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Was mir ein Kürbiskern über die Liebe Gottes beigebracht hat
Ich habe gelernt: Wenn wir Gottes Liebe nähren, indem wir gütig, höflich und mitfühlend sind und andere einbeziehen, nimmt sie rasant zu.
Mein Elternhaus war von Luzernenfeldern umgeben, einer Pflanze, die der Ernährung und als Viehfutter dient. Als ich neun Jahre alt war, legte ich am Rand eines Feldes meinen eigenen kleinen Garten an. Im Frühjahr pflanzte ich einen einzelnen Kürbiskern. Jeden Tag kümmerte ich mich um ihn in der Hoffnung, er werde sprießen. Bereits nach wenigen Tagen kamen zu meiner Freude kleine grüne Blätter hervor. In den folgenden Tagen und Wochen staunte ich über das schnelle Wachstum meines kleinen, einzelnen Kürbiskerns. Mithilfe von göttlichen Elementen – dem Kern selbst sowie Erde, Sonnenlicht und Wasser – verwandelte sich mein kleiner Kern auf wundersame Weise in eine Pflanze mit mehreren Ranken, die sich in alle Richtungen ausdehnten.
Kurze Zeit später tauchten grüne Knollen dort auf, wo eben noch orangefarbene und gelbe Blüten geblüht hatten. Im Laufe des Sommers verwandelten sich die kleinen grünen Früchte in große, orangefarbene Kürbisse. Nach der Ernte schnitt ich meine Kürbisse auf und konnte es kaum fassen! Jeder Kürbis hatte hunderte Samen hervorgebracht.
Vielleicht denkst du jetzt: „Toll, aber was hat dieser Kürbiskern mit mir als jungem Erwachsenen zu tun?“ Als ich den scheinbar endlosen Vorrat an Samen aus meiner Ernte betrachtete, verstand ich plötzlich, wie mit Gottes Hilfe das Endliche, Beschränkte (ein einzelner Kern) in Unendliches und Ewiges verwandelt werden kann. Ich hatte es selbst erlebt: „Für Gott ist nichts unmöglich.“ (Lukas 1:37.) Meine Erfahrung war ein Beleg für die Wahrheit der Schriftstelle, dass „durch Kleines und Einfaches … Großes zustande gebracht [wird]“ (Alma 37:6).
Gott hatte meinen kleinen Kürbiskern erschaffen, um in einem nie endenden Kreislauf des Wachstums und der Entwicklung grenzenlose, ja, unendliche Generationen von Kernen hervorzubringen. Das gilt gleichermaßen für vieles andere im Leben – dazu zählt etwa auch die Fähigkeit, Gottes erhabene Liebe zu verspüren und weiterzugeben.
Gottes Liebe nähren
Mit der Zeit habe ich begriffen, dass unser liebevoller Vater im Himmel in jeden von uns den Samen seiner ewigen Liebe gepflanzt hat. So sehr liegen wir ihm am Herzen, dass er uns seine Liebe in die Seele pflanzt in der Hoffnung, dass wir sie nähren und pflegen, indem wir dienen, glauben, umkehren und unsere Bündnisse halten.
Aber wie ist das in Zeiten, in denen wir Gottes Liebe nicht verspüren? Manchmal scheint es uns, als seien wir weit von ihm entfernt. Vielleicht haben wir einen Fehler gemacht oder gesündigt und finden nicht die Kraft oder den Mut, die ersten Schritte zur Umkehr zu unternehmen. Manchmal sind wir zu beschäftigt und lassen uns vom Alltag so sehr vereinnahmen, dass wir all das Kleine vergessen oder aufschieben, was dazu beitragen kann, dass wir uns dem Vater im Himmel und seiner Liebe näher fühlen. Vielleicht meinen wir auch, dass wieder einmal eines unserer Gebete nicht erhört wurde oder uns wieder einmal jemand verletzt hat oder dass Gott uns schon des Öfteren nicht beigestanden hat.
Vielleicht fühlt sich unser Leben so bar jeder göttlichen Liebe an, dass wir uns gar nicht vorstellen können, wie wir andere an Gottes Liebe teilhaben lassen könnten.
Doch ganz gleich, wo oder wie wir leben, welches Leid oder welche Ungerechtigkeit wir zu ertragen haben – die Liebe des Vaters im Himmel kann gerade durch die Bedrängnisse unseres Alltags wachsen. Sie kann alle Schmerzen, allen Ärger und jede Enttäuschung besiegen. Wenn wir Gottes Liebe nähren, indem wir gütig, höflich und mitfühlend sind und andere einbeziehen, nimmt sie rasant zu. Unsere Fähigkeit, andere zu lieben und ihnen zu dienen, wird grenzenlos und ewig und schöner als alles, was wir uns je erträumt haben.
Und wenn wir den Samen der Liebe Gottes in uns nähren, können wir reine Christusliebe – also Nächstenliebe – ernten (siehe Moroni 7:47). Wer den Samen der Gottesliebe nährt, fährt auch eine reiche Ernte in Form von Freunden, Zusammengehörigkeitsgefühl und vermehrtem Glauben ein – dreierlei, was ja wohl jeder junge Erwachsene brauchen kann! Nähren wir den Samen der Liebe Gottes gewissenhaft, so können wir in familiären Beziehungen, im Dienst in der Kirche und im Privatleben eine unbegrenzte Ernte an ewiger Liebe einfahren.
Gottes Liebe weitergeben
In den heiligen Schriften heißt es: „Gott ist Liebe.“ (1 Johannes 4:8.) M. Russell Ballard, Amtierender Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, hat darauf hingewiesen, „dass die wichtigste Eigenschaft des himmlischen Vaters und seines geliebten Sohnes, die wir uns selbst wünschen und aneignen sollen, die Nächstenliebe ist, ‚die reine Christusliebe‘ (Moroni 7:47)“1.
Diese reine Christusliebe befähigt uns, andere so zu lieben und ihnen so zu dienen, wie der Erretter es getan hat. Wenn wir dem Beispiel Christi folgen und unseren Mitmenschen dienen, wie er es getan hat, entdecken wir in uns die Liebe Gottes und lernen, wie wir diese Liebe weitergeben können.
Wer mich gut kennt, weiß, dass ich immer noch häufig einen Kürbiskern in der Tasche trage, um mich an diese wichtige Lektion zu erinnern: Der Vater im Himmel kann etwas so Kleines wie ein Samenkorn der Liebe in machtvolle, nie endende und ewige Liebe verwandeln. Diese Liebe versetzt uns in die Lage, Gott, unserem Nächsten und uns selbst zu dienen.