Lektion 77: Lehre und Bündnisse 64 bis 66

Lehre und Bündnisse 64:1-17

Von euch wird verlangt, dass ihr vergebt

Während einer Reise von Missouri nach Ohio kam es zwischen Joseph Smith und seinen Begleitern zu Streitigkeiten und schlechten Gefühlen untereinander. In Lehre und Bündnisse 64 wies Jesus Christus sie an, einander zu vergeben. Diese Lektion kann den Schülern helfen, dem Beispiel Jesu Christi zu folgen und vermehrt bereit zu sein, anderen zu vergeben.

Vorschläge für Lernaktivitäten

Über Vergebung nachdenken

Lassen Sie die Schüler eine Geschichte über Vergebung erzählen. Sie könnten ihnen auch ein Video wie „Vergebung: Meine Last wurde mir leicht gemacht“ zeigen (8:24; ChurchofJesusChrist.org). Bitten Sie die Schüler, die folgenden Fragen in ihrem Studientagebuch zu beantworten.

• Meinst du, du bist jemand, der bereit ist, anderen zu vergeben? Warum oder warum nicht?

• Was meinst du, warum der Vater im Himmel und Jesus Christus möchten, dass wir anderen vergeben?

• Wem solltest du vergeben?

Fordern Sie die Schüler auf, sich um persönliche Offenbarung zu bemühen, um zu erkennen, wem sie möglicherweise vergeben sollten und wie sie dabei vorgehen sollen.

Jesus Christus vergibt

Sie könnten einen Schüler bitten, den folgenden Hintergrund zu Lehre und Bündnisse 64 vorzulesen.

Im August 1831, nachdem sie Zion in Missouri geweiht hatten, kehrten Joseph Smith, Oliver Cowdery, Isaac Morley, Ezra Booth und andere nach Ohio zurück. Extreme Hitze, gefährliche Reisebedingungen und Meinungsverschiedenheiten mit den führenden Brüdern führten zu Kritik und Streit innerhalb der Gruppe. Nachdem sie nach Hause gekommen waren, herrschten immer noch Spannungen zwischen ihnen (siehe Heilige: Die Geschichte der Kirche Jesu Christi in den Letzten Tagen, Band 1, Das Banner der Wahrheit, 1815–1846, Seite 152f., 156f.). Infolgedessen gab der Herr die Offenbarung, die heute als Lehre und Bündnisse 64 bekannt ist.

Lies Lehre und Bündnisse 64:1-7 und achte darauf, wie Jesus Christus denen begegnet, die gesündigt haben.

Sie könnten ein Bild vom Erretter zeigen. Bitten Sie die Schüler, über die folgenden Fragen nachzudenken. Anschließend sollen sie sich zu zweit oder alle gemeinsam über ihre Gedanken austauschen.

• Welche Eigenschaften Jesu Christi entdeckst du in diesen Versen?

• Für welche dieser Eigenschaften bist du besonders dankbar? Warum?

Von uns wird verlangt, dass wir vergeben

Lies Lehre und Bündnisse 64:9-11 und achte auf die Aufforderung Jesu, seinem Beispiel nachzufolgen.

Lehre und Bündnisse 64:9-11 ist eine Schriftstelle zum Beherrschen der Lehre. Schlagen Sie den Schülern vor, Schriftstellen zum Beherrschen der Lehre so zu markieren, dass sie sie künftig leicht wiederfinden.

• Was beeindruckt dich an den Worten des Erretters an Joseph und seine Begleiter?

  Helfen Sie den Schülern, diese Wahrheit herauszuarbeiten: Jesus Christus verlangt von uns, dass wir allen Menschen vergeben. Sie könnten diese Wahrheit an die Tafel schreiben. Sie könnten den Schülern auch vorschlagen, sie in ihre heiligen Schriften zu schreiben.

  Geben Sie den Schülern ausreichend Zeit, sich mit Vers 9-11 auseinanderzusetzen. Die folgenden Fragen können dabei helfen.

• Warum verlangt Jesus Christus von uns, dass wir allen vergeben?

• Warum begehen wir wohl „die größere Sünde“ (Vers 9), wenn wir anderen nicht vergeben wollen?

• Was kann es bewirken, wenn wir im Herzen sagen „lass Gott richten zwischen mir und dir“? (Vers 11.)

• Welche christlichen Eigenschaften kannst du entwickeln, wenn du anderen vergibst?

Lernen, anderen zu vergeben

Geben Sie den Schülern Zeit, Fragen zum Thema Vergebung zu stellen oder darüber zu sprechen, warum es schwierig sein kann, zu vergeben. Die Schüler könnten die folgenden Fragen an der Tafel, über eine anonyme Umfrage oder auf Zetteln beantworten, die dann vorgelesen werden.

• Welche Fragen könnte jemand haben, der versucht, einem anderen zu vergeben?

• Was kann es seinem schwermachen, dem Beispiel des Erretters zu folgen und anderen zu vergeben?

Die Schüler könnten Fragen stellen wie: „Wie kann mir der Erretter helfen, anderen zu vergeben?“ oder „Wenn ich anderen vergebe, muss ich dann zulassen, dass sie mir wieder wehtun?“

Bitten Sie die Schüler, einzeln oder alle gemeinsam eine Frage auszuwählen und dann in gottgegebenen Quellen nach Antworten zu suchen.

Die Schüler könnten Suchbegriffe wie „Jesus“, „vergeben“, „Erretter“ und „Barmherzigkeit“ in der App Archiv Kirchenliteratur eingeben oder die Stichwörter im Schriftenführer nachschlagen. Sie könnten ihnen auch Schriftstellen wie Matthäus 5:7, 18:21-35 und Mosia 26:30,31 sowie die unten aufgeführten Aussagen von Propheten vorschlagen.

Elder Gerrit W. Gong vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, wie Jesus Christus uns helfen kann, anderen zu vergeben:

Manchmal ermöglicht unsere Bereitschaft, jemandem zu vergeben, ihm und uns, daran zu glauben, dass wir umkehren können und uns vergeben werden kann. Mitunter kommen die Bereitschaft, umzukehren, und die Fähigkeit, zu vergeben, zu unterschiedlichen Zeiten. Unser Erretter ist der Mittler zwischen uns und Gott, aber er hilft uns auch, zu uns selbst und zueinander zu finden, wenn wir zu ihm kommen. Insbesondere wenn Verletzungen und Schmerz tief sitzen, ist es schwierig, Beziehungen wieder in Ordnung zu bringen und Herzen zu heilen – auf uns allein gestellt vielleicht sogar unmöglich. Aber mit Kraft und Weisheit aus dem Himmel, die unsere eigene übertrifft, können wir wissen, wann wir an etwas festhalten sollen und wie wir etwas loslassen können. (Gerrit W. Gong, „Glücklich und für immer“, Liahona, November 2022, Seite 85)

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:

„Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden“ [Lukas 6:37], lehrte Christus uns in der Bergpredigt. Und in unserer Zeit: „Ich, der Herr, vergebe, wem ich vergeben will, aber von euch wird verlangt, dass ihr allen Menschen vergebt.“ [Lehre und Bündnisse 64:10]. Doch für diejenigen von Ihnen, die gerade große Qualen erleiden, ist es wichtig zu beachten, was er nicht gesagt hat. Er hat nicht gesagt: „Du darfst keinen echten Schmerz oder echten Kummer empfinden, wenn dir jemand etwas Schreckliches angetan hat.“ Er hat auch nicht gesagt: „Damit du vollständig vergeben kannst, musst du eine destruktive Beziehung wieder aufnehmen oder dich wieder in eine Situation begeben, in der du misshandelt oder zerstört wirst.“ Doch auch nach den schrecklichsten Verletzungen können wir uns über den Schmerz erheben, aber nur, wenn wir uns auf den Pfad wahrer Heilung begeben. Dieser Pfad ist der Pfad der Vergebung, den Jesus von Nazaret beschritten hat, und Jesus ruft uns allen zu: „Komm und folge mir nach!“ [Lukas 18:22.] (Jeffrey R. Holland, „Der Dienst der Versöhnung“, Liahona, November 2018, Seite 78f.)

Sie können die Schüler bitten, von Antworten zu erzählen, die sie auf ihre Frage gefunden haben, oder allgemein von ihren Eindrücken zur Vergebung. Sie können auch erzählen, wie sie gesegnet worden sind, weil sie dem Beispiel des Erretters gefolgt sind und jemandem vergeben haben. Weisen Sie darauf hin, dass sie nichts allzu Persönliches preisgeben sollen.

• Was können wir konkret tun, damit es uns leichterfällt, jemandem zu vergeben?

Mögliche Antworten:

• sich mit Begebenheiten vom Erretter oder anderen befassen, die jemandem vergeben

• darüber nachdenken, was sich ändern würde, wenn wir jemandem vergeben

• in einem aufrichtigen Gebet Gott unsere Last anvertrauen und ihn bitten, uns dabei zu helfen, anderen zu vergeben

• anerkennen, dass sich unser Herz durch Jesus Christus im Laufe der Zeit ändern kann und wir anderen letztendlich vergeben können

Persönliche Anwendung

Zu Beginn der Lektion wurden die Schüler aufgefordert, an jemanden zu denken, dem sie vergeben sollten. Bitten Sie sie nun, über diese Situation nachzudenken und sich um Inspiration zu bemühen, wenn sie die folgenden Fragen beantworten.

Denk über die folgenden Fragen nach. Du kannst deine Gedanken und Gefühle in dein Studientagebuch schreiben.

• Wie kannst du dich auf den Erretter stützen, um vergeben zu können?

• Was willst du tun, um dem Beispiel Jesu Christi zu folgen und vermehrt bereit zu sein, zu vergeben?

Auswendig lernen

Wenn Sie möchten, können Sie die Schüler im Laufe dieser Lektion unterstützen, die Schriftstellenangabe und die Schlüsselaussage der Lernschriftstelle auswendig zu lernen. Wiederholen Sie sie dann in zukünftigen Lektionen. Die Schlüsselaussage lautet: „Von euch wird verlangt, dass ihr allen Menschen vergebt.“ Vorschläge für Aufgaben zum Auswendiglernen finden Sie im Anhang unter „Aufgaben zum Beherrschen der Lehre“.

Zusatzmaterial

Lehre und Bündnisse 64:9-11. Wie kann ich dadurch, dass ich anderen vergebe, mehr wie Jesus Christus werden?

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt:

Es kann schmerzhaft und schwierig sein, von einem Zorn abzulassen, den man für nur zu berechtigt hält. Es kann unmöglich erscheinen, denen zu vergeben, deren zerstörerische Handlungen Unschuldigen Schaden zufügen. Und doch ermahnt uns der Erretter, „allen Menschen [zu vergeben]“ [Lehre und Bündnisse 64:10; siehe auch Vers 9].

Wir folgen dem Fürsten des Friedens. Wir brauchen jetzt mehr denn je den Frieden, den nur er bringen kann. Wie können wir erwarten, dass in der Welt Frieden herrscht, wenn wir selbst nicht nach persönlichem Frieden und Harmonie streben? Brüder und Schwestern, ich weiß, es ist gar nicht so einfach. Aber die Nachfolger Jesu Christi sollten der ganzen Welt ein Beispiel geben. Ich bitte Sie, nichts unversucht zu lassen, um Ihre eigenen Konflikte zu beenden, die derzeit in Ihrem Herzen und Ihrem Leben wüten. (Russell M. Nelson, „Geistige Schwungkraft“, Liahona, Mai 2022, Seite 97)

Lehre und Bündnisse 64:9. Wie kann mir der Erretter dabei helfen, leichter zu verzeihen?

Elder Gerrit W. Gong vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:

Wir sind weniger allein, wenn wir erkennen, dass wir nicht allein sind. Unser Erretter versteht uns immer. Mit seiner Hilfe können wir unseren Stolz, unsere Verletzungen und unsere Sünden Gott überlassen. Wie auch immer wir uns zu Beginn fühlen mögen, wir erfahren Heilung, wenn wir darauf vertrauen, dass der Erretter unsere Beziehungen heilt.

Der Herr, der alles sieht und vollkommen versteht, vergibt, wem er vergeben will, aber von uns (die wir unvollkommen sind) wird verlangt, dass wir allen vergeben. Wenn wir zum Erretter kommen, konzentrieren wir uns weniger auf uns selbst. Wir verurteilen weniger und vergeben mehr. Das Vertrauen auf seine Verdienste, Barmherzigkeit und Gnade [siehe 2 Nephi 2:8] kann uns von Streit, Wut, Misshandlung, Vernachlässigung, Ungerechtigkeit sowie den körperlichen und seelischen Herausforderungen befreien, die mit einem physischen Körper in dieser irdischen Welt manchmal einhergehen. „Glücklich und für immer“ bedeutet nicht, dass jede Beziehung glücklich sein und für immer andauern wird. Aber wenn der Satan tausend Jahre im Millennium gebunden sein wird, gibt uns das möglicherweise die nötige Zeit und überraschende Chancen, liebevoll und verständnisvoll zu sein und Probleme zu lösen, während wir uns auf die Ewigkeit vorbereiten. (Gerrit W. Gong, „Glücklich und für immer“, Liahona, November 2022, Seite 85)

Lehre und Bündnisse 64:9. Welche Segnungen bringt es mit sich, wenn man jemandem vergibt?

Elder Kevin R. Duncan von den Siebzigern hat gesagt:

Glücklicherweise hat Gott in seiner Liebe und Barmherzigkeit seinen Kindern einen Weg bereitet, wie sie die zeitweise turbulenten Erfahrungen des Lebens bewältigen können. Er hat einen Ausweg für alle geschaffen, die den Übeltaten anderer zum Opfer fallen. Er hat uns verkündet, dass wir vergeben können! Wir mögen zwar einmal zum Opfer werden, doch brauchen wir es nicht noch ein zweites Mal werden, indem wir Hass, Bitterkeit, Schmerz, Groll oder gar Rachegelüste wie eine Last mit uns herumtragen. Wir können vergeben und dadurch frei sein! (Kevin R. Duncan, „Das heilende Salböl der Vergebung“, Liahona, Mai 2016, Seite 33)

Lehre und Bündnisse 64:10. Wem sollte ich vergeben?

Präsident Dieter F. Uchtdorf, damals in der Ersten Präsidentschaft, hat gesagt:

Der Heiland hat sich zu diesem Thema so klar geäußert, dass nur wenig Spielraum für eigene Auslegung bleibt. Er hat gesagt: „Ich, der Herr, vergebe, wem ich vergeben will, aber von euch wird verlangt, dass ihr allen Menschen vergebt.“ [Lehre und Bündnisse 64:10; Hervorhebung hinzugefügt.]

Ich möchte hier gern eine Fußnote hinzufügen: Wenn der Herr verlangt, dass wir allen Menschen vergeben, gehören auch wir selbst dazu. Manchmal ist es am allerschwersten, sich selbst zu vergeben, und manchmal ist der, der uns aus dem Spiegel anschaut, derjenige, der unserer Vergebung am meisten bedarf. (Dieter F. Uchtdorf, „Die Barmherzigen finden Erbarmen“, Liahona, Mai 2012, Seite 75)

Zusätzliche Lernaktivitäten

Geschichten über Vergebung

Sie könnten im Lauf der Lektion auch eine oder mehrere dieser Geschichten erzählen. Sie könnten beispielsweise zu Beginn der Lektion eine Geschichte erzählen und die Schüler auffordern, darüber nachzudenken, ob es jemanden gibt, dem sie vergeben sollten. Möglicherweise könnte eine der Geschichten auch helfen, auf Fragen oder Bedenken der Schüler einzugehen. Die Schüler könnten darauf achten, vor welchen Herausforderungen die Menschen in den Geschichten standen, als es darum ging, jemandem zu vergeben, und wie der Erretter ihnen dabei geholfen hat.

Das Video „Required to Forgive“ (7:52; in englischer Sprache) erzählt davon, wie Joseph Smith William W. Phelps vergeben hat.

„We Must Forgive“ (2:43; in englischer Sprache) ist die Geschichte von Corrie ten Boom, einer Holocaust-Überlebenden, die einem Aufseher des Lagers, in dem sie inhaftiert gewesen war, begegnete. Bischof Keith B. McMullin, damals von der Präsidierenden Bischofschaft, hat diese Geschichte erzählt.

In seiner Ansprache „Die heilende Kraft der Vergebung“ von Minute 0:00 bis 6:03 spricht Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft über die Reaktion der Amish nach einer Schießerei an einer Schule ihrer Gemeinde.

In der Ansprache „Glücklich und für immer“ von Minute 2:45 bis 4:22 erzählt Elder Gerrit W. Gong vom Kollegium der Zwölf Apostel von einer Frau, die ihrem Vater vergab und die Tempelarbeit für ihn verrichtete.

Was wir aus den Eigenschaften und dem Beispiel des Erretters über Vergebung lernen

Um den Schülern zu helfen, mehr über die Bereitschaft zu vergeben zu erfahren, fordern Sie sie auf, die folgenden Berichte darüber zu lesen, wie der Erretter anderen Menschen vergeben hat. Die Schüler könnten sich dazu äußern, wie sie dem Beispiel des Erretters nachfolgen und sich bemühen möchten, versöhnlicher zu werden.

• Lukas 7:36-50

• Lukas 23:33,34

• Johannes 8:1-11

Die Schüler könnten auch die folgenden Schriftstellen lesen und Eigenschaften des Erretters herausarbeiten, die ihnen helfen können, zu vergeben.

• Micha 7:18-20

• Lehre und Bündnisse 4:5,6