Entscheiden Sie sich zu glauben
Der Erlöser bietet uns sein Evangelium als ein Licht an, das diejenigen führt, die sich dafür entscheiden, an ihn zu glauben und ihm zu folgen.
Im Januar dieses Jahres waren die siebenjährige Sailor Gutzler und ihre Familie in einem Privatflugzeug von Florida nach Illinois unterwegs. Sailors Vater steuerte das Flugzeug. Kurz nach Anbruch der Dunkelheit traten technische Probleme auf. In den stockfinsteren Hügeln Kentuckys stürzte das Flugzeug ab und schlug kopfüber in sehr unwegsamem Gelände auf. Alle außer Sailor kamen bei dem Absturz ums Leben. Sie hatte sich das Handgelenk gebrochen, Schnittverletzungen erlitten und sich Schrammen zugezogen. Ihre Schuhe waren verlorengegangen. Die Temperatur betrug nur 3 Grad Celsius. Es war eine kalte, regnerische Winternacht, und Sailor trug nur kurze Hosen, ein T-Shirt und eine einzelne Socke.
Sie rief nach ihrer Mutter und ihrem Vater, doch niemand antwortete. Sie sammelte all ihren Mut und machte sich mit nackten Füßen auf den Weg durch das Gelände, um Hilfe zu suchen. Sie watete durch Bäche, überquerte Gräben und kämpfte sich durch Brombeersträucher. Als sie auf einem kleinen Hügel stand, konnte sie in der Ferne, etwa anderthalb Kilometer weit weg, ein Licht erkennen. Sie stolperte weiter durch Gestrüpp und Finsternis auf das Licht zu, bis sie endlich an dem Haus eines freundlichen Mannes ankam, den sie noch nie gesehen hatte und der sich sofort um sie kümmerte. Sailor war in Sicherheit. Bald darauf wurde sie in ein Krankenhaus gebracht, wo sie wieder genesen konnte.
Sailor blieb am Leben, weil sie in der Ferne ein Licht gesehen und sich dorthin durchgekämpft hatte. Die raue Landschaft, die furchtbare Tragödie, die sie gerade durchmachte, und ihre Verletzungen konnten sie nicht aufhalten. Es ist kaum vorstellbar, wie Sailor das, was sie in dieser Nacht zuwege brachte, überhaupt bewerkstelligte. Aber wir wissen, dass das Licht, das von dem Haus in der Ferne ausging, für sie eine Aussicht auf Rettung war. Dort gab es Hoffnung. Sie fasste Mut, denn sie wusste, dass sie, wie schlimm ihre Umstände auch waren, bei diesem Licht Rettung finden würde.
Nur wenige von uns werden je so etwas Grauenvolles wie Sailor erleben. Aber jeder von uns muss irgendwann seine eigene geistige Wildnis durchqueren und seine eigene beschwerliche emotionale Reise unternehmen. Wenn wir in solch düsteren oder scheinbar hoffnungslosen Zeiten danach suchen, wird immer ein geistiges Licht auftauchen, das uns zu sich zieht und uns Hoffnung auf Rettung und Befreiung gibt. Dieses Licht geht vom Erlöser der ganzen Menschheit aus, der das Licht der Welt ist.
Geistiges Licht nehmen wir anders wahr als physisches Licht. Wir fangen an, das geistige Licht des Erlösers zu erkennen, wenn wir willens sind, zu glauben. Gott erwartet von uns zunächst nur, dass wir zumindest den Wunsch haben, zu glauben. „Wenn ihr eure Geisteskraft weckt und aufrüttelt … und zu einem kleinen Teil Glauben ausübt“, erklärt der Prophet Alma, „ja, selbst wenn ihr nicht mehr könnt, als dass ihr den Wunsch habt zu glauben, dann lasst diesen Wunsch in euch wirken, ja, bis ihr auf eine Weise glaubt, sodass ihr einem Teil [der] Worte [des Herrn] Raum geben könnt.“
Almas Aufforderung an uns, den Wunsch zu haben, zu glauben und den Worten des Herrn in unserem Herzen „Raum [zu] geben“, erinnert uns daran, dass wir eine Entscheidung treffen und in Aktion treten müssen, um Glauben zu entwickeln. Wir müssen „[unsere] Geisteskraft weck[en] und aufrüttel[n]“. Wir müssen bitten, ehe uns gegeben wird; wir müssen suchen, ehe wir finden; wir müssen klopfen, ehe uns geöffnet wird. Und dann erhalten wir diese Verheißung: „Denn ein jeder, der bittet, empfängt; und wer da sucht, der findet; und dem, der anklopft, wird aufgetan werden.“
Den nachdrücklichsten Aufruf, zu glauben, hat der Heiland selbst ausgesprochen, als er während seines Wirkens auf der Erde zu seinen ungläubigen Zuhörern sprach:
„Wenn ich nicht die Werke meines Vaters vollbringe, dann glaubt mir nicht.
Aber wenn ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken, wenn ihr mir nicht glaubt. Dann werdet ihr erkennen und einsehen, dass in mir der Vater ist und ich im Vater bin.“
Jeder von uns wird täglich geprüft. Daraus besteht die Prüfung unseres Lebens: Entscheiden wir uns, an ihn zu glauben und lassen es zu, dass das Licht seines Evangeliums in uns stärker wird, oder weigern wir uns zu glauben und setzen so unsere Reise durch die Dunkelheit stur alleine fort? Der Erlöser bietet uns sein Evangelium als ein Licht an, das diejenigen führt, die sich dafür entscheiden, an ihn zu glauben und ihm zu folgen.
Nach dem Absturz hatte Sailor die Wahl. Sie hätte sich entscheiden können, allein und verängstigt in der Dunkelheit im Flugzeug zu bleiben. Aber ihr stand eine lange Nacht bevor, und es würde nur noch kälter werden. Sie entschied sich für einen anderen Weg. Sailor kletterte auf einen Hügel und entdeckte ein Licht am Horizont.
Als sie durch die Nacht auf das Licht zuging, wurde es allmählich heller. Dennoch muss es Augenblicke gegeben haben, in denen sie es nicht sehen konnte. Vielleicht verschwand es aus ihrem Blickfeld, als sie einen Graben durchquerte oder weil es hinter Bäumen und Büschen versteckt war, doch sie lief weiter. Wenn sie das Licht dann wieder sehen konnte, hatte sie den Beweis dafür, dass sie sich auf dem richtigen Weg befand. Sie wusste noch nicht genau, was das Licht war, lief aber auf der Grundlage dessen, was sie wusste, weiter darauf zu. Sie vertraute und hoffte darauf, dass das Licht wieder auftauchen würde, wenn sie weiter in die richtige Richtung lief. Das hat ihr vielleicht das Leben gerettet.
Wir können es genau so machen. Es kann Zeiten geben, in denen wir verletzt oder müde sind und in denen uns unser Leben dunkel und kalt erscheint. Es kann Zeiten geben, in denen wir überhaupt kein Licht am Horizont sehen und in denen wir am liebsten aufgeben würden. Wenn wir bereit sind zu glauben, wenn wir den Wunsch haben zu glauben, wenn wir uns dafür entscheiden zu glauben, dann zeigen uns die Lehren und das Beispiel des Erlösers den Weg.
Entscheiden Sie sich zu glauben
So wie Sailor glauben musste, dass das Licht in der Ferne Schutz bieten würde, müssen auch wir uns entscheiden, unser Herz dafür zu öffnen, dass der Erlöser tatsächlich der wahre Gott ist – für sein ewiges Licht und seine heilende Barmherzigkeit. Schon seit jeher haben die Propheten uns aufgefordert und geradezu angefleht, an Christus zu glauben. Ihre Ermahnungen spiegeln eine grundlegende Wahrheit wider: Gott zwingt uns nicht, zu glauben. Stattdessen lädt er uns ein, zu glauben, indem er lebende Propheten und Apostel zu unserer Belehrung schickt, uns heilige Schriften an die Hand gibt und uns durch seinen Geist zu sich ruft. Wir sind es, die die Entscheidung treffen müssen, diese geistigen Einladungen anzunehmen und in uns hineinzublicken, um das geistige Licht zu erkennen, mit dem er uns ruft. Der Entschluss zu glauben ist die wichtigste Entscheidung, die wir je im Leben treffen. Er prägt all unsere anderen Entscheidungen.
Gott nötigt uns genauso wenig zu glauben, wie er uns nötigt, seine Gebote zu befolgen, obwohl er doch den vollkommenen Wunsch hat, uns zu segnen. Dennoch ist sein Aufruf an uns, an ihn zu glauben – nur zu einem kleinen Teil Glauben auszuüben und seinen Worten Raum zu geben –, immer noch gültig. Der Erlöser hat gesagt: „Ich gebe Zeugnis, dass der Vater allen Menschen überall gebietet, umzukehren und an mich zu glauben.“
Glaube, Zeugnis und Überzeugung sind keine passiven Grundsätze. Sie fliegen uns nicht einfach so zu. Glaube ist etwas, wofür wir uns entscheiden müssen. Wir hoffen auf Glauben, wir arbeiten an unserem Glauben und wir opfern für unseren Glauben. Wir werden genauso wenig zufällig irgendwann an den Erretter und sein Evangelium glauben, wie wir zufällig beten oder den Zehnten zahlen. Wir entscheiden uns aktiv dafür, zu glauben, so wie wir uns auch entscheiden, andere Gebote zu befolgen.
Setzen Sie Ihren Glauben in die Tat um
Sailor wusste am Anfang nicht, ob das, was sie tat, als sie sich durch das Gestrüpp kämpfte, wirklich gelingen würde. Sie war verletzt und wusste nicht, wo sie war; es war dunkel und kalt. Doch sie verließ den Unglücksort und wagte sich in der Hoffnung auf Rettung hinaus. Sie kroch und zwängte sich vorwärts, bis sie in der Ferne ein Licht sah. Als sie es erkannt hatte, tat sie alles, um ihm näher zu kommen, und dachte immer an das, was sie gesehen hatte.
Genauso müssen auch wir der Hoffnung Raum geben, dass wir geistiges Licht finden werden, indem wir uns lieber für den Glauben entscheiden als für den Zweifel. Unsere Taten zeigen unseren Glauben und legen die Basis für sein Wachstum. Wir entscheiden uns zu glauben, wenn wir beten und in den heiligen Schriften lesen. Wir entscheiden uns zu glauben, wenn wir fasten, wenn wir den Sabbat heilighalten und wenn wir in den Tempel gehen. Wir entscheiden uns zu glauben, wenn wir uns taufen lassen und vom Abendmahl nehmen. Wir entscheiden uns zu glauben, wenn wir umkehren und nach Gottes Vergebung und heilender Liebe trachten.
Geben Sie niemals auf
Manchmal kommt es uns so vor, als würde geistiger Fortschritt nur sehr langsam oder mit Unterbrechungen vor sich gehen. Manchmal haben wir das Gefühl, wir hätten den Boden unter den Füßen verloren oder Fehler gemacht oder dass unsere größten Bemühungen, den Heiland zu finden, vergebens seien. Wenn Sie sich so fühlen, geben Sie bitte nicht auf – niemals. Hören Sie nicht auf, an ihn, an sein Evangelium und an seine Kirche zu glauben. Bringen Sie Ihre Taten mit diesem Glauben in Einklang. Wenn es dann Zeiten gibt, in denen das Licht Ihres Glaubens nicht mehr so hell scheint, lassen Sie es zu, dass Ihre Hoffnung auf die Liebe und Barmherzigkeit des Erlösers, die Sie in seinem Evangelium und seiner Kirche finden, Ihre Zweifel besiegen. Ich verheiße Ihnen, dass er mit offenen Armen auf Sie wartet. Mit der Zeit werden Sie erkennen, dass Sie die beste Entscheidung getroffen haben, die Sie nur treffen konnten. Ihr mutiger Entschluss, an den Herrn zu glauben, wird ein unermesslicher, unaufhörlicher Segen für Sie sein.
Die Segnungen des Glaubens
Ich habe die barmherzige Liebe des Heilands selbst erlebt. Ich habe in meinen dunkelsten Stunden nach ihm gesucht, und er ist mir mit seinem heilenden Licht entgegengekommen. Ganz besonders viel Freude bereitet es mir, mit meiner Frau Kathy auf Reisen zu sein und Mitglieder der Kirche an vielen Orten rund um die Erde zu besuchen. Bei diesen wunderbaren Begegnungen haben wir beide gelernt, wie sehr Gott seine Kinder liebt. Ich habe erkannt, dass diejenigen, die sich dafür entscheiden, den Lehren des Herrn Jesus Christus zu folgen, unendlich großes Glück finden können. Ich habe erkannt, dass der Glaube an ihn und seine erlösende Macht der wahre Weg ist, der zu „Frieden in dieser Welt und ewige[m] Leben in der künftigen Welt“ führt.
Ich gebe Zeugnis, dass Jesus Christus für uns alle die Quelle des Lichts und der Hoffnung ist. Ich bete, dass wir uns alle dafür entscheiden mögen, an ihn zu glauben. Im Namen Jesu Christi. Amen.