2002
Ich Habe eine Frage
Februar 2002


Ich Habe eine Frage

Was kann ich tun, wenn in der Schule über unschickliche Themen gesprochen wird?

Die Antworten sollen helfen und einen tieferen Einblick vermitteln, sind aber nicht als Darlegung der Lehre der Kirche gedacht.

DIE ANTWORT DES LIAHONA

Wenn über unschickliche Themen gesprochen wird, reagiert man nicht in jeder Situation gleich. Es kommt darauf an, wer ein solches Thema anschneidet, wie man zu dem Betreffenden steht und was genau gesagt wird.

Es gibt viele Arten, sich unschicklich auszudrücken, unter anderem Tratsch, Sarkasmus, Lügen, vulgäre Geschichten und Fluchen. Unter Freunden reicht da manchmal schon ein vorsichtiger Hinweis. Doch manchmal fühlt man sich gedrängt, das Wort zu ergreifen, selbst wenn es sich um jemanden handelt, den man überhaupt nicht kennt. Das gilt in der Regel vor allem dann, wenn das, was der Betreffende sagt, gemein bzw. unwahr ist oder wenn er den Namen des Herrn missbraucht.

Wenn du die Mitschüler, die solche Reden führen, nicht gut kennst, aber trotzdem versucht, sie durch dein Eingreifen von ihrem Verhalten abzubringen, wirst du schnell für eingebildet gehalten. So zerstörst du die eventuell vorhandene Chance, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen – eine Beziehung, die es dir unter anderem ermöglicht, mit ihnen über das Evangelium zu sprechen. In einem solchen Fall ist es am besten, wenn du dich entfernst und versuchst, ein gutes Beispiel zu geben, ohne jemanden zu verurteilen.

Wenn es sich bei den Mitschülern aber um Freunde bzw. Klassenkameraden handelt, die dich relativ gut kennen, kannst du ihnen möglicherweise auf taktvolle Weise zu verstehen geben, dass ihre Worte dich kränken. Vielleicht fragen sie dich dann nach deinen Grundsätzen.

Meistens sind die Worte, in die du deine Gefühle kleidest, ausschlaggebend dafür, wie die anderen sie aufnehmen. Als Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) einmal im Krankenhaus lag, „wurde er von einem jungen Krankenpfleger in den Operationssaal gerollt. Der junge Mann quetschte sich zwischen dem metallenen Türrahmen und dem Bett des bereits anästhesierten Propheten versehentlich den Finger ein und rief in seinem plötzlichen Schmerz etwas aus, worin er den Namen des Erretters missbrauchte. Der Prophet bewegte sich, öffnete die Augen und wies den Krankenpfleger leise zurecht; ‚Junger Mann, sagen Sie das nicht, er ist mein bester Freund.‘“ (Robert E. Wells, „Dem Erretter Freund, Diener und Sohn sein“, Der Stern, April 1983, Seite 144 f.) Wie könnte sich jemand von einer solchen Zurechtweisung gekränkt fühlen?

Der beste Rat ist aber wohl, dass du dich darum bemühen solltest, dich vom Geist leiten zu lassen. Bete darum, wie du dich verhalten sollst, wenn du mit unschicklichen Ausdrücken konfrontiert wirst. Aber sei auch bereit, dann zu gehorchen. Manchmal ist die richtige Lösung nämlich nicht die leichteste Lösung bzw. die Lösung, die du dir wünschst.

Antworten Unserer Leser

Einmal konnte ich einfach nicht still sein und fragte ganz freundlich, ob die anderen denn nicht das Thema wechseln könnten. Als sie sich weigerten, ging ich weg. So erging es mir nun in jeder Pause. Später aber zeigten sie doch Rücksichtnahme und sogar ein wenig Interesse. Ich erklärte ihnen, was die Kirche mir bedeutet. Heute sprechen meine Klassenkameraden in meiner Gegenwart nicht mehr über unschickliche Themen.

Berendina Jantje Wachtmeester, Gemeinde Apeldoorn, Pfahl Apeldoorn, Niederlande

In der Schule habe ich mich oft an einen Ort zurückgezogen, wo ich mich mehr auf das konzentrieren konnte, was Gott und das Lernen betraf. Meistens war das die Bibliothek. Denk daran: Du kannst nicht Gott gefallen, ohne dem Satan zu missfallen.

Lorenzo Nii Ashie Myers, Gemeinde Cape Coast 2, Pfahl Cape Coast, Ghana

Die Schulzeit war eine harte Zeit für mich, und zwar wegen der Ausdrucksweise und des Verhaltens meiner Mitschüler. Ich bin oft nach draußen auf den Flur gegangen, damit ich mir ihre unschicklichen Gespräche nicht anhören musste. Außerdem habe ich gefastet und den himmlischen Vater gebeten, meinen Mitschülern das Herz anzurühren, damit sie mich respektieren. Und so ist es schließlich auch gekommen. Wenn jemand mit einem unschicklichen Thema anfing, sagten meine Freunde gleich: „He, Jezabel ist doch da.“Sie fingen an, meine Maßstäbe zu respektieren, und ich konnte sogar an zwei von ihnen das Buch Mormon verschenken.

Jezabel Dana Álvarez, Gemeinde Mayoraz, Fahl Santa Fe, Argentinien-Nord

Ich unterrichte Zwölf- bis Sechzehnjährige und muss mir fast jeden Tag unflätige Ausdrücke anhören. Meine Schüler respektieren meine Meinung aber meistens. Und wenn sie sich doch einmal zu einem Fluch hinreißen lassen, entschuldigen sie sich in der Regel gleich.

Ich mache ihnen von Anfang an klar, wie wichtig es ist, andere Menschen zu respektieren. Außerdem erkläre ich ihnen, dass sie darüber nachdenken sollen, was sie da sagen, und ob sie das wirklich so meinen und ausdrücken möchten.

Hans Roth, Gemeinde Wettingen, Pfahl Zürich, Schweiz

Als der Prophet Joseph Smith im Gefängnis war und sich die schrecklichen Gespräche der Wächter anhören musste, erhob er seine Stimme mit solcher Kraft, dass die Männer ihn um Verzeihung baten. Er hatte den Mut, das zu tun, was richtig ist.

Giuliana Oliveira Giustiana, Gemeinde Barão Geraldo, Pfahl Castelo, Campinas, Brasilien

Wir müssen unseren Freunden liebevoll die Hand reichen und mit ihnen über die Lehren des Evangeliums sprechen. So lenken wir ihre Gedanken von unschicklichen Themen ab.

Pouono Lameko, Gemeinde Fasitoo Uta, Pfahl Faleasi’u, Upolu, Samoa

Die Schuljahre geben uns oft Gelegenheit, das Licht unseres guten Beispiels leuchten zu lassen (siehe Matthäus 5:16). Wenn sich Freunde bzw. Klassenkameraden einer ordinären Ausdrucksweise bedienen, können wir die Unterhaltung behutsam in andere Bahnen lenken. Manche mögen vielleicht über unseren Glauben spotten, aber andere wiederum suchen nach einem Beispiel, dem sie nacheifern können.

Federico Malara, Zweig Alessandria, Distrikt Vercelli, Italien

Wir können unsere Klassenkameraden bitten, das Thema zu wechseln. Wenn sie das nicht tun, können wir einfach weggehen und uns Gesprächspartner suchen, die über Erbauliches reden möchten. Es ist wichtiger für uns, dass wir uns an die Maßstäbe des Evangeliums halten, als dass wir in der Schule viele Freunde haben.

Caterina Trujillo, Gemeinde Coconut Creek, Pfahl Pompano Beach, Florida

Wenn ich höre, wie jemand über unschickliche Themen spricht, frage ich mich immer, was Jesus Christus jetzt von mir erwarten mag. Dann gebe ich Zeugnis von den Segnungen, die das Leben nach dem Evangelium mir schenkt. Ich weiß, dass wir gesegnet werden, wenn wir uns des Evangeliums Jesu Christi nicht schämen.

Sery Jean Claude Appolinaire, Gemeinde Toit Rouge, Pfahl Abidjan, Elfenbeinküste

Meine Freunde haben in der Pause immer ordinäre Geschichten erzählt. Zuerst bin ich einfach nur gegangen, aber dann habe ich mich entschlossen, deutlicher zu sein. Ich habe ihnen erklärt, dass es viel Gutes gibt, worüber man nachdenken und reden kann, und dass ich mir den Sinn nicht mit Nutzlosem füllen will.

Aber alle haben meine Bitte ignoriert, mit den Geschichten aufzuhören – bis auf meine Freundin Ivette. Wenn jemand etwas Unschickliches sagte, pflegte sie zu sagen: „Geh woanders hin.“ Manchmal ging sie mit mir weg. Und später hat sie sich mit den Vollzeitmissionaren getroffen.

Suamny Milagros Cedano de Franco, Zweig Villa Canales, Pfahl Villa Hermosa, Guatemala-Stadt, Guatemala

Der Prophet hat uns geraten, Menschen mit anderem Glauben gegenüber nicht den Heiligen hervorzukehren. In den meisten Gesprächen finden sich auch positive Aussagen, die man nutzen kann, um über eine Evangeliumswahrheit zu sprechen.

Kenny Richard Ojulari, Zweig Ademulegun, Mission Lagos, Nigeria

„Redet nicht schlecht“

„Redet nicht schlecht. Missbraucht den Namen des Herrn nicht…. Es zeugt nicht von Männlichkeit [und Weiblichkeit], wenn man den Namen des Allmächtigen oder seines geliebten Sohnes missbraucht bzw. leichtfertig in den Mund nimmt, wie manch einer das tut.

Sucht euch eure Freunde sorgfältig aus. Sie führen euch nämlich in die eine oder andere Richtung. Jeder wünscht sich Freunde. Jeder braucht Freunde. Niemand möchte ohne Freunde sein. Vergesst jedoch niemals, dass eure Freunde euch auf dem Weg führen, den ihr dann gehen werdet.

Ihr sollt zwar allen Menschen gegenüber freundlich sein, doch wählt mit großer Sorgfalt diejenigen aus, die ihr an eurer Seite haben möchtet. Sie werden euch schützen, wenn ihr unschlüssig seid, und ihr könnt sie vielleicht wiederum eurerseits retten.“

– Präsident Gordon B. Hinckley („Rat und Gebet eines Propheten für die Jugend“, Liahona, April 2001, Seite 36 f.)