Das sind alles meine
Karsen H. Cranney, Kalifornien
„Sind das alles Ihre?“
Diese Frage wird mir oft gestellt, deshalb war ich nicht überrascht, sie in der Schlange im Supermarkt von der Dame hinter mir zu hören. Ich sah meine sechsjährige Tochter und meine fünfjährige Tochter an, die rechts und links neben meinem vollen Einkaufswagen standen, mein Kleines, das auf dem Sitz fröhlich mit den Beinen schaukelte, und mein vier Monate altes Baby, das ich in einem Tragetuch vor dem Bauch trug.
„Ja, das sind alles meine“, sagte ich lächelnd.
Schon vom ersten Kind an wurden die Entscheidungen, die mein Mann und ich darüber trafen, wie viele Kinder wir haben wollten und wann wir sie haben wollten, von den Leuten in Frage gestellt. Die Entscheidung, unser erstes Kind zu bekommen, war keine logische, jedenfalls nicht nach dem Maßstab der Welt. Wir waren erst Anfang zwanzig. Mein Mann, der gerade seinen Collegeabschluss gemacht hatte, war auf der Suche nach einer „richtigen Anstellung“. Wir hatten ein karges Einkommen und keine Versicherung. Dennoch war der Eindruck unbestreitbar, dass Geistkinder begierig darauf warteten, in unsere Familie zu kommen, also gingen wir im Glauben voran.
Der Herr segnete uns. Die Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen, wir bekamen ein wunderschönes Mädchen, und meinem Mann wurde eine sichere Anstellung mit guten Zukunftsaussichten angeboten. Ich war dankbar, dass ich zu Hause bei meiner Tochter und unseren weiteren drei Kindern, die später folgten, bleiben konnte. Jedes unserer Kinder kam in unsere Familie, nachdem wir von Gott die Eingebung erhalten hatten, dass es der richtige Zeitpunkt war. Doch wie sollte man Fremden erklären, warum wir so viele Kinder in so kurzen Abständen bekommen hatten?
Die vielen Fragen, die ich immer wieder höre, stellen oft auch meine Vernunft in Frage: „Warum so viele?“ „Wissen Sie nicht, wie viel es kostet, ein Kind großzuziehen, bis es volljährig ist?“ „Können Sie denn jedem Kind genügend Aufmerksamkeit schenken und genügend Anregung bieten?“ Dann fehlt natürlich noch: „Sind Sie denn nun fertig?“
Ich hoffe, dass wir noch nicht fertig sind, auch wenn uns die Jahre, in denen die Kinder noch klein sind, sehr viel abverlangen und uns körperlich, seelisch, intellektuell und geistig fordern. Es gibt Tage, da ist man vollauf damit beschäftigt, Kinder zu füttern, Windeln zu wechseln, ein Baby zu beruhigen und Nasen zu putzen – und das alles gleichzeitig. In solchen Situationen zweifle ich manchmal auch an meinem Verstand und frage mich, was ich da eigentlich mache. An solchen Tagen lacht die Stimme der Welt voll Hohn, als ob sie sagen wollte: „Ich habʼs dir doch gesagt!“
In solchen Momenten bin ich unendlich dankbar für die Lehren des Evangeliums Jesu Christi, in denen so großer Wert auf die Familie gelegt wird. Ich stütze mich jeden Tag auf die Evangeliumsgrundsätze, die frühere und heutige Propheten gelehrt haben und die mir bewusst machen, dass meine Arbeit als Mutter – und es ist Arbeit – das Wichtigste ist, was ich in meinem Leben tun kann, und jede Anstrengung wert ist. Aufgrund meiner innigen Gebete gibt Gott mir jeden Tag die nötige Kraft für meine Aufgaben in der Familie. Durch seine liebevolle Barmherzigkeit sorgt der himmlische Vater dafür, dass ich an Tagen, an denen ich völlig erschöpft bin, immer wieder Momente intensiver Freude erlebe.
Der Frau im Supermarkt und allen anderen, die sich fragen, warum ich mein Herz und meine Seele der Erziehung meiner Kinder widme, antworte ich stolz und ohne zu zögern: „Ja, das sind alles meine – und ich bin für jedes von Herzen dankbar!“