Fidschi – die Früchte des Glaubens
Eine Familie findet die Wahrheit, eine andere Familie nimmt liebevoll immer mehr Menschen in ihren Kreis auf, eine Junge Dame hat vertrauensvollen Glauben.
Fidschi wurde immer als ein Ort betrachtet, der fernab liegt vom Rest der Welt – eine Zuflucht vor den Problemen einer hektischen, städtischen Lebensweise. Aber das trifft nicht mehr zu. Flugzeuge, Satelliten und der Welthandel bringen all die Herausforderungen der modernen Lebensweise, wie man sie überall auf der Welt kennt, nun auch an Fidschis Küsten. Die Mitglieder der Kirche in Fidschi bewältigen diese Schwierigkeiten wie die Mitglieder an jedem anderen Ort der Welt: mit treuem Gehorsam gegenüber den Grundsätzen des Evangeliums.
Drei Beispiele zeigen, wie diese Grundsätze das Leben der Mitglieder in Fidschi prägen.
Familie Kumar
George Kumar wollte eigentlich nur herausfinden, wie er dafür sorgen konnte, dass sein älterer Sohn Ryan ein produktives, tugendhaftes Leben führte. Doch Familie Kumar fand noch viel mehr: ewige Evangeliumswahrheiten und damit eine neue, glücklichere Lebensweise für die ganze Familie.
Das Evangelium habe seine Familie mit neuem Leben erfüllt, sagt Bruder Kumar. „Wir verbringen mehr Zeit miteinander – mehr gut genutzte Zeit – und wir gehen viel offener miteinander um.“ Sie beten täglich als Familie, und der regelmäßige Familienabend ist „ein Muss“, erklärt Ryan.
Ryan war derjenige, der seine Familie mit der Kirche bekannt machte.
Als Ryan 15, 16 Jahre alt war, machte sich George Kumar Gedanken über seinen Sohn und dessen weitere Entwicklung. George war besorgt, da er meinte, dass Ryan und seine Freunde ihre Zeit nicht gerade sinnvoll verbrachten; deshalb wollte er Ryan mit jungen Menschen zusammenbringen, die sich anders verhielten. Von einem Cousin, der am College der Kirche in Suva arbeitet, erfuhr George, dass Ryan sich für eine Aufnahme an dieser Schule bewerben konnte. (Das College der Kirche in Fidschi ist eine weiterführende Schule, vergleichbar einer Hauptschule.)
Als Ryan dann das College der Kirche besuchte, verbesserte sich sein Benehmen. „Es war das Beispiel der anderen Schüler“, meint er. Bis dahin hatte er viel Zeit mit seinen Freunden verbracht und viel Zeit vergeudet. Doch als er sah, wie anders das Leben der Schüler am College der Kirche aussah, „hatte ich gar kein Verlangen mehr nach sinnlosen Sachen“, erklärt er.
Ryan erlangte ein Zeugnis vom Evangelium, und seine Eltern freuten sich so sehr über die Veränderungen in seinem Leben, dass sie gerne zustimmten, als er sie um die Erlaubnis bat, sich taufen und konfirmieren zu lassen. Ryan war nicht mehr mit seinen alten Freunden zusammen. Er hatte neue Freunde gefunden.
Als er jedoch seine Eltern fragte, ob sie die Missionare anhören wollten, „zögerten wir“, erzählt George. Da sie aber die Veränderungen sahen, die das Evangelium bei Ryan bewirkte, wussten sie, dass es eine gute Kirche sein musste. Ryans Verhaltensänderung war so tiefgreifend, dass er in seinem dritten und letzten Jahr am College der Kirche zum Schulsprecher ernannt wurde – eine Ehre, die gewöhnlich nur Schülern zukommt, die ihre ganze Schulzeit an dieser Schule verbracht haben.
Allerdings fanden Ryans Eltern manche seiner Verhaltensweisen anfangs seltsam. Warum, zum Beispiel, konnten sie ihn am ersten Sonntag des Monats nicht überreden, etwas zu essen? Als Ryan ihnen dann den Zweck des Fastens erklärte, verstanden seine Eltern, dass die Veränderungen in seinem Leben sehr viel tiefer gingen, als ihnen bewusst gewesen war.
Ryans jüngerer Bruder Michael bemerkte ebenfalls, wie sich sein Bruder verändert hatte, und Michael befasste sich mit dem Evangelium. „Ryan nahm an Aktivitäten in der Kirche teil, und mir fiel vor allem auf, dass er jedes Mal ganz fröhlich nach Hause kam“, sagt Michael. „Ich habe mich selbst den Missionaren empfohlen. Ich wollte die Lektionen anhören. Ich wollte mich taufen und konfirmieren lassen.“
Als die Missionare nach Michaels Taufe mit ihm die Lektionen für neue Mitglieder durchnahmen, hörte auch seine Mutter, Alitiana, zu. Dies wiederum hatte Einfluss auf ihren Mann, und schon bald hatten George und seine Frau selbst ein Zeugnis.
Ryan durfte seine Eltern im Jahr 2006 selbst taufen, kurz bevor er nach Wellington in Neuseeland auf Mission ging. Einige Zeit später durfte Michael, kurz bevor er auf Mission ging, seine Eltern begleiten, als sie in den Tempel gingen. Elder Michael Kumar begann seinen Dienst in der Utah-Mission Salt Lake City Süd im August 2008, kurz bevor Ryan aus Neuseeland zurückkehrte.
Den Zehnten zu zahlen und zusätzlich einen Sohn auf Mission zu unterstützen, erwies sich für die Kumars als schwierig. Bruder Kumars Gehalt wurde vollständig für die Abzahlung des Hauses und für andere Verpflichtungen gebraucht. Aber die Kumars brachten die notwendigen Opfer; die ganze Familie stand dahinter. Wenn beispielsweise Bruder Kumar fröhlich darauf hinwies, dass es an diesem Abend das „Übliche“ zu essen gab, dann wusste die ganze Familie, dass es kein Fleisch zum Abendessen gab. „An manchen Tagen gab es nur Brot und Kakao“, erinnert sich Michael.
Ryan ist dankbar für das Opfer, das seine Eltern gebracht haben. „Das zeigte mir, dass sie sich treu an die Bündnisse hielten, die sie geschlossen hatten.“
Ryans jüngerer Bruder merkt an, dass die Familie seit ihrer Bekehrung „mit Prüfungen besser fertig wird. Der Vater im Himmel hat uns geholfen.“
Die Bekehrung der Familie wirkte sich rasch auf noch mehr Menschen aus. Zwei Cousins von Ryan und Michael, die eine Zeit lang bei den Kumars wohnten, wollten ebenfalls die Missionarslektionen anhören und schlossen sich der Kirche an.
Bruder Kumar erklärt, dass seine Familie für die Opfer, die sie brachte, in zeitlicher und geistiger Hinsicht gesegnet wurde. Sie schafften es, mit ihrem Geld so auszukommen, dass sie alles hatten, was sie brauchten. Nachdem Michael auf Mission gegangen war, fand Bruder Kumar eine neue Anstellung, die es ihm, wie er hofft, ermöglicht, die Raten für das Haus schneller abzuzahlen.
Doch die geistigen Segnungen, die die Kumars empfangen haben, spielen eine größere Rolle. George und Alitiana sind durch ihre Berufungen gewachsen – er ist Ältestenkollegiumspräsident in der Gemeinde Lami 2 im Pfahl Suva Nord und sie ist Zweite Ratgeberin in der Gemeinde-PV-Leitung.
Ryan stellt fest, dass er das Leben nun mit ganz anderen Augen betrachtet als viele seiner Altersgenossen: „Ich habe immer etwas zu tun – um das Reich Gottes aufzubauen.“ Im Hinblick auf seine Zukunftspläne sagt er, das Evangelium bringe den Gläubigen dazu, „alles aus dem Blickwinkel der Ewigkeit zu betrachten“.
George und Alitiana Kumar kannten schon christliche Lehren, ehe sie das Evangelium kennenlernten. Aber sie hatten in dem, was man sie gelehrt hatte, keinen Trost gefunden. „In anderen Religionen“, sagt Bruder Kumar, „wird einem beigebracht, Gottes Zorn zu fürchten – Angst zu haben. Aber das Sühnopfer Jesu Christi gibt einem eine zweite Chance.“
Die Kumars bemühen sich, aus dieser zweiten Chance das Beste zu machen.
Familie Naivaluvou
Peni und Jieni Naivaluvou verdoppelten die Anzahl der Familienmitglieder, als sie vier Mädchen aus Vanuatu aufnahmen, die alle das College der Kirche in Fidschi besuchten. Aber die Naivaluvous betrachten das nicht als Opfer. Sie finden, dass sie reichlich dafür gesegnet worden sind. Eine dieser Segnungen ist in ihren Augen Hagoth, der im Januar 2009 geboren wurde.
Anfang 2008 erfuhren Bischof Naivaluvou und seine Frau aus der Gemeinde Tamavua im Pfahl Suva Nord, dass zwei Schülerinnen aus Vanuatu eine Unterkunft brauchten; also überlegten sie, ob sie sie aufnehmen konnten. Ihre Söhne, Soane, 18, und Ross, 16, wohnten nicht zu Hause, da sie eine Schule der Kirche in Tonga besuchten, der Heimat ihrer Vorfahren väterlicherseits. Die beiden Mädchen aus Vanuatu wohnten bei einer Familie in Suva, die nicht der Kirche angehörte. Das kostete ihre Eltern viel Geld. Die beiden Mädchen waren auch ein guter Umgang für die damals 13-jährige Tochter Andrea, die ebenfalls das College der Kirche besuchte und nachmittags nach Hause kam, bevor die Eltern von der Arbeit kamen. Deshalb beschlossen Bruder Naivaluvou und seine Frau, die beiden Mädchen aus Vanuatu kostenlos bei sich wohnen zu lassen.
Die Mädchen bestanden aber darauf, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Trotzdem verringerten sich die Kosten für ihre Eltern um mehr als die Hälfte, was für diese Familien ein großer Segen war.
Im April kamen zwei weitere Mädchen aus Vanuatu zu Besuch, und ihnen gefiel die Atmosphäre bei Familie Naivaluvou sehr. Bald darauf fragten diese beiden Mädchen, ob sie vielleicht auch bei der Familie wohnen könnten. Die Naivaluvous nahmen sie gern auf.
Wie war es, zusätzlich vier junge Leute im Haus zu haben? „Sie sind uns sehr ans Herz gewachsen, als wären sie unsere eigenen Töchter“, meint Bischof Naivaluvou. Die Naivaluvous stellten von Anfang an klar, dass sie die Mädchen als Teil der Familie betrachteten. Die vier Mädchen aus Vanuatu sind tatsächlich miteinander verwandt, und als sie bei den Naivaluvous wohnten, gingen sie miteinander um, als seien sie Schwestern. Auch für Andrea Naivaluvou wurden sie bald „zu Schwestern“, erzählt sie. Die älteren Mädchen achteten auf sie und halfen ihr sogar bei den Hausaufgaben, wenn es notwendig war. Bald schon nannten die vier Mädchen Bischof Naivaluvou Ta und seine Frau Na – „Papa“ und „Mama“ in der Fidschi-Sprache.
Das war vielleicht das erste Mal, meint Schwester Naivaluvou, dass Mädchen aus Vanuatu, die das College der Kirche besuchten, bei einer Mitgliederfamilie wohnen konnten. Der Vater eines der Mädchen kam einmal zu Besuch und brachte seine große Dankbarkeit dafür zum Ausdruck, wie liebevoll die Naivaluvous seine Tochter aufgenommen hatten.
Schwester Naivaluvou weist darauf hin, dass eines der Mädchen, die Tochter eines Distriktspräsidenten in Vanuatu, durch ihren Glauben für ihre Familie ein großes Vorbild war. Bischof Naivaluvou fügt hinzu, dass ihr Beispiel seiner Familie half, das gemeinsame Schriftstudium und das Familiengebet konsequenter durchzuführen.
Bruder Naivaluvou und seine Frau sagen beide, dass sie für ihre Gastfreundschaft auch in zeitlicher Hinsicht gesegnet worden sind. Sie kommen besser mit ihren Mitteln aus. Außerdem betrachtet Schwester Naivaluvou es als Segen, dass sie nach dreizehn Jahren noch einmal schwanger wurde. Sie meint, dies habe damit zu tun, dass sie bereit waren, andere liebevoll aufzunehmen.
Als die beiden Söhne der Naivaluvous am Ende des Schuljahres aus Tonga zurückkehrten, nahmen sie die Mädchen ebenfalls als Teil der Familie an. Vielleicht kann man es Soane aber nicht verübeln, dass er die Mädchen nicht ganz als Schwestern betrachtete. Für eines der Mädchen wurde er als Partner für den Abschlussball ausgewählt. Er nahm diese Rolle wie ein Gentleman an.
Als die vier Mädchen 2008 am Ende des Schuljahres nach Vanuatu zurückkehrten, war der Abschied herzzerreißend, erzählt Bischof Naivaluvou. Es war, als müssten er und seine Frau sich von vier Töchtern verabschieden. Und als 2009 das neue Schuljahr begann, freuten sich die Naivaluvous, ihre vier „Töchter“ wiederzuhaben – und noch zwei dazu.
Da es in ihrem Haus nur vier Schlafzimmer gibt, fragt man sich vielleicht, wie sie sechs Mädchen zusätzlich zu ihrer eigenen Tochter und dem Baby aufnehmen konnten. Aber Familie Naivaluvou fand dafür schnell eine Lösung.
Schließlich ging es nicht darum, wie viel Platz jeder hat. Es ging nur darum, Menschen liebevoll in den Kreis ihrer Familie aufzunehmen.
Asenaca Ramasima
2008 erhielt Asenaca Ramasima die beiden wohl angesehensten Auszeichnungen für Schüler des Colleges der Kirche in Fidschi. Zunächst einmal wurde sie als beste Schülerin der Schule ausgezeichnet. Mit dieser Auszeichnung erhält man auch ein Stipendium. Außerdem erhielt sie die Auszeichnung „Löwe des Herrn“, die herausragende Seminarschüler erhalten. Diese zweite Auszeichnung bedeutet ihr noch mehr als die erste, weil sie sie daran erinnert, dass sie sich bemüht hat, ihren Glauben an den himmlischen Vater in ihrem Alltag umzusetzen.
Asenaca hat, obwohl sie erst 19 ist, in ihrem Leben schon viel Kummer erlebt. Dennoch strahlt sie Freude aus. Sie freut sich an der Gewissheit, dass sie zu einer ewigen Familie gehört, denn ihre Familie wurde 2001 im Suva-Tempel gesiegelt, und sie freut sich an der Gewissheit, dass der Vater im Himmel sie kennt und sie liebt.
Asenaca ist das jüngste von fünf Kindern; sie hat vier Brüder. Als ihr Vater starb, so erinnert sie sich, sagte ihr ältester Bruder, der damals auf Mission war, allen Geschwistern eindringlich, dass sie immer daran denken sollten, dass sie ihren Vater nicht verloren hatten; er würde ihnen immer nahe sein.
Ihre Brüder mussten das Geld für die Familie verdienen, und ihre Mutter war diejenige, die die ganze Familie zusammenhielt. Die Kinder haben davon profitiert, dass sie dem Beispiel ihrer Eltern gefolgt sind.
„Von meinem Vater habe ich viel gelernt. Er hat uns immer aufgefordert: ‚Arbeitet fleißig, arbeitet fleißig‘“, sagt Asenaca leise. In der Schule fleißig zu sein, das war ihre Art, ihren Vater zu ehren und ihre Mutter zu unterstützen. Das Stipendium, das Asenaca mit der Auszeichnung erhielt, ist ein wesentlicher Beitrag zur Finanzierung ihrer Ausbildung.
Das Beispiel ihrer Eltern war auch die Grundlage für ihre geistige Entwicklung. „Wir sind jeden Tag durch das gemeinsame Schriftstudium und die Worte unserer Eltern belehrt worden“, sagt Asenaca. Ihre Mutter, meint sie außerdem, baue weiter auf dieser Grundlage auf.
Asenaca liest selbst regelmäßig in den heiligen Schriften, wodurch ihr Glaube an Jesus Christus gefestigt wird. Sie nimmt sich immer Zeit für das Schriftstudium, egal, wie der Terminkalender aussieht.
Ihr Glaube an Jesus Christus wiederum hilft ihr, dem Vater im Himmel nahe zu bleiben, sodass sie ihn um Führung bitten kann. „Ich weiß, dass er immer da ist“, sagt sie. „Wenn ich so handle, wie er es möchte, dann ist er für mich da, und sein Geist bestätigt, was richtig ist.“
Diese Führung ist wichtig, wenn andere Mädchen ihres Alters sie überreden wollen, „Spaß zu haben“ wie sie – zu trinken, zu rauchen, unkeusch zu leben. Aber „das geht gegen mein Gewissen“, erklärt Asenaca, und aufgrund ihres Glaubens und ihrer Gewissheit, dass der Vater im Himmel sie führt, „kann ich nein sagen“.
Der Dienst in der Kirche, setzt sie hinzu, hat ihr geholfen, Selbstvertrauen aufzubauen, das sie sonst nicht hätte. Das wird sie brauchen, wenn sie ihre Schulzeit am College der Kirche abgeschlossen hat, denn sie hofft, an der Brigham-Young-Universität in Provo oder der BYU Hawaii Rechnungswesen studieren zu können.
Diese Orte liegen jedoch weit entfernt von ihrem Elternhaus in einem ländlichen Gebiet im Außenbezirk von Suva. Ist es nicht ein wenig beängstigend, so weit von zu Hause fortzugehen? Asenaca denkt kurz über diese Frage nach, dann lächelt sie über das ganze Gesicht. Ja, antwortet sie – aber sie würde es tun, um ihre Ziele zu erreichen.
Es fällt einem nicht schwer zu glauben, dass Asenaca ihren Worten Taten folgen lässt. Bis jetzt hat sie es sehr gut geschafft, ihre Ziele zu erreichen. Und wie andere treue Mitglieder der Kirche in Fidschi hat sie sich sowohl in geistiger wie auch in zeitlicher Hinsicht weiterentwickelt, weil sie Glauben geübt und die Gebote gehalten hat.