Du musst beten
Jimy Saint Louis, Haiti
Als am 12. Januar 2010 infolge des schrecklichen Erdbebens, das Haiti verwüstete, ein vierstöckiges Betongebäude über mir einstürzte, zeigte mir der Herr seine Macht.
Während ich unter dem Gewicht der Trümmer schrie, fragte mich eine friedevolle Stimme: „Jimy, warum betest du nicht, anstatt zu schreien?“
Ich konnte jedoch nicht aufhören zu schreien, weil ich Angst hatte, binnen weniger Minuten zu sterben. Die Stimme, die so klang wie ein guter Freund, der mir wirklich helfen will, sprach erneut zu mir: „Jimy, du musst beten.“
Der Schmerz in meinen Beinen wurde unerträglich. Mir ging in der Dunkelheit, die mich umgab, der Sauerstoff aus. Ein weiteres Mal hörte ich die Stimme: „Jimy, du musst beten.“
Da wehrte ich mich nicht länger. Mit schwacher Stimme sagte ich: „Vater im Himmel, du kennst meine Kraft, und du weißt, wie lange ich diesen Schmerz ertragen kann. Ich bitte dich, nimm diesen Schmerz von mir. Im Namen Jesu Christi. Amen.“
Nach diesem kurzen Gebet schlief ich sofort ein. Ich habe keine Erinnerung mehr an das, was dann geschah, aber als ich aus einem tiefen Schlaf erwachte, waren die Schmerzen verschwunden. Wenig später wurde ich von Rettungskräften gefunden, die in den Ruinen des Bürogebäudes nach Opfern suchten.
Später hörte ich, dass ich von den fünf Angestellten, die im zweiten Stock des Gebäudes in Port-au-Prince gearbeitet hatten, der Einzige war, der lebend aus dem Schutt geborgen wurde. Aufgrund meiner Verletzungen verlor ich ein Bein und musste mehrere Monate im Krankenhaus verbringen. Aber ich weiß, dass der Heilige Geist mir eingegeben hat, zu beten, und dass der Vater im Himmel mein Gebet erhört hat.
Ich kann davon Zeugnis geben, dass der Vater im Himmel unsere Gebete auf seine Weise und gemäß seinem Willen erhört – wo immer wir uns auch befinden und wann immer wir auch beten.