

Wir kauften ein Buch Mormon und begannen zu lesen. Jeden Tag liefen wir von der Schule um die Wette nach Hause, um das Buch als Erste zu bekommen. Während diejenige, die zuerst zu Hause war, darin las, wartete die andere ungeduldig bis zum Abendessen, aß geschwind und durfte dann bis zur Schlafenszeit lesen. So begeistert waren wir! Wir begannen, regelmäßig in die Kirche zu gehen, und baten schon bald um die Taufe. Unser Vater willigte gern ein, aber unsere Mutter zögerte noch. Es dauerte noch einen Monat, bis wir sie überredet hatten, die Einverständniserklärung zu unterschreiben. An unserem Tauftag ging sie mit unseren anderen Geschwistern das erste Mal in die Kirche. Sie spürte den Geist. Nachdem sie unser Zeugnis gehört hatte, ging sie zu den Missionaren und bat sie, sie erneut zu belehren. Ein paar Wochen später ließ sich Mutter mit unserer jüngeren Schwester und unseren Brüdern taufen. Mein Leben änderte sich für immer und das Evangelium Jesu Christi wurde darin die treibende Kraft.

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich dem Herrn und den Missionaren, die er uns geschickt hat, dankbar bin. Der Herr hatte mich mit Erkenntnis vom wiederhergestellten Evangelium gesegnet, und ich fühlte mich gedrängt, diese Erkenntnis an andere weiterzugeben. Ich wollte eine Missionarin sein.

Nach wenigen Monaten wurden meine Schwester Dina und ich als örtliche Missionarinnen in San Salvador berufen. In dieser Berufung konnten wir von Tür zu Tür gehen, die frohe Botschaft vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi verkünden und viele Menschen ins Wasser der Taufe führen. Später erfüllten wir beide eine Vollzeitmission in der Mittelamerika-Mission.

Meine Mission hatte großen Einfluss auf mein Leben. Ich lernte, mich mehr auf den Herrn zu verlassen und nach der Führung des Geistes zu trachten und entwickelte eine überwältigende Liebe für die Kinder Gottes. Ich vertiefte meine Kenntnis der heiligen Schriften und der Lehren, und mein Wunsch, gehorsam zu sein und die Gebote gewissenhaft zu halten, wuchs. Mein Zeugnis vom Erretter und von seinem unbegrenzten Sühnopfer wurde gestärkt. Das, was ich auf Mission erlebte, wurde Teil meines Wesens. Die Missionsarbeit wurde meine Leidenschaft. Sie hat mein Leben und das meiner Familie mehr beeinflusst als alles andere.

Elder Jeffrey R. Holland beschreibt den Einfluss, den seine Mission auf sein Leben hatte, mit folgenden Worten: „Auch jetzt, 47 Jahre danach, bedeutet meine Mission noch immer alles für mich. Es gab in diesen 47 Jahren vielleicht einen Tag, an dem ich nicht an meine Mission gedacht habe; ich weiß nur nicht genau, welcher das gewesen sein könnte.“5

Vor einigen Jahren, als mein Enkelsohn Christian acht Jahre alt wurde, plante er voller Vorfreude seinen Taufgottesdienst. Er fragte seine Mutter, ob ich eine Ansprache halten und dabei meine Bekehrungsgeschichte erzählen könnte. Als ich ihn fragte, warum er dies wolle, antwortete er: „Oma, das ist ganz wichtig. Ist dir klar, dass ich nicht getauft werden würde, wenn du das Evangelium nicht angenommen hättest? Ich wäre nicht einmal der, der ich bin.“

Ich weiß nicht, ob die Missionare die weitreichenden Folgen ihrer Arbeit erkennen. In meiner Familie haben die Segnungen des Evangeliums nun vier Generationen beeinflusst. Hat Präsident Gordon B. Hinckley nicht gesagt: „Wenn wir ein Mädchen erretten, erretten wir Generationen“6? Ich habe im Tempel geheiratet und habe acht Kinder. Sie alle sind glaubenstreue Mitglieder der Kirche und haben im Tempel das Endowment empfangen. Sechs von ihnen sind mittlerweile verheiratet und haben selbst Kinder. Zurzeit sind wir 34 Personen. Und das ist noch nicht alles. Mein Mann und ich haben eine Mission erfüllt, ebenso unsere beiden Söhne und drei unserer sechs Töchter. Gemeinsam haben wir dazu beigetragen, dass Hunderte von Menschen in vielen Ländern das Evangelium annahmen. Einige dieser Bekehrten und deren Kinder sind ebenfalls auf Mission gegangen.

Die Missionsarbeit ist das Lebensblut der Kirche. Es gibt keine größere, keine bedeutendere Arbeit. Sie ist ein Segen für alle, die sich daran beteiligen. Sie wird weiterhin künftigen Generationen Segen bringen.

Vielleicht fragen Sie sich: Wie kann ich bei der Missionsarbeit helfen? Welchen Beitrag kann ich leisten? Wenn Sie an die Arbeit gehen, müssen Sie zwei grundlegende Wahrheiten im Kopf behalten. Zunächst einmal muss Ihnen wirklich klar sein, dass Gott alle seine Kinder liebt und sich ihre Errettung wünscht. Wir lesen in Lehre und Bündnisse 18:13: „Und wie groß ist seine Freude über die Seele, die umkehrt!“ Zweitens: Unsere Botschaft von Christus und seinem wiederhergestellten Evangelium ist das größte Geschenk, das Sie machen können.

In der Anleitung Verkündet mein Evangelium! wird erklärt, dass zur Missionsarbeit viererlei gehört: Untersucher finden, unterweisen und taufen, neue Mitglieder eingliedern und weniger aktive Mitglieder eingliedern und unterweisen.7 Alle Mitglieder der Kirche – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – können bei einer oder all diesen Aufgaben mithelfen.

Beginnen Sie damit, dass Sie ein guter Nachbar und ein guter Freund sind. Seien Sie ein Vorbild an Rechtschaffenheit und Freundlichkeit. Strahlen Sie durch Ihr Lächeln Liebe, Frieden und Glück aus. Machen Sie das Evangelium zur Grundlage Ihres Lebens.

Werden Sie dann in Ihren missionarischen Bemühungen konkreter. Ich möchte Ihnen ein paar Anregungen geben. Vielleicht finden Sie zwei, drei davon für Sie passend:

  • Wenn Sie Kinder zu Hause haben, helfen Sie Ihnen, sich auf eine Mission vorzubereiten.

  • Bereiten Sie sich selbst auf eine Mission vor.

  • Laden Sie Angehörige und Freunde ein, den Missionaren zuzuhören oder die Versammlungen und Aktivitäten unserer Kirche zu besuchen.

  • Begleiten Sie die Missionare, wenn sie Untersucher zu Hause besuchen, oder laden Sie die Missionare ein, Nichtmitglieder bei Ihnen zu Hause zu belehren.

  • Laden Sie jemanden zu einem Familienabend bei Ihnen zu Hause ein.

  • Laden Sie jemanden in eine Genealogie-Forschungsstelle ein oder helfen Sie ihm, mehr über seine Vorfahren zu erfahren.

  • Geben Sie den Missionaren Empfehlungen. Die Mitglieder können die ergiebigste und beste Quelle für Empfehlungen sein.

  • Erzählen Sie Freunden und Angehörigen, die nicht der Kirche angehören, von Ihrem Glauben und Ihrem Zeugnis.

  • Suchen Sie Gelegenheiten, auf andere zuzugehen.

  • Freunden Sie sich mit Untersuchern und Neubekehrten an.

  • Geben Sie Ihr Bestes, diejenigen zu finden, die nach der Wahrheit suchen.

  • Wenn Sie Angehörige oder Freunde auf Mission haben, schreiben Sie Ihnen, dass Sie sie lieb haben und unterstützen, und beten Sie für sie.

Sie werden sich an den Früchten Ihrer Arbeit freuen. Mit mehr Begeisterung für die Missionsarbeit stärken Sie die ganze Gemeinde, den ganzen Zweig. Die gesamte Kirche wird die Auswirkungen Ihrer Arbeit spüren.

Als unsere Tochter Margie in der zweiten Klasse war, lud sie ihre beste Freundin zur PV ein. Beide bekamen eine Aufgabe für die Darbietung in der Abendmahlsversammlung. Der Vater ihrer Freundin hatte früher die Missionare abgewiesen, aber als Margie zu ihm nach Hause kam und einige Broschüren der Kirche mitbrachte, hörte er ihren einfachen Erklärungen und ihrem Zeugnis von Joseph Smith und der ersten Vision aufmerksam zu. Er erlaubte seiner Tochter nicht nur, weiterhin die PV zu besuchen, sondern willigte auch ein, dass sie von den Missionaren belehrt und schließlich getauft wurde. Er besuchte gemeinsam mit seiner Frau den Taufgottesdienst.

Wir alle können uns an der Missionsarbeit beteiligen. Dies ist das Werk des Herrn, und er hilft uns, es zu tun. Sein Evangelium muss zu jeder Nation gelangen und wir können ein Werkzeug in seinen Händen sein und anderen Segen bringen, indem wir sie an seiner Wahrheit teilhaben lassen. Dabei werden wir auch selbst sehr gesegnet.

Wir sind die Kinder eines lieben himmlischen Vaters. Er hat seinen Sohn gesandt, um den Weg zu bereiten, dass wir für immer bei ihm leben können. Das bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. Johannes 3:5

  2. Matthäus 28:19,20

  3. LuB 18:14

  4. Verkündet mein Evangelium!, Seite 1

  5. Jeffrey R. Holland, „The Atonement“, Seminar für neue Missionspräsidenten, 6. Juni 2007, Seite 1

  6. Gordon B. Hinckley, „Unsere Verantwortung für unsere Jungen Damen“, Der Stern, Januar 1989, Seite 88

  7. Siehe Verkündet mein Evangelium!, Seite 256