2019
Heiraten, Geld und Glaube
Mai 2019


Heiraten, Geld und Glaube

Der Verfasser lebt in der Ashanti Region in Ghana.

Für meine Verlobte und mich war die Zeit vor der Hochzeit knapp und das Geld sogar noch knapper, aber wir hatten etwas viel Wichtigeres: Glauben.

Sunday and Priscilla on their wedding day

Ich nahm an der Tagung für junge Alleinstehende in Kumasi in Ghana nicht deshalb teil, weil ich eine Freundin finden wollte – ich war schon verlobt –, sondern weil ich das Gefühl hatte, dass ich mehr Ansporn benötigte und dass ich genau das bei der Tagung erhalten würde. Und tatsächlich: Meine Gebete wurden dort erhört, als Sister Call, eine ältere Missionarin, die für die jungen Alleinstehenden zuständig war, darüber sprach, wie wichtig die Tempelehe ist.

Gegen Ende ihrer Ausführungen änderte sich plötzlich ihr Gesichtsausdruck, und sie sagte: „Man braucht kein Geld, um zu heiraten – alles, was man braucht, ist Glauben.“ Mir kam es so vor, als spräche sie direkt zu mir. Aber ich glaubte nicht, dass ihre Worte tatsächlich auf mich zutrafen, weil wir vor der Hochzeit noch so manches kaufen mussten. Ich fragte mich: „Wie kann es denn sein, dass ich kein Geld, sondern nur Glauben brauche?“

Im Laufe der Woche dachte ich immer wieder darüber nach. Dabei fragte ich mich außerdem: „Ist Gottes Handlungsspielraum eingeschränkt?“ Mein erster Gedanke war: „Nein“, aber dann dachte ich: „Doch!“ Sofort kam mir die nächste Frage in den Sinn: „Wie kann er denn Einschränkungen unterliegen, wenn er doch allmächtig ist?“ Der Geist gab mir die Antwort: Gottes Segnungen hängen von unserem Gehorsam ihm gegenüber ab. Seine Fähigkeit, uns zu segnen, ist uneingeschränkt. Aber wir müssen diesen Segnungen den Weg bahnen, indem wir Glauben ausüben und das tun, was Gott von uns möchte.

Später rief ich meine Verlobte Priscilla an, denn wir wollten unsere Pläne für die Hochzeit besprechen. Obwohl wir nicht genug Geld hatten, beschlossen wir, ein Hochzeitsdatum festzulegen, aber wir konnten uns auf kein bestimmtes Datum einigen. Deshalb kamen wir überein, dass sie ihren Bischof fragen sollte, welche Termine im Gemeinde- und Pfahlkalender noch frei wären. Von den zwei Terminen, die er vorschlug, entschieden wir uns für den 27. September 2014 – was bedeutete, dass uns gerade einmal sieben Wochen bis zum Tag der Hochzeit blieben!

Priscilla fragte mich: „Obim [in Igbo bedeutet das „mein Herz“], hast du ein wenig Geld? Die Zeit wird knapp.“

Ich erwiderte: „Nein, aber ich habe ein wenig Glauben.“

Sie lachte und sagte: „Das wird reichen. Lass uns gemeinsam fasten und beten.“ Dann umschrieb sie 1 Nephi 3:7 mit den Worten: „Der Herr wird uns einen Weg bereiten, weil er uns geboten hat, zu heiraten.“

Noch in derselben Woche wurde ich für einen Auftrag bezahlt, den ich schon einige Monate zuvor erledigt hatte. Dann erzählte mir Priscilla, dass sie sich selbständig machen wolle, damit noch mehr Geld zusammenkäme. Mit dem Geld, das ich verdient hatte, kaufte sie gebrauchte Handtaschen und verkaufte sie weiter. Nachdem sie einiges gekauft hatte, was wir für die Hochzeit brauchten, hatte sie immer noch doppelt so viel Geld, wie ich ihr gegeben hatte.

Währenddessen erhielt ich jedoch keine Aufträge. Jeder Auftrag, den man mir zugesagt hatte, fiel ins Wasser. Es waren nur noch zwei Wochen bis zur Hochzeit, und es gab immer noch einiges, was wir besorgen mussten. Meine Verlobte schlug vor, den Termin nach hinten zu verschieben. Ich erwiderte nur: „Es wird ein Wunder geschehen.“

Gerade einmal zwei Tage vor unserem Hochzeitsdatum geschah das Wunder: Ich bekam das Honorar für einen Auftrag, den ich mehr als zwei Wochen zuvor erledigt hatte! Außerdem erkannte ich: Wenn wir Glauben ausüben und uns anstrengen, segnet der Herr uns und hilft uns, unsere rechtschaffenen Ziele zu erreichen.

Wir lösten den Scheck bei der Bank ein und gingen von dort zum Markt, wo wir alles erstanden, was wir noch benötigten – und zwar bei strömendem Regen, doch den sahen wir als ein Zeichen dafür an, dass Gott unser gläubiges Handeln angenommen hatte.

Keine vierundzwanzig Stunden später waren wir verheiratet. Als wir einander das Jawort gaben, durchströmten mich Gefühle, wie ich sie noch nie zuvor verspürt hatte. Nach all dem, was wir geschafft hatten, hatte ich das Gefühl, von nun an könne ich durch Glauben förmlich Berge versetzen. Später wurden wir im Accra-Tempel in Ghana gesiegelt.

Obwohl man vor der Heirat schon ein wenig Geld braucht, ist das Wichtigste dabei jedoch, dass man Glauben hat.