Umkehr
Die Umkehr ist einer der ersten Grundsätze des Evangeliums (siehe 4. Glaubensartikel). Sie ist entscheidend für Ihr Glück in diesem Leben und in der Ewigkeit. Zur Umkehr gehört viel mehr als nur zuzugeben, dass man etwas falsch gemacht hat. Sie umfasst eine Wandlung im Denken und im Herzen, die bewirkt, dass man Gott, sich selbst und die Welt mit anderen Augen betrachtet. Dazu gehört, dass man sich von Sünde abwendet und Gott um Vergebung bittet. Die Liebe zu Gott und der aufrichtige Wunsch, seine Gebote zu halten, bewegen uns zur Umkehr.
Warum wir umkehren müssen
Der Herr hat verkündet, dass nicht Unreines das Himmelreich ererben könne (siehe Alma 11:37). Ihre Sünden machen Sie unrein und daher unwürdig, in die Gegenwart des himmlischen Vaters zurückzukehren und dort zu leben. Sie bringen Ihnen auch Seelenqual in diesem Leben.
Das Sühnopfer Jesu Christi ist der einzige Weg, den der himmlische Vater dafür bereitet hat, dass Ihnen Ihre Sünden vergeben werden können (siehe „Vergebung“, Seite 193ff.). Jesus Christus hat die Strafe für Ihre Sünden erlitten, sodass Ihnen vergeben werden kann, wenn Sie aufrichtig umkehren. Wenn Sie umkehren und auf seine errettende Gnade vertrauen, werden Sie von Sünde gereinigt. Er hat gesagt:
„[Ich gebiete] dir umzukehren – kehre um, sonst schlage ich dich mit der Rute meines Mundes und mit meinem Grimm und mit meinem Zorn, und deine Leiden werden schmerzlich – wie schmerzlich, das weißt du nicht, wie außerordentlich, das weißt du nicht, ja, wie schwer zu ertragen, das weißt du nicht.
Denn siehe, ich, Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren; aber sofern sie nicht umkehren, müssen sie leiden so wie ich, und dieses Leiden ließ mich, selbst Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern und aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden – und ich wollte den bitteren Kelch nicht trinken und zurückschrecken –, doch Ehre sei dem Vater, und ich trank davon und vollendete meine Vorbereitungen für die Menschenkinder.“ (LuB 19:15-19.)
Es ist gefährlich, die Umkehr aufzuschieben
Spielen Sie Ihre Sünden nicht herunter und schieben Sie die Umkehr nicht auf. Amulek hat gewarnt: „Dieses Leben ist die Zeit, da der Mensch sich vorbereiten soll, Gott zu begegnen; ja, siehe, der Tag dieses Lebens ist der Tag, da der Mensch seine Arbeiten verrichten soll. … [Ich flehe] euch an, den Tag eurer Umkehr nicht bis zum Ende aufzuschieben; denn nach diesem Tag des Lebens, der uns gegeben ist, damit wir uns auf die Ewigkeit vorbereiten, siehe – wenn wir unsere Zeit während dieses Lebens nicht nutzbringend anwenden, dann kommt die Nacht der Finsternis, in der keine Arbeit verrichtet werden kann.“ (Alma 34:32,33.)
Was zur Umkehr dazugehört
Die Umkehr ist ein schmerzhafter Prozess, aber sie führt zu Vergebung und bleibendem Frieden. Durch den Propheten Jesaja hat der Herr gesagt: „Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie rot wie Purpur, sie sollen weiß werden wie Wolle.“ (Jesaja 1:18.) In dieser Evangeliumszeit hat der Herr verheißen: „Wer von seinen Sünden umgekehrt ist, dem ist vergeben, und ich, der Herr, denke nicht mehr an sie.“ (LuB 58:42.) Zur Umkehr gehört Folgendes:
Glaube an den himmlischen Vater und an Jesus Christus. Sünde hat große Macht. Um sich von Sünde zu befreien, müssen Sie sich dem himmlischen Vater zuwenden und voll Glauben beten. Der Satan versucht vielleicht, Sie zu überzeugen, dass Sie nicht würdig sind zu beten; dass der Vater im Himmel so enttäuscht von Ihnen ist, dass er Ihnen nicht zuhört, wenn Sie beten. Das ist eine Lüge. Der Vater im Himmel ist immer bereit, Ihnen zu helfen, wenn Sie mit einem reuigen Herzen zu ihm kommen. Er hat die Macht, Sie zu heilen und Ihnen zu helfen, die Sünde zu besiegen.
Wenn man umkehrt, übt man Glauben an Jesus Christus aus. Man erkennt die Macht seines Sühnopfers an. Denken Sie immer daran, dass Ihnen nur vergeben werden kann, wenn Sie sich an seine Bedingungen halten. Wenn Sie sein Sühnopfer und seine Macht, Sie von Sünde zu reinigen, dankbar anerkennen, können Sie „Glauben zur Umkehr [ausüben]“ (Alma 34:17).
Trauer aufgrund von Sünde. Damit Ihnen vergeben werden kann, müssen Sie zunächst sich selbst eingestehen, dass Sie gesündigt haben. Wenn Sie sich bemühen, nach dem Evangelium zu leben, führt dieses Eingeständnis zu „gottgewollter Traurigkeit“, die eine „Sinnesänderung zum Heil“ bewirkt (2 Korinther 7:10). Gottgewollte Traurigkeit stellt sich nicht aufgrund der natürlichen Folgen von Sünde oder wegen der Angst vor Strafe ein. Sie entspringt vielmehr dem Wissen, dass man den Vater im Himmel und den Erretter enttäuscht hat. Verspüren Sie gottgewollte Traurigkeit, möchten Sie sich aufrichtig ändern und sind bereit, jede Bedingung für die Vergebung zu erfüllen.
Bekennen. „Wer seine Sünden verheimlicht, hat kein Glück, wer sie bekennt und meidet, findet Erbarmen.“ (Sprichwörter 28:13.) Ihre Bereitschaft, dem himmlischen Vater alles einzugestehen, was Sie getan haben, ist Voraussetzung dafür, dass Ihnen vergeben wird. Knien Sie vor ihm in demütigem Gebet und bekennen Sie Ihre Sünden. Bekennen Sie Ihre Scham und Ihre Schuld, und flehen Sie dann um Hilfe.
Schwerwiegende Übertretungen, beispielsweise Verstöße gegen das Gesetz der Keuschheit, können Ihre Mitgliedschaft in der Kirche gefährden. Deswegen müssen Sie diese Sünden nicht nur dem Herrn, sondern auch seinen Stellvertretern in der Kirche bekennen. Wenden Sie sich diesbezüglich an Ihren Bischof bzw. Zweigpräsidenten. Möglicherweise wird auch der Pfahl- bzw. Missionspräsident eingeschaltet. Diese Brüder fungieren in der Kirche als Wächter und Richter. Zwar kann nur der Herr Sünden vergeben, aber diese Priestertumsführer spielen eine entscheidende Rolle bei der Umkehr. Sie werden das, was Sie ihnen bekennen, vertraulich behandeln und Sie auf dem Weg der Umkehr helfend begleiten. Seien Sie ihnen gegenüber ganz ehrlich. Wenn Sie nur teilweise bekennen, also nur geringfügigere Fehler erwähnen, können Sie eine gravierende Übertretung, die Sie verschwiegen haben, nicht aus der Welt schaffen. Je eher Sie sich auf den Weg machen, desto eher kommen Sie in den Genuss des Friedens und der Freude, die mit dem Wunder der Vergebung einhergehen.
Sich von der Sünde abwenden. Das Bekennen ist zwar ein wesentlicher Bestandteil der Umkehr, reicht aber nicht aus. Der Herr hat gesagt: „Ob jemand von seinen Sünden umkehrt, könnt ihr daran erkennen: Siehe, er wird sie bekennen und von ihnen lassen.“ (LuB 58:43.)
Halten Sie an dem unerschütterlichen Entschluss fest, dass Sie die Übertretung nie wieder begehen werden. Bleiben Sie diesem Vorsatz treu, werden Sie nie mehr den Schmerz der Sünde, die Sie begangen haben, spüren.
Ziehen Sie sich aus jeder gefährlichen Situation sofort zurück. Wenn eine bestimmte Situation Sie dazu bringt, zu sündigen, oder Sie dazu verleiten könnte, fliehen Sie. Sie können sich nicht ständig der Versuchung aussetzen und dann erwarten, dass Sie die Sünde überwinden können.
Wiedergutmachung. Sie müssen so weit es geht den Schaden, den Sie angerichtet haben, wieder gutmachen, ob es sich nun um das Eigentum oder den guten Ruf eines Menschen handelt. Wenn Sie bereitwillig Wiedergutmachung leisten, sieht der Herr, dass Sie alles tun, was Sie können, um umzukehren.
Rechtschaffen leben. Es reicht nicht, wenn Sie einfach nur versuchen, dem Bösen zu widerstehen oder Ihr Leben von Sünde rein zu machen. Sie müssen Ihr Leben mit Rechtschaffenheit füllen und sich Beschäftigungen widmen, die geistige Kraft bringen. Vertiefen Sie sich in die heiligen Schriften. Beten Sie jeden Tag darum, dass der Herr Ihnen Kraft gibt, die über die Ihre hinausgeht. Fasten Sie gelegentlich für besondere Segnungen.
Völliger Gehorsam bringt Ihnen die ganze Kraft des Evangeliums. Dazu gehört auch, dass Ihre Kraft, Ihre Schwächen zu überwinden, zunimmt. Dieser Gehorsam umfasst auch Verhaltensweisen, die Sie vielleicht zunächst nicht der Umkehr zuordnen, beispielsweise den Versammlungsbesuch, das Zahlen des Zehnten, das Dienen und dass man anderen vergibt. Der Herr hat verheißen: „Wer umkehrt und die Gebote des Herrn tut, dem wird vergeben.“ (LuB 1:32.)