2010–2019
Eine Generation, die der Sünde widersteht
April 2017


11:23

Eine Generation, die der Sünde widersteht

Wenn Sie Kinder unterweisen, führen und lieben, können Sie persönliche Offenbarung empfangen, die Ihnen dabei hilft, tapfere Kinder, die der Sünde widerstehen, heranzuziehen und wehrhaft zu machen.

Vor anderthalb Jahren sprach Präsident Russell M. Nelson über die gebotene Notwendigkeit, „eine Generation zu unterrichten und mit großzuziehen, die der Sünde widersteht“. Diese Bezeichnung – „eine Generation, die der Sünde widersteht“ – brachte tief in mir eine Saite zum Klingen.

Wir loben all jene Kinder, die sich bemühen, ein reines, gehorsames Leben zu führen. Ich habe die Kraft und Stärke vieler Kinder in aller Welt erlebt. Inmitten der unterschiedlichsten schwierigen Umstände und Umfelder stehen sie sicher, „standhaft und unverrückbar“ da. Diese Kinder begreifen ihre göttliche Identität, sie spüren die Liebe ihres himmlischen Vaters und sind bestrebt, seinen Willen zu tun.

Doch gibt es auch Kinder, die es sehr schwer haben, „standhaft und unverrückbar“ dazustehen, und deren empfindsames Gemüt verwundet wird. Sie werden von allen Seiten mit den „feurigen Pfeile[n] des Widersachers“ angegriffen und brauchen Hilfe und Beistand. Sie sind uns eine unglaubliche Motivation, in die erste Reihe zu treten und Krieg gegen die Sünde zu führen, und zwar in dem Bemühen, unsere Kinder zu Christus zu bringen.

Vor fast 43 Jahren sagte Elder Bruce R. McConkie darüber:

„Als Mitglieder der Kirche sind wir Mitstreiter in einem großen Kampf. Wir befinden uns im Krieg. Wir haben uns der Sache Christi verschrieben, gegen Luzifer zu kämpfen …

Der große Krieg, der überall tobt und in dem es leider auch viele Verletzte oder gar Tote zu beklagen gibt, ist nichts Neues. …

In diesem Krieg gibt es keine neutrale Seite und es kann sie auch gar nicht geben.“

In der heutigen Zeit wird der Krieg immer heftiger. Niemand bleibt vom Kampf unberührt. Unsere Kinder stehen den feindlichen Streitkräften an vorderster Front gegenüber. Daher müssen wir unsere geistigen Strategien mehr denn je ausbauen.

Kinder so zu wappnen, dass sie der Sünde letztlich widerstehen, ist sowohl Aufgabe der Eltern, Großeltern, Angehörigen, Lehrer und Führer als auch ein Segen für sie. Jedem von uns obliegt es, mitzuhelfen. Der Herr hat jedoch ganz besonders die Eltern angewiesen, ihren Kindern „die Lehre von der Umkehr, vom Glauben an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, und von der Taufe und der Gabe des Heiligen Geistes“ nahezubringen und sie zu lehren, „zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln“.

Wie wir nun unsere Kinder „in Licht und Wahrheit [aufziehen]“, mag eine schwierige Frage sein, da jede Familie und jedes Kind etwas anderes braucht. Doch der Vater im Himmel hat uns als Hilfe allgemeingültige Richtlinien an die Hand gegeben. Der Geist wird uns eingeben, wie wir unsere Kinder auf die allerbeste Weise mit geistigem Schutz ausstatten können.

Zunächst einmal ist es unabdingbar, dass wir begreifen, wie wichtig diese Aufgabe ist. Wir müssen ein Verständnis unserer – und ihrer – göttlichen Identität und Bestimmung haben. Erst dann können wir unseren Kindern begreiflich machen, wer sie sind und weshalb sie hier sind. Wir müssen ihnen helfen, ganz sicher zu wissen, dass sie Söhne und Töchter eines himmlischen Vaters sind, der sie liebt und göttliche Erwartungen in sie setzt.

Zweitens. Es ist absolut notwendig, die Lehre von der Umkehr zu verstehen, damit man der Sünde letztlich widersteht. Der Sünde widerstehen bedeutet nicht, frei von Sünde zu sein, doch es impliziert, dass man beständig umkehrwillig, wachsam und tapfer ist. Imstande zu sein, der Sünde zu widerstehen, ist vielleicht ein Segen, der daher rührt, dass man ihr immer wieder widerstanden hat. Jakobus hat es so ausgedrückt: „Leistet dem Teufel Widerstand; dann wird er vor euch fliehen.“

Die 2000 jungen Krieger „waren wegen ihres Mutes … überaus tapfer; aber siehe, dies war nicht alles – [sie waren] zu allen Zeiten und in allem, was ihnen anvertraut war, treu … Ja, … man hatte sie gelehrt, die Gebote Gottes zu halten und untadelig vor ihm zu wandeln.“ Diese jungen Männer zogen, ausgestattet mit christlichen Tugenden als Waffe, gegen ihre Feinde in den Krieg. Präsident Thomas S. Monson hat uns in Erinnerung gerufen: „Immer wieder wird von uns allen Mut gefordert. Jeden Tag unseres Lebens brauchen wir Mut – nicht nur bei folgenschweren Ereignissen, sondern viel häufiger, wenn wir Entscheidungen treffen oder auf äußere Umstände reagieren.“

Unsere Kinder legen geistig eine Rüstung an, wenn sie sich Muster für die tägliche Nachfolge Christi schaffen. Vielleicht unterschätzen wir die Fähigkeit der Kinder, das Konzept der täglichen Nachfolge Christi zu verstehen. Präsident Henry B. Eyring hat uns geraten: „Fangen Sie frühzeitig an und bleiben Sie dabei!“ Der dritte Schlüssel, wie wir Kinder dahin führen können, der Sünde zu widerstehen, besteht also darin, dass wir ihnen schon in sehr jungen Jahren liebevoll grundlegende Lehren und Grundsätze des Evangeliums nahebringen – aus den heiligen Schriften, den Glaubensartikeln, der Broschüre Für eine starke Jugend, PV-Liedern, Kirchenliedern und basierend auf unserem eigenen Zeugnis. Ebendiese Lehren führen die Kinder zum Erretter.

Wenn wir gute Gewohnheiten schaffen, wie etwa das Gebet, das Schriftstudium, den Familienabend und die Gottesverehrung am Sonntag, führt das zu Ganzheit, innerer Beständigkeit und starken sittlichen Werten oder, anders gesagt, zu Lauterkeit. In der heutigen Welt, wo Lauterkeit nahezu gänzlich verschwunden ist, sollten wir unseren Kindern unbedingt erklären, was wahre Lauterkeit bedeutet und weshalb sie so wichtig ist, vor allem, wenn wir sie darauf vorbereiten, bei der Taufe und im Tempel heilige Bündnisse einzugehen und diese zu halten. So heißt es auch in der Anleitung Verkündet mein Evangelium!: „Verpflichtungen einzuhalten ist eine Vorbereitung darauf, dass man“ – und das schließt Kinder natürlich ein – „einmal heilige Bündnisse eingeht und sie hält.“

Elder Jeffrey R. Holland hat erklärt: „Wenn wir über das Halten von Bündnissen sprechen, sprechen wir darüber, weshalb wir in erster Linie hier auf der Erde sind.“ Es liegt eine ungewöhnlich große Kraft darin, mit dem Vater im Himmel Bündnisse zu schließen und diese zu halten. Der Widersacher weiß das, und so hat er über das Prinzip, Bündnisse zu schließen, einen nebulösen Schleier gelegt. Kindern dabei helfen, heilige Bündnisse zu verstehen, einzugehen und zu halten, ist ein weiterer Schlüssel dafür, eine Generation heranzuziehen, die der Sünde widersteht.

Wie bereiten wir unsere Kinder darauf vor, heilige Bündnisse zu schließen und zu halten, wenn sie den von Bündnissen vorgezeichneten Weg betreten und darauf weitergehen? Wenn wir unseren Kindern schon früh beibringen, dass man auch ein kleines Versprechen hält, versetzt sie das in die Lage, später im Leben heilige Bündnisse zu halten.

Dazu ein einfaches Beispiel: Beim Familienabend fragte ein Vater: „Wie gut kommen wir in der Familie miteinander aus?“ Daraufhin beklagte sich die fünfjährige Lizzie, dass ihr älterer Bruder Kevin sie zu sehr triezte und ihre Gefühle verletzte. Zögernd gestand Kevin ein, dass Lizzie Recht hatte. Die Mutter fragte Kevin, was er tun könne, um mit seiner Schwester besser auszukommen. Er dachte nach und versprach Lizzie daraufhin, sie einen ganzen Tag lang nicht zu triezen.

Als die Familie am darauffolgenden Tag abends zum Gebet zusammenkam, fragte der Vater seinen Sohn, wie es mit dem Versprechen gelaufen war. Kevin antwortete: „Ich hab mein Versprechen gehalten, Papa!“ Das konnte Lizzie glücklich bestätigen, und die Familie gratulierte Kevin.

Daraufhin fragte die Mutter: „Kevin, wenn du dein Versprechen einen Tag lang halten konntest, meinst du nicht, du könntest es auch zwei Tage lang schaffen?“ Kevin versprach, es erneut zu versuchen. Zwei Tage vergingen und Kevin schaffte es, sein Versprechen zu halten. Jetzt war Lizzie noch dankbarer! Als der Vater fragte, warum er sein Versprechen so gut hielt, antwortete Kevin: „Ich hab mein Versprechen gehalten, weil ich mein Wort gegeben habe!“

Die Abfolge vieler kleiner gehaltener Versprechen führt zu Lauterkeit. Wenn Kinder es beständig üben, Versprechen zu halten, werden sie geistig darauf vorbereitet, ihren ersten Bund, den Taufbund, und die Gabe des Heiligen Geistes zu empfangen. Dabei geloben sie, Gott zu dienen und seine Gebote zu halten. Versprechen und Bündnisse sind untrennbar miteinander verbunden.

Im Buch Daniel lesen wir, dass Schadrach, Meschach und Abed-Nego sich weigerten, das von König Nebukadnezzar errichtete Götzenbild anzubeten. Der König drohte, sie in einen glühenden Feuerofen werfen zu lassen, wenn sie ihm nicht gehorchten. Doch sie weigerten sich weiter und erklärten:

„Wenn überhaupt jemand, so kann nur unser Gott, den wir verehren, uns [aus dem glühenden Feuerofen] retten.

Tut er es aber nicht, so sollst du, König, wissen: Auch dann verehren wir deine Götter nicht.“

„Tut er es aber nicht.“ Denken wir einmal über die Bedeutung dieser Worte nach. Wie sind sie mit dem Halten von Bündnissen verknüpft? Diese drei jungen Männer machten ihren Gehorsam nicht davon abhängig, ob sie gerettet werden. Selbst wenn sie nicht gerettet würden, wollten sie ihr Versprechen dem Herrn gegenüber halten, weil sie ihr Wort gegeben hatten. Das Halten unserer Bündnisse ist immer unabhängig von unserer jeweiligen Situation. Die drei jungen Männer sind, genau wie die 2000 jungen Krieger, für unsere Kinder ein gutes Beispiel dafür, wie man der Sünde widersteht.

Wie lassen sich diese Beispiele auf unser Zuhause und unsere Familie anwenden? Wir lassen Kinder Stück für Stück vom Erfolg kosten – „Zeile um Zeile[,] Weisung um Weisung“. Wenn sie ihre Versprechen halten, spüren sie, dass der Geist bei ihnen ist. Elder Joseph B. Wirthlin hat gesagt: „Der höchste Lohn der Lauterkeit ist, dass der Heilige Geist ständig bei uns ist.“ Dann wird das Vertrauen unserer Kinder „in der Gegenwart Gottes stark werden“. Der Quelle der Lauterkeit entspringt eine mit Kraft ausgestattete Generation, die der Sünde widersteht.

Brüder und Schwestern, bleiben Sie Ihren Kleinen nahe – so nahe, dass sie sehen, wie Sie Ihren Glauben jeden Tag leben und wie Sie Ihre Versprechen und Ihre Bündnisse halten. „Kinder sind hervorragende Nachahmer, gib ihnen daher etwas Hervorragendes zum Nachahmen.“ Wir helfen wirklich mit, eine Generation, die der Sünde widersteht, zu unterweisen und für den Herrn großzuziehen, und zwar Versprechen um Versprechen, Bund um Bund.

Ich bezeuge, dass Jesus Christus diese Kirche führt. Wenn Sie Kinder auf die Weise des Erretters unterweisen, führen und lieben, können Sie persönliche Offenbarung empfangen, die Ihnen dabei hilft, tapfere Kinder, die der Sünde widerstehen, heranzuziehen und wehrhaft zu machen. Ich bete, dass unsere Kinder die Worte Nephis widerhallen lassen: „Wirst du mich zittern machen beim Anblick von Sünde?“ Ich bezeuge, dass unser Erretter für die Sünden der Welt gesühnt hat, weil er sein Wort gegeben hatte. Ich bezeuge, dass er uns mehr liebt, als wir es mit unserem menschlichen Verstand je ermessen können, weil er sein Wort gegeben hatte. Im Namen Jesu Christi. Amen.