Stimmen von Heiligen der Letzten Tage
Woher wussten sie von meiner Not?
Hannah Eiselin, Arizona
Es ist fast zwanzig Jahre her, dass ich meine Missionsberufung nach Japan erhielt. Mit großer Vorfreude, aber auch ein wenig beklommen, bereitete ich mich auf meine Abreise im Januar vor. In diesem Zeitraum verloren sowohl mein Vater als auch meine Mutter ihre Arbeit.
Ich hatte genügend für die Mission selbst gespart, aber nun war das Geld in meiner Familie sehr knapp. Woher sollte ich das Geld nehmen, das ich zuvor noch für Missionarskleidung, Gepäck und dergleichen brauchte? Ich hatte einen Teilzeitjob, aber ich verdiente nicht genug. Vor allem war ich besorgt, wie ich das Geld für den Reisepass zusammenbekommen sollte, den ich sofort beantragen musste, damit ich ihn rechtzeitig vor meiner Abreise nach Japan erhielt.
Eines Nachmittags war ich ziemlich verzweifelt und zog mich in mein Zimmer zurück, wo ich inständig betete. Ich sagte dem Vater im Himmel, dass ich ihm gern in Japan dienen wolle und dankbar sei, dass mein Traum, auf Mission zu gehen, sich bald erfüllen werde. Ich konnte kaum die Tränen zurückhalten, als ich ihm sagte, dass ich für den Reisepass 75 Dollar brauchte, die ich einfach nicht hatte. Als ich mein Gebet beendet hatte, wusste ich, dass alles gut ausgehen würde. Ich wusste nicht wie, aber der innere Friede, den ich verspürte, schenkte mir die Zuversicht, dass der Herr mir helfen würde.
Später an diesem Tag öffnete ich unseren Briefkasten und holte eine Weihnachtskarte hervor. Der Absender hatte alles unternommen, um anonym zu bleiben. Es war keine Briefmarke auf dem Umschlag; er war persönlich eingeworfen worden.
Innen stand mit der Maschine geschrieben: „Herzlichen Glückwunsch! Du wurdest zufällig als Empfänger christlicher Nächstenliebe ausgewählt. Frohe Weihnachten, Hannah. Viel Glück auf Mission!“
In der Karte lagen 100 Dollar. Ich stand an der Eingangstür und weinte. Wer schickte mir das Geld und woher wusste jemand von meiner Not?
Ich weiß bis heute, nach all den Jahren, immer noch nicht, wer an diesem Tag die Karte mit dem Geld vorbeigebracht hat. Ich habe seitdem viel über denjenigen nachgedacht. Er hat mir vorgelebt, was Elder Joseph B. Wirthlin (1917–2008) vom Kollegium der Zwölf Apostel wohl meinte, als er sagte: „Das Mitgefühl christusgleicher Freunde rührt uns tief und verändert uns. … In dieser Kirche erhört der Herr das Beten um Hilfe oft durch den einfachen, täglichen Dienst mitfühlender Brüder und Schwestern. Ich habe oft in der Güte wahrer Freunde ein Zeichen der Gnade Gottes gesehen.“1
Diese gütige Tat hat mich verändert. Sie hat mir geholfen, meine Mission rechtzeitig anzutreten, und hat mich dazu inspiriert, bewusst darauf zu achten, wie ich die Antwort auf ein Gebet sein kann.