2010–2019
Empfange den Heiligen Geist
Oktober 2010


2:3

Empfange den Heiligen Geist

Diese vier Wörter – „empfange den Heiligen Geist“ – sind keine passive Äußerung, sondern eine Aufforderung durch das Priestertum – eine mit Vollmacht ausgesprochene Ermahnung, zu handeln und nicht auf sich einwirken zu lassen.

Im Mittelpunkt meiner Botschaft steht, wie wichtig es ist, dass wir im täglichen Leben danach streben, den Heiligen Geist tatsächlich zu empfangen. Ich bete und bitte darum, dass jeder von uns vom Geist des Herrn angeleitet und erbaut werden möge.

Die Gabe des Heiligen Geistes

Im Dezember 1839 waren Joseph Smith und Elias Higbee in Washington D.C., um Wiedergutmachung für das Unrecht zu fordern, das den Heiligen in Missouri zugefügt worden war. Sie schrieben an Hyrum Smith: „Der Präsident [der Vereinigten Staaten] fragte uns im Laufe unserer Unterredung, worin sich unsere Religion von den anderen Religionen unserer Zeit unterscheide. Bruder Joseph sagte, wir hätten eine andere Art der Taufe und die Gabe des Heiligen Geistes durch Händeauflegen. Alles andere sei unserer Meinung nach in der Gabe des Heiligen Geistes eingeschlossen.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, 2007, Seite 107.)

Der Heilige Geist ist das dritte Mitglied der Gottheit; er ist eine Gestalt aus Geist und gibt Zeugnis von aller Wahrheit. In den heiligen Schriften wird der Heilige Geist als der Beistand oder Tröster bezeichnet (siehe Johannes 14:16-27; Moroni 8:26), als Lehrer (siehe Johannes 14:26; LuB 50:14) und als Offenbarer (siehe 2 Nephi 32:5). Offenbarungen vom Vater und vom Sohn werden durch den Heiligen Geist übermittelt. Er ist Bote und Zeuge für den Vater und den Sohn.

Der Heilige Geist kann sich den Menschen auf Erden einerseits als Macht zeigen und andererseits als Gabe, die sie empfangen. Die Macht des Heiligen Geistes kann vor der Taufe auf einen Menschen Einfluss nehmen, als die überzeugende Bestätigung, dass Jesus Christus unser Erretter und Erlöser ist. Durch die Macht des Heiligen Geistes kann jemand, der die Kirche aufrichtig untersucht, zu der Überzeugung gelangen, dass das Evangelium Jesu Christi und das Buch Mormon wahr sind, dass die Wiederherstellung tatsächlich stattgefunden hat und Joseph Smith als Prophet berufen wurde.

Die Gabe des Heiligen Geistes wird nur nach der ordnungsgemäß und mit Vollmacht vollzogenen Taufe übertragen, und zwar durch Händeauflegen derer, die das Melchisedekische Priestertum tragen. Der Herr hat erklärt:

„Ja, kehrt um und lasst euch taufen, ein jeglicher von euch, zur Vergebung eurer Sünden; ja, lasst euch taufen, nämlich mit Wasser, und dann kommt die Taufe mit Feuer und mit dem Heiligen Geist. …

Und wer Glauben hat, den sollt ihr in meiner Kirche durch das Auflegen der Hände konfirmieren, und ich werde solchen die Gabe des Heiligen Geistes zuteilwerden lassen.“ (LuB 33:11,15.)

Der Apostel Paulus verdeutlichte den Ephesern diese Praktik, als er fragte:

„Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie antworteten ihm: Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.

Da fragte er: Mit welcher Taufe seid ihr denn getauft worden? Sie antworteten: mit der Taufe des Johannes.

Paulus sagte: Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt, sie sollten an den glauben, der nach ihm komme: an Jesus.

Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen Jesu, des Herrn, taufen.

Paulus legte ihnen die Hände auf und der Heilige Geist kam auf sie herab.“ (Apostelgeschichte 19:2-6.)

Die Taufe durch Untertauchen ist „die einführende heilige Handlung des Evangeliums; ihr muss die Taufe durch den Geist folgen, damit sie vollständig ist“ (Bible Dictionary, „Baptism“; siehe auch Schriftenführer, „Taufe“). Der Prophet Joseph Smith sagte, die Taufe sei „eine heilige Verordnung in Vorbereitung auf das Empfangen des Heiligen Geistes; sie stellt den Kanal und den Schlüssel dar, durch den der Heilige Geist gespendet wird. Die Gabe des Heiligen Geistes durch Händeauflegen kann durch keinen anderen Grundsatz empfangen werden als den Grundsatz der Rechtschaffenheit.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 105.)

Die Konfirmierung, bei der jemand als neues Mitglied der Kirche bestätigt und ihm die Gabe des Heiligen Geistes übertragen wird, ist eine schlichte heilige Handlung, jedoch von tiefer Bedeutung. Würdige Männer, die das Melchisedekische Priestertum tragen, legen dem Betreffenden die Hände auf und nennen ihn beim Namen. Er wird mit der Vollmacht des heiligen Priestertums und im Namen des Erretters als Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bestätigt, und dann folgt dieser wichtige Satz: „Empfange den Heiligen Geist.“

Wegen der Schlichtheit der heiligen Handlung übersehen wir vielleicht deren Bedeutung. Diese vier Wörter – „empfange den Heiligen Geist“ – sind keine passive Äußerung, sondern eine Aufforderung durch das Priestertum – eine mit Vollmacht ausgesprochene Ermahnung, zu handeln und nicht auf sich einwirken zu lassen (siehe 2 Nephi 2:26). Der Heilige Geist wird nicht einfach Teil unseres Lebens, nur weil uns Hände aufgelegt und diese vier wichtigen Wörter gesprochen werden. Jeder, der diese heilige Handlung empfängt, geht eine heilige, fortdauernde Verpflichtung ein, den Wunsch zu hegen, sich darum zu bemühen, danach zu trachten und so zu leben, dass er wahrhaftig den Heiligen Geist und die mit ihm verbundenen geistigen Gaben empfängt. „Denn was nützt es dem Menschen, wenn ihm eine Gabe gewährt wird, und er empfängt die Gabe nicht? Siehe, er freut sich nicht über das, was ihm gegeben wird, noch freut sich der über ihn, der die Gabe gibt.“ (LuB 88:33.)

Was tun wir also, um diese mit Vollmacht ausgesprochene Ermahnung kontinuierlich in die Tat umzusetzen, nämlich danach zu trachten, dass das dritte Mitglied der Gottheit unser Begleiter ist? Ich halte es für notwendig, dass wir 1.) uns aufrichtig wünschen, den Heiligen Geist zu empfangen, 2.) den Heiligen Geist auf die richtige Art und Weise in unser Leben bitten und 3.) Gottes Gebote treu befolgen.

Der aufrichtige Wunsch

Zunächst einmal müssen wir es uns wünschen, uns danach sehnen und danach trachten, den Heiligen Geist bei uns zu haben. Sie und ich können von den treuen Jüngern des Herrn, von denen im Buch Mormon berichtet wird, etwas Wichtiges über rechtschaffene Wünsche lernen.

„Und die Zwölf lehrten die Menge; und siehe, sie ließen die Menge auf dem Antlitz der Erde niederknien und im Namen Jesu zum Vater beten. …

Und sie beteten um das, was sie am meisten wünschten; und sie wünschten, es möge ihnen der Heilige Geist gegeben werden.“ (3 Nephi 19:6,9.)

Denken auch wir daran, ernsthaft und beständig um das zu beten, was wir uns am meisten wünschen sollten, nämlich den Heiligen Geist? Oder werden wir von den Sorgen der Welt und der Routine des Alltags abgelenkt und nehmen diese wertvollste aller Gaben als selbstverständlich hin oder vernachlässigen sie sogar? Den Heiligen Geist zu empfangen beginnt damit, dass wir den aufrichtigen, beständigen Wunsch haben, dass er unser Begleiter ist.

Die richtige Art und Weise, ihn in unser Leben zu bitten

Wir sind eher bereit, den Geist des Herrn zu empfangen und zu erkennen, wenn wir ihn auf die richtige Art und Weise in unser Leben bitten. Wir können den Heiligen Geist nicht zwingen, nötigen oder ihm etwas befehlen. Vielmehr müssen wir ihn mit der gleichen Milde und Sanftmut, mit der er uns zu beeinflussen sucht, in unser Leben bitten (siehe LuB 42:14).

Wir können den Heiligen Geist auf vielerlei Weise einladen, mit uns zu sein: indem wir Bündnisse schließen und halten, indem wir für uns allein und mit der Familie aufrichtig beten, indem wir eifrig in den heiligen Schriften forschen, indem wir gute Beziehungen in der Familie und mit Freunden festigen, indem wir uns um tugendhaftes Denken und Handeln und eine reine Wortwahl bemühen und indem wir zu Hause, im heiligen Tempel und in der Kirche Gott verehren. Umgekehrt zieht sich der Geist zurück oder verlässt uns ganz, wenn wir Bündnisse oder Verpflichtungen nicht ernst nehmen oder gar brechen, wenn wir Gebet und Schriftstudium vernachlässigen oder unser Denken und Handeln und unsere Wortwahl nicht rein halten.

König Benjamin erklärte das seinem Volk so: „Und nun sage ich euch, meine Brüder, nachdem ihr dies alles wisst und darüber belehrt worden seid, wenn ihr übertretet und dem zuwiderhandelt, was gesprochen worden ist, so entfernt ihr euch vom Geist des Herrn, sodass er keinen Platz in euch hat, um euch auf den Pfaden der Weisheit zu führen, damit ihr gesegnet seiet, es euch wohl ergehe und ihr bewahrt bleibet.“ (Mosia 2:36.)

Treuer Gehorsam

Gottes Gebote treu zu halten ist ganz entscheidend, wenn man den Heiligen Geist empfangen will. An diese Wahrheit werden wir jede Woche erinnert, wenn wir den Abendmahlsgebeten zuhören und würdig von Brot und Wasser nehmen. Wenn wir geloben, dass wir willens sind, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, immer an ihn zu denken und seine Gebote zu halten, ist uns verheißen, dass sein Geist immer mit uns sein wird (siehe LuB 20:77). Das Evangelium Jesu Christi lehrt uns also alles, was wir tun und werden sollen, und dies zu dem Zweck, dass wir den Heiligen Geist mit uns haben können.

Überlegen Sie einmal, warum wir beten und in den heiligen Schriften forschen. Ja, wir sehnen uns danach, im Gebet mit dem Vater im Himmel im Namen seines Sohnes zu sprechen. Und ja, wir wünschen uns, das Licht und die Erkenntnis zu empfangen, die in den heiligen Schriften zu finden sind. Bitte bedenken Sie aber, dass diese heiligen Gewohnheiten in erster Linie dazu führen, dass wir immer an den Vater im Himmel und seinen geliebten Sohn denken, und Voraussetzung dafür sind, dass der Heilige Geist unser ständiger Begleiter sein kann.

Überlegen Sie einmal, warum wir im Haus des Herrn und in den Versammlungen am Sonntag Gott verehren. Ja, wir dienen im Tempel unseren verstorbenen Angehörigen – und in unserer Gemeinde oder unserem Zweig dienen wir unserer Familie und unseren Freunden. Und ja, wir erfreuen uns am geselligen Umgang mit unseren rechtschaffenen Brüdern und Schwestern. Aber in erster Linie kommen wir deshalb vereint zusammen, weil wir uns nach den Segnungen des Heiligen Geistes sehnen und von ihm angeleitet werden wollen.

Gebet, Schriftstudium, Versammlungen, Gottesverehrung, Dienen und Gehorsam sind keine getrennten, voneinander unabhängigen Punkte auf einer langen Checkliste von Evangeliumsgrundsätzen. Vielmehr ist jede dieser rechtschaffenen Gewohnheiten ein wichtiges Element in dem allumfassenden geistigen Bestreben, unseren Auftrag zu erfüllen, den Heiligen Geist zu empfangen. Die Gebote Gottes, die wir halten, und der inspirierte Rat der Führer der Kirche, den wir befolgen, haben hauptsächlich zum Ziel, dass der Heilige Geist unser Begleiter sein kann. Im Grunde zielt alles, was im Evangelium gelehrt und unternommen wird, darauf ab, dass wir zu Christus kommen und im täglichen Leben den Heiligen Geist empfangen.

Sie und ich sollten danach streben, wie die jungen Krieger zu werden, von denen im Buch Mormon berichtet wird: „Sie gehorchten jedem Befehlswort und waren darauf bedacht, es mit Genauigkeit auszuführen; ja, und selbst gemäß ihrem Glauben geschah es ihnen. …

Und sie nehmen es sehr genau damit, sich Tag für Tag des Herrn, ihres Gottes, zu erinnern; ja, sie sind darauf bedacht, seine Satzungen und seine Richtersprüche und seine Gebote beständig zu halten.“ (Alma 57:21; 58:40.)

Zeugnis

Der Herr hat verkündet, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sei „die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem Antlitz der ganzen Erde“ (LuB 1:30). Diese wiederhergestellte Kirche ist wahr, weil sie die Kirche des Erlösers ist. Er ist „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14:6). Sie ist eine lebendige Kirche, wegen des Wirkens und der Gaben des Heiligen Geistes. Wie gesegnet wir doch sind, in einer Zeit zu leben, da das Priestertum auf der Erde ist und wir den Heiligen Geist empfangen können.

Mehrere Jahre nach dem Märtyrertod des Propheten Joseph Smith erschien dieser dem Präsidenten Brigham Young und gab einen zeitlosen Rat: „Sag den Menschen, sie sollen demütig und treu sein und darauf achten, dass sie den Geist des Herrn behalten, dann führt er sie recht. Achtet darauf, dass ihr euch nicht von der sanften leisen Stimme abwendet, denn sie lehrt [Sie, was Sie tun und wohin Sie gehen sollen], und sie bringt die Frucht des Reiches hervor. Sag den Brüdern, sie sollen ihr Herz bereitwillig überzeugen lassen, damit es bereit ist, den Heiligen Geist zu empfangen, wenn er zu ihnen kommt. Sie können den Geist des Herrn von allen anderen Geistern unterscheiden – er wird ihrer Seele Frieden und Freude zuflüstern; er wird Böswilligkeit, Hass, Neid, Streit und alles Böse aus ihrem Herzen nehmen, und all ihr Sehnen wird darauf gerichtet sein, Gutes zu tun, Rechtschaffenheit hervorzubringen und das Reich Gottes aufzubauen. Sag den Brüdern, wenn sie dem Geist des Herrn folgen, dann werden sie recht gehen.“ (Siehe Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 108.)

Ich bete darum, dass wir uns den Heiligen Geist aufrichtig wünschen und ihn auf die rechte Weise in unser tägliches Leben bitten. Ich bete auch darum, dass jeder von uns Gottes Gebote treu halten und den Heiligen Geist wirklich empfangen wird. Ich verheiße, dass die Segnungen, die der Prophet Joseph Smith gegenüber Brigham Young beschrieben hat, für jeden, der diese Botschaft hört oder liest, gelten und erreichbar sind.

Ich gebe Zeugnis, dass es den Vater und den Sohn wirklich gibt. Ich bezeuge, dass der Heilige Geist ein Offenbarer ist, ein Beistand, unser wichtigster Lehrer. Und ich bezeuge, dass die Segnungen und die Gaben des Heiligen Geistes in der wiederhergestellten, in der wahren und lebendigen Kirche Jesu Christi in diesen Letzten Tagen wirksam sind. Dies bezeuge ich im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.