Bestimmte Frauen
Bestimmte Frauen sind Jüngerinnen, die auf den Erretter Jesus Christus ausgerichtet sind und in der Verheißung seines Sühnopfers Hoffnung finden.
Meine lieben Schwestern, wie lieb wir Sie doch haben! Danke, wie einfühlsam und begeistert Sie dem Aufruf der Ersten Präsidentschaft gefolgt sind und die Initiative „Ich war fremd“ umgesetzt haben. Bitte pflegen Sie das Gebet, hören Sie auch weiterhin auf die Einflüsterungen des Geistes und handeln Sie nach diesen Eingebungen.
Ob ich nun daheim oder irgendwo auf der Welt unterwegs bin, hin und wieder kommt es vor, dass ich gefragt werde: „Wissen Sie noch, wer ich bin?“ Ich bin fernab der Vollkommenheit und muss zugeben, dass ich viele Namen vergesse. Doch eines vergesse ich nicht: die aufrichtige Liebe, die mich der Vater im Himmel für seine kostbaren Töchter und Söhne verspüren lässt.
Vor kurzem durfte ich ein paar liebe Frauen im Gefängnis besuchen. Als wir uns bewegt voneinander verabschiedeten, bat mich eine dieser liebenswerten Frauen: „Schwester Burton, bitte vergessen Sie uns nicht!“ Hoffentlich spüren sie und andere, die einen ähnlichen Wunsch haben, dass ich an sie denke, wenn ich nun ein paar Worte an Sie richte.
Bestimmte Frauen zur Zeit Jesu: auf den Erretter Jesus Christus ausgerichtet
Im Laufe der Geschichte haben unsere Schwestern uns treu vorgelebt, was eine Jüngerin ausmacht, worum ja auch wir uns bemühen. „Im Neuen Testament wird von [bestimmten] Frauen berichtet – manche werden namentlich erwähnt, andere nicht –, die Glauben an Jesus Christus übten, seine Lehren aufnahmen und umsetzten und von seinem Wirken, seinen Wundern und seiner Herrlichkeit Zeugnis gaben. Diese Frauen wurden zu beispielhaften Jüngerinnen und wichtigen Zeuginnen im Erlösungswerk.“
Schauen wir uns ein paar Begebenheiten im Lukas-Evangelium an. Als der Erretter auf Erden wirkte, geschah dies:
„In der folgenden Zeit wanderte [Jesus] von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn,
außerdem [bestimmte Frauen:] Maria Magdalene, … Johanna, … Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus.“
Nach der Auferstehung Christi geschah dies:
„Auch [bestimmte] Frauen … waren in der Frühe beim Grab,
fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe.“
Im Englischen ist hier von „bestimmten Frauen“ die Rede, was ja eher unbedeutend erscheint, aber als ich mir diese Verse vor kurzem näher angeschaut habe, ist mir diese Formulierung plötzlich ins Auge gesprungen. Der Begriff bestimmt ist mehrdeutig. Eine Frau, die treu und bestimmt ist, ist auch überzeugt, positiv gesinnt, zuversichtlich, fest, entschieden, sicher und verlässlich.
Als ich über diese beeindruckenden Synonyme nachgedacht habe, sind mir zwei dieser bestimmten Frauen aus dem Neuen Testament in den Sinn gekommen, die positiv gesinnt, zuversichtlich, fest und entschieden für Christus Zeugnis abgelegt haben. Wie wir waren sie zwar unvollkommen, aber ihr Zeugnis ist inspirierend.
Denken Sie einmal an die Frau am Brunnen, deren Namen wir nicht kennen. Sie forderte andere auf, sich anzuhören, was sie über Christus erfahren hatte. Sie legte ihr bestimmtes Zeugnis in Form einer Frage ab: „Ist nicht er der Messias?“ Ihr Zeugnis und ihre Aufforderung waren derart überzeugend, dass „viele … zum Glauben an [ihn kamen]“.
Marta, eine geliebte Jüngerin und Freundin des Herrn, rief nach dem Tod ihres Bruders Lazarus aus vermutlich tiefstem Herzen: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Achten Sie auf die Bestimmtheit ihrer nächsten Worte: „Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.“ Dann bezeugte sie: „Ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“
Wir lernen von diesen Schwestern, dass bestimmte Frauen auf den Erretter Jesus Christus ausgerichtete Jüngerinnen sind und in der Verheißung seines Sühnopfers Hoffnung finden.
Bestimmte, bündnistreue Frauen zur Zeit der Wiederherstellung: zu Opfern bereit
In alter Zeit mussten bestimmte Frauen Opfer bringen, wenn sie für die Lehren Jesu Zeugnis ablegten und danach lebten. Bestimmte Frauen in der Anfangszeit der Wiederherstellung handelten ebenso. Drusilla Hendricks und ihre Familie waren neu bekehrt und gehörten zu den Heiligen, die im Kreis Clay in Missouri verfolgt wurden. Während der Schlacht am Crooked River erlitt ihr Mann eine dauerhafte Lähmung. Sie musste sich fortan um ihn kümmern und zudem für ihre Familie sorgen.
„Einmal waren die Umstände besonders erdrückend und die Familie hatte nichts zu essen. Da dachte sie daran, wie eine Stimme ihr versichert hatte: ,Halte durch. Der Herr wird für euch sorgen.‘“
Als man ihren Sohn mit dem Mormonenbataillon losschicken wollte, wehrte sie sich zunächst und rang im Gebet mit dem Herrn, bis „es war, als ob eine Stimme zu ihr spräche: ,Möchtest du denn nicht die höchste Herrlichkeit erlangen?‘ Ganz selbstverständlich bejahte sie dies. Die Stimme fuhr fort: ,Meinst du nicht auch, dass du sie nur erlangen kannst, wenn du die größten Opfer bringst?‘“
Von dieser bestimmten Frau lernen wir, dass uns das bündnistreue Jüngersein Opferbereitschaft abverlangt.
Bestimmte Frauen in der heutigen Zeit: denken an den Herrn und bereiten sich darauf vor, seine Wiederkehr zu feiern
Ich habe nun von bestimmten Frauen zur Zeit Jesu und zur Anfangszeit der Wiederherstellung des Evangeliums gesprochen. Aber wie schaut es heutzutage mit Beispielen für Jüngersein und Zeugnissen von bestimmten Frauen aus?
Als ich neulich einem Auftrag in Asien nachkam, war ich wieder einmal von den vielen bestimmten Frauen inspiriert, auf die ich traf. Besonders beeindruckt haben mich die Mitglieder der ersten Generation in Indien, Malaysia und Indonesien, die die Kultur des Evangeliums in ihrer Familie umsetzen wollen, was manchmal mit großen Opfern verbunden ist, da dies oft nicht mit der Kultur der Familie und des Landes harmoniert. Die bestimmten Frauen, denen ich in Hongkong und Taiwan begegnet bin, die bereits seit mehreren Generationen der Kirche angehören, sind für ihre Familie, die Mitglieder der Kirche und ihr Umfeld ein Segen, weil sie ihr Leben nach dem Erretter ausrichten und bereit sind, für ihre Bündnisse Opfer zu bringen. Bestimmte Frauen dieser Art finden wir überall in der Kirche.
Eine bestimmte Frau, die mir schon seit Jahrzehnten ein Segen ist, kämpft seit 15 Jahren mit einer kräftezehrenden, schweren, langsam fortschreitenden Krankheit namens sporadische Einschlusskörpermyositis. Sie ist zwar an den Rollstuhl gefesselt, doch verfällt sie nicht in Undankbarkeit und führt eine sogenannte „Ich-kann“-Liste, auf der sie stets alles festhält, wozu sie noch imstande ist, etwa: Ich kann atmen, ich kann schlucken, ich kann beten, ich kann die Liebe meines Erretters verspüren. Fast jeden Tag legt sie ihrer Familie und ihren Freunden mit Bestimmtheit ihr Zeugnis ab, das ganz auf Christus ausgerichtet ist.
Vor kurzem habe ich von Jenny erfahren. Sie ist eine zurückgekehrte Missionarin; ihre Eltern ließen sich scheiden, während sie auf Mission war. Sie berichtete, dass ihr der Gedanke an die Rückkehr nach Hause große Angst machte. Doch als sie am Ende ihrer Mission in Italien vor der Rückreise in die Vereinigten Staaten ins Missionsheim kam, wandte sich ihr eine bestimmte Frau einfühlsam zu: Die Frau des Missionspräsidenten bürstete ihr ganz einfach nur das Haar.
Jahre später war eine weitere bestimmte Frau, Terry – Pfahl-FHV-Leiterin und Jüngerin Christi –, ein Segen für Jenny, als diese als Gemeinde-FHV-Leiterin berufen wurde. Damals schrieb Jenny gerade an ihrer Doktorarbeit. Terry betreute sie nicht nur in ihrer Berufung, sondern saß zehn Stunden im Krankenhaus an ihrer Seite, als bei ihr die beängstigende Diagnose „Leukämie“ gestellt wurde. Terry besuchte Jenny im Krankenhaus und fuhr sie zu Terminen. Jenny gesteht: „Ich habe mich wohl etliche Male in ihrem Auto übergeben.“
Trotz Krankheit erfüllte Jenny ihre Berufung als FHV-Leiterin tapfer. Selbst in äußerstem Leid tätigte sie vom Bett aus Anrufe oder verschickte SMS und E-Mails und lud Schwestern zu sich ein. Sie verschickte Karten und kleine Briefchen und erwies den Schwestern aus der Ferne ihre Liebe. Als die Gemeinde für die Jahresgeschichte ein Foto der FHV-Leitung brauchte, bekam sie das hier. Da Jenny selbst eine bestimmte Frau ist, fordert sie alle auf, die Last des anderen zu tragen, auch ihre eigene.
Als eine bestimmte Frau bezeugt sie: „Wir sind nicht nur hier, um andere zu retten, sondern auch uns selbst. Diese Errettung ist möglich, wenn wir mit Jesus Christus zusammenarbeiten und seine Gnade, sein Sühnopfer und seine Liebe für die Frauen in der Kirche begreifen. Dies geschieht durch ganz einfache Taten: Man kann jemandem das Haar bürsten, in einem Briefchen eine inspirierte, klare, lehrreiche Botschaft voller Hoffnung und Gnade vermitteln oder zulassen, dass eine Schwester einem hilft.“
Schwestern, wenn wir unaufmerksam, unsicher, sündhaft, traurig geworden oder entmutigt und völlig überfordert sind, nehmen wir doch wie die bestimmte Frau am Brunnen die Aufforderung des Herrn an und trinken von seinem lebendigen Wasser. Fordern wir doch andere auf, ebenso zu handeln, und bezeugen wir ihnen mit eigener Bestimmtheit: „Ist nicht er der Messias?“
Wenn das Leben unfair erscheint – wie Marta es sicherlich nach dem Tod ihres Bruders empfand –, wenn uns Einsamkeit, Unfruchtbarkeit, der Verlust geliebter Menschen, die versäumte Chance auf Ehe und Kinder, eine kaputte Familie, kräftezehrende Depressionen, eine körperliche oder psychische Erkrankung, erdrückender Stress, Ängste, Suchtverhalten, finanzielle Bürden oder eine Fülle weiterer Möglichkeiten Herzeleid bereiten, mögen wir an Marta denken und auf ähnliche Weise mit Bestimmtheit bezeugen: „Aber auch jetzt weiß ich [und] glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes.“
Denken wir an die vielen bestimmten Frauen, die sich weigerten, von der Seite des edlen Erretters zu weichen, als er am Kreuz unsägliche Qualen erlitt, und nur Stunden später zu den ersten bestimmten Zeugen seiner herrlichen Auferstehung zählen durften. Bleiben wir dem Herrn durch das Gebet und das Schriftstudium nahe. Nahen wir uns ihm außerdem, indem wir uns auf die heiligen Symbole seines Sühnopfers beim heiligen Abendmahl vorbereiten und davon nehmen und unsere Bündnisse dadurch halten, dass wir anderen in Zeiten der Not beistehen. Dann gehören wir vielleicht ebenfalls zu den bestimmten Frauen – Jüngerinnen Jesu Christi –, die sein herrliches Kommen feiern, wenn er wiederkehrt.
Schwestern, ich lege Zeugnis ab für unsere liebevollen himmlischen Eltern, für unseren Erretter Jesus Christus und für sein für uns vollbrachtes unbegrenztes Sühnopfer. Ich weiß, dass Joseph Smith dazu vorherordiniert war, Prophet der Wiederherstellung zu sein. Ich weiß, dass das Buch Mormon wahr ist und durch die Macht Gottes übersetzt wurde. Wir sind gesegnet, heute einen lebenden Propheten zu haben, Präsident Thomas S. Monson. Diese Wahrheiten weiß ich mit Bestimmtheit! Im Namen Jesu Christi. Amen.
Hinweis: Am 1. April 2017 wurde Schwester Burton als Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung entlassen.