Eine Bitte an meine Schwestern
Wir brauchen Ihre Kraft, Ihre Bekehrung, Ihre Überzeugung, Ihre Fähigkeit zu führen, Ihre Weisheit und Ihre Stimme.
Lieber Elder Rasband, Elder Stevenson und Elder Renlund, wir, Ihre Brüder, heißen Sie herzlich willkommen im Kollegium der Zwölf Apostel. Wie dankbar sind wir Gott doch für die Offenbarungen, die er seinem Propheten, Präsident Thomas S. Monson, zukommen lässt!
Brüder und Schwestern, als wir vor einem halben Jahr zur Generalkonferenz zusammenkamen, ahnte noch keiner von uns, welche Veränderungen uns bevorstanden und wie sehr dies uns allen zu Herzen gehen würde. Elder L. Tom Perry verkündete noch eine machtvolle Botschaft und sprach über die nicht zu ersetzende Rolle, die Ehe und Familie im Plan des Herrn spielen. Wir waren fassungslos, als wir ein paar Tage später von dem Krebsleiden erfuhren, dem er bald erliegen sollte.
Obwohl sich Präsident Boyd K. Packers Gesundheitszustand zunehmend verschlechtert hatte, kämpfte er im Werk des Herrn unermüdlich weiter. Letzten April war er schon sehr schwach, doch er war fest entschlossen, bis zum letzten Atemzug sein Zeugnis zu verkünden. Nur 34 Tage nach dem Tod Elder Perrys ging auch Präsident Packer durch den Schleier.
Bei der letzten Generalkonferenz hatten wir Elder Richard G. Scott zwar vermisst, aber wir haben über das machtvolle Zeugnis vom Erlöser nachgedacht, das er zuvor auf vielen Konferenzen gegeben hatte. Erst vor zwölf Tagen wurde nun auch Elder Scott nach Hause abberufen und ist jetzt wieder mit seiner geliebten Jeanene vereint.
An ihren letzten Lebenstagen durfte ich alle diese Brüder noch besuchen. Ich war auch dabei, als Präsident Packers und Elder Scotts nächste Angehörige direkt vor dem Tod dieser beiden Männer zusammenkamen. Es fällt mir schwer zu begreifen, dass diese drei geschätzten Freunde, diese großartigen Diener des Herrn, nun nicht mehr unter uns sind. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich sie vermisse.
Als ich über diese unerwartete Wendung der Ereignisse nachdachte, stand mir immer wieder das Bild der beiden Ehefrauen vor Augen. Der gefasste Gesichtsausdruck Schwester Donna Smith Packers und Schwester Barbara Dayton Perrys, zweier Frauen voller Liebe, Wahrheit und reinem Glauben, die jede am Bett ihres Mannes verweilten, hat sich mir eingeprägt.
Als Schwester Packer in den letzten Stunden neben ihrem Mann saß, ging von ihr der Friede aus, der alles Verstehen übersteigt. Obwohl sie wusste, dass ihr geliebter Mann, mit dem sie seit fast siebzig Jahren verheiratet war, bald von ihr gehen würde, strahlte sie die ruhige Gelassenheit einer von Glauben erfüllten Frau aus. Sie sah wie ein Engel aus, so wie auf diesem Foto der beiden anlässlich der Weihung des Brigham-City-Utah-Tempels.
Dieselbe Liebe und denselben Glauben erlebte ich bei Schwester Perry. Ihre Hingabe ihrem Mann und dem Herrn gegenüber war offensichtlich und bewegte mich zutiefst.
Während der letzten Stunden ihres Mannes und bis zum heutigen Tag haben diese unerschütterlichen Frauen die Kraft und den Mut gezeigt, die bündnistreue Frauen immer an den Tag legen. Unermesslich ist der Einfluss solcher Frauen nicht nur auf ihre Familie, sondern auch auf die Kirche des Herrn, und zwar als Ehefrau, Mutter und Großmutter, als Schwester und Tante, als Lehrerin und Führungskraft und vor allem als Vorbild und weil sie sich so unerschütterlich für den Glauben einsetzen.
Das trifft natürlich auf jede Evangeliumszeit seit den Tagen Adams und Evas zu. Doch die Frauen dieser Evangeliumszeit unterscheiden sich von denen anderer Zeiten, weil sich auch diese Evangeliumszeit von allen anderen grundlegend unterscheidet. Diese Unterschiedlichkeit bedingt sowohl Rechte als auch Pflichten.
1979, also vor 36 Jahren, sprach Präsident Spencer W. Kimball eine tiefgreifende Prophezeiung über den Einfluss aus, den bündnistreue Frauen auf die Zukunft der Kirche des Herrn haben sollen. Er sagte: „Ein Großteil des immensen Wachstums der Kirche in den Letzten Tagen wird daher rühren, dass viele der guten Frauen der Welt … sich in großer Zahl zur Kirche hingezogen fühlen werden. Das wird in dem Maße geschehen, wie die Frauen der Kirche Rechtschaffenheit und Klarheit ausstrahlen, und in dem Maße, wie wahrgenommen wird, dass sie sich – in positiver Hinsicht – ganz deutlich von den Frauen der Welt abheben.“
Meine lieben Schwestern, die Sie unsere unentbehrlichen Mitarbeiter in diesen Letzten Tagen sind: Der Tag, den Präsident Kimball vorhergesehen hat, ist da. Sie sind die Frauen, die er gesehen hat! Durch Ihre Tugend, Ihr Licht, Ihre Liebe, Ihr Wissen, Ihren Mut, Ihren Charakter, Ihren Glauben und Ihren rechtschaffenen Lebenswandel werden sich so viele gute Frauen wie nie zuvor auf dieser Welt samt ihren Familien zur Kirche hingezogen fühlen!
Wir, Ihre Brüder, brauchen Ihre Kraft, Ihre Bekehrung, Ihre Überzeugung, Ihre Fähigkeit zu führen, Ihre Weisheit und Ihre Stimme. Das Reich Gottes ist ohne Frauen, die heilige Bündnisse eingehen und diese dann halten, Frauen, die mit der Macht und Vollmacht Gottes sprechen, nicht vollständig und kann es auch gar nicht sein!
Präsident Packer hat gesagt:
„Wir brauchen Frauen, die ihr eigenes Leben in Ordnung halten und die Organisationstalent haben. Wir brauchen Frauen mit Führungseigenschaften, die planen, führen und verwalten können; Frauen, die unterrichten können, und Frauen, die furchtlos den Mund aufmachen. …
Wir brauchen Frauen, die über die Gabe des Urteilsvermögens verfügen, mit der sie die Trends in der Welt betrachten und diejenigen aufdecken, die zwar beliebt, aber oberflächlich oder gefährlich sind.“
Ich möchte dem heute hinzufügen, dass wir Frauen brauchen, die wissen, wie sie durch ihren Glauben Wichtiges zuwege bringen, und die in einer an Sünde erkrankten Welt mutig für Sittlichkeit und die Familie eintreten. Wir brauchen Frauen, die sich der Aufgabe widmen, Gottes Kinder auf dem Pfad des Bundes zur Erhöhung zu führen, Frauen, die wissen, wie man persönliche Offenbarung empfängt, und die erkannt haben, welche Macht und welcher Friede mit dem Endowment im Tempel verbunden sind, Frauen, die wissen, wie man zum Schutz und zur Stärkung der Kinder und der Familie die Mächte des Himmels herabruft, Frauen, die furchtlos unterrichten.
Mein ganzes Leben lang bin ich durch solche Frauen gesegnet gewesen. Meine verstorbene Frau, Dantzel, war so eine Frau. Ich bin ihr auf ewig dankbar für den entscheidenden Einfluss, den sie in allen Bereichen meines Lebens auf mich hatte, unter anderem auch bei meinen Forschungen zu den ersten Operationen am offenen Herzen.
Vor 58 Jahren wurde ich gebeten, ein kleines Mädchen zu operieren, das einen angeborenen Herzfehler hatte. Der ältere Bruder war zuvor schon einem ähnlichen Leiden erlegen. Die Eltern flehten mich an, dem Mädchen zu helfen. Ich war nicht sehr zuversichtlich, was die Erfolgsaussichten anging, versprach aber, nichts unversucht zu lassen. Trotz meiner größten Bemühungen starb das Kind. Später brachten diese Eltern eine weitere Tochter zu mir, die nur 16 Monate alt war und ebenfalls einen Herzfehler hatte. Auf ihren Wunsch hin nahm ich wieder eine Operation vor. Auch dieses Kind starb. Dieser dritte herzzerreißende Verlust in dieser Familie warf mich völlig aus der Bahn.
Gramerfüllt ging ich nach Hause. Ich warf mich auf den Wohnzimmerboden und weinte die ganze Nacht lang. Dantzel blieb an meiner Seite und hörte mir zu, als ich immer wieder erklärte, dass ich nie wieder eine Herzoperation durchführen wolle. Um etwa 5 Uhr morgens sah Dantzel mich dann an und fragte liebevoll: „Hast du dich jetzt ausgeweint? Dann zieh dich an. Geh zurück ins Labor. Mach dich an die Arbeit! Du musst noch dazulernen. Wenn du jetzt aufgibst, müssen andere erst mühsam das lernen, was du schon weißt.“
Wie sehr brauchte ich doch den Weitblick, die Entschlossenheit und die Liebe meiner Frau! Ich machte mich also an die Arbeit und lernte dazu. Ohne Dantzels inspiriertes Drängen hätte ich die Operationen am offenen Herzen aufgegeben und wäre nicht in der Lage gewesen, 1972 die Operation durchzuführen, die Präsident Spencer W. Kimball das Leben rettete.
Schwestern, sind Sie sich dessen bewusst, welch großen und weitreichenden Einfluss Sie haben, wenn Sie das aussprechen, was Ihnen der Geist in Herz und Sinn gibt? Ein hervorragender Pfahlpräsident berichtete mir von einer Sitzung des Pfahlrats, bei der mit einem schwierigen Problem gerungen wurde. Irgendwann fiel ihm auf, dass die Pfahl-PV-Leiterin sich noch nicht geäußert hatte. Also fragte er sie, ob sie einen Gedanken dazu habe. „Ja, den habe ich durchaus“, entgegnete sie und sagte dann etwas, wodurch sich der gesamte Verlauf der Sitzung änderte. Der Pfahlpräsident erzählte weiter: „Während sie sprach, bezeugte mir der Geist, dass sie die Offenbarung aussprach, um die wir uns als Rat bemüht hatten.“
Meine lieben Schwestern, ganz gleich, welche Berufung Sie haben und in welcher Lebenslage Sie sich befinden: Wir brauchen Ihre Gedanken, Ihre Einblicke und Ihre Inspiration. Bitte melden Sie sich im Gemeinde- und Pfahlrat zu Wort. Jede verheiratete Schwester muss sich als „konstruktive und vollwertige Partnerin“ äußern können, wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Mann die Familie führen. Ob Sie nun verheiratet oder alleinstehend sind, Sie als Schwestern besitzen ganz bestimmte Fähigkeiten und eine besondere Intuition, die Ihnen von Gott verliehen worden sind. Wir Brüder können Ihren einzigartigen Einfluss nicht nachahmen.
Wir wissen, dass der Höhepunkt der Schöpfung die Erschaffung der Frau war. Wir brauchen Ihre Stärke!
Die Angriffe gegen die Kirche, ihre Lehre und unsere Lebensweise werden zunehmen. Aus diesem Grund brauchen wir Frauen, die ein felsenfestes Verständnis von der Lehre Christi haben und dieses nutzen, um eine Generation zu unterrichten und mit großzuziehen, die der Sünde widersteht. Wir brauchen Frauen, die Täuschung in all ihren Formen zu erkennen vermögen. Wir brauchen Frauen, die wissen, wie sie auf die Macht zugreifen können, die Gott denjenigen bereitstellt, die ihre Bündnisse halten und ihre Glaubensansichten voll Selbstvertrauen und Nächstenliebe ausdrücken. Wir brauchen Frauen, die den Mut und den Weitblick unserer Mutter Eva haben.
Meine lieben Schwestern, nichts ist für Ihr ewiges Leben wichtiger als Ihre eigene Bekehrung. Bündnistreue Frauen, die sich bekehrt haben – Frauen wie meine geliebte Wendy –, stechen dank ihrer rechtschaffenen Lebensführung in dieser immer schlechter werdenden Welt zunehmend hervor und heben sich in beglückendster Weise durch ihr Anderssein ab.
Deshalb bitte ich heute meine Schwestern in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hervorzutreten! Nehmen Sie bei sich zu Hause, in Ihrem gesellschaftlichen Umfeld und im Reich Gottes Ihren rechtmäßigen und Ihnen zustehenden Platz ein – und zwar in größerem Ausmaß, als Sie es bisher getan haben. Ich bitte Sie inständig, Präsident Kimballs Prophezeiung zu erfüllen. Und ich verheiße Ihnen im Namen Jesu Christi: Wenn Sie das tun, wird der Heilige Geist Ihren Einfluss in einem noch nie dagewesenen Maß vergrößern!
Ich bezeuge, dass Jesus Christus wirklich lebt und dass er die Macht zur Erlösung, zur Sühne und zur Heiligung besitzt. Als einer seiner Apostel danke ich Ihnen, meine lieben Schwestern, und segne Sie, dass Sie sich zu Ihrer vollen Größe erheben, um das Maß Ihrer Erschaffung zu erfüllen, während wir gemeinsam Schulter an Schulter in diesem heiligen Werk zusammenarbeiten. Gemeinsam werden wir die Welt auf das Zweite Kommen des Erlösers vorbereiten. Als Ihr Bruder bezeuge ich das im Namen Jesu Christi. Amen.