Inseln des Glaubens – bewahrt durch Eifer und Fleiß
Nur eine regelmäßige Befestigung kann Familie Coilas Insel davor bewahren, unterzugehen.
Nelson und Dora Coila leben auf einer Insel. Doch es ist keine normale Insel aus Fels, der aus dem Meer oder einem See herausragt, sondern eine winzige Insel, die sie aus nichts anderem als schwimmendem Schilf geflochten haben. Sie leben auf dem Titicacasee in Peru.
Eine Insel zu bauen und darauf zu wohnen, erfordert Glauben. Aufeinandergeschichtetes Schilf, nur etwa 120 Zentimeter dick, trennt die Familie und die etwa ein Dutzend Hütten auf ihrer Insel von dem zehn Grad kalten Wasser. Und die Insel ist ständig bedroht, von den Elementen buchstäblich zersetzt zu werden.
Doch Nelson und Dora betrachten ihre Insel als Symbol für das, was sie in geistiger Hinsicht für ihre Familie schaffen wollen: eine Insel des Glaubens, die gegen die Welt besteht.
Dabei haben sie die Erfahrung gemacht, dass auf den Glauben, mit dem man etwas aufbaut, stets der Eifer folgen muss, dies auch zu bewahren.
Der Grund für Beständigkeit
Im Alltag der Uro-Indianer, die seit Generationen solche Inseln bauen und darauf leben, spielt das Totora-Schilf eine wesentliche Rolle. Das Schilf, das im seichten Wasser des Titicacasees wächst, dient als Brennmaterial fürs Kochen. Die Wurzel ist essbar. Die Hülse kann zu medizinischen Zwecken verwendet werden. Und selbstverständlich wird fast alles aus dem Schilf hergestellt: die Unterkünfte, die traditionellen Boote, die Wachtürme, die Inseln selbst, sogar die Abfallkörbe.
Die Uros bauen die Inseln, indem sie Schilf sorgsam aufeinanderschichten. Doch Totora-Schilf ist nicht gerade ein dauerhaftes Baumaterial. In der Trockenzeit trocknet die Sonne es aus. In der Regenzeit beschleunigt die Feuchtigkeit den Zerfall. Und die unter Wasser liegenden Schichten lösen sich allmählich auf. Die ständige Abnutzung der Insel macht es notwendig, dass Nelson alle zehn bis fünfzehn Tage eine neue Schilfschicht auflegt.
„Die Insel zu bauen ist nur der Anfang“, erklärt er. „Wenn ich aufhöre, weitere Schichten hinzuzufügen, zerfällt die Insel langsam. Doch je mehr Schichten ich auflege, desto stabiler wird die Insel mit der Zeit.“
Die Gefahr des Aufschiebens
Eine neue Schicht Schilf aufzulegen, ist nicht schwierig oder kompliziert, aber es ist Arbeit. Diese Arbeit aufzuschieben wäre leicht.
Doch der Aufschub würde das Risiko vergrößern, dass jemand aus der Familie an einer schwachen Stelle mit dem Fuß bis ins kalte Wasser durchstößt. Für einen Erwachsenen ist das vielleicht nur ärgerlich, aber für kleine Kinder – etwa den zweijährigen Sohn Emerson – könnte es tödlich sein.
Nelson legt also heute eine neue Schilfschicht auf, weil er weiß, was davon abhängt: dass seine ganze Familie auch morgen noch sicher ist.
Durch diese Lebenserfahrung hat Familie Coila etwas über Eifer und Beharrlichkeit gelernt, was sich auf ihr ganzes Leben auswirkt.
Die Auswirkungen von Eifer
Eifer bedeutet beharrliches Bestreben trotz Widerständen.1 Wie wichtig – und wie schwierig – solch beharrlicher Eifer sein kann, erfuhr Dora nach ihrer Taufe im Jahr 1998.
Als Dora siebzehn war, ließen sie und ihre jüngere Schwester Alicia sich taufen – und trugen mit zum Wachstum der Kirche auf den Inseln der Uros bei. Aber etwa einen Monat später verbot ihnen ihr Vater jeglichen Kontakt zur Kirche.
Doch dann geschah etwas Seltsames. Die Mädchen waren plötzlich gar nicht mehr so freundlich und stritten viel öfter. Ihrem Vater wurde bewusst, dass sie sich positiv verändert hatten, als sie aktiv am Kirchenleben teilnahmen.
„Er änderte seine Meinung“, erzählt Dora. „Nun weckte er uns früh-morgens auf, damit wir auf jeden Fall rechtzeitig zur Kirche kamen.“
Dora führt die Veränderungen, die das Evangelium bewirkte, auf die einfachen Gewohnheiten zurück, die sie und Alicia sich aneigneten – etwa das Zahlen des Zehnten, das Beten, das Schriftstudium, die Sabbatheiligung und die wöchentliche Erneuerung ihrer Bündnisse beim Abendmahl.
Doras Vater, der selbst erlebte, welche Veränderungen Glauben und Eifer bewirkten2, schloss sich später mit der ganzen Familie der Kirche an.
Der Lohn des Eifers
Beharrlich das Rechte zu tun – trotz Widerständen –, das wird vom Bundesvolk des Herrn gefordert. Doch der Herr verheißt denjenigen große Segnungen, die eifrig sind im Beten3, im Halten der Gebote4, im Beachten von Offenbarung5, im Erforschen der heiligen Schriften6 und in der Arbeit im Werk des Herrn7.
Familie Coila hat durch ihre Erfahrungen damit, ihre Insel des Glaubens – im buchstäblichen und im übertragenen Sinne – zu bewahren, festgestellt, dass Eifer wirklich Lohn mit sich bringt. „Manchmal erstickt uns die tägliche Routine – die Arbeit, das Kochen und so weiter“, meint Nelson. „Wenn wir Gott vergessen, wird alles kompliziert. Es gibt mehr Probleme, und alles zerfällt.“
Nelson hält inne und zeigt auf die neue Schicht Schilf, die er am Morgen aufgelegt hat. „Wenn wir beständig sind“, sagt er, „wenn wir beten, in den heiligen Schriften forschen, fasten und regelmäßig den Familienabend abhalten, werden wir stärker.“