Nephis Antwort auf meine Frage
Judy M. Smith, Kansas, USA
Meine Eltern waren zwar Mitglieder, aber in meiner Jugend gingen sie nur selten zur Kirche. Trotzdem fand ich immer einen Weg, allein in die Kirche zu gehen. Anfang der Siebzigerjahre war ich Seminarlehrerin in Pittsburg im Bundesstaat Kansas. Als wir das Buch Mormon durchnahmen, forderte ich die Klasse – mich eingeschlossen – auf, das ganze Buch zu lesen. Eines Tages las ich im Buch Mormon und empfing ein machtvolles Zeugnis, dass es wahr ist.
Ein paar Jahre später kamen einmal meine Eltern zu Besuch. Mein Vater brachte dabei einige Themen zur Sprache, bei denen wir unterschiedlicher Meinung waren, aber ich wollte nicht mit ihm streiten. Doch er ließ nicht locker, und schließlich war ich nahe daran, die Geduld zu verlieren. Ich zog mich einen Augenblick zurück und ging in mein Zimmer, wo ich niederkniete und den Vater im Himmel im Gebet anflehte, mir im Umgang mit meinem Vater beizustehen. Die Antwort kam in Form eines Gedanken: die Geschichte von Nephi und dem zerbrochenen Bogen.
Ich schlug die Geschichte in 1 Nephi, Kapitel 16, auf. Ich dachte über Nephi nach, der so demütig gewesen war, dass er zu seinem Vater ging, als der gegen den Herrn gemurrt hatte, und ihn fragte, wo er Nahrung beschaffen solle (siehe Vers 23). Mit diesem Gedanken empfing ich die Eingebung, ich solle meinen Vater um Rat bitten und auch um einen Priestertumssegen.
Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte und meinen Vater um einen Segen bat, war er gerührt und fing an zu weinen. „Lass mich darüber nachdenken“, erwiderte er.
In den folgenden Tagen fastete und betete er. Bevor meine Eltern wieder abreisten, gab er mir schließlich einen wunderbaren Segen.
Nach diesem Ereignis krempelte mein Vater sein Leben um. Auf dem Heimweg von Kansas besuchten meine Eltern Adam-ondi-Ahman in Missouri, wo mein Vater ein machtvolles geistiges Erlebnis hatte.
Schon bald waren meine Eltern aktive, treue Mitglieder der Kirche. In den nächsten Jahren erfüllten sie zwei Missionen – eine in Deutschland und eine am Tempelplatz in Salt Lake City. Als mein Vater 1987 starb, bekleidete er das Amt eines Pfahlpatriarchen.
Der Herr wusste, dass mein Vater ein guter Mensch war. Durch das Buch Mormon erhielt ich meine Antwort, und weil ich meiner Eingebung entsprechend handelte, wurde meinem Vater bewusst, dass eigentlich er seine Familie anführen sollte. Durch dieses Erlebnis änderte sich für uns alles.
Ich weiß, dass das Buch Mormon wahrhaftig ein weiterer Zeuge für Jesus Christus ist und dass es für unsere Zeit geschrieben wurde. Wann immer ich mutlos werde und sowieso in jeder Situation kann ich es aufschlagen, und die Antworten sind da.
Ja, „die Worte von Christus werden [uns] alles sagen, was [wir] tun [sollen]“ (2 Nephi 32:3).