„Sharons Weihnachtsbaumdecke“, Liahona, Dezember 2023
Stimmen von Heiligen der Letzten Tage
Sharons Weihnachtsbaumdecke
Das Geschenk meiner Schwägerin ist für mich ein Symbol für das Sühnopfer Jesu Christi.
Als mein Mann und ich aufs College gingen – und auch noch etliche Jahre danach –, waren wir sehr knapp bei Kasse. Anstatt Geschenke zu kaufen, habe ich selbst welche gebastelt. In einem Jahr habe ich für meine Schwestern und Schwägerinnen Weihnachtsbaumdecken genäht.
Ich sammelte Stoffreste in Rot, Grün und Weiß oder mit Mustern in diesen Farben. Die meisten der Stoffe waren zwar nicht weihnachtlich bedruckt, aber ich schnitt sie in einfache Quadrate und nähte diese zu Weihnachtsbaumdecken zusammen. Jede Decke bestand aus einer Vielzahl von Stoffarten.
In diesem Jahr verbrachten wir Weihnachten bei meinen Schwiegereltern. Sharon, meine Schwägerin, wohnte in der Nähe, also besuchten wir sie und ihre Familie und übergaben unsere Geschenke.
Zu meiner Bestürzung entdeckte ich unter ihrem Baum einen wunderschön gearbeiteten Quilt – eine Weihnachtsbaumdecke aus weihnachtlich gemusterten Stoffen, die sogar mit einer Festonkante versehen war. Sharon beherrschte zahlreiche Handarbeitstechniken und konnte unter anderem hervorragend nähen, quilten, applizieren, Spitzen herstellen und weben. Die Weihnachtsbaumdecke hatte sie schon lange vor Weihnachten fertiggestellt.
Zwangsläufig verglich ich nun ihre bildschöne und aufwändige Decke mit meiner einfachen. Es war mir peinlich, ihr nun mein Geschenk zu überreichen. Ich übergab es ihr mit den Worten, ich könne es verstehen, wenn sie es nicht verwenden wolle.
Im Jahr darauf waren wir überrascht, als wir unser Geschenk von Sharon öffneten: Sie schenkte uns die Weihnachtsbaumdecke, die ich im Jahr zuvor bei ihr bewundert hatte. Sie hatte meine einfache Gabe freundlich angenommen und uns im Gegenzug ein viel schöneres Geschenk gemacht.
Leider verstarb Sharon nach zwölf Jahren Kampf gegen eine schwere Krankheit mit nur 38 Jahren. Als ich vor ein paar Jahren ihre Weihnachtsbaumdecke unter dem Baum drapierte und an sie dachte, kam mir der Gedanke, dass diese Decke ja ein Symbol für das Geschenk des Sühnopfers des Erretters ist. Egal, wie gut wir sein wollen, wir sind doch alle sterblich und haben Fehler und Schwächen. Wir sind unvollkommen – wie die einfache Weihnachtsbaumdecke, die ich Sharon geschenkt hatte.
Verglichen mit dem einzigartigen Leben des Erretters schneiden wir nie gut genug ab. Aber wenn wir unser Bestes geben und dem Erretter ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist darbringen, bietet er uns im Gegenzug die Segnungen seines wunderbaren Sühnopfers an. Wir erhalten etwas, was viel größer ist als das, was wir ihm geben.
Ich bin dankbar für den besonderen Hinweis auf sein Sühnopfer, den mir die Weihnachtsbaumdecke vor Augen geführt hat.