Ich habe einfach immer wieder gefragt
Die Verfasserin lebt in São Paulo in Brasilien.
Mir war zwar klar, dass wir alle aufgefordert sind, das Evangelium zu verkünden, aber irgendwie hatte ich nie Erfolg dabei. Doch dann lernte ich im Spanischkurs an der Schule einen jungen Mann namens Tiago kennen. Wir freundeten uns an und sprachen auf dem Heimweg nach der Schule oft miteinander. Einmal kamen wir an einem neu gebauten Gemeindehaus der Kirche Jesu Christi vorbei.
„Ich gehöre schon seit einigen Jahren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an“, sagte ich. Ich erzählte ihm ein wenig von unserem Glauben und davon, wie reich meine Familie und ich dank des Evangeliums gesegnet sind. Ich lud ihn ein, am kommenden Sonntag um 9 Uhr mit zur Kirche zu kommen.
Der Sonntag kam und ich wartete gespannt, aber Tiago kam nicht. Im Laufe der folgenden Woche lud ich ihn wieder ein. Zwei oder drei Monate lang lud ich ihn jede Woche ein. Er hatte immer eine Erklärung, wieso er nicht gekommen war: „Ich habe verschlafen.“ „Ich war zu müde.“ „Es gab da ein Problem.“ Ich lud ihn trotzdem immer wieder ein, und es schien ihn nicht zu stören.
Eines Sonntagmorgens saß ich auf einer Bank im hinteren Teil der Kapelle. Wenige Minuten vor Beginn des Gottesdienstes hörte ich jemanden leise meinen Namen rufen. Ich schaute zur Tür, und da stand Tiago!
„Habe ich dir nicht gesagt, dass ich eines Tages hier auftauchen werde?“, fragte er. Er besuchte die Abendmahlsversammlung, und zu meiner großen Überraschung blieb er auch zu den anderen Versammlungen und schien sich zu freuen, als ich ihn den Missionaren vorstellte. Von da an traf er sich regelmäßig mit ihnen. Tiago und ich unterhielten uns weiterhin auf dem Heimweg nach der Schule, aber jetzt drehten sich unsere Gespräche um die Evangeliumsgrundsätze, die er gerade kennenlernte. Ich ging auf seine Fragen ein und gab ihm Zeugnis. Schließlich empfing er selbst ein Zeugnis und schloss sich der Kirche an.
Jetzt bin ich Vollzeitmissionarin in der Brasilien-Mission Santa Maria. Ehe ich auf Mission ging, hatte auch Tiago seine Missionspapiere eingereicht. Er ist jetzt in der Brasilien-Mission Manaus.
Vor kurzem habe ich einen Brief von ihm bekommen. „Danke, dass du mich immer wieder zur Kirche eingeladen hast“, schreibt er. „Ich werde dir immer dankbar dafür sein.“ Es freut mich, dass ich nun jeden Tag Menschen vom Evangelium erzählen kann und weiß, dass Tiago dasselbe macht.