2022
Der immerwährende Bund
Oktober 2022


„Der immerwährende Bund“, Liahona, Oktober 2022

Der immerwährende Bund

Alle, die einen Bund mit Gott eingehen, haben Zugang zu einer ganz besonderen Art der Liebe und Barmherzigkeit.

Bildnis von Jesus Christus

Der Herr Jesus Christus, Gemälde von Del Parson

In dieser von Kriegen und Kriegsgerüchten geplagten Welt ist das Bedürfnis nach Wahrheit, Licht und der reinen Liebe Jesu Christi größer denn je. Das Evangelium Christi ist herrlich, und für uns ist es ein Segen, uns damit zu befassen und gemäß dessen Weisungen zu leben. Wo immer wir uns befinden, freuen wir uns über jede Gelegenheit, es zu verbreiten und für dessen Wahrheiten Zeugnis zu geben.

Ich habe oft darüber gesprochen, welche Bedeutung dem Bund mit Abraham und der Sammlung Israels zukommt. Wenn wir das Evangelium annehmen und uns taufen lassen, nehmen wir den heiligen Namen Jesu Christi auf uns. Die Taufe ist das Tor, durch das wir eintreten, sodass wir Miterben sämtlicher Verheißungen werden, die der Herr in alter Zeit Abraham, Isaak, Jakob und deren Nachkommen gegeben hat.1

Der neue und immerwährende Bund2 (siehe Lehre und Bündnisse 132:6) und der Bund mit Abraham sind im Wesentlichen dasselbe – zweierlei Art, den Bund zu formulieren, den Gott zu verschiedenen Zeiten mit sterblichen Männern und Frauen geschlossen hat.

Das Adjektiv immerwährend zeigt an, dass dieser Bund schon vor der Grundlegung der Welt bestanden hat! Der Plan, der uns im großen Rat im Himmel vorgestellt wurde, sah die ernüchternde Tatsache vor, dass wir alle von der Gegenwart Gottes abgeschnitten werden sollten. Gott verhieß jedoch, er werde einen Erretter vorsehen, der die Folgen des Falls überwindet. Gott sprach zu Adam nach dessen Taufe:

„Du bist nach der Ordnung dessen, der ohne Anfang der Tage oder Ende der Jahre ist, von aller Ewigkeit bis in alle Ewigkeit.

Siehe, du bist eins in mir, ein Sohn Gottes; und so können alle meine Söhne werden.“ (Mose 6:67,68.)

Adam und Eva nahmen die heilige Handlung der Taufe an und arbeiteten von nun an darauf hin, eins mit Gott zu werden. Sie hatten sich auf den Weg der Bündnisse begeben.

Wenn Sie und ich uns ebenso auf diesen Weg begeben, machen wir uns eine neue Lebensweise zu eigen. Wir schaffen dadurch eine Beziehung zu Gott, die es ihm ermöglicht, uns zu segnen und in uns eine Wandlung zu bewirken. Der Weg der Bündnisse führt uns zu ihm zurück. Wenn wir Gott in unserem Leben siegen lassen, führt uns besagter Bund immer näher zu ihm. Alle Bündnisse sind ihrem Wesen nach bindend. Aus ihnen erwächst eine Beziehung mit immerwährenden Banden.

Eine besondere Art der Liebe und Barmherzigkeit

Sobald wir mit Gott einen Bund schließen, lassen wir den neutralen Boden für immer hinter uns. Gott gibt die Beziehung zu denen, die eine solche Bindung zu ihm aufgebaut haben, nicht auf. Genau genommen haben alle, die einen Bund mit Gott eingehen, Zugang zu einer ganz besonderen Art der Liebe und Barmherzigkeit. Im Hebräischen wird diese mit dem Bund einhergehende Liebe als hesed (חֶסֶד) bezeichnet.3

Hesed hat weder im Englischen noch in vielen anderen Sprachen eine eindeutige Entsprechung. Den Übersetzern der King-James-Bibel fiel es sicherlich nicht leicht, den Begriff hesed ins Englische zu übertragen. Oftmals umschrieben sie ihn mit „lovingkindness“ (Huld oder liebevolles Wohlwollen). Das sagt bereits viel über hesed aus, trifft die Bedeutung aber noch nicht ganz. Zuweilen lautet die Übersetzung auch „mercy“ (Barmherzigkeit, Gnade) oder „goodness“ (Huld, Güte). Hesed beschreibt auf unverwechselbare Weise eine Bündnisbeziehung, in der beide Parteien verpflichtet sind, einander treu ergeben zu bleiben.

Die celestiale Ehe ist eine solche Bündnisbeziehung. Ein Mann und seine Frau schließen mit Gott und miteinander den Bund, einander treu ergeben zu bleiben.

Hesed ist eine ganz besondere Liebe und Barmherzigkeit, die Gott für diejenigen empfindet und sie ihnen anbietet, die mit ihm einen Bund geschlossen haben. Und wir zeigen uns erkenntlich, indem wir ihm ebenso hesed entgegenbringen.

Ein frisch vermähltes Ehepaar vor dem Tempel

Sobald wir einen Bund mit Gott geschlossen haben, wird unsere Beziehung zu ihm sehr viel enger als zuvor. Jetzt sind wir aneinander gebunden.

Foto von Jerry L. Garns

Weil Gott denjenigen, die mit ihm einen Bund geschlossen haben, hesed entgegenbringt, liebt er sie. Er nimmt sich ihrer weiterhin an und bietet ihnen Gelegenheiten, sich zu ändern. Er vergibt ihnen, wenn sie umkehren. Sollten sie vom Weg abirren, hilft er ihnen, den Weg zu ihm zurück zu finden.

Sobald wir einen Bund mit Gott geschlossen haben, wird unsere Beziehung zu ihm sehr viel enger als zuvor. Jetzt sind wir aneinander gebunden. Aufgrund unseres Bundes mit ihm wird Gott nie müde, uns zu helfen, und seine barmherzige Geduld mit uns erschöpft sich niemals. Im Herzen Gottes hat jeder von uns einen ganz besonderen Platz. Er hat große Erwartungen, was uns betrifft.

Bestimmt kennen Sie die historische Erklärung, die der Herr dem Propheten Joseph Smith gegeben hat. Sie wurde ihm durch Offenbarung zuteil. Der Herr sprach zu Joseph Smith: „Diese Verheißung gilt auch für euch, weil ihr von Abraham seid und die Verheißung an Abraham gegeben wurde.“ (Lehre und Bündnisse 132:31.)

Damit wurde im Rahmen der großen Wiederherstellung des Evangeliums in seiner Fülle ebendieser immerwährende Bund wiederhergestellt. Denken Sie einmal darüber nach! Ein im Tempel geschlossener Ehebund ist direkt mit dem Bund mit Abraham verknüpft. Im Tempel werden einem Ehepaar alle Segnungen nähergebracht, die den treuen Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs vorbehalten sind.

Wie Adam haben auch Sie und ich uns bei der Taufe auf den Weg der Bündnisse begeben. Im Tempel begeben wir uns noch vollständiger auf diesen Weg. Im heiligen Tempel werden die Segnungen des Bundes mit Abraham übertragen. Durch diese Segnungen können wir nach der Auferstehung „Throne, Reiche, Mächte, Gewalten und Herrschaften zu unserer ,Erhöhung und Herrlichkeit in allem‘ ererben“ [Lehre und Bündnisse 132:19].4

Im letzten Buch des Alten Testaments lesen wir von Maleachis Verheißung, Elija werde „das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern“ (Maleachi 3:24). Im Israel vor alters hätte dieser Verweis auf die Väter auch die Väter Abraham, Isaak und Jakob eingeschlossen. Diese Verheißung wird noch weiter verdeutlicht, wenn wir lesen, mit welchen Abweichungen Moroni diesen Vers zitiert hat, als er dem Propheten Joseph Smith erschien: „Er [– Elija –] wird die Verheißungen, die den Vätern gemacht worden sind, den Kindern ins Herz pflanzen, und das Herz der Kinder wird sich ihren Vätern zuwenden.“ (Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:39.) Zu diesen Vätern gehören gewiss Abraham, Isaak und Jakob (siehe Lehre und Bündnisse 27:9,10).

Bild von Jesus Christus

Denen, die heilige Bündnisse eingehen und sie halten, sind ewiges Leben und Erhöhung verheißen. Jesus Christus ist der Garant dieser Bündnisse.

Ausschnitt aus dem Gemälde Christus und der reiche Jüngling von Heinrich Hofmann

Jesus Christus – Dreh- und Angelpunkt des Bundes

Das Sühnopfer des Erretters hat es dem Vater ermöglicht, seine Verheißungen an seine Kinder zu erfüllen. Jesus Christus ist „der Weg und die Wahrheit und das Leben“, woraus folgt, dass „niemand … zum Vater [kommt] außer durch [ihn]“ (Johannes 14:6). Das Sühnopfer unseres Erretters, des Herrn Jesus Christus, ermöglicht also die Erfüllung des Bundes mit Abraham. Jesus Christus bildet den Dreh- und Angelpunkt des Bundes mit Abraham.

Das Alte Testament ist nicht nur eine heilige Schrift, sondern auch ein Geschichtsbuch. Bestimmt haben Sie schon von Sarai und ihrem Ehemann Abram gelesen. Ihre Ehe war zunächst kinderlos geblieben. Auf Weisung des Herrn führte Sarai ihre Magd Hagar daher Abram als weitere Frau zu. Hagar brachte Ismael zur Welt.5 Abram liebte Ismael zwar, dieser sollte jedoch nicht das Kind sein, das den Bund weitergeben würde (siehe Genesis 11:29,30; 16:1,3,11; Lehre und Bündnisse 132:34).

Gott segnete Sarai: Auf ihren Glauben hin6 empfing sie in vorgerücktem Alter ihren Sohn Isaak, durch den der Bund weitergegeben werden sollte (siehe Genesis 17:19). Isaak wurde im Bund geboren.

Gott gab Sarai und Abram einen neuen Namen – Sara und Abraham (siehe Genesis 17:5,15). Mit dem Erhalt der neuen Namen sah diese Familie einem neuen Leben und einer neuen Bestimmung entgegen.

Abraham liebte sowohl Ismael als auch Isaak. Gott verkündete Abraham, er werde Ismael mehren und ihn zu einem großen Volk machen (siehe Genesis 17:20). Gleichzeitig stellte Gott klar, dass der immerwährende Bund durch Isaak aufgerichtet werden würde (siehe Genesis 17:19).

Alle, die das Evangelium annehmen, werden zu Nachkommen Abrahams. Im Galaterbrief heißt es:

„Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. …

Ihr alle seid einer in Christus Jesus.

Wenn ihr aber Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben gemäß der Verheißung.“ (Galater 3:27-29.)

Somit können wir – entweder durch Geburt oder durch Adoption – Erben des Bundes werden.

Besucher eines Taufgottesdienstes

Sobald wir mit Gott einen Bund schließen, lassen wir den neutralen Boden für immer hinter uns. Gott gibt die Beziehung zu denen, die eine solche Bindung zu ihm aufgebaut haben, nicht auf.

Jakob, der Sohn Isaaks und Rebekkas, war im Bund geboren worden. Darüber hinaus entschied er, von sich aus in den Bund einzutreten. Wie Sie wissen, wurde Jakob später in Israel umbenannt (siehe Genesis 32:28,29), was so viel heißt wie „möge Gott siegen“ oder „Gottesstreiter“7.

Im Buch Exodus lesen wir, dass „Gott … seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob [gedachte]“ (Exodus 2:24). Gott sprach zu den Kindern Israel: „Jetzt aber, wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein.“ (Exodus 19:5.)

Die Formulierung „besonderes Eigentum“ entstammt dem hebräischen Begriff segulah, was übersetzt wertvoller Besitz – oder „Schatz“ – bedeutet.8

Das Buch Deuteronomium berichtet erneut davon, wie wichtig der Bund ist. Die Apostel im Neuen Testament wussten von diesem Bund. Petrus heilte einmal einen Gelähmten, der an der Pforte des Tempels saß. Danach erzählte er den Umstehenden von Jesus und sagte ihnen: „Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht.“ (Apostelgeschichte 3:13.)

Die Botschaft an seine Zuhörer schloss Petrus mit den Worten: „Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit euren Vätern geschlossen hat, als er zu Abraham sagte: Durch deine Nachkommenschaft sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.“ (Apostelgeschichte 3:25.) Petrus machte seinen Zuhörern klar, dass zur Mission Christi auch gehörte, den Bund Gottes zu erfüllen.

An die Menschen im alten Amerika richtete der Herr eine ähnliche Predigt. Dort klärte der auferstandene Christus die Menschen darüber auf, wer sie wirklich waren. Er sagte:

„Ihr seid die Kinder der Propheten; und ihr seid vom Haus Israel; und ihr seid von dem Bund, den der Vater mit euren Vätern gemacht hat, als er zu Abraham sprach: Und in deinen Nachkommen werden alle Geschlechter der Erde gesegnet sein.

Der Vater hat nun mich zuerst für euch erweckt und mich gesandt, euch zu segnen, indem ich einen jeden von euch von seinen Übeltaten abwende; und dies, weil ihr die Kinder des Bundes seid.“ (3 Nephi 20:25,26.)

Erkennen Sie, wie bedeutsam das ist? Wer seine mit Gott geschlossenen Bündnisse hält, wird zur Keimzelle für Seelen, die der Sünde widerstehen! Wer seine Bündnisse hält, hat die Kraft, sich des permanenten Einflusses der Welt zu erwehren.

Ein Mann nimmt vom Abendmahl

Wer seine mit Gott geschlossenen Bündnisse hält, wird zur Keimzelle für Seelen, die der Sünde widerstehen! Wer seine Bündnisse hält, hat die Kraft, sich des permanenten Einflusses der Welt zu erwehren.

Missionsarbeit: andere mit dem Bund bekanntmachen

Der Herr hat geboten, dass wir das Evangelium verbreiten und andere mit dem Bund bekanntmachen sollen. Aus diesem Grund haben wir Missionare. Er wünscht sich, dass jedes seiner Kinder die Gelegenheit hat, sich für das Evangelium des Erretters zu entscheiden und sich auf den Weg der Bündnisse zu begeben. Gott möchte alle Menschen in den Bund aufnehmen, den er vor alters mit Abraham geschlossen hat.

Die Missionsarbeit ist daher ein wesentlicher Bestandteil der großen Sammlung Israels. Diese Sammlung ist das wichtigste Werk, das heute auf der Erde verrichtet wird. Nichts lässt sich mit ihrem Ausmaß vergleichen, nichts lässt sich mit ihrer Wichtigkeit vergleichen. Die Missionare des Herrn – seine Jünger – sind heute mit der größten Herausforderung, der größten Sache und dem größten Werk auf Erden befasst.

Doch das ist noch längst nicht alles. Es gibt einen überaus großen Bedarf, den Menschen auf der anderen Seite des Schleiers das Evangelium zu verkünden. Gott möchte, dass sich jeder – auf beiden Seiten des Schleiers – der Segnungen seines Bundes erfreut. Der Weg der Bündnisse steht allen Menschen offen. Wir bitten jeden Einzelnen inständig, diesen Weg mit uns zu gehen. Kein Werk ist so universell wie dieses und schließt alle mit ein. „So können wir sehen, dass der Herr zu all denen barmherzig ist, die in der Aufrichtigkeit ihres Herzens seinen heiligen Namen anrufen.“ (Helaman 3:27.)

Weil das Melchisedekische Priestertum wiederhergestellt worden ist, haben Frauen und Männer, die ihre Bündnisse halten, Zugang zu allen „geistigen Segnungen“ des Evangeliums (Lehre und Bündnisse 107:18; Hervorhebung hinzugefügt).

Bei der Weihung des Kirtland-Tempels im Jahr 1836 erschien Elija auf Weisung des Herrn. Wozu? Um die „Kinder den Vätern zuzuwenden“ (Lehre und Bündnisse 110:15). Elias erschien gleichfalls. Wozu? Um Joseph Smith und Oliver Cowdery „die Evangeliumszeit Abrahams“ zu übertragen und zu sagen, dass „in uns und unseren Nachkommen … alle Generationen nach uns gesegnet sein [würden]“ (Lehre und Bündnisse 110:12). Somit wurden Joseph Smith und Oliver Cowdery vom Meister die Priestertumsvollmacht und das Recht übertragen, die einzigartigen Segnungen des Bundes mit Abraham auch anderen zuteilwerden zu lassen.9

In der Kirche sind wir auf dem Weg der Bündnisse unterwegs – jeder für sich und alle gemeinsam. Ehe und Familie lassen durch ihr einzigartiges, horizontal angelegtes Band eine besondere Liebe entstehen, die auch der neuen Beziehung innewohnt, die durch den vertikal angelegten Bund entsteht, mit dem wir uns an unseren Gott binden!

Vielleicht hatte Nephi dies im Sinn, als er sagte, dass Gott „diejenigen [liebt], die ihn zu ihrem Gott haben wollen“ (1 Nephi 17:40). Aus genau diesem Grund steht im Rahmen des Bundes allen, die diese bindende und intime Beziehung zu Gott eingehen, eine besondere Art der Barmherzigkeit und Liebe – eben hesed – „noch nach tausend Generationen“ (Deuteronomium 7:9) offen.

Wenn wir einen Bund mit Gott schließen, ändert sich unsere Beziehung zu ihm für immer. Wir sind dann mit einem zusätzlichen Maß an Liebe und Barmherzigkeit gesegnet.10 Der Bundesschluss wirkt sich auf unser Wesen aus und auch darauf, wie Gott uns hilft, zu dem zu werden, was in uns steckt. Uns wird verheißen, dass auch wir „zu seinem [besonderen] Eigentum“ (Psalm 135:4) werden können.

Verheißungen und Rechte

Denen, die heilige Bündnisse eingehen und sie halten, sind ewiges Leben und Erhöhung verheißen, „die größte[n] aller Gaben Gottes“ (Lehre und Bündnisse 14:7). Jesus Christus ist der Garant dieser Bündnisse (siehe Hebräer 7:22; 8:6). Wenn nun jemand seine Bündnisse hält, Gott liebt und ihn über alles Weitere im Leben siegen lässt, dann macht er Gott zum machtvollsten Einfluss in seinem Alltag.

Heutzutage haben wir die besondere Gelegenheit, unseren Patriarchalischen Segen zu empfangen und in Erfahrung zu bringen, auf welche Weise wir mit den Patriarchen aus alter Zeit verbunden sind. Ein solcher Segen gibt uns auch einen Einblick in das, was vor uns liegt.

Jesus spricht mit Petrus

Aufgrund unseres Bundes mit ihm wird Gott nie müde, uns zu helfen, und seine barmherzige Geduld mit uns erschöpft sich niemals.

Liebst du mich mehr als diese?, Gemälde von David Lindsley

Wir gehören dem Bundesvolk Israel an und sind daher berufen, dafür zu sorgen, dass jedes Mitglied der Kirche erkennt, welche Freude und welches Vorrecht es ist, mit Gott Bündnisse zu schließen. Es ist ein Aufruf, der allen, die ihre Bündnisse halten – Männern, Frauen, Jungen und Mädchen –, Mut machen soll, jedem in ihrem Einflussbereich das Evangelium nahezubringen. Es ist auch ein Aufruf, unsere Missionare zu unterstützen und zu fördern, die mit dem Auftrag ausgesandt sind, zu taufen und an der Sammlung Israels mitzuwirken, sodass wir alle zusammen Gottes Volk sind und er unser Gott ist (siehe Lehre und Bündnisse 42:9).

Für jeden Mann und jede Frau gilt: Wer an den heiligen Handlungen des Priestertums teilnimmt und mit Gott Bündnisse schließt und diese hält, hat direkten Zugang zur Macht Gottes. Den Namen des Herrn nimmt jeder als Einzelner auf sich, doch auch als Volk nehmen wir seinen Namen auf uns. Wenn wir als Volk den Namen Christi auf uns nehmen wollen, ist es unerlässlich, dass wir mit Begeisterung den richtigen Namen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verwenden. Alles Wohlwollende und Gütige, das von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und ihren Mitgliedern ausgeht, ist Ausdruck der hesed Gottes.

Warum wurde Israel zerstreut? Weil das Volk die Gebote gebrochen und die Propheten gesteinigt hatte. Ein liebevoller, aber auch trauernder Vater reagierte darauf, indem er Israel in die ganze Welt zerstreute.11

Dies tat er aber nicht ohne die Verheißung, Israel werde eines Tages wieder in seiner Herde gesammelt.

Dem Stamm Juda war die Aufgabe übertragen worden, die Welt auf das Erste Kommen des Herrn vorzubereiten. Maria gehörte diesem Stamm an und sie wurde dazu berufen, die Mutter des Gottessohnes zu werden.

Dem Stamm Josef – vertreten durch Josefs und Asenats Söhne Efraim und Manasse (siehe Genesis 41:50-52; 46:20) – wurde die Aufgabe übertragen, bei der Sammlung Israels die Führung zu übernehmen und die Welt auf das Zweite Kommen des Herrn vorzubereiten.

In einer so zeitlosen, von hesed geprägten Beziehung ist es nur natürlich, dass Gott Israel sammeln möchte. Er ist ja unser Vater im Himmel! Er möchte doch, dass jedes einzelne seiner Kinder – auf beiden Seiten des Schleiers – die Botschaft vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi vernimmt.

Ein Weg voller Liebe

Der Weg der Bündnisse ist gepflastert mit Liebe – der unfassbaren hesed, die bewirkt, dass wir uns voll Mitgefühl umeinander kümmern und aufeinander zugehen. Diese Liebe zu spüren ist befreiend und erhebend. Die größtmögliche Freude erleben Sie, wenn Sie von Liebe zu Gott und zu allen seinen Kindern erfüllt sind.

Gott mehr zu lieben als irgendjemanden oder irgendetwas anderes ist die Voraussetzung, die wahren Frieden und Trost, wahre Zuversicht und Freude bringt.

Auf dem Weg der Bündnisse geht es einzig und allein um unsere Beziehung zu Gott – unsere von hesed geprägte Beziehung zu ihm. Wenn wir einen Bund mit Gott eingehen, schließen wir einen Bund mit dem, der stets sein Wort hält. Ohne in unsere Entscheidungsfreiheit einzugreifen, setzt er alles daran, uns beizustehen, unseren Teil des Bundes zu halten.

Das Buch Mormon beginnt und endet mit einem Hinweis auf diesen immerwährenden Bund. Vom Titelblatt bis zu den abschließenden Zeugnissen von Mormon und Moroni nimmt das Buch Mormon Bezug auf den Bund (siehe Mormon 5:20; 9:37.) „Das Hervorkommen des Buches Mormon [ist] ein Zeichen für die ganze Welt, dass der Herr begonnen hat, Israel zu sammeln und die Bündnisse zu erfüllen, die er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hat.“12

Meine lieben Brüder und Schwestern, wir sind zu dieser entscheidenden Zeit in der Erdgeschichte berufen worden, der Welt von der Schönheit und Kraft des immerwährenden Bundes zu erzählen. Der Vater im Himmel setzt vorbehaltlos sein Vertrauen in uns, dieses große Werk zu verrichten.

Nach einer Ansprache, die am 31. März 2022 bei einer Führerschaftsversammlung im Rahmen der Generalkonferenz gehalten wurde

Anmerkungen

  1. Siehe Russell M. Nelson, „Kinder des Bundes“, Der Stern, Juli 1995, Seite 29f.

  2. Der neue und immerwährende Bund ist die Fülle des Evangeliums Jesu Christi. Er umfasst alle heiligen Handlungen und Bündnisse, die für unsere Errettung notwendig sind (siehe Lehre und Bündnisse 66:2). „Neu“ ist er immer dann, wenn der Herr ihn erneuert oder wiederherstellt, und „immerwährend“ ist er, weil er sich nicht ändert.

  3. Eine umfassende Erörterung des Begriffs hesed und des immerwährenden Bundes findet sich in Kerry Muhlestein, God Will Prevail: Ancient Covenants, Modern Blessings, and the Gathering of Israel, 2021

  4. Russell M. Nelson in: „Besondere Zeugen für Christus“, Liahona, April 2001, Seite 7

  5. Der hebräische Begriff Ismael bedeutet „Gott hört“ (Bible Dictionary, Stichwort „Ishmael“)

  6. „Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara, die unfruchtbar war, die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte.“ (Hebräer 11:11.)

  7. Bible Dictionary, Stichwort „Israel“

  8. Siehe Bible Dictionary, Stichwort „Peculiar“; „Hebrew and Chaldee Dictionary“, Strongʼs Exhaustive Concordance of the Bible, 1984, Seite 82, Wort 5459

  9. Siehe Russell M. Nelson, „Thanks for the Covenant“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 22. November 1988, Seite 4, speeches.byu.edu

  10. „Jeder Bund mit Gott ist eine Gelegenheit, ihm näherzukommen. Für jeden, der daran zurückdenkt, was er bereits von der Liebe Gottes verspürt hat, ist das Angebot, diese Bande zu festigen und die Beziehung inniger zu gestalten, unwiderstehlich.“ (Henry B. Eyring, „Making Covenants with God“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 8. September 1996, Seite 3, speeches.byu.edu.)

  11. „Der Herr [nutzte] die Zerstreuung seines erwählten Volkes unter die Nationen der Welt gleichzeitig dazu, jene Nationen zu segnen.“ (Schriftenführer, Stichwort „Israel“, scriptures.ChurchofJesusChrist.org; siehe auch Jakob 5:1-8,20.)

  12. Russell M. Nelson, „Die Zukunft der Kirche: Die Welt auf das Zweite Kommen des Erretters vorbereiten“, Liahona, April 2020, Seite 9