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Umkehr kann man nicht übers Knie brechen
Um besser zu werden, musste ich die Umkehr anders angehen
„Amen.“
Ich halte den Kopf geneigt, während das Abendmahl ausgeteilt wird. Ich bete und zähle dem Vater im Himmel alles auf, was ich in der vergangenen Woche falsch gemacht habe oder wie ich es hätte besser machen können. Ich verspreche, mich zu ändern. Ich denke an den Erretter. Ich nehme vom Abendmahl. In der folgenden Woche mache ich das Gleiche, wobei ich ziemlich genau dasselbe wiederhole.
Lange Zeit dachte ich, darum gehe es beim Abendmahl: an den Erretter denken, umkehren und versprechen, dass es in der kommenden Woche anders wird.
Ich ahnte aber irgendwie, dass dies eigentlich nicht zu meinem Fortschritt beitrug. Die eine Woche unterschied sich kaum von der anderen. Meine persönlichen Gebete waren immer sehr ähnlich und ich betete eher unregelmäßig. Gegen die Leute, die sich morgens im Zug lautstark unterhielten, hegte ich nach wie vor negative Gedanken. In meiner Freizeit nach der Arbeit sah ich immer noch zu viel fern. Diese Verhaltensweisen schienen festgefahren zu sein, und obwohl ich mich deswegen schlecht fühlte, wusste ich nicht so recht, was ich sonst noch tun könnte, um davon loszukommen. Da fehlte eindeutig etwas. Ich wusste einfach nur nicht, was.
Die Antwort
Bei der Generalkonferenz erkannte ich, was fehlte. Präsident Dallin H. Oaks, Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, sagte: „Eine weitere Quelle geistigen Auftriebs und Wachstums besteht in der Angewohnheit, stets umzukehren, sogar von anscheinend nur kleinen Übertretungen. … Wir sollten jede Woche auf diese Weise Umkehr üben, bevor wir vom Abendmahl nehmen.“1
Plötzlich war mir klar, wieso ich in Schwierigkeiten steckte: Ich kehrte immer nur am Sonntag um. Da ich nur in den paar Minuten während des Abendmahls über meine Sünden nachdachte, ließ ich es zu, dass ich den Rest der Woche selbstzufrieden war, was letzten Endes verhinderte, dass ich mich wirklich änderte.
Präsident Oaks Worte zeigten mir drei Möglichkeiten auf, wie ich das, was noch fehlte, in meine Umkehr mit aufnehmen konnte.
Was zählt als Sünde?
Das Sühnopfer Christi erstreckt sich auf alles, selbst schlechte Gewohnheiten oder weltliche Ablenkungen – schlichtweg alles, was uns davon abhalten kann, mehr wie Christus zu werden. Der Erretter weiß, dass selbst die kleinsten Gewohnheiten uns mit der Zeit von seinem Weg abbringen können, deshalb möchte er uns helfen, auch das zu überwinden. Um diese Hilfe zuzulassen, beschloss ich, all diese Kleinigkeiten in einem anderen Licht zu sehen, nämlich als etwas, was mich davon abhält, dem Erretter näherzukommen.
Das wiederum half mir, meine Unzulänglichkeiten klarer zu erkennen und sie ernster zu nehmen. Ich verspürte mehr Dringlichkeit, solche Gewohnheiten loszuwerden, war zugleich aber auch optimistisch, weil ich wusste, dass Christus mir dabei helfen konnte. Es ist ja logisch, dass ich solche Gewohnheiten nicht abschütteln kann, wenn ich lediglich einmal die Woche deswegen bete. Ich muss mich täglich mit dem Herrn beraten.
Offen für die Hilfe des Erretters
Tägliche Umkehr hilft uns, unseren Fortschritt realistisch zu analysieren, wenn wir dem Vater im Himmel Bericht erstatten. Wir sehen klarer, wo unsere Schwächen liegen, und bitten ihn konkret um Hilfe, während wir uns um Vergebung bemühen. Dadurch, dass ich mich all den Kleinigkeiten gestellt habe, die mich jeden Tag vom Erretter fernhalten, haben sich meine Gebete gewandelt, und auch mein Verhalten hat sich geändert. Anstatt mich einfach im Verlauf der Woche der täglichen Routine zu überlassen, habe ich ständig den Wunsch, mich zu bessern. Ich spüre, dass der Heilige Geist meine Entscheidungen beeinflusst. Ich habe größere Willenskraft, „das Rechte [zu] wählen, auch wenn es schwieriger ist“,2 und ich weiß, dass ich diese Willenskraft durch die helfende Macht des Sühnopfers Christi erhalte.
Auch wenn ich gute Absichten hatte, als ich mit meinen Sünden allein fertigwerden wollte, war der springende Punkt doch, dass ich die ganze Woche über auf Gott vertrauen musste. Wenn ich mich daran halte, fühle ich, dass er mir bei meinem Bemühen, mich zu ändern, nahe ist. Es kommt mir nicht mehr so vor, als ob er nur am Ende eines sehr langen Tunnels wartet.
Das Abendmahl hat eine neue Bedeutung gewonnen
Wie Präsident Oaks gesagt hat, ist die Umkehr nicht auf das Abendmahl beschränkt. Das Abendmahl ist nur ein wöchentlicher Schritt in einem wiederkehrenden Kreislauf. Beim Abendmahl können wir auf die Woche zurückblicken, unsere Dankbarkeit für den Erretter zum Ausdruck bringen und uns erneut entschließen, uns zu bessern. Seit ich täglich umkehre, hat das Abendmahl für mich eine neue Bedeutung gewonnen. Ich muss die Umkehr nicht in zehn Minuten hineinquetschen. Stattdessen denke ich tatsächlich über das Opfer Christi nach und staune über seine grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit. Wenn ich vom Brot und vom Wasser nehme, fühle ich mich wieder rein und bin bereit, alles in der kommenden Woche noch ein bisschen besser zu machen.
Wenn wir im Laufe der Woche umkehren, können wir das Abendmahl als das Wunder erkennen, das es ja ist. Seit ich verstanden habe, dass die Umkehr Tag für Tag vonstatten geht, kann ich mich meinen Unzulänglichkeiten mit Mut und Optimismus stellen. Ich habe nicht mehr das Gefühl, mit meinen Sorgen allein zu sein. Anstatt in solchen Momenten bedrückt und mutlos zu sein, verspüre ich erneut die Hoffnung und die Freude, die ich bei meiner Taufe erlebt habe.