2010–2019
Erhebt euch mit Macht, Schwestern in Zion!
Oktober 2016


12:40

Erhebt euch mit Macht, Schwestern in Zion!

Um bekehrte, bündnistreue Frauen zu sein, müssen wir uns intensiv mit den grundlegenden Lehren des Evangeliums befassen und ein unerschütterliches Zeugnis von deren Wahrheit haben.

Welche Freude ist es doch, hier im Konferenzzentrum mit den Mädchen, Jungen Damen und Frauen der Kirche versammelt zu sein. Wir denken auch an die tausenden Gruppen von Schwestern in aller Welt, die diese Veranstaltung mitverfolgen, und ich bin dankbar für diesen Anlass und die Mittel, dank derer wir heute Abend in Einigkeit und mit den gleichen Zielen zusammenkommen können.

Im Oktober 2006 hielt Präsident Gordon B. Hinckley eine Ansprache mit dem Titel: „Erhebt euch, Männer des Herrn!“. Sie war nach einem Lied benannt, das 1911 komponiert worden war. Als ich darüber gebetet habe, was ich Ihnen heute sagen soll, ist mir diese Ansprache durch den Kopf gegangen.

Schwestern, wir leben in schweren Zeiten. Die Zustände unserer Zeit sollten uns jedoch nicht überraschen. Sie sind schon seit Jahrtausenden als Warnung und Mahnung vorausgesagt worden, damit wir uns darauf vorbereiten können. In Mormon 8 werden die Zustände der heutigen Zeit auf erschreckend zutreffende Weise beschrieben. In diesem Kapitel erklärt Moroni, er habe unsere Zeit gesehen – Kriege und Kriegsgerüchte, große Verunreinigungen, Mord, Raub und Leute, die uns weismachen wollen, in Gottes Augen gäbe es weder Richtig noch Falsch. Moroni beschreibt Leute, die voller Stolz sind, auf teure Kleidung bedacht sind und sich über Religion lustig machen. Ihm werden Menschen gezeigt, die derart auf Weltliches versessen sind, dass sie „die Bedürftigen und die Nackten und die Kranken und die Bedrängten an [sich] vorbeigehen“ lassen und sie nicht beachten.

Moroni stellt uns, die wir zu dieser Zeit leben, eine prüfende Frage, nämlich: „Warum schämt ihr euch, den Namen Christi auf euch zu nehmen?“ Diese Vorhaltung beschreibt äußerst treffend den Zustand unserer Welt, die ja immer weltlicher eingestellt wird.

Aus Joseph Smith – Matthäus geht hervor, dass sich in den Letzten Tagen sogar die „Auserwählten gemäß dem Bund“ täuschen lassen werden. Zum Bundesvolk gehören auch die Mädchen, Jungen Damen und Frauen der Kirche, die sich taufen lassen und Bündnisse mit dem Vater im Himmel schließen. Also selbst wir laufen Gefahr, uns durch falsche Lehren täuschen zu lassen.

Schwestern, ich glaube nicht, dass sich die Zustände in Zukunft bessern werden. Die aktuellen Tendenzen lassen darauf schließen, dass noch weitere Stürme kommen, für die wir bereit sein müssen. Es wäre leicht, vor Verzweiflung die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Doch als Bundesvolk brauchen wir nie den Mut zu verlieren. Elder Gary E. Stevenson hat gesagt: „Der Vater im Himmel [entschädigt] uns zum Ausgleich dafür, dass wir in schweren Zeiten leben, großzügig dadurch …, dass wir gleichzeitig auch in der Fülle der Zeiten leben.“ Diese Worte spenden mir Trost.

Präsident Russell M. Nelson hat uns vor einem Jahr erklärt: „Die Angriffe gegen die Kirche, ihre Lehre und unsere Lebensweise werden zunehmen. Aus diesem Grund brauchen wir Frauen, die ein felsenfestes Verständnis von der Lehre Christi haben und dieses nutzen, um eine Generation zu unterrichten und mit großzuziehen, die der Sünde widersteht. Wir brauchen Frauen, die Täuschung in all ihren Formen zu erkennen vermögen. Wir brauchen Frauen, die wissen, wie sie auf die Macht zugreifen können, die Gott denjenigen bereitstellt, die ihre Bündnisse halten und ihre Glaubensansichten voll Selbstvertrauen und Nächstenliebe ausdrücken. Wir brauchen Frauen, die den Mut und den Weitblick unserer Mutter Eva haben.“

Daraus ziehe ich den tröstlichen Schluss, dass wir trotz der heutigen Zustände viel Grund zur Freude und zum Optimismus haben. Ich glaube von ganzem Herzen, dass wir Schwestern von Natur aus über genug Kraft und Glauben verfügen, um uns den Herausforderungen der Letzten Tage stellen zu können. Schwester Sheri Dew hat geschrieben: „Ich glaube, sobald wir den Einfluss bekehrter, bündnistreuer Frauen zur Gänze zur Geltung bringen können, ändert sich das Gottesreich über Nacht.“

Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen, wenn wir uns bekehren und unsere Bündnisse halten wollen. Um das zu erreichen, müssen wir Mädchen und Frauen sein, die sich intensiv mit den grundlegenden Lehren des Evangeliums befassen und ein unerschütterliches Zeugnis von deren Wahrheit haben. Die folgenden drei Bereiche sind meiner Meinung nach die Basis für ein starkes Zeugnis. Sie müssen wir unbedingt verstehen.

Erstens müssen wir anerkennen, dass Gott, der ewige Vater, und sein Sohn Jesus Christus im Mittelpunkt unseres Glaubens und unserer Errettung stehen. Jesus Christus ist unser Erretter und Erlöser. Wir müssen uns mit seinem Sühnopfer befassen, es verstehen und wissen, wie man jeden Tag darauf zurückgreift. Die Umkehr ist eine der größten Segnungen und hilft uns, auf dem rechten Weg zu bleiben. Jesus Christus muss unser wichtigstes Vorbild sein und unser Beispiel dafür, wer wir werden sollen. Wir müssen mit unserer Familie und im Unterricht fortwährend über den großen Erlösungsplan des Vaters sprechen, zu dem auch die Lehre von Christus gehört.

Zweitens müssen wir verstehen, dass die Lehre, die Organisation und die Schlüssel der Vollmacht in diesen Letzten Tagen wiederhergestellt werden mussten. Wir müssen ein Zeugnis davon haben, dass der Prophet Joseph Smith von Gott erwählt und vom Herrn dazu bestimmt worden ist, diese Wiederherstellung herbeizuführen. Wir müssen erkennen, dass er die Frauen in der Kirche so organisiert hat, wie es der Organisation entspricht, die in der Kirche Christi vor alters bestanden hat.

Drittens müssen wir uns mit den Verordnungen und Bündnissen des Tempels befassen und diese verstehen. Der Tempel spielt in unseren heiligsten Glaubensansichten eine zentrale Rolle. Der Herr möchte, dass wir in den Tempel gehen, über die Lehren nachdenken, uns eingehend mit ihnen befassen, sie auf uns beziehen und sie anwenden. Wir erkennen dann, dass durch die Tempelverordnungen die Macht des Göttlichen in unserem Leben kundgetan wird und dass wir durch sie mit Gottes Macht ausgerüstet werden können. Sein Name wird auf uns sein, seine Herrlichkeit wird rings um uns sein und seine Engel werden Verantwortung über uns haben. Ich frage mich, ob wir von der Macht dieser Verheißungen umfassend Gebrauch machen.

Schwestern, selbst die Allerjüngsten hier können sich voll Glauben erheben und beim Aufbau des Reiches Gottes eine wichtige Rolle spielen. Kinder fangen an, ein Zeugnis zu entwickeln, wenn sie in den heiligen Schriften lesen oder sie sich vorlesen lassen, jeden Tag beten und bewusst vom Abendmahl nehmen. Alle Kinder und Jungen Damen können den Familienabend fördern und aktiv daran teilnehmen. Ihr könnt euch als Erste hinknien, wenn eure Familie zum Gebet zusammenkommt. Selbst wenn die Zustände bei euch zu Hause nicht ideal sind, kann euer Beispiel Familie und Freunde beeinflussen und ihnen zeigen, wie man treu das Evangelium lebt.

Die Jungen Damen in der Kirche müssen sich als wichtige Mitwirkende im Erlösungswerk, das vom Priestertum geleitet wird, und nicht bloß als anfeuernde Zuschauer sehen. Ihr habt Berufungen und werdet von denjenigen, die Priestertumsschlüssel tragen, eingesetzt, sodass ihr mit Macht und Vollmacht als Führerinnen in diesem Werk arbeiten könnt. Wenn ihr eure Berufung in einer Klassenpräsidentschaft groß macht und euch geistig vorbereitet, euch miteinander beratet, den Mädchen in eurer Klasse dient und einander im Evangelium unterrichtet, nehmt ihr euren Platz in diesem Werk ein, und ihr und die anderen Mädchen werden gesegnet.

Allen Frauen muss bewusst sein, dass sie im Werk des Priestertums eine wesentliche Rolle spielen. Die Frauen in dieser Kirche sind Leiterinnen, Ratgeberinnen, Lehrerinnen, Ratsmitglieder, Schwestern und Mütter. Das Reich Gottes kann nur funktionieren, wenn wir uns erheben und voll Glauben unsere Pflichten wahrnehmen. Manchmal brauchen wir einfach einen größeren Blickwinkel auf das, was werden kann.

Schwester Maldonado mit Schwester Oscarson

Vor kurzem traf ich eine Schwester in Mexiko, die verstanden hat, was es heißt, ihre Berufung voll Glauben groß zu machen. Marffissa Maldonado wurde vor drei Jahren als Sonntagsschullehrerin für die Jugendlichen berufen. Anfangs hatte sie sieben Schüler in ihrer Klasse, doch jetzt sind es zwanzig, die regelmäßig kommen. Ich fragte sie erstaunt, was sie getan habe, um die Teilnehmerzahl derart zu erhöhen. Sie antwortete bescheiden: „Ach, das liegt nicht nur an mir. Alle Schüler in der Klasse haben mitgeholfen.“ Gemeinsam waren sie die Namen der weniger aktiven Mitglieder auf der Klassenliste durchgegangen und hatten sie gemeinsam besucht und wieder zur Kirche eingeladen. Durch ihre Bemühungen war sogar eine Taufe zustande gekommen.

Sonntagsschulklasse in Mexiko

Schwester Maldonado hat in einem sozialen Netzwerk speziell für ihre Schüler eine Seite mit dem Namen „Ich bin ein Kind von Gott“ eingerichtet. Dort postet sie mehrmals in der Woche inspirierende Gedanken und Schriftstellen. Sie schickt ihren Schülern regelmäßig SMS-Nachrichten mit Aufträgen und ermunternden Worten. Sie findet es wichtig, mit ihnen auf die Weise zu kommunizieren, die sie am ehesten anspricht, und es funktioniert. Sie sagte mir ganz schlicht: „Ich habe meine Schüler lieb.“ Ich spürte diese Liebe, als sie mir von den Bemühungen ihrer Schüler berichtete, und ihr Beispiel machte mir bewusst, was ein Einzelner mit der Hilfe des Herrn in diesem Werk bewirken kann, wenn er nur Glauben hat und die Ärmel hochkrempelt.

Unsere Jugendlichen werden tagtäglich mit schwierigen Fragen konfrontiert, und viele von uns haben liebe Angehörige, die auf ihre Fragen noch keine Antwort gefunden haben. Das Gute ist aber, dass es auf die Fragen, die gestellt werden, durchaus Antworten gibt. Hören Sie auf die jüngsten Botschaften unserer Führer. Wir werden dringend darum gebeten, uns mit dem vom Vater im Himmel aufgestellten Plan des Glücklichseins zu befassen und ihn zu verstehen. Man hat uns die Grundsätze aus der Proklamation zur Familie ins Gedächtnis gerufen. Wir sind aufgefordert, anderen diese Hilfsmittel nahezubringen und sie als Messlatte dafür zu verwenden, wie man auf dem engen und schmalen Pfad bleibt.

Vor etwa einem Jahr besuchte ich eine Mutter, die beschlossen hatte, ihre Kinder ganz bewusst gegen die vielen negativen Einflüsse zu wappnen, denen sie im Internet und in der Schule ausgesetzt sind. Sie nimmt sich jede Woche ein neues Thema vor, und zwar meistens eines, das im Internet viel debattiert wird, und bringt es auf sinnvolle Weise zur Sprache. Ihre Kinder können Fragen stellen, und sie kann dafür sorgen, dass sie einen ausgewogenen und fairen Blickwinkel auf die oft komplexen Themen bekommen. Dadurch können daheim furchtlos Fragen gestellt werden, und sinnvoller Evangeliumsunterricht findet statt.

Ich befürchte, dass heute ein Klima herrscht, in dem wir so darauf bedacht sind, anderen nicht zu nahe zu treten, dass wir manchmal ganz davon absehen, richtige Grundsätze zu vermitteln. Wir lehren unsere Jungen Damen nicht, wie wichtig es ist, sich auf die Mutterschaft vorzubereiten, weil wir die Alleinstehenden und Kinderlosen nicht kränken wollen oder weil wir nicht als jemand gesehen werden möchten, der ihre Optionen für die Zukunft einschränkt. Andererseits betonen wir vielleicht nicht genug, wie wichtig eine Ausbildung ist, weil wir nicht den Eindruck erwecken möchten, Bildung sei wichtiger als die Ehe. Wir vermeiden es, deutlich zu sagen, dass es gemäß dem Vater im Himmel nur die Ehe zwischen Mann und Frau gibt, weil wir diejenigen nicht kränken wollen, die sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen. Vielleicht ist es uns auch unangenehm, über Themen wie Geschlechterrolle und gesunde Sexualität zu sprechen.

Schwestern, sicher müssen wir sensibel sein, doch nutzen wir doch bitte auch unseren gesunden Menschenverstand und unsere Kenntnis vom Erlösungsplan, sodass wir unseren Kindern und Jugendlichen die grundlegenden Evangeliumsprinzipien unerschrocken und unmissverständlich beibringen, denn ohne dieses Wissen können sie nicht sicher durch die Welt steuern, in der sie leben. Wenn wir unseren Kindern und Jugendlichen nicht klar und deutlich die wahre Lehre beibringen, dann wird ihnen die Welt die Lügen des Satans beibringen.

Ich liebe das Evangelium Jesu Christi und bin auf ewig dankbar für Führung, Macht und Hilfe, die ich als Bundestochter Gottes täglich empfange. Ich bezeuge, dass der Herr uns Frauen, die in diesen schweren Zeiten leben, mit all der Macht, den Gaben und der Kraft segnet, die wir brauchen, um die Welt auf das Zweite Kommen des Herrn Jesus Christus vorzubereiten. Ich bete darum, dass wir alle unser wahres Potenzial erkennen und uns erheben, sodass wir Frauen voll Glauben und Mut werden, wie der Vater im Himmel das von uns erwartet. Im Namen Jesu Christi. Amen.