2000–2009
Die Wahrheit Gottes wird vorwärtsschreiten
Oktober 2008


2:3

Die Wahrheit Gottes wird vorwärtsschreiten

Dies ist Gottes Werk, und Gottes Werk wird nicht vereitelt werden. Aber es gibt immer noch viel zu tun.

Meine Brüder und Schwestern, am 19. Juli dieses Jahres stellte die Gruppe Sons of the Utah Pioneers im This is the Place Heritage Park in Salt Lake City eine Statue des Propheten Joseph Smith und seines Nachfolgers, Präsident Brigham Young, auf. Die Statue mit dem Titel „Blick nach Westen“ zeigt die beiden großen Propheten mit einer Karte der westlichen Territorien.

Viele Menschen, auch Mitglieder der Kirche, vergessen, dass es Joseph Smith sehr wohl bewusst war, dass die Kirche eines Tages in die Weiten des amerikanischen Westens umsiedeln würde. Im August 1842 prophezeite er, „dass die Heiligen auch weiterhin viel Bedrängnis erleiden müssten und in die Rocky Mountains gejagt werden würden; viele würden abfallen, andere würden von unseren Verfolgern umgebracht werden oder infolge von Entbehrung und Krankheit ihr Leben verlieren; einige aber werden am Leben bleiben und hingehen und mithelfen, Niederlassungen zu gründen und Städte zu bauen, … und sie werden es erleben, dass die Heiligen mitten in den Rocky Mountains ein mächtiges Volk werden.“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, Seite 260.)

Selbst Josephs engste Mitarbeiter in diesen frühen Jahren verstanden nicht völlig, welche Prüfungen die Heiligen der Letzten Tage noch würden erdulden müssen, als sich die Kirche von ihren bescheidenen Anfängen im frühen 19. Jahrhundert weiterentwickelte. Aber Joseph Smith wusste, dass kein Feind, damals oder in der Zukunft, genügend Macht haben konnte, um die Absichten Gottes zu vereiteln oder aufzuhalten. Seine prophetischen Worte sind uns allen vertraut: „Das Banner der Wahrheit ist aufgerichtet, keine unheilige Hand kann den Fortschritt dieses Werks aufhalten; Verfolgung mag wüten, Horden mögen sich zusammenrotten, Armeen mögen aufgestellt werden, Verleumdung mag sich gegen uns richten, aber die Wahrheit Gottes wird vorwärtsschreiten, unerschrocken, erhaben und unbeirrbar, bis sie jeden Kontinent durchdrungen, jeden Breitengrad erreicht, jedes Land überzogen hat und in jedem Ohr erklungen ist, bis die Pläne Gottes verwirklicht sind und der erhabene Jehova sagt: Das Werk ist getan.“ (History of the Church, 4:540.)

Fast 18 Jahrzehnte sind seit der Gründung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im Jahr 1830 vergangen. Wir konnten in 178 Jahren die Erfüllung dieser Prophezeiung beobachten und sehen, wie „die Wahrheit Gottes … unerschrocken, erhaben und unbeirrbar“ vorwärtsschreitet.

Die Kirche begann ihr erstes Jahrzehnt mit nur wenigen Mitgliedern. Trotz heftiger Verfolgung wurden in den Dreißigerjahren des 19. Jahrhunderts 597 Missionare berufen, und über 15 000 Bekehrte schlossen sich durch die Taufe der Kirche an. In den Vereinigten Staaten, Kanada und Großbritannien wurde mit der Verkündigung des Evangeliums begonnen.

In den anschließenden Vierzigerjahren gab es viele Bekehrte, obwohl die Verfolgung gegen die Kirche und vor allem gegen den Propheten Joseph Smith weiterhin wütete. Inmitten dieser Probleme und obwohl das Reisen mit großen Schwierigkeiten verbunden war, breitete sich das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi durch den treuen Dienst von 1454 Missionaren, die im Laufe der Vierzigerjahre berufen wurden, weiter auf der Erde aus, und die Mitgliederzahl stieg auf über 48 000. Am 27. Juni 1844 erreichte die Verfolgung von Joseph Smith ihren traurigen Höhepunkt, als er und sein Bruder Hyrum im Gefängnis von Carthage von einem Pöbelhaufen ermordet wurden.

Schon bald nach dem Märtyrertod und in Erfüllung von Josephs Vision begannen Brigham Young und die Kirche mit den Vorbereitungen für den Zug in die Rocky Mountains. Mühsal, Bedrängnis, Tod und Abfall vom Glauben waren allgegenwärtig. Dennoch ging das Werk voran. In den Fünfzigerjahren dann wurden 705 Missionare in verschiedene Gebiete berufen, darunter Skandinavien, Frankreich, Italien, die Schweiz und Hawaii. Auch in entlegenen Teilen der Welt wurde mit der Missionsarbeit begonnen – in Indien, Hongkong, Thailand, Birma, Südafrika und auf den Westindischen Inseln.

Unter den treuen Bekehrten aus Skandinavien und Großbritannien, die in den Fünfzigerjahren getauft wurden, gab es manche, die auf dem Weg zu den Heiligen, denen sie sich hier in den Rocky Mountains anschließen wollten, zu leiden hatten und starben, auf dem Land oder zur See.

1875 wurden die ersten sieben Missionare nach Mexiko berufen, und das Werk dort gedieh trotz Revolution und anderer Schwierigkeiten. Und erst vor vier Jahren, im Jahr 2004, hat die Kirche einen neuen Meilenstein erreicht, nämlich eine Million Mitglieder in Mexiko.

Der Glaube der Heiligen wurde bei jedem Schritt auf die Probe gestellt, als sie unter der Führung von Brigham Young Tempel bauten und über 350 Kolonien im Westen gründeten. Als Brigham Young im Jahr 1877 starb, war die Gesamtzahl der Mitglieder weltweit auf über 115 000 angewachsen. Trotz all der Verfolgung schritt die Wahrheit Gottes tatsächlich unerschrocken und erhaben vorwärts.

Aus Zeitgründen kann ich auf das Wachstum der Kirche in den folgenden Jahrzehnten nicht näher eingehen. Aber der Hinweis sei angebracht, dass die Kirche samt ihrer Lehre in den vierzig Jahren von 1890 bis 1930 immer noch öffentlich angegriffen wurde. Elder Reed Smoot wurde in den Kongress der Vereinigten Staaten gewählt, musste aber darum kämpfen, sein Mandat auch ausüben zu dürfen. Sehr viel wurde damals über die Kirche und ihre Lehren gesagt – vieles davon war sehr verletzend und richtete sich gegen Präsident Joseph F. Smith und andere Führer der Kirche. Doch es gab auch erste Zeitungsartikel, in denen Mitglieder der Kirche als verdienstvolle Mitbürger und gute Menschen beschrieben wurden.

Am 3. September 1925 gab Präsident Heber J. Grant bekannt, dass die Kirche nun auch in Südamerika mit der Missionsarbeit beginnen wolle. Getreu dem Muster des Herrn, wie das wiederhergestellte Evangelium zu allen Völkern getragen werden soll, wurde ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel – mein Großvater väterlicherseits, Elder Melvin J. Ballard – mit einigen Brüdern nach Südamerika gesandt, um das Land für die Verkündigung des Evangeliums zu weihen.

Am Weihnachtsmorgen 1925 weihte Elder Ballard in Argentinien die Länder Südamerikas und begann mit der Missionsarbeit. Ehe er im darauffolgenden Juli abreiste, prophezeite er: „Das Werk des Herrn wird hier eine Weile nur langsam wachsen, so wie aus einer Eichel nur langsam eine Eiche wächst. Es wird nicht an einem Tag hervorschießen wie die Sonnenblume, die schnell wächst und dann verwelkt. Doch Tausende werden sich hier der Kirche anschließen. Die Mission wird geteilt werden und wird zu den stärksten Missionen in der Kirche gehören. Die Kirche wird hier nie mehr so klein sein wie jetzt.“ (In Melvin R. Ballard, Melvin J. Ballard: Crusader for Righteousness, 1966, Seite 84.)

Jeder, der mit dem Wachstum der Kirche in Südamerika vertraut ist, weiß, dass diese Prophezeiung sich erfüllt hat. Heute gibt es allein in Brasilien über eine Million Mitglieder.

In den vier Jahrzehnten von 1930 bis 1970 wurden über 106 000 Missionare in alle Welt berufen. Die Gesamtzahl der Mitglieder vervierfachte sich auf über 2 800 000. Über eine Million neue Mitglieder kam allein während der vergangenen Sechzigerjahre hinzu. 1970 gab es Missionare in 43 Ländern und neun Territorien. Im Laufe dieser vierzig Jahre wurde die Missionsarbeit in den südamerikanischen Ländern Chile, Brasilien, Uruguay, Paraguay, Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela aufgenommen. In Mittelamerika öffneten die Diener des Herrn der Missionsarbeit in Panama, Costa Rica, Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua die Tür. Erneute Anstrengungen in Asien trugen Früchte in Korea, Taiwan, Singapur und auf den Philippinen.

All dies war nicht leicht. Schwierigkeiten, Hindernisse und Verfolgung begleiteten jeden Versuch, „die Wahrheit Gottes“ in jeden Kontinent und jedes Land zu tragen, damit sie „in jedem Ohr“ erklingen konnte. Dennoch gingen wir im Glauben voran, wir stellten uns den Herausforderungen und überwanden die Hindernisse.

Präsident Spencer W. Kimball forderte die Mitglieder der Kirche auf, in ihrem Bemühen, das Evangelium zu verbreiten und seine Wahrheiten bekannt zu machen, größere Schritte zu machen. Er forderte jeden Pfahl auf der Welt auf, mehr Missionare auszusenden, und unter seiner Führung nutzte die Kirche auch die Medien, um hunderten Millionen Menschen auf der ganzen Welt unsere Botschaft nahezubringen.

In seiner zwölfjährigen Amtszeit als Präsident der Kirche erfüllten fast 200 000 Mitglieder eine Vollzeitmission. Die Gesamtzahl der Mitglieder weltweit verdoppelte sich nahezu, und die Anzahl der Pfähle verdreifachte sich fast. In vielen Nationen wurde die Missionsarbeit aufgenommen oder wieder aufgenommen, und das Wunder der Bekehrung vollzog sich in vielen Ländern trotz aller feindseligen Versuche, das Werk des Herrn zu behindern oder die Arbeiter des Herrn zu entmutigen.

Ein wenig mehr als zwei Jahrzehnte sind vergangen, seit Präsident Kimballs Wirken auf Erden zu Ende gegangen ist. In diesem Zeitraum haben wir einen noch nie da gewesenen Bekanntheitsgrad unter den Religionen erreicht. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass wir auch noch nie da gewesene ideologische Angriffe auf unser Volk, unsere Geschichte und unsere Lehre durch die Medien erlebt haben.

Und doch wächst die Kirche weiter. Die Mitgliederzahl hat sich wieder mehr als verdoppelt – von 5,9 Millionen im Jahr 1985 auf über 13 Millionen heute. Und letztes Jahr wurde der millionste Missionar in dieser Evangeliumszeit berufen.

Meine Brüder und Schwestern, dieser kurze Rückblick auf Joseph Smiths prophetische Vision von der Bestimmung dieser Kirche und ihre buchstäbliche Erfüllung im Laufe der Jahrzehnte dient dem Zweck, uns an eine einfache Wahrheit zu erinnern:

„Die Werke und die Pläne und die Absichten Gottes lassen sich nicht vereiteln, auch lassen sie sich nicht zunichtemachen.

Denn Gott wandelt nicht auf krummen Pfaden, … auch weicht er nicht von dem ab, was er gesprochen hat; darum sind seine Pfade gerade, und seine Bahn ist eine ewige Runde.

Denkt daran, … dass es nicht das Werk Gottes ist, das vereitelt wird, sondern das Werk der Menschen.“ (LuB 3:1-3.)

Gott hat durch seinen Propheten gesprochen und der Welt verkündet, dass „das Banner der Wahrheit“ aufgerichtet ist und „keine unheilige Hand … den Fortschritt dieses Werks aufhalten“ kann. Das ist wahr, unleugbar und unbestreitbar. Wir haben es selbst gesehen, Jahrzehnt um Jahrzehnt, von der Zeit des Propheten Joseph Smith bis zur Zeit von Präsident Thomas S. Monson. Verfolgung hat gewütet. Verleumdung und Lügen und falsche Darstellungen haben sich gegen uns gerichtet. Aber in jedem Jahrzehnt seit der Zeit der Wiederherstellung ist die Wahrheit Gottes „unerschrocken, erhaben und unbeirrbar“ vorwärtsgeschritten. Die kleine Kirche, die 1830 mit nur einer Handvoll Mitglieder ihren Anfang nahm, ist nun angewachsen auf über 13 Millionen Heilige der Letzten Tage in vielen Ländern der Welt, und wir sind auf dem besten Weg, jeden Kontinent zu durchdringen, jeden Breitengrad zu erreichen, jedes Land zu überziehen und die Wahrheit in jedem Ohr erklingen zu lassen.

Dies ist Gottes Werk, und Gottes Werk wird nicht vereitelt werden. Aber es gibt immer noch viel zu tun, ehe der erhabene Jehova verkünden kann, dass das Werk getan ist. Wir preisen und ehren die glaubenstreuen Heiligen, die uns zu diesem Bekanntheitsgrad geführt haben, aber wir können es uns nicht leisten, Brüder und Schwestern, uns bequem und zufrieden zurückzulehnen.

Wir alle werden gebraucht, um das Werk zu vollenden, das von den Pionieren vor über 175 Jahren begonnen und in den darauffolgenden Jahrzehnten von glaubenstreuen Heiligen aus jeder Generation fortgeführt wurde. Wir müssen glauben, wie sie geglaubt haben. Wir müssen arbeiten, wie sie gearbeitet haben. Wir müssen dienen, wie sie gedient haben. Und wir müssen Hindernisse überwinden, wie sie sie überwunden haben.

Natürlich stehen wir heute vor anderen Herausforderungen – aber sie sind nicht weniger schwierig. Statt mit wütenden Horden sind wir mit jenen konfrontiert, die ständig versuchen, uns zu verleumden. Anstatt extremer Kälte und Entbehrungen ausgesetzt zu sein, sind wir konfrontiert mit Alkohol- und Drogenmissbrauch, Pornografie, allerart Schmutz, Unmoral, Gier, Unehrlichkeit und geistiger Apathie. Zwar werden keine Familien mehr entwurzelt und aus ihren Häusern gejagt, aber wir erleben, wie die Institution Familie, einschließlich der göttlichen Institution Ehe, angegriffen wird, weil Einzelne und ganze Gruppen die herausragende, göttliche Rolle der Familie in der Gesellschaft wegdefinieren wollen.

Das soll nicht heißen, dass die Herausforderungen unserer Tage schwerwiegender sind als die Herausforderungen derer, die uns vorausgegangen sind. Sie sind nur anders. Der Herr bittet uns nicht, einen Handkarren zu beladen; er bittet uns, unseren Glauben zu festigen. Er bittet uns nicht, zu Fuß einen Kontinent zu überqueren; er bittet uns, die Straße zu überqueren, um unseren Nachbarn zu besuchen. Er bittet uns nicht, all unseren weltlichen Besitz aufzugeben, um einen Tempel zu bauen; er bittet uns, trotz der Zwänge des heutigen Lebens von unseren Mitteln und unserer Zeit zu geben, um weiterhin Tempel zu bauen und dann die Tempel, die schon gebaut wurden, regelmäßig zu besuchen. Er bittet uns nicht, als Märtyrer zu sterben; er bittet uns, als Jünger zu leben.

Wir leben in einer herrlichen Zeit, Brüder und Schwestern, und es liegt an uns, an die traditionell große Opferbereitschaft anzuschließen, die vergangene Generationen von Heiligen der Letzten Tage ausgezeichnet hat. Jetzt ist nicht die Zeit für geistiges Zaudern. Wir können es uns nicht leisten, nur oberflächlich rechtschaffen zu sein. Unser Zeugnis muss tief reichen, unsere geistigen Wurzeln müssen fest im Fels der Offenbarung verankert sein. Und wir müssen das Werk weiter voranbringen, als Volk, das Bündnisse geschlossen und sich geweiht hat, mit jedem Schritt im Glauben, „bis die Pläne Gottes verwirklicht sind und der erhabene Jehova sagt: Das Werk ist getan“. Dass dies auf uns so zutreffen möge, erbitte ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.