2009
Die Kirche oder meine Freundin?
September 2009


Die Kirche oder meine Freundin?

Diego Ortiz Segura, Costa Rica

Meine Großmutter mütterlicherseits schloss sich 1962 der Kirche an. Auch ihre Kinder ließen sich taufen, wurden aber alle mit der Zeit weniger aktiv. Jahre später zog eines von ihnen, meine Tante, von Costa Rica in die Vereinigten Staaten und wurde dort in der Kirche aktiv.

Als Teenager besuchte ich meine Tante 1991. Während ich dort war, stellte sie mir die Missionare vor, und wir trafen uns einige Male im Haus meiner Tante. Sie fragten, ob ich mehr über das Evangelium erfahren wolle, aber ich entgegnete, ich sei nicht interessiert.

Ich kehrte nach Costa Rica zurück, aber auch dort suchten mich die Missionare auf. (Meine Tante hatte ihnen meine Adresse gegeben.) Ich hatte immer noch kein Interesse an ihrer Botschaft, also schickte ich sie fort.

Vier Jahre vergingen. Ich verlobte mich mit einer Freundin, die ich schon viele Jahre kannte. Als ich über unsere gemeinsame Zukunft nachdachte, wandte sich mein Herz geistigen Belangen zu, und ich sagte meiner Verlobten, dass ich Gott kennenlernen wollte. So beschlossen wir, dass ich mit ihr zur Kirche ging, um mehr über ihn zu erfahren. Inzwischen betete ich auch allein und bat Gott um Gelegenheiten, ihn kennenzulernen.

In dieser Zeit meiner Suche klopften erneut Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an meine Tür. Verärgert, weil sie schon wieder da waren, schickte ich sie fort und schloss die Tür. Doch in diesem Moment schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: „Du hast darum gebetet, Gott kennenzulernen. Was ist, wenn diese Männer Antworten für dich haben?“

Ich öffnete die Tür und rief den Missionaren nach. Ich bat sie herein, um sie anzuhören.

Schnell wurde mir klar, wie machtvoll die Wahrheiten waren, die sie lehrten, und ich nahm das wiederhergestellte Evangelium an.Drei Wochen später, am 12. März 1995, ließ ich mich taufen und wurde Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Meine Freundin war nicht sonderlich erfreut über meine Entscheidung. Ungefähr drei Monate später erklärte sie mir eines Abends, dass ich mich entscheiden müsse: Sie oder die Kirche. Welch schmerzliche Entscheidung! Nach langem Hin- und Herüberlegen entschied ich mich für die Kirche.

Ich fühlte, dass ich mich richtig entschieden hatte, aber die Monate nach unserer Trennung waren bedrückend. Und doch fand ich Hoffnung in meinem neuen Glauben, besonders dadurch, dass ich meinen himmlischen Vater kennenlernte, worum ich ja gebetet hatte.

Ein Jahr nach meiner Taufe ging ich auf Vollzeitmission nach Nicaragua. Mein Dienst dort erfüllte mich mit großer Freude, und ich lernte den himmlischen Vater immer besser kennen und lieben. Einige Monate nach meiner Rückkehr aus Nicaragua lernte ich Lili kennen, die Frau, die ich später heiraten sollte.

Das Evangelium an die vorderste Stelle zu setzen ist nicht immer einfach. Ich musste schwierige Entscheidungen treffen. Aber damals erkannte ich – und ich mache immer wieder die Erfahrung –, dass der himmlische Vater uns seinen Willen für unser Leben offenbart, wenn wir Opfer bringen, um ihn zu erkennen. Das Glück, das daraus erwächst, dass man seinem Plan und seinen Geboten folgt, ist jede Mühe wert.

Meine Verlobte war nicht sonderlich erfreut über meine Entscheidung, mich taufen zu lassen. Sie sagte mir, ich müsse mich zwischen ihr und der Kirche entscheiden.