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Was, wenn im Plan des Vaters im Himmel kein Platz für mich ist?
Diese Frage habe ich mir oft gestellt, aber ich habe erkannt, dass im Reich Gottes für jede und jeden Platz ist
Als ich als Single meine JAE-Gemeinde besuchte, standen viele meiner Freunde und ich vor zahlreichen Herausforderungen, während wir uns um die Segnung der ewigen Ehe und Familie bemühten, von der im Evangelium Jesu Christi die Rede ist. Einige meiner Freunde waren schon viel länger allein, als ihnen lieb war, andere hatten geheiratet, waren aber plötzlich verwitwet oder geschieden, und wieder andere hatten ernsthafte gesundheitliche Probleme, die ihre Chance, zu heiraten oder eigene Kinder zu bekommen, in jeder Hinsicht in Frage stellten.
Auf unterschiedliche Weise fiel es uns allen schwer, angesichts verlorener Hoffnung und zerplatzter Träume im Glauben festzustehen.
Als ich von meiner Mission nach Hause kam, hoffte ich zunächst, bald heiraten zu können. Kurz zuvor hatte ich akzeptiert, dass ich gleichgeschlechtliche Neigungen habe. Doch anstatt deswegen das Handtuch zu werfen, hatte ich beschlossen, treu auf dem Weg der Bündnisse zu bleiben und optimistisch zu sein, was meine Zukunft im Evangelium angeht. Es fiel mir aber nach wie vor schwer, mich zwecks näherem Kennenlernen mit Frauen zu verabreden. Und je mehr Jahre nach meiner Mission ins Land gingen, desto mehr schwand meine Hoffnung auf eine Heirat. Die Ehe schien mir ein praktisch unmögliches Unterfangen.
Ich hatte ein Zeugnis von der Lehre, die in der Proklamation zur Familie1 dargelegt wird, aber es machte mich bisweilen traurig, diese Worte zu lesen, weil die dort beschriebene wunderbare ewige Familie für mich einfach nicht erreichbar schien.
Ich fragte mich, wo meine Freunde und ich denn unseren Platz im Plan des Vaters im Himmel haben.
Der Herr weiß um uns
Eines Nachts, als mich meine Prüfungen ganz besonders bedrückten, hatte ich einen Traum. In diesem Traum verspürte ich überwältigende Liebe. In meinem Traum forderte Gott mich auf, ihn um Essen zu bitten, und ich träumte, ich ginge zu Bett, und als ich aufwachte, wären Speisen da, die auf wundersame Weise für mich bereitet worden waren. Der Traum war so realistisch, dass ich beim Aufwachen fast überrascht feststellte, dass am Fußende des Bettes doch kein Essen auf mich wartete. Der Traum schenkte mir die hundertprozentige Überzeugung, dass Gott mich stets genährt hatte und mich weiterhin nähren werde.
Der Traum blieb den ganzen Tag präsent. Vage erinnerte ich mich auch an die Geschichte von einem erschöpften Propheten im Alten Testament, der schlafen ging und zu einer Mahlzeit aufwachte, die von einem Engel gebracht worden war, aber ich konnte mich nicht mehr genau daran erinnern, um wen es sich dabei gehandelt hatte. Ich wollte die Geschichte gleich am Abend dann in meinen heiligen Schriften suchen, hatte aber das Gefühl, ich solle zunächst im Ensign, einer damaligen Zeitschrift der Kirche, blättern. Als ich diese öffnete, fiel mir auf der hinteren Umschlaginnenseite der Abdruck eines wunderschönen Gemäldes auf.
Das Gemälde hieß Ein Engel kam zu Elija – und stellte, gemalt von Walter Rane, genau die Geschichte aus dem Alten Testament dar, nach der ich suchte.
Ich war platt. Wie hoch war denn die Wahrscheinlichkeit, genau auf dieses Bild zu stoßen?
Die Geschichte, die ich nachlesen wollte, steht in 1 Könige 19. Der Prophet Elija ist erschöpft, weil er ständig auf der Flucht ist. Er will schon aufgeben, bittet den Herrn, sein Leben zu nehmen, und legt sich unter einem Ginsterstrauch schlafen (siehe Vers 4). Als er erwacht, findet er neben sich Wasser und warmes Brot. Er isst und legt sich dann wieder schlafen. Ein zweites Mal weckt ihn der Engel und sagt: „Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.“ (Vers 7.) Er tut, wie ihm geheißen, und wandert, „durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte“ (Vers 8).
Zu meiner großen Verwunderung gab es in derselben Ausgabe des Ensign einen glaubensstärkenden Artikel über gleichgeschlechtliche Neigungen.2
Ehrfurchtsvoll staunend merkte ich, dass der Herr tatsächlich für mich sorgte. Der Heilige Geist bestätigte mir, dass diese inspirierten Worte genau im richtigen Moment kamen und für mich bestimmt waren. Ich konnte nicht leugnen, dass Gott auf mich achtete und dass er für meine Bedürfnisse sorgen würde, wenn ich ihm weiterhin nachfolgte.
Jesus Christus nachzufolgen ist der Schlüssel
Wie Elija hatte ich manchmal das Gefühl, meine Reise sei zu weit, als dass ich sie ertragen könne. Aber in diesem Augenblick fühlte ich mich vom Herrn wirklich geliebt und verstanden. Ich wusste, dass er meine Lage kannte und dass mein Leid für ihn eine Rolle spielte. Und wenn ich von der geistigen Nahrung aß, die nur er geben konnte, würde ich genug Kraft bekommen, um meinen Weg fortzusetzen.
Ich habe durch Prüfungen und geistige Erlebnisse gelernt, dass die vielen Unebenheiten auf der Straße und die Umwege im Leben nicht bedeuten, dass wir keinen Platz im Plan des Vaters im Himmel haben.
Ich habe gelernt, dass das oberste Lebensziel darin besteht, im Glauben an Jesus Christus zu leben! Wenn wir im Glauben wandeln und ungeachtet unserer persönlichen oder familiären Umstände unsere Bündnisse halten, schreiten wir in seinem Plan voran.
Mit Christus wandeln
So wie viele meiner Freunde und auch ich in der JAE-Gemeinde damals manchmal Schwierigkeiten hatten, an die Zukunft glauben zu können, so kenne ich auch jetzt viele Menschen, die sich in einer besonderen Lage befinden und daher das Gefühl haben, nicht zu Gottes Erlösungsplan zu gehören. Aber als meine Freunde und ich unsere Hingabe an das Evangelium verstärkt und uns bei unseren Lebensplänen am Erlöser orientiert haben, konnten wir seine Liebe und Führung spüren und Wunder erleben.
Paulus sagt in 2 Korinther 5:7: „Als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende.“ Ganz gleich, welche Enttäuschungen, unerfüllten Erwartungen oder Schwierigkeiten uns begegnen: Wenn wir im Glauben wandeln und unsere Bündnisse in Ehren halten, passen wir nicht nur vollkommen in Gottes Plan für seine Kinder, sondern sind auch „auf ewig ringsum umschlossen von den Armen seiner Liebe“ (2 Nephi 1:15).
Wir können uns voll Eifer der Nachfolge Christi widmen und sein Werk tun (siehe Lehre und Bündnisse 58:27), denn Gottes Plan soll uns keinesfalls verunsichern, sobald etwas nicht so läuft, wie wir es geplant haben. Er möchte, dass wir uns stattdessen auf ihn verlassen, mit ihm Bündnisse schließen, einander zu ihm zurückführen und durch unsere einzigartigen Erfahrungen im Erdenleben Freude und Wachstum erfahren.
Das ist der Kern von Gottes Plan: uns auf dem Weg der Bündnisse entlangzuführen und jeden von uns wieder in seine liebevollen Arme zu schließen. Wenn wir Christus nachfolgen, erkennen wir mit Sicherheit: Jeder von uns hat in seinem Plan einen Platz.