Sucht
2. Schritt: Hoffnung


2. Schritt

Hoffnung

Grundsatz: Kommen Sie zu der Überzeugung, dass die Macht Gottes Ihnen Ihre völlige geistige Gesundheit wiedergeben kann.

Als uns bewusst wurde, dass wir unserer Sucht gegenüber ohnmächtig waren, fühlten sich die meisten von uns jeder Hoffnung beraubt. Diejenigen von uns, die ohne Glauben an Gott aufgewachsen waren, waren überzeugt, dass sie jede Möglichkeit, Hilfe zu bekommen, ausgeschöpft hatten. Und diejenigen von uns, die an Gott glaubten, waren davon überzeugt, dass er zu enttäuscht von uns sei, um uns zu helfen. Was wir auch glaubten, beim 2. Schritt erhielten wir eine Antwort, die wir entweder niemals in Betracht gezogen hatten oder die längst in Vergessenheit geraten war: Wir konnten uns Gott zuwenden und Hoffnung im Sühnopfer Jesu Christi finden.

Nun hatten wir uns endlich gedemütigt und bemühten uns um Hilfe. Als wir diesen kleinen Hoffnungsschimmer verspürt hatten, besuchten wir unsere ersten Treffen. Anfangs hatten wir viele Zweifel und große Angst. Wir fürchteten uns und waren vielleicht sogar zynisch, aber zumindest gingen wir hin. Bei diesen Treffen schilderten Männer und Frauen offen und ehrlich, wie ihr Leben ausgesehen hatte, wodurch die Änderung bei ihnen ausgelöst wurde und wie es war, von der Sucht zu genesen. Wir stellten fest, dass viele der Teilnehmer sich früher genauso hoffnungslos gefühlt hatten, wie wir uns jetzt fühlten. Jetzt aber lachten sie, unterhielten sich, lächelten, kamen zu den Treffen, beteten, lasen in den heiligen Schriften und schrieben in ihr Tagebuch, wie ihre Genesung voranschritt.

Nach und nach funktionierten die Grundsätze, von denen sie gesprochen hatten und die sie in die Tat umsetzten, auch bei uns. Wir besuchten die Treffen weiterhin und im Laufe der Zeit stellte sich ein Gefühl ein, das wir schon seit Jahren nicht mehr empfunden hatten: Hoffnung. Wenn es Hoffnung für andere gab, die sich fast völlig zugrunde gerichtet hatten, vielleicht gab es dann ja auch Hoffnung für uns! Wir waren dankbar zu hören, dass „keine Gewohnheit, keine Sucht, keine Auflehnung, keine Übertretung, keine Abtrünnigkeit, kein Verbrechen von der Verheißung vollständiger Vergebung ausgenommen“ ist, wenn wir uns dem Herrn zuwenden (Boyd K. Packer, Der Stern, Januar 1996, Seite 17).

Angesichts des Glaubens und des Zeugnisses der anderen schöpften wir Hoffnung, und diese machte uns allmählich für die Barmherzigkeit und Macht Gottes empfänglich. Nach und nach glaubten wir, dass er uns aus der Knechtschaft der Sucht befreien könne. Wir folgten dem Beispiel unserer Freunde, die sich auf dem Weg der Genesung befanden. Wir besuchten die Versammlungen, beteten und wurden in der Kirche wieder aktiv. Wir dachten über die heiligen Schriften nach und wandten sie in unserem Leben an, und allmählich vollzog sich auch an uns ein Wunder. Wir wurden durch die Gnade Jesu Christi so gesegnet, dass wir unsere Enthaltsamkeit einen Tag nach dem anderen durchhalten konnten. Als wir den 2. Schritt gingen, wurden wir bereit, nicht mehr auf uns und unsere Sucht zu vertrauen, sondern stattdessen an die Liebe und Macht Jesu Christi zu glauben. Diesen Schritt führten wir in unserem Verstand und unserem Herzen aus, und wir erkannten, dass man wirklich eine geistige Grundlage braucht, um von einer Sucht zu genesen.

Wenn Sie die Schritte gehen, die in dieser Anleitung empfohlen werden, werden Sie dies auch feststellen. Das ist jede Anstrengung wert. Dieses Programm basiert auf Geistigem, es erfordert aber auch aktive Beteiligung. Wenn Sie diese Grundsätze befolgen und sie in Ihrem Leben wirken lassen, werden Sie erkennen, dass Ihre geistige Gesundheit durch die neu gefundene Verbindung zum Herrn wiederhergestellt wird. Sein Geist wird Ihnen helfen, Ihre Entscheidungen ehrlicher und klarer zu betrachten; Sie werden Entscheidungen treffen, die mit den Grundsätzen des Evangeliums in Einklang stehen.

Bei einigen von uns trat dieses Wunder fast augenblicklich ein; bei anderen verlief die Genesung eher schrittweise. Doch wie auch immer es bei Ihnen sein mag, letztlich werden Sie mit uns zusammen sagen können, dass Sie durch „Beständigkeit in Christus“ aus Ihrer Sucht gerettet werden und sich am „vollkommenen Glanz der Hoffnung“ erfreuen (2 Nephi 31:20).

Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat über die Macht des Herrn gesprochen, die Ihnen helfen kann:

„Wir dürfen die Macht der liebevollen Barmherzigkeit des Herrn weder unterschätzen noch ignorieren. Die Einfachheit, die Schönheit und die Beständigkeit der liebevollen, großen Barmherzigkeit des Herrn werden viel dazu beitragen, uns in den unruhigen Zeiten, in denen wir jetzt leben und auch weiterhin leben werden, zu stärken und zu beschützen. Wenn Worte den Trost, den wir brauchen, oder die Freude, die wir empfinden, nicht ausdrücken können, wenn es einfach zwecklos ist, das Unerklärliche erklären zu wollen, wenn Unrecht und Ungerechtigkeiten des Lebens nicht mit Vernunft und Verstand zu begreifen sind, wenn unsere irdische Erfahrung und Urteilsfähigkeit nicht ausreicht, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, und wenn wir uns vielleicht völlig verlassen vorkommen, dann werden wir wirklich mit der liebevollen, großen Barmherzigkeit des Herrn belohnt und mächtig gemacht, ja, zur Kraft der Befreiung (siehe 1 Nephi 1:20). …

Mancher, der diese Botschaft hört oder liest, mag irrtümlicherweise annehmen, die liebevolle, große Barmherzigkeit stehe ihm kaum oder gar nicht zu … Wir denken vielleicht fälschlicherweise, derartige Segnungen und Gaben seien anderen vorbehalten, die anscheinend rechtschaffener sind oder prominentere Berufungen innehaben. Ich bezeuge, dass die liebevolle, große Barmherzigkeit des Herrn uns allen zugänglich ist und dass der Erlöser Israels uns solche Gaben zukommen lassen möchte.“ (Liahona, Mai 2005, Seite 100f.)

Sie werden die große, liebevolle Barmherzigkeit des Herrn in Ihrem Leben erkennen, wenn Sie lernen, danach Ausschau zu halten, und den Glauben entwickeln, dass die Macht Gottes Ihnen tatsächlich bei Ihrer Genesung helfen kann.

Umsetzung

Beten Sie, lesen Sie in den heiligen Schriften und denken Sie darüber nach

Wenn Sie den Stolz ablegen und überlegen, wie Sie Gott in Ihr Leben zurückholen können, werden Sie die Sache wesentlich gebeterfüllter angehen. Schließlich werden Sie so weit sein, dass Sie sich hinknien und laut beten können. Sie werden feststellen, wie gut es tut, Gott Ihre Gefühle und Bedürfnisse zu schildern. Sie werden spüren, dass Sie das Gespräch mit jemandem wieder aufgenommen haben, der immer antworten wird, zwar nicht immer mit „ Ja“, aber immer mit Liebe. Dann werden Sie erleben, wie heilsam es ist, sich aus seiner selbstauferlegten Isolation zu lösen.

Der Wunsch, mit Gott in Verbindung zu stehen, wird Sie dazu bewegen, sich mit den Worten neuzeitlicher und früherer Propheten zu befassen. Wenn Sie von anderen hören, wie sie Antworten in den heiligen Schriften gefunden haben, wächst Ihre Hoffnung, dass auch Sie Antworten finden können. Wenn Sie Ihre Gedanken niederschreiben, werden Sie weitere Eindrücke durch den Geist empfangen. Studieren Sie gebeterfüllt, und der Herr wird Ihre Fragen beantworten und auf Ihre Bedürfnisse eingehen.

Beginnen Sie Ihr Studium am besten mit den Versen am Ende jedes Kapitels in dieser Anleitung. Die Schriftstellen wurden passend zum Thema Genesung ausgewählt, und jede Frage wird gestellt, damit sie Ihnen hoffentlich hilft, diesen Vers in Ihrem Leben anzuwenden. Nehmen Sie sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit, herauszufinden, was der Herr Ihnen mitteilen möchte.

Glauben Sie an Gott, den ewigen Vater, und an seinen Sohn Jesus Christus und an den Heiligen Geist

Die meisten von uns wuchsen mit einer Vorstellung von Gott auf, und als Mitglieder der Kirche wussten wir zumindest ein wenig über unseren himmlischen Vater, Jesus Christus und den Heiligen Geist. Vielleicht glaubten wir sogar ein wenig an sie, aber oft schlossen wir aus unseren Schwierigkeiten nicht darauf, dass wir Gottes Macht in unserem Leben brauchen.

Beim 2. Schritt muss man lediglich die Bereitschaft entwickeln, Glauben an die Liebe und Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und Jesu Christi auszuüben und daran zu glauben, dass wir Verbindung mit dem Heiligen Geist haben und von ihm Hilfe bekommen können. Es ist unser Zeugnis, dass Sie die Liebe der Gottheit, die vollkommen eins ist, erfahren können, indem Sie in Ihrem Leben und im Leben anderer nach den Beweisen ihrer Liebe und Macht Ausschau halten.

Studieren und Verstehen

Die folgenden Schriftstellen können Ihnen beim 2. Schritt helfen. Wir empfehlen Ihnen, mit anderen über diese Schriftstellen und Fragen zu sprechen, sich eingehend damit zu befassen und Ihre Gedanken dazu schriftlich festzuhalten. Denken Sie daran, beim Schreiben ehrlich und konkret zu sein.

Glaube an Gott

„Glaubt an Gott; glaubt daran, dass er ist und dass er alles erschaffen hat, sowohl im Himmel wie auf Erden; glaubt daran, dass er alle Weisheit und alle Macht hat, sowohl im Himmel wie auf Erden; glaubt daran, dass der Mensch nicht alles erfasst, was der Herr erfassen kann.“ (Mosia 4:9.)

  • Vieles im Himmel und auf Erden bezeugt, dass Gott existiert. Welche Beweise für Gott und seine Liebe haben Sie erlebt?

Glaube an Jesus Christus

„Predige ihnen Umkehr und Glauben an den Herrn Jesus Christus; lehre sie, sich zu demütigen und sanftmütig und von Herzen demütig zu sein; lehre sie, mit ihrem Glauben an den Herrn Jesus Christus jeder Versuchung des Teufels zu widerstehen.“ (Alma 37:33.)

  • Viele von uns versuchten, sich durch bloße Willenskraft oder durch das Vertrauen zu einem Freund oder Therapeuten von der Sucht zu befreien. Früher oder später stellten wir dann fest, dass unser Glaube an uns selbst und an andere Menschen nicht ausreichte, die Sucht völlig zu überwinden. Schreiben Sie auf, was Sie jetzt empfinden: dass Sie demütig und willens sind, sich Christus und seinem Evangelium zuzuwenden, und dass Sie sich vor allem anderen dort Hilfe für Ihre Genesung holen wollen.

Das Mitgefühl des Heilands

„Da rief der Vater des Jungen: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9:24.)

  • Dieser Mann bat den Erlöser um Hilfe und erhielt sie. Jesus tadelte ihn nicht für seine Zweifel. Schreiben Sie über das Mitgefühl und die Geduld unseres Heilands.

  • Wie fühlen Sie sich bei dem Gedanken, mit dem Herrn über Ihre Gefühle zu sprechen?

Die Gabe der Gnade

„Lasst uns … voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit.“ (Hebräer 4:16.)

  • Im Schriftenführer wird Gnade definiert als „göttliche Hilfe oder Kraft“, die durch „die Barmherzigkeit und Liebe Gottes“ gegeben wird („Gnade“, Seite 80). Mit dieser Kraft von Gott können Sie mehr erreichen, als wenn Sie nur auf sich allein gestellt sind. Der Erlöser wird das für Sie tun, was Sie nicht selbst tun können. Seine Gnade ermöglicht es Ihnen, dass Sie umkehren und sich ändern können. Auf welche Weise haben Sie schon die Gabe der Gnade in Ihrem Leben erfahren?

  • Wie kann die Kraft, die Gott Ihnen gibt, Sie dazu befähigen, auf dem Weg der Besserung zu bleiben?

Heilung

„Glaubst du daran, dass Christus die Macht hat, zu erretten? … Wenn du an die Erlösung durch Christus glaubst, kannst du geheilt werden.“ (Alma 15:6,8.)

  • Wenn wir an Heilung denken, beziehen wir sie für gewöhnlich auf unseren Körper. Wofür könnten Sie sonst noch die heilende Macht Jesu Christi benötigen?

  • Schreiben Sie etwas darüber, dass Sie die erlösende (befreiende, verwandelnde) Macht Jesu Christi in Anspruch nehmen müssen.

Das Erwachen

„Wenn ihr eure Geisteskraft weckt und aufrüttelt, um mit meinen Worten auch nur einen Versuch zu machen, und zu einem kleinen Teil Glauben ausübt, ja, selbst wenn ihr nicht mehr könnt, als dass ihr den Wunsch habt zu glauben, dann lasst diesen Wunsch in euch wirken, ja, bis ihr auf eine Weise glaubt, sodass ihr einem Teil meiner Worte Raum geben könnt.“ (Alma 32:27.)

  • Sich bewusst werden, oder die Geisteskraft wecken und aufrütteln, spielt eine wichtige Rolle, wenn man lernt, zu glauben. Inwiefern sind Sie sich heute Jesu Christi und seiner Macht in Ihrem Leben mehr bewusst als letzte Woche, letzten Monat, letztes Jahr?

Befreiung aus der Knechtschaft

„Sie waren in Gefangenschaft, und abermals befreite der Herr sie aus der Knechtschaft durch die Macht seines Wortes.“ (Alma 5:5.)

  • Das Wort des Herrn hat die Macht, Sie aus der Gefangenschaft zu befreien. Sie können das Wort des Herrn in den heiligen Schriften, den Konferenzansprachen und den Zeitschriften der Kirche finden. Sie können Gottes Wort auch direkt durch den Heiligen Geist empfangen. Schreiben Sie einiges auf, was Sie heute tun möchten, um Gottes Wort an Sie zu empfangen.

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