Bekehrung
„Das Trachten des Fleisches führt zum Tod“, verkündete der Apostel Paulus, „das Trachten des Geistes aber zu Leben und Frieden“ (Römer 8:6; siehe auch 2 Nephi 9:39). In unserem gefallenen Zustand haben wir oft mit Versuchungen zu kämpfen, und manchmal beugen wir uns „dem Wollen des Fleisches und des Bösen, das darin ist“ (2 Nephi 2:29; siehe auch „Fall“, Seite 52–56 in diesem Buch). Um ewiges Leben erlangen zu können, müssen wir geistig gesinnt sein und unsere unrechten Wünsche überwinden. Wir müssen uns ändern. Genau genommen müssen wir uns durch die Macht des Sühnopfers Jesu Christi und durch die Macht des Heiligen Geistes wandeln und bekehren. Dieser Vorgang wird als Bekehrung bezeichnet.
Dazu gehört noch viel mehr, als nur unser Verhalten zu ändern – unser ganzes Wesen ändert sich. Es ist eine so tief greifende Veränderung, dass der Herr und seine Propheten sie als Neugeburt, Wandlung im Herzen oder Taufe mit Feuer bezeichnen. Der Herr hat gesagt:
„Wundere dich nicht, dass die ganze Menschheit, ja, Männer und Frauen, alle Nationen, Geschlechter, Sprachen und Völker von neuem geboren werden müssen; ja, geboren aus Gott, aus ihrem fleischlichen und gefallenen Zustand umgewandelt in einen Zustand der Rechtschaffenheit, durch Gott erlöst, und indem sie seine Söhne und Töchter werden; und so werden sie neue Geschöpfe; und wenn sie dies nicht tun, können sie das Reich Gottes keinesfalls ererben.“ (Mosia 27:25,26.)
Wie man sich bekehrt
Bekehrung ist ein Vorgang, kein Ereignis. Ihre Bekehrung ist die Folge Ihrer rechtschaffenen Bemühungen, dem Erretter zu folgen. Dazu gehört, dass Sie Glauben an Jesus Christus üben, von Sünde umkehren, sich taufen lassen, die Gabe des Heiligen Geistes empfangen und im Glauben bis ans Ende ausharren.
Bekehrung ist zwar ein Wunder und verändert das Leben eines Menschen, sie vollzieht sich aber im Stillen. Das Erscheinen von Engeln und andere spektakuläre Ereignisse bringen keine Bekehrung zustande. Sogar Alma, der einen Engel gesehen hatte, bekehrte sich erst, nachdem er „viele Tage gefastet und gebetet“ hatte, um ein Zeugnis von der Wahrheit zu bekommen (Alma 5:46). Paulus, der den auferstandenen Erretter gesehen hat, erklärt: „Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“ (1 Korinther 12:3.)
Die Bekehrung ist ein ruhiger, stetiger Vorgang. Es kann sein, dass Sie bereits bekehrt sind, sich aber nicht darüber im Klaren sind. Vielleicht geht es Ihnen wie den Lamaniten, „die wegen ihres Glaubens an [Christus] zur Zeit ihrer Bekehrung mit Feuer und mit dem Heiligen Geist getauft wurden, und sie wussten es nicht“ (3 Nephi 9:20). Wenn Sie sich unablässig bemühen, Ihren Glauben auszuüben und dem Erretter zu folgen, vertieft sich Ihre Bekehrung.
Eigenschaften eines Menschen, der bekehrt ist
Im Buch Mormon wird anhand von Beispielen beschrieben, wie ein Mensch ist, der sich zum Herrn bekehrt hat:
Er hat den Wunsch, Gutes zu tun. Das Volk König Benjamins rief aus: Der Geist des Herrn, des Allmächtigen, hat in uns, oder in unserem Herzen, eine mächtige Wandlung bewirkt, sodass wir keine Neigung mehr haben, Böses zu tun, sondern, ständig Gutes zu tun (siehe Mosia 5:2). Alma berichtet von Menschen, die nicht anders konnten, als „nur mit Abscheu“ auf Sünde zu blicken (siehe Alma 13:12).
Er lehnt sich nicht gegen den Herrn auf. Mormon erzählt von einer Gruppe Lamaniten, die schlecht und blutdürstig gewesen waren, sich aber zum Herrn bekehrten (siehe Alma 23:6). Sie legten ihren alten Namen ab und wurden von nun an Anti-Nephi-Lehier genannt. „Sie wurden ein rechtschaffenes Volk; sie legten die Waffen ihrer Auflehnung nieder, sodass sie nicht mehr gegen Gott kämpften, auch nicht gegen irgendeinen ihrer Brüder.“ (Alma 23:7.)
Er verbreitet das Evangelium. Enos, Alma, Alma der Jüngere, die Söhne Mosias, Amulek und Zeëzrom widmeten sich nach ihrer Bekehrung zum Herrn der Verkündung des Evangeliums (siehe Enos 1:26; Mosia 18:1; 27:32-37; Alma 10:1-12; 15:12).
Er ist von Liebe erfüllt. Nachdem der auferstandene Erretter den Menschen in Amerika erschienen war, „wurde alles Volk zum Herrn bekehrt, auf dem ganzen Antlitz des Landes, sowohl die Nephiten als auch die Lamaniten, und es gab keine Streitigkeiten und Auseinandersetzungen unter ihnen und jedermann handelte gerecht, einer mit dem anderen. …
Und es begab sich: Wegen der Gottesliebe, die dem Volk im Herzen wohnte, gab es im Land keinen Streit.
Und es gab weder Neid noch Hader, noch Aufruhr, noch Hurerei, noch Lüge, noch Mord, noch irgendeine Art von Sittenverderbnis; und gewiss konnte es kein glücklicheres Volk unter allem Volk geben, das von der Hand Gottes erschaffen worden war.
Es gab weder Räuber noch Mörder, noch gab es Lamaniten, noch sonst irgendwelche -iten; sondern sie waren eins, die Kinder Christi und Erben des Reiches Gottes.“ (4 Nephi 1:2,15-17.)
Bemühungen um tiefere Bekehrung
Für Ihre Bekehrung sind Sie in erster Linie selbst verantwortlich. Niemand anders kann sich für Sie bekehren, und es kann Sie auch niemand zwingen, sich zu bekehren. Andere können Ihnen jedoch dabei helfen. Lernen Sie aus dem rechtschaffenen Beispiel von Familienangehörigen, Führern und Lehrern in der Kirche und von den Männern und Frauen in den heiligen Schriften.
Ihre Fähigkeit, eine mächtige Wandlung im Herzen zu erleben, wächst, je mehr Sie sich bemühen, dem vollkommenen Beispiel des Erretters zu folgen. Beschäftigen Sie sich mit den heiligen Schriften, beten Sie voll Glauben, halten Sie die Gebote und trachten Sie danach, den Heiligen Geist als ständigen Begleiter zu haben. Wenn Sie weiter auf dem Weg der Bekehrung gehen, werden Sie wie das Volk König Benjamins, als der Geist im Herzen des Volkes eine mächtige Wandlung bewirkte, „überaus große Freude“ verspüren (siehe Mosia 5:2,4). Dann können Sie König Benjamins Rat folgen, nämlich standhaft und unverrückbar und stets reich an guten Werken zu sein, damit Christus, der Herr, der allmächtige Gott, Sie als einen der Seinen siegeln kann und damit Sie zum Himmel geführt werden, um immerwährende Errettung und ewiges Leben zu haben (siehe Mosia 5:15).