Eine Flut glücklicher Erinnerungen
Gina Sconiers, Utah
Wegen schadhafter Wasserleitungen und eines maroden Fundaments stand mein Elternhaus bei jedem Unwetter unter Wasser. Und weil solche Unwetter in Virginia oft Stunden dauern, drang häufig Wasser ein.
Da ich fast meine ganze Kindheit in diesem Haus verbracht hatte, dachte ich, solche Überschwemmungen seien völlig normal.
Nach einigen Unwettern hatten wir herausgefunden, wie wir gemeinsam Herr der Lage werden konnten. Da solche Unwetter oft mitten in der Nacht über uns hereinbrachen, weckten meine Eltern uns auf, und jeder musste seinen Posten beziehen, während das Wasser wie zähflüssige Lava über den Keller ins Haus drang. Mein Bruder und mein Vater schöpften mit Eimern das Wasser aus dem Treppenaufgang, während meine Schwester und ich es flink mit Handtüchern aufsaugten, um den Teppich zu retten.
Kichernd hüpften und tanzten wir auf den Handtüchern herum und spürten die Nässe zwischen den Zehen und durch den Stoff der Schlafanzughose. Unsere Mutter wrang eilig die nassen Handtücher aus, warf sie in den Trockner und brachte neue, auf denen wir abermals herumhüpften. Wenn wir sicher waren, dass die Gefahr gebannt war, gingen wir in die Küche, um wieder trocken zu werden und uns für unsere Mühe mit heißem Kakao und Keksen zu belohnen. Falls es dann noch nicht Zeit war, zur Schule zu gehen, gingen wir wieder schlafen.
Diese Überschwemmungen erfüllten meine Eltern bestimmt mit großer Sorge, aber für mich zählen sie – trotz krachenden Donners und greller Blitze – zu den glücklichsten Momenten meiner Kindheit. Ja, der Geruch eines feuchten Teppichs weckt heute noch in mir die Sehnsucht nach solchen gemeinsamen Unternehmungen.
Meine Eltern hätten alleine gegen das eindringende Wasser ankämpfen können, aber ich bin froh, dass sie uns alle zum Hilfseinsatz herangezogen haben. Gegen das Wasser anzukämpfen war ein schönes Erlebnis, weil wir zusammen waren und jeder seinen Teil beisteuerte.
Heute bin ich erwachsen, und manchmal denke ich an diese Zeit zurück und frage mich, wie ich bei meinen Kindern die gleiche Freude an der Zusammenarbeit wecken kann. Ich bin dankbar, dass kein Wasser in unser Haus eindringt, aber ich weiß, dass auch bei uns irgendwann etwas Unvorhergesehenes und Unerwünschtes eindringen wird.
Mit welchen Schwierigkeiten meine Familie auch in Zukunft fertig werden muss, ich hoffe, wir werden zusammenhalten und zusammenarbeiten, um uns für unsere Werte, unseren Glauben und füreinander einzusetzen. Dann werden wir vielleicht auch inmitten von Bedrängnissen lachen, lächeln und fröhlich Seite an Seite arbeiten.