2014
„Ja, Herr, ich will dir folgen!‘
November 2014


„Ja, Herr, ich will dir folgen!“

Der Herr lädt uns ein und bedient sich dabei verschiedener Verben: „Komm zu mir“, „komm und folge mir nach“, „wandle mit mir“. Jedes Mal ist es eine Aufforderung zum Handeln.

Denn siehe, der Herr gewährt allen Nationen von ihrer eigenen Nation und Sprache, sein Wort zu lehren.“1 Heute erfüllt diese Schriftstelle sich abermals, denn ich habe die Gelegenheit, meine Gedanken in meiner Muttersprache zum Ausdruck zu bringen.

Im Jahr 1975 war ich als junger Missionar in der Uruguay-Paraguay-Mission tätig. In meinem ersten Monat dort führten die Zonenleiter eine Aktivität mit uns durch, um einen Evangeliumsgrundsatz zu veranschaulichen. Jedem Missionar in der Zone wurden die Augen verbunden. Man sagte uns, dass wir einem Weg folgen sollten, auf dem wir in die Kulturhalle gelangen würden. Wir sollten der Stimme eines bestimmten leitenden Missionars folgen. Diese Stimme hörten wir, bevor wir losgingen. Allerdings warnte man uns, dass auf unserem Weg einige Stimmen zu hören wären, die versuchen würden, uns zu verwirren und vom Weg abzubringen.

Nachdem ich ein paar Minuten Geräusche und Stimmen gehört hatte und – inmitten all dessen – eine Stimme, die sagte, „folge mir“, war ich mir sicher, dass ich der richtigen Stimme folgte. In der Kulturhalle des Gemeindehauses angekommen, bat man uns, die Augenbinden abzunehmen. Dabei bemerkte ich, dass es dort zwei Gruppen gab, und dass ich zu der Gruppe gehörte, die der falschen Stimme gefolgt war. „Sie hat sich doch so sehr angehört wie die Richtige“, wunderte ich mich.

Diese 39 Jahre zurückliegende Erfahrung hat mich nachhaltig beeinflusst. Ich nahm mir fest vor: „Folge niemals wieder der falschen Stimme!“ Dann sagte ich mir: „Ja, Herr, ich will dir folgen!“

Ich möchte diese Erfahrung auf die liebevolle Einladung beziehen, die der Heiland an uns richtet:

„Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen. …

Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir.“2

Wir können keine Einladung erhalten, die schlichter, direkter und kraftvoller ist als die, ihm zu folgen. Sie ergeht mit einer deutlichen Stimme, die unverwechselbar ist.

Der Herr lädt uns ein und bedient sich dabei verschiedener Verben: „Komm zu mir“, „komm und folge mir nach“, „wandle mit mir“. Jedes Mal ist die Einladung nicht passiv gemeint, sondern fordert zum Handeln auf. Sie ist an alle Menschen gerichtet, und zwar vom größten aller Propheten, dem größten aller Lehrer, dem Sohn Gottes, dem Messias.

Die Einladung „Kommt zu mir“

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“3

Diejenigen von Ihnen, die noch nicht der Kirche angehören, werden diese Einladung in der Stimme der Missionare mit den Worten erhalten: „Werden Sie das Buch Mormon lesen? Werden Sie beten? Werden Sie zur Kirche kommen? Werden Sie dem Beispiel Jesu Christi folgen und sich von jemand taufen lassen, der von Gott die Priestertumsvollmacht dazu hat?“4 Wie reagieren Sie heute auf diese Einladung?5

Ich lade Sie ein, sich die Botschaft anzuhören und sie mit den Worten anzunehmen: „Ja, Herr, ich will dir folgen!“

Carlos Badiola und seine Familie aus Minas in Uruguay trafen sich mit den Missionaren. Weil die Missionare während der Lektionen viele Fragen stellten, beschlossen sie, eine Nachbarin einzuladen, die nicht der Kirche angehörte – ein hübsches 14-jähriges Mädchen namens Norma –, damit sie ihnen bei den Antworten helfen konnte. Norma war eine fleißige Schülerin, die in dem Jahr in der Schule die Bibel durchnahm. Wenn die Missionare also eine Frage stellten, antwortete Norma darauf. Sie war also eine ideale Kandidatin. An diesem Tag ging es in der Lektion um das Wort der Weisheit.

Als Norma nach der Lektion mit den Missionaren nach Hause kam, wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie teilte ihrer Mutter mit: „Mama, von jetzt an keinen Milchkaffee mehr für mich. Nur noch Milch.“ Diese Reaktion war ein sichtbarer Ausdruck ihres Wunsches, die Einladung, wie die Missionare sie ausgesprochen hatten, anzunehmen – nämlich Christus zu folgen.

Carlos Badiola und auch Norma ließen sich taufen. Später folgten Normas Mutter, Vater und Geschwister ihrem Beispiel und ließen sich ebenfalls taufen. Norma und ich wuchsen gemeinsam in dem dortigen kleinen, aber starken Zweig auf. Nachdem ich dann eine Mission erfüllt hatte, heirateten wir. Ich wusste immer, dass es mit ihr an meiner Seite leichter sein würde, dem Erlöser zu folgen.

Wer Mitglied der Kirche ist und diese Einladung angenommen hat, erneuert seine Verpflichtung jede Woche, wenn er vom Abendmahl nimmt.6 Teil dieser Verpflichtung ist auch, dass man die Gebote hält. Auf diese Weise sagt man: „Ja, Herr, ich will dir folgen!“7

Die Einladung „Folge mir nach“

„Folge mir nach“ war die Einladung des Herrn an den reichen Jüngling. Der reiche Mann hatte sein Leben lang die Gebote gehalten. Als er fragte, was er noch tun könne, enthielt die Antwort eine deutliche Aufforderung: „Komm und folge mir nach!“8 Die Aufforderung war zwar einfach, aber dennoch mit Opfern verbunden. Sie erforderte Anstrengung, gepaart mit entschlossenem Handeln.

Der Prophet Nephi regte zur Selbstbesinnung an, als er fragte: „Und [Jesus] hat zu den Menschenkindern gesagt: Folge mir nach. Darum, meine geliebten Brüder, können wir Jesus nachfolgen, wenn wir nicht willens sind, die Gebote des Vaters zu halten?“9

Die Einladung, zu ihm zu kommen, auf seine Stimme zu hören und ihr zu folgen, war von Anfang an die Botschaft der Missionare. Damit haben sie vielen geholfen, ihr Leben zum Besseren zu ändern.

Vor 50 Jahren kamen Missionare in den Uhrmacherladen meines Vaters, um eine Uhr reparieren zu lassen. Wie alle guten Missionare nutzten sie die Gelegenheit, um mit meinem Vater und meiner Mutter über das Evangelium zu sprechen. Mein Vater respektierte die Missionare, und meine Mutter nahm ihre Botschaft und die Einladung an, Christus zu folgen. Von dem Tag an bis heute ist sie in der Kirche immer aktiv geblieben. Sie sagte: „Ja, Herr, ich will dir folgen!“

Bei Ihren Bemühungen, zu ihm zu kommen, erlangen Sie die Kraft, die Lasten des Lebens – seien sie körperlicher oder geistiger Natur – zu lindern und eine positive innere Wandlung zu erfahren, die Sie glücklicher machen wird.

Die Einladung „Wandle mit mir“

Henoch wurde dazu berufen, das Evangelium einem schwierigen, hartherzigen Volk zu verkünden. Er hielt sich für ungeeignet. Er bezweifelte, ob er es schaffen würde. Der Herr zerstreute seine Zweifel und stärkte seinen Glauben mit der Einladung „Wandle mit mir“ – eine Einladung, die wie der Stock eines Blinden oder der Arm eines Freundes die Schritte von jemandem leiten kann, dessen Gang unsicher ist. Als Henoch den Arm des Heilands ergriff und mit ihm wandelte, bemerkte er, dass sein Gang fest wurde und dass aus ihm ein großer Missionar und ein Prophet wurde.10

Die Entscheidung, zu ihm zu kommen und ihm zu folgen, trifft jeder selbst. Wenn wir diese Einladung annehmen, verpflichten wir uns in größerem Maße, und dann können wir mit ihm wandeln. Dadurch bildet sich eine engere Beziehung zum Erlöser – und das ist der Lohn dafür, dass wir die ursprüngliche Einladung angenommen haben.

Norma und ich haben jeweils eigenständig die Einladung angenommen, zu ihm zu kommen und ihm zu folgen. Dann haben wir einander unterstützt und gemeinsam gelernt, mit ihm zu wandeln.

Das Bemühen und die Entschlossenheit, ihn zu suchen und ihm zu folgen, werden mit den Segnungen belohnt, die wir brauchen.

So war es bei der Frau, der es unter großer Mühe gelang, das Gewand des Erlösers zu berühren11, und auch bei Bartimäus, dem Blinden, dessen Entschlossenheit ausschlaggebend für das Wunder war, das ihm geschah.12 In beiden Fällen wurde eine Heilung des Körpers sowie des Geistes gewährt.

Strecken Sie die Hand aus, berühren Sie sein Gewand, nehmen Sie seine Einladung an, sagen Sie: „Ja, Herr, ich will dir folgen!“ – und wandeln Sie mit ihm!

„Komm zu mir“, „folge mir nach“ und „wandle mit mir“ sind Einladungen, denen – sofern man ihnen folgt – die Kraft innewohnt, eine innere Wandlung zu bewirken, die einen zu der Aussage veranlasst: „[Ich] habe keine Neigung mehr … Böses zu tun, sondern, ständig Gutes zu tun.“13

Als äußeres Zeichen dieses Wandels werden Sie den starken Wunsch verspüren, den Schwachen beizustehen, die herabgesunkenen Hände emporzuheben und die müden Knie zu stärken.14

Welche Schritte können wir heute unternehmen, um mit ihm zu wandeln?

  1. Hegen Sie den Wunsch, ein besserer Nachfolger Christi zu sein.15

  2. Beten Sie für diesen Wunsch, auf dass Ihr Glaube an ihn wächst.16

  3. Eignen Sie sich Wissen aus den heiligen Schriften an, das Ihnen den Weg erhellt und Ihren Wunsch, sich zu ändern17, nährt.

  4. Entscheiden Sie sich heute, zu handeln und zu sagen: „Ja, Herr, ich will dir folgen!“ Allein dadurch, dass Sie die Wahrheit kennen, wird Ihre Welt sich nicht verändern, es sei denn, dass Sie ihr Wissen in die Tat umsetzen.18

  5. Stehen Sie beharrlich zu Ihrer Entscheidung, indem Sie diese Grundsätze täglich anwenden.19

Mögen die Worte unseres lieben Propheten, Thomas S. Monson, uns dazu bewegen, unserem Wunsch, die Einladung des Heilands anzunehmen, Taten folgen zu lassen. Präsident Monson hat gesagt: „Wer ist der König der Herrlichkeit, dieser Herr der Heere? Er ist unser Meister. Er ist unser Erlöser. Er ist Gottes Sohn. Er ist der Urheber unseres Heils. Er lädt uns ein: ‚Folge mir nach!‘ Er weist uns an: ‚Geh und handle genauso!‘ Er bittet uns eindringlich: „[Haltet] meine Gebote.“20

Mögen wir uns heute entscheiden, Gott mehr zu verehren und uns ihm mehr zu verpflichten, und möge unsere Antwort auf seine Einladung laut und deutlich sein: „Ja, Herr, ich will dir folgen!“21 Im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.