Heim und Familie
Wir wissen, wo er ist
Der Verfasser lebt in Kolumbien.
Gott wird in unserer ewigen Familie immer im Mittelpunkt stehen
Als im oberen Teil der Tür unseres Hauses in Kolumbien die Gesichter zweier junger Männer erschienen, dachten wir, sie seien auf irgendetwas hinaufgestiegen, um durch die Tür sehen zu können. Aber nichts dergleichen – sie waren einfach nur sehr groß! Unser dreijähriger Sohn Pablo Ezequiel starrte verblüfft zu ihnen hoch. Doch schon nach wenigen Tagen betrachtete er sie als seine besten Freunde.
Unsere Familie – meine Frau Ludy sowie Erika, Yesica und der kleine Ezequiel – war auf der Suche nach Gott. Wir lebten bereits nach einigen Grundsätzen des Evangeliums: Wir beteten vor dem Essen, wir beteten gemeinsam als Familie und wir unternahmen vieles gemeinsam. Die Verbundenheit innerhalb der Familie bildete die Grundlage unseres Lebens. Der Besuch der beiden „riesigen Engel“, wie Ezequiel die Missionare nannte, bestärkte uns in unserem Anliegen, die Familie zu stärken und Gott in den Mittelpunkt zu stellen.
Elder Fa und Elder Fields wiesen uns anhand der heiligen Schriften den Weg. Wir hatten den Herrn gefragt, wo wir den Gottesdienst besuchen sollten. Im Buch Mormon und im wiederhergestellten Evangelium fanden wir die Antwort auf jede Frage, die im Laufe der Jahre in unseren Gesprächen in der Familie aufgekommen war. Die Antworten ergaben allesamt Sinn, und wir schlossen uns bald der Kirche an. Ein Jahr später gingen wir im Bogotá-Tempel in Kolumbien Bündnisse mit Gott ein und wurden als ewige Familie aneinander gesiegelt.
Unsere Freude war groß, weil wir wussten, dass unsere Kinder nun den Weg des Evangeliums beschritten hatten. Im täglichen Leben und bei uns zuhause verspürten wir den Heiligen Geist, und Ezequiel, der inzwischen vier war, sprach ein Gebet, das wir nie vergessen werden. Er sagte: „Lieber Vater im Himmel, wir danken dir, dass ich ein so lieber kleiner Junge bin. Amen.“ Wir sagten alle Amen und umarmten einander mit einem Lächeln. Unser kleiner Junge war unsere Freude.
In den folgenden Jahren machten wir es uns zur Gewohnheit, regelmäßig zum Tempel zu fahren, meist zwei oder drei Mal im Jahr. Wir wohnen 420 Kilometer vom Tempel entfernt, aber die Entfernung kam uns nie groß vor. Es machte uns immer Spaß, uns auf die Tempelfahrt vorzubereiten. Unsere Kinder beschäftigen sich sehr gern mit Familiengeschichte, und es machte ihnen große Freude, sich für Verstorbene taufen zu lassen. Wir bereiteten uns immer andächtig vor und fühlten uns im Haus des Herrn dem Himmel sehr nahe.
Ezequiel entwickelte einen starken Glauben. Seine Mutter war sein kostbarster Schatz. Er machte ihr immer nette Komplimente. Einmal sagte er: „Mama, ich liebe dich mehr als Dinosaurierknochen!“ Wir mussten alle lachen, weil es sein liebster Zeitvertreib war, nach Dinosaurierknochen zu suchen.
Unser lieber Ezequiel verbrachte vierzehn Jahre seines Lebens mit uns im Evangelium, das uns vereint. Er gehorchte, ohne zu zögern. Seine Liebe erfüllte unser Zuhause. Seine Schwestern und die Heiligen aus den Schriften waren seine Vorbilder. Er war voller Leben und Tatendrang. Er versäumte keinen einzigen Seminarunterricht. Er brachte viel Freude in unsere Familie. Er war andächtig, wenn er das Abendmahl austeilte. Doch dann änderte sich unser Leben. Ezequiel wurde zum Vater im Himmel heimgerufen. Wir vermissen ihn unbeschreiblich.
Er starb an einer seltenen Infektionskrankheit. Trotz des tiefen Trennungsschmerzes sind wir gewiss, dass wir ihn wiedersehen werden. Uns trägt die Verheißung, die bei der Siegelung im Tempel ausgesprochen wurde. Die Leere, die er hinterlässt, wird verdrängt von dem Wissen, dass er vom Herrn berufen wurde, an einem anderen Ort eine Mission zu erfüllen. Der Trauergottesdienst für Ezequiel war so berührend, dass viele Menschen anschließend Interesse an der Kirche zeigten. Ich hatte immer gehofft, er werde eines Tages eine Mission erfüllen, und nun ist es so weit. Dank des Erlösungsplans wissen wir, wo Ezequiel ist und bei wem.
Die Familie und Gott stehen bei uns nach wie vor im Mittelpunkt. Wir haben ein Zeugnis davon, dass Gott lebt und einen Plan für uns hat. Wir müssen im Glauben vorwärtsgehen. Immer wenn ein geliebter Mensch von uns geht, wird uns der Plan Gottes ins Gedächtnis gerufen.
Die tröstlichsten Worte, die wir gefunden haben, stammen vom Propheten Joseph Smith. Wir spüren im Herzen, dass sie wahr sind: „Der Herr nimmt viele schon in ihrer Kindheit weg, um sie der Missgunst der Menschen und dem Kummer und den Übeln der heutigen Welt zu entziehen: Sie waren zu rein, zu liebenswert, um auf der Erde zu leben. Darum, wenn man es richtig betrachtet, haben wir keinen Grund zur Trauer, sondern vielmehr, uns zu freuen, dass sie von dem Übel erlöst sind, und wir werden sie bald wiederhaben.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 193.)
Die Hoffnung, Ezequiel am Morgen der Auferstehung wiederzusehen, verleiht unserer Seele Mut und hilft uns, die dunklen Tage durchzustehen.