Wie wichtig kann das schon sein?
Kelly Laing, Washington
Als ich auf der USS West Virginia stationiert war, erreichte uns die Anfrage eines portugiesischsprachigen Offiziers, ob jemand zu einem dreiwöchigen Austausch mit der brasilianischen Marine bereit wäre. Ich war der Einzige auf dem U-Boot, der des Portugiesischen mächtig war.
Eigentlich wollte ich nicht gehen – ich war doch gerade erst drei Monate auf See gewesen und freute mich darauf, meine Familie wiederzusehen. Doch der Austausch ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich betete zum Vater im Himmel und die Antwort lautete klar, ich solle gehen. Also nahm ich den Auftrag an.
Bei den Vorbereitungen traten derart viele Schwierigkeiten auf, dass ich irgendwann aufgeben wollte. Ich dachte mir nur: Wie wichtig kann das schon sein? Allerdings drängte mich der Heilige Geist, weiterzumachen.
Nach etlichen Aufschüben ging ich schließlich an Bord des brasilianischen Schiffes. Als man mich zur Offiziersmesse brachte, zeigte dort gerade der Kapitän mit dem Finger auf einen jungen Offizier und stauchte ihn zusammen. Dann nahm er mich wahr, hielt inne und sagte in gebrochenem Englisch: „Ach, mein amerikanischer Freund ist da. Herzlich willkommen! Möchten Sie etwas trinken?“
Ich bat auf Portugiesisch um eine beliebte brasilianische Limonade, die ich seit meiner Mission nicht mehr getrunken hatte. Er erwiderte, es gebe an Bord jede Menge alkoholische Getränke, doch ich erklärte, dass ich keinen Alkohol zu mir nahm.
Später klopfte jemand an meine Kajütentür. Als ich öffnete, stand dort der junge Offizier aus der Messe.
„Sie sind Amerikaner“, meinte er. „Sie trinken keinen Alkohol. Sie sprechen Portugiesisch. Kann es sein, dass Sie Mormone sind?“
„In der Tat“, erwiderte ich.
Er fiel mir um den Hals und fing an zu schluchzen.
Dieser Offizier, Leutnant Mendes, hatte sich vor kurzem der Kirche angeschlossen und gerade erst die Ausbildung bei der brasilianischen Marine abgeschlossen. An Bord erfuhr er schnell, dass der Kapitän von ihm erwartete, er müsse sich dem zügellosen Verhalten der Offiziere anschließen, wenn diese an Land gingen. Leutnant Mendes meldete sich aber lieber stets freiwillig für den Wachdienst an Bord und umging auch sonst die Ausflüge am Anlaufhafen. Der Kapitän wurde dieses Verhaltens überdrüssig. Als ich die Offiziersmesse betreten hatte, brüllte er Leutnant Mendes gerade an, weil dieser nie etwas mitmachte.
„Sie werden am nächsten Anlaufhafen die übrigen Offiziere begleiten!“, hatte er ihm befohlen. „Sie werden unserem amerikanischen Gastoffizier zeigen, wie man Spaß hat. Das wird er schließlich von uns erwarten!“
Monatelang hatte Leutnant Mendes darum gebetet, der Kapitän möge seine Grundsätze nachvollziehen und akzeptieren können. Nach meiner Ankunft drehten sich die Tischgespräche fast nur noch um das Evangelium. Wir sprachen mit den anderen Offizieren über Joseph Smith, die Wiederherstellung, das Wort der Weisheit und das Gesetz der Keuschheit. Man änderte seine Haltung Leutnant Mendes gegenüber. Die Offiziere entfernten pornografisches Material, das offen herumlag, und am nächsten Anlaufhafen gingen wir alle gemeinsam essen anstatt in einen Club.
Als sich mein dreiwöchiger Aufenthalt dem Ende näherte und wir mit dem Kapitän und den Offizieren oft über unseren Glauben gesprochen hatten, ließen sie sich doch noch erweichen. „Jetzt verstehe ich Sie“, teilte der Kapitän Leutnant Mendes mit, bevor ich aufbrach. Er erklärte, er werde ihn nicht wieder auffordern, gegen seine Grundsätze zu verstoßen.
Ich werde dieses Erlebnis nie vergessen. Leutnant Mendes und ich erkannten beide, dass der Vater im Himmel uns persönlich kennt und liebt und weiß, was wir brauchen.