Verfechterinnen der Proklamation zur Familie
Wir wollen mithelfen, das Reich Gottes aufzubauen, und unerschrockene Verfechterinnen der Ehe, der Elternschaft und des Zuhauses sein.
Ich freue mich sehr, Teil dieser wunderbaren Zusammenkunft von Mädchen und Frauen zu sein. Es ist wahrlich ein Segen, heute Abend als Gemeinschaft von Frauen in Einigkeit und Liebe verbunden zu sein.
Vor kurzem habe ich die Lebensgeschichte von Marie Madeline Cardon gelesen. Sie und ihre Familie empfingen die Botschaft des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi von den ersten Missionaren, die 1850 nach Italien berufen wurden. Sie war 17 oder 18 Jahre alt, als sich die Familie taufen ließ. Eines Sonntags, als die Familie in ihrem Haus in den norditalienischen Alpen einen Gottesdienst abhielt, versammelte sich vor dem Haus eine aufgebrachte Menge, darunter einige Priester aus der Gegend. Sie schrien und forderten, man solle die Missionare nach draußen bringen. Ich glaube kaum, dass sie sich für das Evangelium interessierten. Vielmehr wollten sie den Missionaren etwas antun. Es war die junge Marie, die hinaustrat und sich dem Mob stellte.
Dieser setzte sein feindseliges Gebrüll fort und verlangte weiterhin nach den Missionaren. Marie hielt ihre Bibel hoch und befahl dem Mob zu verschwinden. Sie erklärte, die Missionare stünden unter ihrem Schutz und ihnen dürfe kein Haar gekrümmt werden. Hören Sie ihre eigenen Worte: „Sie standen fassungslos da. … Gott war mit mir. Er hatte mir diese Worte in den Mund gelegt, sonst hätte ich sie nicht aussprechen können. Augenblicklich herrschte Stille. Diese starke und grimmige Gruppe Männer stand hilflos vor einem schwachen, zitternden, aber furchtlosen Mädchen.“ Die Priester forderten den Mob auf, zu gehen, woraufhin alle beschämt, ängstlich und reumütig davonschlichen. Die kleine Herde beendete ihre Versammlung in Frieden.
Könnt ihr euch diese tapfere junge Frau vorstellen, die so alt war wie viele von euch, wie sie sich dem Mob entgegenstellte und ihren neu gefundenen Glauben mutig und überzeugt verteidigte?
Schwestern, kaum eine von uns wird jemals einem wütenden Mob entgegentreten müssen, doch tobt auf dieser Welt ein Krieg, in dem unsere kostbaren, grundlegenden Lehren angegriffen werden. Damit meine ich insbesondere die Lehre von der Familie. Die Heiligkeit und der wesentliche Zweck der Familie werden in Frage gestellt, kritisiert und von allen Seiten angegriffen.
Als Präsident Gordon B. Hinckley vor 20 Jahren zum ersten Mal die Proklamation an die Welt zum Thema Familie verlas, wussten wir die klare und einfache Wahrheit dieses von Offenbarung inspirierten Dokuments dankbar zu schätzen. Wir ahnten damals nicht, wie dringend wir diese grundlegenden Erklärungen heutzutage als Bezugspunkt brauchen würden, um all die neu auftauchenden Dogmen zu bewerten, die über die Medien, das Internet, Wissenschaftler, Film und Fernsehen, ja, sogar durch den Gesetzgeber an uns herangetragen werden. Die Proklamation zur Familie ist zum Maßstab geworden, an dem die Anschauungen der Welt gemessen werden, und ich bezeuge, dass die in dieser Erklärung niedergelegten Grundsätze heute ebenso wahr sind wie vor fast 20 Jahren, als sie uns von einem Propheten Gottes gegeben wurden.
Darf ich auf etwas Offensichtliches hinweisen? Selten verläuft das Leben genau nach Plan. Wir sind uns dessen bewusst, dass nicht alle Frauen das erleben, was die Proklamation beschreibt. Dennoch ist es wichtig, das vom Herrn gegebene Muster zu verstehen und zu lehren und danach zu streben, es so gut wie möglich zu verwirklichen.
Jede von uns hat ihre Rolle in dem Plan, und jede von uns ist in den Augen des Herrn gleich wertvoll. Wir dürfen nicht vergessen, dass der liebevolle Vater im Himmel unsere gerechten Wünsche kennt und seine Verheißung erfüllen wird, dass denen, die sich treu an ihre Bündnisse halten, nichts vorenthalten bleibt. Der Vater im Himmel hat für jeden von uns eine Mission und einen Plan, aber er hat auch seinen eigenen Zeitplan. Zu den schwierigsten Herausforderungen dieses Lebens gehört, auf den Zeitplan des Herrn zu vertrauen. Es ist gut, einen Alternativplan im Hinterkopf zu haben. Das hilft uns, eine Frau zu sein, die ihre Bündnisse hält, mildtätig und rechtschaffen ist und das Gottesreich aufbaut, wie das Leben auch verlaufen mag. Wir müssen unseren Töchtern beibringen, sich am Ideal zu orientieren, aber auf Unerwartetes vorbereitet zu sein.
In diesem Jahr des 20. Jubiläums der Proklamation zur Familie möchte ich alle Frauen der Kirche dazu aufrufen, Verfechterinnen dieser Proklamation zu sein. So wie Marie Madeline Cardon die Missionare und ihren neu gefundenen Glauben mutig verteidigte, müssen auch wir die vom Herrn offenbarten Lehren zur Ehe, zur Familie, zu den von Gott bestimmten Aufgaben von Mann und Frau und zur Bedeutung des Zuhauses als heiliger Ort unerschrocken verteidigen – selbst wenn uns die Welt entgegenschreit, diese Grundsätze seien überholt, schränkten uns ein oder seien nicht mehr von Belang. Jeder, ganz unabhängig vom Familienstand oder von der Anzahl der Kinder, kann den Plan des Herrn verteidigen, der in der Proklamation zur Familie dargelegt ist. Wenn es der Plan des Herrn ist, sollte es auch unser Plan sein!
Drei Grundsätze in der Proklamation brauchen meiner Meinung nach besonders dringend ein paar standfeste Verteidiger. Der erste Grundsatz ist die Ehe zwischen Mann und Frau. In den heiligen Schriften heißt es: „Doch im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Mann noch den Mann ohne die Frau.“ Um die Fülle der Segnungen des Priestertums zu empfangen, müssen ein Mann und eine Frau im Haus des Herrn gesiegelt sein, in Rechtschaffenheit zusammenarbeiten und ihren Bündnissen treu bleiben. Das ist der Plan des Herrn für seine Kinder, und keine öffentliche Diskussion oder Kritik, wie groß sie auch sein mag, wird das ändern, was der Herr verkündet hat. Wir müssen weiterhin die rechtschaffene Ehe vorleben, diese Segnung anstreben und Glauben üben, wenn sie auf sich warten lässt. Mögen wir Verfechterinnen der Ehe sein, wie der Herr sie verordnet hat, zugleich aber allen, die anderer Ansicht sind, liebevoll und einfühlsam begegnen.
Der nächste Grundsatz, der unsere Stimme braucht, ist die Aufwertung der gottgegebenen Rolle der Mutter und des Vaters. Wir halten unsere Kinder eifrig dazu an, sich hohe Ziele zu setzen. Unsere Töchter sollen unbedingt wissen, dass sie das Potenzial besitzen, alles zu erreichen und zu sein, was sie sich vorstellen können. Wir hoffen, dass sie gerne lernen, gebildet und talentiert sind und vielleicht sogar die nächste Marie Curie oder Eliza R. Snow werden.
Bringen wir unseren Söhnen und Töchtern auch bei, dass es keine größere Ehre, keinen höheren Titel und keine wichtigere Aufgabe gibt als Mutter oder Vater zu sein? Ich hoffe doch, dass wir unsere Kinder dazu ermutigen, in diesem Leben nach dem Allerbesten zu streben, ihnen zugleich aber auch beibringen, die Aufgaben von Mutter und Vater in Gottes Plan zu ehren und zu preisen.
Unsere jüngste Tochter, Abby, erkannte eine einmalige Gelegenheit, sich für die Rolle der Mutter einzusetzen. In einem Elternbrief wurde angekündigt, dass an der Schule ihrer Kinder ein Berufsinformationstag stattfinden sollte. Es wurde angefragt, wer von den Eltern bereit sei, an diesem Tag den Schülern seinen Beruf vorzustellen. Abby hatte das Gefühl, sie solle sich anmelden und von den Aufgaben einer Mutter erzählen. Als sie von der Schule keine Antwort erhielt und der Berufsinformationstag näher rückte, rief sie bei der Schule an, weil sie meinte, ihre Anmeldung sei verlorengegangen. Die Organisatoren fragten herum, und zwei Lehrer erklärten sich damit einverstanden, dass Abby gegen Ende des Informationstages in ihrer Klasse ihre Präsentation vorführte.
Auf sehr unterhaltsame Weise informierte Abby die Kinder unter anderem darüber, dass man sich als Mutter auf vielerlei Gebieten zumindest ein wenig auskennen muss: Medizin, Psychologie, Religion, Unterrichten, Musik, Literatur, Kunst, Finanzen, Dekoration, Frisieren, Fahren, Sport, Kochkunst und vieles mehr. Die Kinder waren beeindruckt. Zum Abschluss sollten die Kinder an ihre Mutter denken und ihr ein paar Zeilen schreiben, um ihr für all das Liebe zu danken, was sie Tag für Tag für sie tut. Abby hatte den Eindruck, dass die Kinder ihre Mutter danach mit ganz anderen Augen sahen und erkannten, dass es eine bedeutende Aufgabe ist, Mutter oder Vater zu sein. Dieses Jahr meldete sie sich wieder zum Berufsinformationstag an und wurde eingeladen, zu sechs Klassen zu sprechen.
Abby spricht so über die Erfahrung, die sie gemacht hat: „In unserer Welt kann ein Kind doch leicht den Eindruck gewinnen, Vater oder Mutter zu sein sei eine zweitrangige Aufgabe oder manchmal sogar eine lästige Notwendigkeit. Die Kinder sollen spüren können, dass sie bei ihren Eltern auf der Prioritätenliste ganz oben stehen, und wenn ich ihnen sage, wie viel es mir bedeutet, Mutter zu sein, erkennen sie vielleicht, was ihre Eltern alles für sie tun und weshalb.“
Unser geliebter Prophet, Präsident Thomas S. Monson, ist ein wunderbares Vorbild darin, die Frauen und die Mutterschaft zu ehren, insbesondere auch seine eigene Mutter. Im Hinblick auf unsere irdischen Mütter hat er einmal gesagt: „Möge ein jeder von uns dies im Herzen bewahren: Man kann nicht seine Mutter vergessen und an Gott denken. Man kann nicht an seine Mutter denken und Gott vergessen. Warum? Weil diese beiden heiligen Wesen, Gott und die [irdische] Mutter, Schöpfungspartner und eins sind – in der Liebe, in der Opferbereitschaft, im Dienen.“
Der letzte Grundsatz, den wir standhaft verteidigen müssen, ist die Heiligkeit des Zuhauses. Es gibt einen Begriff, der zuweilen mit Spott bedacht wird. Diesen Begriff müssen wir aufwerten. Es geht um den Begriff Hausfrau. Wir alle – Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder, alleinstehend oder verheiratet – können dazu beitragen, aus einem Haus ein Zuhause zu machen. Wir sollen unser Zuhause zu einer Stätte der Ordnung, der Zuflucht, der Heiligkeit und der Geborgenheit machen. Unser Zuhause soll ein Ort sein, wo der Geist des Herrn in reichem Maße zu spüren ist, wo man die heiligen Schriften und das Evangelium studiert und lehrt und wo man danach lebt. Wie anders die Welt doch aussähe, wenn alle Menschen es sich zur Aufgabe machten, ein rechtschaffenes Zuhause zu schaffen. Wir wollen das Zuhause als einen Ort verteidigen, der an Heiligkeit allein vom Tempel übertroffen wird.
Schwestern, ich bin dankbar dafür, eine Frau zu sein und in diesen Letzten Tagen zu leben. Wir haben Gelegenheiten und Möglichkeiten, die keine andere Generation von Frauen auf der Welt je hatte. Wir wollen mithelfen, das Reich Gottes aufzubauen, und unerschrockene Verfechterinnen der Ehe, der Elternschaft und des Zuhauses sein. Der Herr braucht uns als mutige, standhafte und unverrückbare Kämpferinnen, die seinen Plan verteidigen und seine wahren Grundsätze an die kommenden Generationen weitergeben.
Ich gebe Zeugnis, dass der Vater im Himmel lebt und jeden von uns liebt. Sein Sohn Jesus Christus ist unser Erretter und Erlöser. Das bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.