Wahrheiten, die zu kennen größten Wert hat
Nach einer Ansprache, die am 6. November 2011 bei einer Andacht an der Brigham-Young-Universität gehalten wurde. Den Text findet man in voller Länge unter speeches.byu.edu.
Wenn ihr gestrauchelt oder gar eine Weile in die Irre gegangen seid, könnt ihr doch wieder im Glauben vorwärtsgehen und braucht nicht länger ziellos in der Welt umherzuwandern.
So mancher Jugendliche hat Fragen und will die richtige Richtung wissen. Andere wieder fragen sich, wie sie denn vom Weg des Evangeliums abkommen konnten und wie sie wieder dorthin zurückkehren können. Obwohl ich zu allen spreche, wende ich mich besonders eindringlich an diejenigen, die auf der Suche sind.
Euer geistiges Konto
Geistig betrachtet, leben wir auf Pump. Irgendwie wird die Rechnung immer länger. Wenn ihr laufend eure Schuld zurückzahlt, braucht ihr euch nicht viele Sorgen zu machen. Mit der Zeit lernt ihr Selbstbeherrschung, und ihr wisst, dass einmal der Tag der Abrechnung kommt. Achtet darauf, euer geistiges Konto regelmäßig auszugleichen, und lasst nicht zu, dass sich dort Zinsen und Säumniszuschläge aufhäufen.
Weil ihr geprüft werdet, kann man davon ausgehen, dass ihr auch mal einen Fehler macht. Ich nehme an, ihr bedauert so manches, was ihr getan habt, und für manches könnt ihr euch nicht einmal mehr entschuldigen, geschweige denn, es in Ordnung bringen – und darum tragt ihr eine Last. Ihr fühlt euch vielleicht minderwertig an Körper und Geist und seid von dem Gewicht einer im geistigen Sinne „überfälligen“ Rechnung beunruhigt oder belastet. Wenn ihr in einem Augenblick stiller Betrachtung (dem viele von uns gerne ausweichen) mit euch ins Gericht geht, ist dann noch etwas offen, was euch beunruhigt? Lastet euch etwas auf dem Gewissen? Tragt ihr immer noch eine Schuld mit euch – mag die Sache nun gravierend sein oder nicht?
Allzu häufig erhalten wir einen Brief von jemandem, der einen tragischen Fehler gemacht hat und dadurch belastet ist. Er fleht: „Kann mir jemals vergeben werden? Kann ich mich jemals ändern?“ Die Antwort lautet: Ja! (Siehe 1 Korinther 10:13.)
Umkehr macht das Leben leichter
Durch das Evangelium wissen wir, dass wir Erleichterung von unseren Qualen und Schuldgefühlen erfahren können, wenn wir umkehren. Außer für die ganz, ganz wenigen, die zum Verderben überlaufen, nachdem sie eine Fülle empfangen haben, ist keine Gewohnheit, keine Sucht, keine Auflehnung, keine Übertretung, kein noch so großes oder kleines Vergehen oder Verbrechen von der Verheißung vollständiger Vergebung ausgenommen. Ganz gleich, was geschehen ist: Der Herr hat einen Rückweg vorbereitet, den wir beschreiten können, wenn wir den Eingebungen des Heiligen Geistes folgen.
Manche sind von einem zwanghaften Drang erfüllt – eine Versuchung kreist immer wieder in ihren Gedanken und wird vielleicht zur Gewohnheit und dann zur Sucht. Wir alle neigen zu gewissen Übertretungen oder Sünden – und auch zu der Ausrede, wir könnten nichts dafür, weil wir eben so geboren sind. So stecken wir in der Falle, und daher rühren der Schmerz und die Qual, die nur der Erretter beseitigen kann. Die Kraft steckt in uns, aufzuhören und erlöst zu werden.
Eine Klapperschlange namens Pornografie
Präsident Marion G. Romney (1897–1988), Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, hat mir einmal empfohlen: „Sagen Sie etwas nicht nur so, dass man es verstehen kann, sondern sagen Sie es auch so, dass man es nicht missverstehen kann.“
Hört mir also gut zu! Ich werde mich klar ausdrücken als einer, der dazu berufen und verpflichtet ist.
Ihr lebt zu einer Zeit, da die Geißel Pornografie über die Welt fegt. Es ist schwer, ihr zu entgehen. Pornografie zielt auf den Teil eurer Natur ab, der euch die Macht verleiht, Leben zu zeugen.
Sich der Pornografie hinzugeben führt zu Schwierigkeiten, Scheidung, Krankheit und Dutzenden sonstiger Probleme. Nichts daran ist unverfänglich. So etwas zu sammeln, anzuschauen oder in irgendeiner Form mit sich herumzutragen, ist so, als ob man eine Klapperschlange im Rucksack trüge. Auf geistiger Ebene setzt man sich dadurch unausweichlich dem Biss der Schlange und ihrem tödlichen Gift aus. Da die Welt so ist, wie sie nun einmal ist, ist es leicht verständlich, dass man damit fast ohne eigene Schuld in Berührung kommen kann. Man liest oder sieht etwas, und die schrecklichen Folgen sind einem gar nicht bewusst. Wenn das bei euch der Fall sein sollte, so bitte ich euch inständig. Hört damit auf! Hört sofort auf!
Im Buch Mormon steht, dass alle „Menschen genügend unterwiesen [sind], um Gut von Böse zu unterscheiden“ (2 Nephi 2:5). Ihr also auch. Ihr wisst, was richtig und was falsch ist. Passt auf, dass ihr nicht die Grenze überschreitet.
Zwar kann man die meisten Fehler für sich allein dem Herrn bekennen, aber es gibt einige Übertretungen, die mehr erfordern, wenn man Vergebung erlangen will. Wenn ihr einen schwerwiegenden Fehler gemacht habt, geht zum Bischof. Andernfalls genügt einfaches Bekennen – ganz im Stillen und unter vier Augen. Denkt aber auch daran, dass der große Morgen der Vergebung meist nicht schlagartig anbricht. Gebt also nicht auf, wenn ihr anfangs noch strauchelt. Zur Prüfungszeit gehört auch, dass man sich nicht entmutigen lässt. Gebt also nicht auf. Und wie ich schon öfter gesagt habe: Wenn ihr eure Sünden bekannt und aufgegeben habt, dann schaut nicht zurück!
Der Herr ist immer da. Er ist bereit, zu leiden und die Strafe auf sich zu nehmen, wenn ihr bereit seid, ihn als euren Erlöser anzunehmen.
Der Erretter hat für unsere Sünden gelitten
Als Sterbliche verstehen wir nicht – ja, wir können es gar nicht verstehen –, wie Jesus das Sühnopfer vollbracht hat. Aber im Augenblick ist das Wie nicht so wichtig wie das Warum seines Leidens. Warum hat er es für euch, für mich, für alle Menschen getan? Er hat es aus Liebe zu Gottvater und zu allen Menschen getan. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Johannes 15:13.)
In Getsemani ging Christus ein paar Schritte von den Aposteln weg, um zu beten. Was auch immer sich dort zugetragen hat – es übersteigt unser Verständnis. Aber wir wissen, dass er das Sühnopfer vollendet hat. Er war bereit, die Fehler und Sünden, die Schuld, die Zweifel und die Ängste der ganzen Welt auf sich zu nehmen. Er litt für uns, damit wir nicht leiden müssen.
Vollständige Vergebung ist möglich
Wenn ihr gestrauchelt seid oder gar eine Weile in die Irre gegangen seid, wenn ihr glaubt, der Widersacher halte euch nun gefangen, so könnt ihr doch im Glauben vorwärtsgehen und braucht nicht länger ziellos in der Welt umherzuwandern. Es gibt Menschen, die bereitstehen, um euch zurück zu Frieden und Sicherheit zu führen. Die Gnade Gottes wird uns, wie es in der Schrift verheißen ist, „nach allem, was wir tun können“ (2 Nephi 25:23), zuteil. Dass dies möglich ist, ist für mich die Wahrheit, die zu kennen größten Wert hat.
Ich verheiße euch, dass der strahlende Morgen der Vergebung anbrechen kann. Dann wird „der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt“ (Philipper 4:7), erneut wie der Sonnenaufgang in euer Leben treten, und ihr werdet – so wie Gott – nicht mehr an eure Sünde denken (siehe Jeremia 31:34). Und woher wisst ihr, dass euch vergeben worden ist? Ihr werdet es wissen! (Siehe Mosia 4:1-3.)
Das ist es, was ich euch, die ihr in Schwierigkeiten steckt, vermitteln will. Er wird eingreifen und das Problem lösen, das ihr nicht selber lösen könnt – aber das hat seinen Preis, und den müsst ihr zahlen. Andernfalls geht das nicht. Er ist ein sehr gütiger Herrscher in dem Sinne, dass er immer den notwendigen Preis zahlt, aber er erwartet, dass auch ihr das Erforderliche tut, selbst wenn es schmerzhaft ist.
Ich liebe den Herrn und ich liebe den Vater, der ihn gesandt hat. Ihm können wir unsere Last an Enttäuschungen, Sünde und Schuld zu Füßen legen, und zu seinen großzügigen Bedingungen kann jeder Posten auf der Rechnung mit dem Vermerk „vollständig bezahlt“ versehen werden (siehe Jesaja 1:18,19).
Lebt treu und bleibt würdig
Die Schriftstelle „Lerne Weisheit in deiner Jugend; ja, lerne in deiner Jugend, die Gebote Gottes zu halten“ (Alma 37:35) ist eine Aufforderung, mit der uns zugleich auch Frieden und Schutz vor dem Widersacher zugesichert werden (siehe auch 1 Timotheus 4:12).
Erwartet nicht, dass im Leben immer alles glattgeht. Selbst bei denjenigen, die so leben, wie sie sollen, stellt sich mitunter genau das Gegenteil ein. Begegnet also jeder Herausforderung im Leben zuversichtlich und mit der Gewissheit, dass ihr den Frieden und den Glauben haben werdet, die euch jetzt und in Zukunft tragen.
Denen, die noch nicht alle gewünschten oder benötigten Segnungen erhalten haben, sage ich: Ich glaube fest daran, dass euch, solange ihr dem Glauben treu bleibt, keine Erfahrung oder Gelegenheit versagt wird, die ihr zur Erlösung und Errettung braucht. Bleibt würdig, seid voller Hoffnung und geduldig und betet immerzu. Irgendwie wird sich alles zum Besten wenden. Die Gabe des Heiligen Geistes wird euch leiten und euch wissen lassen, was ihr tun sollt.
Ich kenne euch, die Jugend der Kirche, und mir ist bewusst, dass ihr nicht vollkommen seid, aber ihr seid auf dem Weg dorthin. Habt Mut! Seid euch dessen bewusst, dass jeder, der einen Körper hat, Macht über denjenigen hat, der keinen hat.1 Dem Satan wurde ein Körper verwehrt. Wenn ihr euch also jemals Versuchungen ausgesetzt seht, seid euch dessen bewusst, dass ihr ihnen gewachsen seid, wenn ihr nur die Entscheidungsfreiheit richtig gebraucht, die Adam und Eva im Garten gegeben wurde und die bis zur heutigen Generation jedermann zusteht.