Wenn der Heilge Geist dich führt
Auf Gottes Geheiß inspiriert der Heilige Geist uns, gibt uns Zeugnis, belehrt uns und gibt uns ein, im Licht des Herrn zu wandeln.
Brüder und Schwestern, wie Sie alle erkenne auch ich, dass wir miterleben, wie das Werk des Herrn durch Präsident Thomas S. Monson und seine Botschaft von heute Vormittag beschleunigt wird. Präsident Monson, wir haben Sie lieb, wir stützen Sie und wir beten stets für Sie, unseren lieben Propheten.
Wir haben an diesem Wochenende den Geist in reichem Maße verspürt. Ob Sie sich nun hier in diesem großen Saal befinden, zu Hause zusehen oder sich in einem weit entfernten Teil der Welt in einem Gemeindehaus versammelt haben, Sie hatten Gelegenheit, den Geist des Herrn zu spüren. Der Geist bestätigt Ihnen in Herz und Sinn, dass das, was bei dieser Konferenz verkündet wurde, tatsächlich wahr ist.
Betrachten wir den Text dieses bekannten Kirchenlieds:
Aus neuzeitlicher Offenbarung wissen wir, dass die Gottheit aus drei eigenständigen und getrennten Wesen besteht: unserem Vater im Himmel, seinem einziggezeugten Sohn Jesus Christus und dem Heiligen Geist. Wir wissen, dass der Vater „einen Körper aus Fleisch und Gebein [hat], so fühlbar wie der eines Menschen, ebenso der Sohn; aber der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Gebein, sondern ist eine Person aus Geist. Wäre es nicht so, könnte der Heilige Geist nicht in uns wohnen.“
Mir geht es in meiner Botschaft heute darum, wie wichtig der Heilige Geist in unserem Leben ist. Der Vater im Himmel wusste, dass wir im Erdenleben auf Schwierigkeiten, Beschwernisse und Turbulenzen stoßen würden; er wusste, dass wir mit Fragen, Enttäuschungen, Versuchungen und Schwächen ringen würden. Damit wir auf der Erde Kraft und göttliche Führung erhalten, hat er den Heiligen Geist geschickt.
Der Heilige Geist bindet uns an den Herrn. Auf Gottes Geheiß inspiriert er uns, gibt uns Zeugnis, belehrt uns und gibt uns ein, im Licht des Herrn zu wandeln. Wir haben die heilige Aufgabe, zu lernen, wie man seinen Einfluss im Leben erkennt und sich danach richtet.
Denken wir an die Verheißung des Herrn: „Ich werde dir von meinem Geist geben, der dir den Verstand erleuchten wird und der dir die Seele mit Freude erfüllen wird.“ Diese Zusicherung bedeutet mir viel. Freude, die uns die Seele erfüllt, bringt eine ewige Perspektive mit sich, die sich deutlich vom Alltäglichen abhebt. Diese Freude stellt sich inmitten von Härten oder Kummer als Frieden ein. Sie verleiht uns Trost und Mut, lässt uns die Wahrheiten des Evangeliums klar erkennen und erweitert unsere Liebe zum Herrn und zu allen Kindern Gottes. Solche Segnungen werden dringend gebraucht, und dennoch hat die Welt sie in vielerlei Hinsicht vergessen und aufgegeben.
Jede Woche, wenn wir vom heiligen Abendmahl nehmen, schließen wir den Bund, immer an den Herrn Jesus Christus und sein sühnendes Opfer zu denken. Wenn wir diesen heiligen Bund halten, ist uns verheißen, dass sein Geist immer mit uns ist.
Wie kann uns das gelingen?
Erstens bemühen wir uns, so zu leben, dass wir des Geistes würdig sind.
Der Heilige Geist ist bei denen, die „es sehr genau damit [nehmen], sich Tag für Tag des Herrn, ihres Gottes, zu erinnern“. Wie der Herr sagt, müssen wir „die Dinge dieser Welt ablegen und nach den Dingen einer besseren trachten“, „weil der Geist des Herrn nicht in unheiligen Tempeln wohnt“. Wir müssen uns stets bemühen, die Gesetze Gottes zu befolgen, die heiligen Schriften zu studieren, in den Tempel zu gehen und im Einklang mit dem 13. Glaubensartikel zu leben, also „ehrlich, treu, keusch, gütig und tugendhaft“ sein „und allen Menschen Gutes … tun“.
Zweitens müssen wir willens sein, den Geist zu empfangen.
Der Herr hat verheißen: „Ich werde es dir in deinem Verstand und in deinem Herzen durch den Heiligen Geist sagen, der über dich kommen wird und der in deinem Herzen wohnen wird.“ Ich verstand das nach und nach, als ich als junger Missionar in Scotch Plains in New Jersey war. An einem heißen Vormittag im Juli hatten mein Mitarbeiter und ich die Eingebung, einer Empfehlung vom Tempelplatz nachzugehen. Wir klopften an die Tür von Elwood Schaffer. Diese schickte uns höflich weg.
Als sie gerade die Tür schloss, fühlte ich mich zu etwas gedrängt, was ich nie zuvor getan hatte und auch seither nie wieder getan habe: Ich stellte den Fuß in die Tür und fragte: „Könnte jemand anders hier vielleicht an unserer Botschaft interessiert sein?“ Ihre 16-jährige Tochter Marti hatte Interesse und gerade erst am Tag zuvor inniglich um Führung gebetet. Marti traf sich mit uns und nach einer Weile setzte sich auch ihre Mutter bei den Lektionen dazu. Beide schlossen sich der Kirche an.
In Folge von Martis Taufe ließen sich 136 Personen – darunter viele aus ihrer eigenen Familie – taufen und schlossen Evangeliumsbündnisse. Ich bin überaus dankbar, dass ich an jenem heißen Tag im Juli auf den Geist gehört und den Fuß in die Tür gestellt habe. Marti und einige ihrer lieben Angehörigen sind heute hier.
Drittens müssen wir den Geist erkennen, wenn er sich einstellt.
Meiner Erfahrung nach spricht der Geist sehr oft durch ein Gefühl. Man spürt es in Form von Worten, die man kennt, die einem einleuchten, die einen ermuntern. Betrachten wir, wie die Nephiten darauf ansprachen, wie der Herr für sie betete: „Und die Menge hat es gehört und gibt Zeugnis; und ihr Herz war offen, und sie verstanden in ihrem Herzen die Worte, die er betete.“ Sie spürten im Herzen die Worte, die er betete. Die Stimme des Heiligen Geistes ist sanft und leise.
Im Alten Testament streitet Elija mit den Baalspriestern. Die Priester erwarten, dass die „Stimme“ des Baal wie Donner herabkommt und ihr Opfer entzündet. Doch es gibt weder eine Stimme noch ein Feuer.
Zu einem späteren Zeitpunkt betet Elija. „Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben.
Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.“
Kennen Sie diese Stimme?
Präsident Monson hat uns aufgefordert: „Lernen wir auf unserem Lebensweg doch die Sprache des Geistes.“ Der Geist spricht Worte, die wir spüren. Man spürt einen sanften Impuls, zu handeln, etwas zu tun, etwas zu sagen, in einer bestimmten Weise zu reagieren. Wenn wir in unserer Gottesverehrung nachlässig oder selbstgefällig werden, uns von weltlichen Belangen ablenken oder desensibilisieren lassen, sind wir weniger empfänglich für solche Empfindungen. Nephi sagte zu Laman und Lemuel: „Ihr habt seine Stimme von Zeit zu Zeit gehört; und er hat mit einer leisen, sanften Stimme zu euch gesprochen, aber ihr hattet kein Gefühl mehr dafür, und so konntet ihr seine Worte nicht fühlen.“
Letzten Juni hatte ich einen Auftrag in Südamerika. Wir hatten einen straffen Zeitplan von zehn Tagen mit Aufenthalten in Kolumbien, Peru und Ecuador. Ein heftiges Erdbeben hatte hunderte Todesopfer gefordert, Zehntausende verletzt und in den ecuadorianischen Städten Portoviejo und Manta Häuser und ganze Stadtviertel beschädigt und verwüstet. Ich bekam die Eingebung, noch einen Zwischenstopp bei den Mitgliedern in diesen Orten in unseren Zeitplan aufzunehmen. Die Straßen waren so beschädigt, dass wir nicht wussten, ob wir überhaupt dorthin gelangen würden. Eigentlich hatte man uns sogar gesagt, es sei unmöglich, aber die Eingebung hielt sich hartnäckig – und so wurden wir gesegnet und konnten beide Städte besuchen.
Da alles sehr kurzfristig geplant worden war, erwartete ich nur ein paar örtliche Priestertumsführer zu den hastig anberaumten Versammlungen. Jedoch fanden wir in jedem Pfahlzentrum eine bis hinten zur Bühne vollbesetzte Kapelle vor. Bei einigen Anwesenden handelte es sich um die treuesten Mitglieder aus der Region – Pioniere, die an der Kirche festgehalten hatten –, die wiederum andere ermuntert hatten, mit ihnen gemeinsam Gott zu verehren und in ihrem Leben den Geist zu spüren. In den vorderen Reihen saßen die Mitglieder, die bei dem Erdbeben Angehörige und Nachbarn verloren hatten. Ich fühlte mich gedrängt, allen Anwesenden einen Apostolischen Segen zu spenden, einen meiner ersten überhaupt. Obwohl ich ganz vorn in dem Raum stand, war es so, als legte ich jedem die Hände auf, und ich spürte, wie die Worte des Herrn hervorsprudelten.
Doch damit war es nicht vorbei. Mir wurde eingegeben, genauso zu ihnen zu sprechen, wie Jesus Christus es getan hatte, als er den Menschen in Amerika erschienen war. „Er nahm ihre kleinen Kinder … und segnete sie und betete für sie zum Vater.“ Wir waren im Auftrag des Vaters im Himmel nach Ecuador gekommen, und es handelte sich um seine Kinder.
Viertens müssen wir nach der ersten Eingebung handeln.
Denken wir an die Worte Nephis: „Ich wurde vom Geist geführt; ich wusste nicht im Voraus, was ich tun sollte. Dennoch“, fährt er fort, „ging ich weiter.“
So müssen auch wir handeln. Wir müssen auf die erste Eingebung vertrauen, die wir bekommen. Manchmal kommen wir ins Grübeln und fragen uns, ob wir eine geistige Eingebung hatten oder nur einen eigenen Gedanken. Sobald wir das, was wir gespürt haben, in Zweifel ziehen und damit vielleicht gar nicht mehr aufhören – und das haben wir alle schon –, schicken wir den Geist weg und stellen göttlichen Rat in Frage. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: Wenn man auf die erste Eingebung hört, macht man es in neun von zehn Fällen richtig.
Jetzt eine Warnung: Erwarten Sie kein Feuerwerk, nur weil Sie auf den Heiligen Geist hören! Vergessen Sie nicht, Sie hören auf eine sanfte, leise Stimme.
Als ich Missionspräsident in New York war, besuchte ich mit einigen unserer Missionare ein Restaurant in der Bronx. Eine junge Familie kam herein und nahm nicht weit von uns Platz. Das Evangelium schien wie für sie gemacht. Ich beobachtete unsere Missionare, als sie sich weiter mit mir unterhielten, und bemerkte dann, wie die Familie mit dem Essen fertig wurde und sich unauffällig wieder auf den Weg machte. Ich sagte: „Brüder, wir können hier heute etwas lernen. Sie haben eine nette Familie ins Restaurant kommen sehen. Wie hätten wir uns verhalten sollen?“
Einer der Missionare ergriff rasch das Wort: „Ich wollte eigentlich aufstehen und mit ihnen sprechen. Ich hatte den Impuls, gab ihm aber nicht nach.“
„Brüder“, sagte ich, „wir müssen stets nach der ersten Eingebung handeln. Der Impuls, den Sie hatten, war der Heilige Geist!“
Bei der ersten Eingebung handelt es sich um reine Inspiration vom Himmel. Wenn sie uns etwas bestätigt oder bezeugt, müssen wir sie als das erkennen, was sie ist, und dürfen sie nicht an uns vorüberziehen lassen. Ganz oft handelt es sich um den Geist, der uns inspiriert, uns um jemanden zu kümmern, der Hilfe braucht, besonders um Angehörige oder Freunde. So flüstert die leise, sanfte Stimme durch alles und durchdringt alles, macht uns auf Gelegenheiten aufmerksam, das Evangelium zu lehren, Zeugnis für die Wiederherstellung und für Jesus Christus zu geben, Unterstützung zu leisten und Anteil zu nehmen oder eines von Gottes kostbaren Kindern zu retten.
Betrachten Sie sich in dieser Hinsicht sozusagen als „Ersthelfer“. An den meisten Orten sind die Ersthelfer bei einer Tragödie, einem Unglück oder einer Katastrophe Feuerwehrleute, Polizisten oder Sanitäter – sie erscheinen mit blinkenden Lichtern am Ort des Geschehens, und dafür sind wir natürlich höchst dankbar. Die Weise des Herrn ist weniger offensichtlich, aber erfordert gleichermaßen sofortige Hilfe. Der Herr kennt die Bedürfnisse seiner Kinder – und er weiß, wer imstande ist, zu helfen. Wenn wir dem Herrn im Morgengebet sagen, dass wir bereitstehen, wird er uns als Helfer losschicken. Wenn wir dann handeln, wird er immer wieder auf uns zurückgreifen, und wir werden feststellen, dass unser Auftrag, so wie Präsident Monson sagt, vom Herrn stammt. Wir werden, geistig gesehen, Ersthelfer, die Hilfe vom Himmel bringen.
Wenn wir den Eingebungen, die wir bekommen, Beachtung schenken, wachsen wir im Geist der Offenbarung und empfangen immer mehr vom Geist getragene Erkenntnis und Führung. Der Herr hat gesagt: „Setze dein Vertrauen in jenen Geist, der dazu führt, Gutes zu tun.“
Nehmen wir den Herrn doch beim Wort, wenn er uns aufruft: „Seid guten Mutes, denn ich werde euch weiter führen.“ Er führt uns durch den Heiligen Geist. Mögen wir so leben, dass wir dem Geist nahe sind, und rasch nach der ersten Eingebung handeln, die wir bekommen, weil wir wissen, dass sie von Gott stammt. Ich gebe Zeugnis für die Macht des Heiligen Geistes, uns zu führen, uns zu behüten und immer bei uns zu sein. Im Namen Jesu Christi. Amen.