Lassen Sie andere an Ihrem Licht teilhaben
Wir müssen fest im Glauben stehen, unsere Stimme erheben und die wahre Lehre verkünden.
Heute Abend möchte ich auf zwei wichtige Aufgaben eingehen, die wir haben. Erstens müssen wir unser Leben beständig weiter mit dem Licht und der Wahrheit des Evangeliums anfüllen, und zweitens müssen wir andere an diesem Licht und dieser Wahrheit teilhaben lassen.
Schwestern, wissen Sie eigentlich, wie wichtig Sie sind? Eine jede von Ihnen ist hier und jetzt im Erlösungsplan des Vaters im Himmel unentbehrlich und äußerst wertvoll. Uns ist eine Aufgabe übertragen worden. Wir kennen die Wahrheit des wiederhergestellten Evangeliums. Sind wir bereit, für diese Wahrheit einzutreten? Wir müssen danach leben und wir müssen anderen davon erzählen. Wir müssen fest im Glauben stehen, unsere Stimme erheben und die wahre Lehre verkünden.
Im „Wir brauchen noch viel unverkennbarer den Einfluss und die Stimme der glaubenstreuen Frauen. Es ist wichtig, dass sie sich mit der Lehre gut vertraut machen und unsere Glaubensansichten kennen, damit sie von der Wahrheit Zeugnis geben können.“1
Schwestern, durch Sie wird mein Glaube an Jesus Christus gestärkt. Von Brasilien bis Botsuana sehe ich Ihr gutes Beispiel, höre ich Ihr Zeugnis und spüre ich Ihren Glauben. Allenthalben machen Sie Ihren Einfluss geltend. Die Menschen in Ihrem Umfeld spüren das – Ihre Familie ebenso wie die, die auf der Kontaktliste Ihres Handys stehen, Ihre Freunde in sozialen Netzwerken ebenso wie die, neben denen Sie heute Abend sitzen. Ich stimme mit Schwester Harriet Uchtdorf überein, die geschrieben hat: „Sie … sind strahlende, hell lodernde Leuchtfeuer in einer zunehmend finsteren Welt, denn Sie machen durch Ihre Lebensweise deutlich, dass das Evangelium eine frohe Botschaft ist.“2
Präsident Thomas S. Monson hat darauf hingewiesen: „Wenn wir anderen Licht geben wollen, müssen wir selbst leuchten.“3 Was können wir tun, damit das Licht der Wahrheit weiterhin in uns leuchtet? Manchmal komme ich mir vor wie eine matte Glühlampe. Wie können wir heller werden?
In den heiligen Schriften heißt es: „Was von Gott ist, das ist Licht; und wer Licht empfängt und in Gott verbleibt, empfängt mehr Licht.“4 Wir müssen folglich in Gott verbleiben. Wir müssen hin zur Quelle des Lichts kommen – zum Vater im Himmel und zu Jesus Christus. Wir können auch in den Tempel gehen, denn wir wissen, dass alles darin auf Christus und sein großes Sühnopfer hindeutet.
Wie wirkt ein Tempel auf seine Umgebung? Er verschönert das Stadtinnere oder leuchtet weithin sichtbar auf einem Hügel. Warum verschönert er seine Umgebung? Warum leuchtet er so? Der Grund hierfür steht in den Schriften: „Wahrheit leuchtet.“5 Der Tempel birgt Wahrheit und einen ewigen Zweck in sich – genau wie Sie auch.
1877 sagte Präsident George Q. Cannon: „Jeder Tempel … vermindert die Macht des Satans auf der Erde.“6 Ich meine: Wo immer auf Erden ein Tempel errichtet wird, weicht die Finsternis zurück. Der Tempel soll der ganzen Menschheit dienen und es allen Kindern des himmlischen Vaters ermöglichen, zu ihm zurückzukehren und bei ihm zu leben. Ist unsere Bestimmung nicht mit diesem geweihten Gebäude, dem Haus des Herrn, vergleichbar? Sollen nicht auch wir anderen dienen und ihnen helfen, das Dunkel zu vertreiben und in das Licht des himmlischen Vaters zurückzukehren?
Durch die heilige Arbeit im Tempel wird unser Glaube an Christus gestärkt, und dann können wir auch besser auf den Glauben unserer Mitmenschen Einfluss nehmen. Durch den stärkenden Geist des Tempels wird uns vermehrt bewusst, dass das Sühnopfer Jesu tatsächlich stattgefunden hat, dass es machtvoll ist und uns Hoffnung bringt.
Vor einigen Jahren hatte unsere Familie eine große Herausforderung zu meistern. Ich ging in den Tempel und betete dort inständig um Hilfe. Mir wurde ein Augenblick der Wahrheit geschenkt. Ich erhielt einen klaren Eindruck von meinen Schwächen, und ich war erschüttert. In diesem geistig so aufschlussreichen Augenblick sah ich eine Frau, die in ihrem Stolz alles so macht, wie sie es für richtig hält, aber nicht unbedingt auf die Weise des Herrn, und im Inneren die Lorbeeren für alles einheimst, was sie scheinbar erreicht. Ich spürte damals, dass ich mich selbst sah. In meinem Herzen schrie ich zum himmlischen Vater: „Diese Frau will ich nicht sein! Aber wie kann ich mich ändern?“
Durch den reinen Geist der Offenbarung im Tempel wurde mir bewusst, wie sehr ich unter allen Umständen meines Erlösers bedurfte. Augenblicklich wandte ich mich meinem Erretter Jesus Christus zu und spürte, wie meine Seelenqual einer überwältigenden Hoffnung wich. Er war meine einzige Hoffnung, und ich wollte nur an ihm festhalten. Mir war klar, dass eine ichbezogene, natürliche Frau eine Feindin Gottes7 und auch der Menschen ist, die sich in ihrem Einflussbereich befinden. Damals wurde mir im Tempel bewusst, dass ich nur durch das Sühnopfer Jesu Christi meine von mir selbst so überzeugte Art ablegen und fähig werden konnte, Gutes zu tun. Ich spürte die Liebe des Herrn ganz stark, und ich wusste, dass er mich durch den Geist lehren und ändern würde, wenn ich ihm rückhaltlos mein Herz schenkte.
Ich kämpfe immer noch mit meinen Schwächen, aber ich vertraue auf göttliche Hilfe durch das Sühnopfer. Diese reine Lehre wurde mir zuteil, weil ich in den heiligen Tempel gegangen war, um dort Hilfe und Antworten zu suchen. In den Tempel hinein ging ich mit einer schweren Last. Als ich ihn wieder verließ, spürte ich, dass ich einen allmächtigen, liebevollen Erretter habe. Ich war erleichtert und froh, weil ich sein Licht empfangen und seinen Plan für mich angenommen hatte.
Überall auf der Welt befinden sich Tempel, und jeder sieht von außen anders aus. Geht man aber hinein, findet sich in jedem Tempel dasselbe ewige Licht, derselbe Zweck und dieselbe Wahrheit. In 1 Korinther 3:16 lesen wir. „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Als Töchter Gottes sind auch wir auf der ganzen Welt zu finden, und wie die Tempel ist jede von uns einzigartig und sieht äußerlich anders aus. Doch wie beim Tempel leuchtet auch in uns ein geistiges Licht. Dieses geistige Licht spiegelt das Licht des Heilands wider. Von dieser Helligkeit werden unsere Mitmenschen angezogen.
Eine jede von uns hat bestimmte Aufgaben auf der Erde – als Tochter, Mutter, Führerin, Lehrerin oder Schwester, Erwerbstätige, Ehefrau und vieles mehr. Jede macht ihren Einfluss geltend. In dem Maße, wie unser Leben die Evangeliumswahrheiten und die Tempelbündnisse widerspiegelt, verleiht uns jede Aufgabe moralisch Kraft.
Elder D. Todd Christofferson hat gesagt: „In jedem Fall kann eine Mutter einen Einfluss geltend machen, wie es niemand sonst vermag und den es in keiner anderen Beziehung gibt.“8
Als unsere Kinder noch klein waren, kam es mir vor, als wären mein Mann David und ich Kapitäne auf einem Schiff, und unsere elf Kinder stellte ich mir als Flottille kleiner Boote vor, die auf den Wellen im Hafen um uns herum schaukeln und sich bereitmachen, auf das große Weltmeer hinauszufahren. David und ich hatten das Bedürfnis, täglich den Kompass des Herrn zu Rate zu ziehen, um den besten Kurs für unsere kleine Flotte zu bestimmen.
Meine Tage waren angefüllt mit Tätigkeiten, die kaum der Rede wert sind: Wäsche zusammenlegen, Kinderbücher vorlesen oder einen Auflauf für das Abendessen vorbereiten. Mitunter können wir im häuslichen Hafen gar nicht ermessen, wie durch diese einfachen, immer wiederkehrenden Tätigkeiten – zu denen auch Familiengebet, Schriftstudium und Familienabend zählen – Großes zustande gebracht wird. Doch ich bezeuge, dass genau diese Tätigkeiten von ewiger Bedeutung sind. Große Freude fließt uns zu, wenn diese kleinen Schiffchen – unsere Kinder – zu riesigen, seetüchtigen Schiffen werden, die vom Licht des Evangeliums erfüllt und bereit sind, sich „in den Dienst Gottes [zu begeben]“9. Die meisten von uns können durch diese kleinen Werke des Glaubens und des Dienens in Gott verbleiben und letzten Endes unserer Familie, unseren Freunden und Bekannten ewiges Licht und Herrlichkeit bringen. Sie können Ihren Einfluss wahrhaftig immer geltend machen!
Bedenken Sie, welch einen Einfluss der Glaube eines Mädchens im PV-Alter auf seine Familie haben kann. Der Glaube unserer Tochter war für unsere Familie eine ganz große Hilfe, als sich nämlich unser kleiner Sohn einmal in einem Vergnügungspark verlaufen hatte. Die ganze Familie hetzte auf der Suche nach ihm verzweifelt umher. Schließlich zupfte mich unsere neunjährige Tochter am Ärmel und meinte: „Mama, sollten wir nicht beten?“ Sie hatte vollkommen Recht! Vor den Augen vieler Besucher stellte sich unsere Familie zusammen und betete dafür, dass wir unseren Sohn wiederfinden. Und wir fanden ihn! Allen PV-Mädchen sage ich: „Bitte erinnert eure Eltern immer daran, zu beten!“
Im vergangenen Sommer durfte ich in Alaska mit 900 Mädchen an einem JD-Zeltlager teilnehmen. Diese Mädchen hatten einen gewaltigen Einfluss auf mich. Sie hatten sich geistig auf das Lager vorbereitet, indem sie das Buch Mormon gelesen und die Erklärung „Der lebendige Christus – das Zeugnis der Apostel“ auswendig gelernt hatten. Am dritten Abend standen alle 900 Mädchen auf und trugen gemeinsam die ganze Erklärung Wort für Wort auswendig vor.
Die riesige Halle war vom Geist erfüllt, und ich wollte so gern mitmachen. Ich hatte jedoch den Preis nicht bezahlt und den Text nicht auswendig gelernt.
Jetzt aber habe ich angefangen, wie diese jungen Schwestern die Erklärung „Der lebendige Christus“ auswendig zu lernen. Und dank ihres Einflusses verinnerliche ich das Abendmahlsbündnis, immer an den Erretter zu denken, viel besser, wenn ich immer wieder das Zeugnis der Apostel von Jesus Christus wiederhole. Das Abendmahl bekommt dadurch eine tiefere Bedeutung für mich.
Hoffentlich kann ich dem Heiland dieses Jahr zu Weihnachten dann etwas schenken – dass ich nämlich bis zum 25. Dezember die Erklärung „Der lebendige Christus“ auswendig gelernt und fest ins Herz geschlossen habe. Ich hoffe, dass ich einen positiven Einfluss ausüben kann, so wie die Schwestern in Alaska mich positiv beeinflusst haben.
Können Sie sich in diesen Worten der Erklärung „Der lebendige Christus“ wiederfinden? „Er forderte alle eindringlich auf, seinem Beispiel nachzueifern. Er wandelte auf den Straßen Palästinas, heilte die Kranken, machte die Blinden sehend und weckte die Toten auf.“10
Wir Schwestern in der Kirche wandeln nicht auf den Straßen Palästinas. Wir heilen dort keine Kranken. Aber wir können beten und in eine angespannte, kränkelnde Beziehung die heilende Liebe des Sühnopfers einfließen lassen.
Auch wenn wir die Blinden nicht auf die Weise des Erlösers sehend machen, können wir doch den geistig Erblindeten Zeugnis vom Erlösungsplan geben. Wir können die Augen ihres Verständnisses öffnen, sodass sie erkennen, wie wichtig im Zusammenhang mit ewigen Bündnissen die Macht des Priestertums ist.
Wir werden keine Toten auferwecken wie der Erlöser, aber wir können etwas für die Verstorbenen tun, indem wir ihre Namen für die Tempelarbeit ausfindig machen. Dadurch erwecken wir sie in der Tat aus ihrem geistigen Gefängnis und eröffnen ihnen den Weg zum ewigen Leben.
Ich bezeuge, dass wir einen Erlöser haben, Jesus Christus, der lebt, und dass wir mit seiner Macht und seinem Licht die Finsternis der Welt vertreiben, die Wahrheit, die wir kennen, verkünden und unseren Einfluss auf unsere Mitmenschen geltend machen können, sodass sie zu ihm kommen. Im Namen Jesu Christi. Amen.