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Erkennen, wie der Heilige Geist zu uns spricht
So vertrackt, wie wir vielleicht meinen, ist es eigentlich gar nicht
„Ich bin total durcheinander. Warum hatte ich bloß die Eingebung, mich um sie zu kümmern? Es passte ihr ja nicht einmal.“
Meine Freundin Sarah (Name geändert) erzählte mir unter Tränen, dass sie um Gelegenheiten gebetet hatte, sich einbringen zu können. Deshalb hatte sie spontan einer Bekannten, die vor kurzem ein Kind bekommen hatte, angeboten, ihr ein Abendessen vorbeizubringen. Die Bekannte hatte das Angebot auch angenommen.
Leider kam dann alles anders als geplant.
Bei der Essenszubereitung lief einiges schief. Sarah kam eine Stunde später als vereinbart bei ihrer Bekannten an, die kühl sagte, ihre Familie habe bereits gegessen, und Sarah die Tür vor der Nase zumachte.
Angesichts der unglücklichen Entwicklung war Sarah am Boden zerstört. Vor allem aber war sie durcheinander. Hatte ihr der Geist denn tatsächlich eingegeben, sich um ihre Bekannte zu kümmern, oder hatte sie sich das nur eingebildet? Sie wusste es nicht.
Ähnliches haben viele schon erlebt – auch ich weiß, wovon ich rede. Wir alle haben uns vielleicht schon mal veranlasst gefühlt, so oder so zu handeln, doch am Ende hat das dann zu einem ganz anderen Ergebnis geführt als gedacht. In Augenblicken wie diesen fragen wir uns vielleicht, ob wir wirklich mit dem Heiligen Geist in Verbindung stehen.
Dass der Heilige Geist zu uns spricht, steht außer Frage. Doch es erfordert einiges an Übung, von ihm stammende Eingebungen auch als solche zu erkennen. Nachfolgend einige Anregungen, wie wir lernen können, seine Stimme zu erkennen und uns auf sie zu verlassen.
1. Den Heiligen Geist empfangen wir aus freien Stücken
Wenn wir als Mitglied der Kirche konfirmiert werden, wird uns im Segen gesagt: „Empfange den Heiligen Geist.“
Entscheidend ist hier der Begriff „Empfange“.
Den Heiligen Geist zu empfangen heißt: Uns ist zwar die Gabe des Heiligen Geistes übertragen worden, doch diese unvergleichliche Gabe anzunehmen liegt nun an uns – wir müssen uns dafür entscheiden, seiner Begleitung würdig zu sein, und uns auch dafür entscheiden, seinem sanften Flüstern Gehör zu schenken.
Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Der Heilige Geist wird nicht einfach Teil unseres Lebens, nur weil uns Hände aufgelegt und diese vier wichtigen Wörter gesprochen werden. Jeder, der diese heilige Handlung empfängt, geht eine heilige, fortdauernde Verpflichtung ein, den Wunsch zu hegen, sich darum zu bemühen, danach zu trachten und so zu leben, dass er wahrhaftig den Heiligen Geist … empfängt.“ 1
Wer den Heiligen Geist empfangen und seinen Einfluss erkennen will, muss im Glauben handeln – also etwa beten, die heiligen Schriften studieren und den Tempel besuchen. Wenn wir uns schließlich jeden Tag bemühen, Jesus Christus nachzufolgen, wird der „Heilige Geist … [unser] ständiger Begleiter sein“ (Lehre und Bündnisse 121:46; siehe auch Vers 45).
2. Seien wir uns bewusst: Der Heilige Geist kann jeden Tag zu uns sprechen
Ja, jeden Tag! Präsident Lorenzo Snow (1814–1901) hat bekräftigt: „Dies ist das große Vorrecht eines jeden Heiligen der Letzten Tage …, dass es unser Recht ist, die Kundgebungen des Geistes jeden Tag unseres Lebens zu erhalten.“ 2
In der Welt prasselt ein unerträgliches Stimmengewirr auf uns ein, und wir müssen endlos viele Aufgaben schultern. Da nimmt es nicht wunder, dass wir die leise, sanfte Stimme des Heiligen Geistes hin und wieder überhören.
Wodurch erkennen wir nun Tag für Tag, dass der Geist zu uns spricht? Notieren wir doch all das Gute, was uns widerfährt, oder das, was wir getan oder gesagt haben und wobei wir das Gefühl hatten, es sei vom Geist inspiriert gewesen. Oftmals erkennen wir Offenbarung erst im Nachhinein – wenn wir einer Eingebung gefolgt und zur Tat geschritten sind und nun auf unsere Erfahrungen zurückblicken.
Halten wir uns auch unbedingt vor Augen, dass Gott uns wohl kaum jeden Schritt im Leben vorschreiben wird. Schließlich sollen wir ja lernen und vorankommen. Elder Dale G. Renlund vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Der Vater im Himmel hat sich nicht zum Ziel gesetzt, dass seine Kinder tun, was richtig ist, sondern, dass sich seine Kinder entscheiden, das Richtige zu tun, und schließlich wie er werden.“ 3
3. Lesen wir zwischen den Zeilen
Manchmal zerbrechen wir uns zu sehr den Kopf darüber, ob eine Botschaft vom Geist herrührt. Im Glauben zu handeln ist sicherlich wichtig. Ob eine Eingebung vom Heiligen Geist kommt, können wir aber auch herausfinden, indem wir uns selbst ein paar Fragen stellen:
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Habe ich mich um Offenbarung bemüht?
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Lebe ich so, dass der Geist bei mir verbleiben kann?
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Bewegt mich meine Eingebung dazu, Gutes zu tun?
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Bin ich bereit, auf den Geist zu hören und meine eigenen Wünsche hintanzustellen?
Wenn wir bei unserem Bemühen um Offenbarung unser Bestes geben, dann jedoch eine Eingebung empfangen, die wenig sinnvoll erscheint, rufen wir uns die Worte von Elder Dieter F. Uchtdorf vom Kollegium der Zwölf Apostel in Erinnerung: „Wir erkennen vielleicht noch nicht das fertige Bild [unseres Lebens], aber wenn wir geduldig sind, erkennen wir zumindest genug, um darauf zu vertrauen, dass es einmal großartig aussehen wird. Wenn wir uns bemühen, Gott zu vertrauen und seinem Sohn, Jesus Christus, zu folgen, werden wir eines Tages das vollendete Werk sehen und wir werden erkennen, dass die Hand Gottes selbst unsere Schritte geführt und geleitet hat.“ 4
Das führt uns zurück zu dem Gespräch zwischen Sarah und mir.
4. Finden wir heraus, auf welche Weise wir den Geist spüren
Sarah erzählte mir, sie sei nach dem verheerenden Anlauf, ihrer Bekannten etwas Gutes zu tun, nach Hause zurückgekehrt und habe den Vater im Himmel gefragt, was es mit dieser Eingebung auf sich gehabt habe, da doch alles so schlecht gelaufen sei. Als sie dann still hingehört hatte, sei ihr der Gedanke gekommen: „Die Antwort darauf ist weitaus größer, als du denkst.“
Als ich darüber nachdachte, kam mir eine Generalkonferenzansprache von Elder Renlund in den Sinn, mit der ich mich kurz zuvor befasst hatte: „Himmelschreiende Ungerechtigkeit“.
Ich fühlte mich gedrängt, einige seiner Worte zu zitieren: „Jesus Christus weiß, was Ungerechtigkeit bedeutet, und [hat] zudem die Macht …, Heilung anzubieten. Nichts lässt sich mit der Ungerechtigkeit vergleichen, die er erduldete. … Er versteht ganz genau, was wir erleben.“ 5
Meiner Meinung nach, so sagte ich Sarah, liege der Zweck dieser Eingebung für sie vielleicht darin, dem Erretter größere Dankbarkeit und Liebe entgegenzubringen. Als ich diesen Gedanken äußerte, bekam ich Gänsehaut. Mir wurde bestätigt, dass ich den Geist spürte.
In diesem Augenblick wurde mir klar, auf welch vielfältige Weise der Heilige Geist zu uns gesprochen hatte:
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Sarah hatte einen guten Einfall und wollte jemandem helfen.
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Nachdem sie gebetet hatte, gab eine leise Stimme ihr die Antwort auf ihre Frage ein.
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Mir war plötzlich Elder Renlunds Ansprache in den Sinn gekommen, und offenbar waren das genau die Worte, die Sarah gerade brauchte.
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Nachdem ich ihr erzählt hatte, was mich bewegte, erfüllte mich ein wohliges, bestätigendes Gefühl: Mein Gedanke kam vom Herrn.
Gegen Ende unseres Gespräch waren wir beide gleichermaßen vom Geist bewegt und mehr denn je davon überzeugt, dass er tatsächlich zu uns spricht. Zudem wurde unser Glaube daran gestärkt, dass Eingebungen vom Heiligen Geist stammen – auch wenn nicht immer alles wie erhofft ausgeht.
Einflüsterungen des Geistes von den eigenen Gedanken zu unterscheiden fällt uns leichter, wenn wir den Vater im Himmel bitten, er möge uns erkennen lassen, wie der Geist zu uns spricht. Unabdingbar sind auch ein williges Herz, ein für Geistiges empfänglicher Sinn und ein Ohr, das die Einflüsse der Welt ausblenden kann.
Ich mache mir ja die Sprache des Geistes auf dieser Ebene auch erst zu eigen. Doch ich bin dankbar für die Augenblicke, in denen der Vater im Himmel mir durch die Gabe des Heiligen Geistes in Erinnerung ruft, dass er auf mich achtgibt und bereit ist, mich zu führen – und das gilt für jeden von uns, solange wir nicht müde werden, uns ihm zuzuwenden.