2010–2019
Mein Herz sinnt ständig über sie nach
Oktober 2015


10:10

Mein Herz sinnt ständig über sie nach

Ich bete aufrichtig darum, dass Sie sich dazu entschließen, eingehend und tiefgründig über Gottes Worte nachzusinnen.

Von Beruf bin ich Kapitalanleger. Vom Glauben her bin ich ein Jünger Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Im Geschäftsleben lasse ich mich von vernünftigen finanziellen Grundsätzen leiten. Ich lebe meinen Glauben, indem ich mich bemühe, geistige Grundsätze zu befolgen, durch die ich dem Heiland ähnlicher werden kann.

Aufforderungen bringen Segnungen

Viel von dem, was ich in meinem Leben als lohnend empfunden habe, war die Folge dessen, dass jemand mich zu einer schwierigen Aufgabe aufgefordert hat. In diesem Sinne möchte ich an Sie alle zwei Aufforderungen richten. Meine erste Aufforderung hat finanzielle Auswirkungen, die zweite geistige. Beide erfordern, sofern sie angenommen werden, eine disziplinierte Anstrengung über einen längeren Zeitraum hinweg. Nur dann kann der Lohn geerntet werden.

Die erste Aufforderung

Die erste Aufforderung ist einfach: Ich fordere Sie auf, jede Woche Geld zu sparen. Wie viel Sie beiseitelegen, ist eher nebensächlich. Das ist Ihnen überlassen. Wenn Sie es sich angewöhnen, zu sparen, ist es zu Ihrem eigenen Nutzen. Und wenn Sie fleißig sind, ist es Ihnen vielleicht sogar möglich, andere finanziell zu unterstützen. Stellen Sie sich vor, welch positives Ergebnis sich einstellt, wenn Sie jede Woche etwas beiseitelegen – sechs Monate, ein Jahr, zehn Jahre lang oder länger. Kleine Anstrengungen können über längere Zeit hinweg zu beträchtlichen Ergebnissen führen.

Die zweite Aufforderung

Meine zweite Aufforderung unterscheidet sich grundlegend von der ersten und ist wesentlich wichtiger. Sie lautet: Ich fordere Sie auf, jede Woche einen Vers aus den heiligen Schriften „einzusinnen“. Das Wort einsinnen ist in keinem Wörterbuch zu finden, aber ich habe es mir zu Herzen genommen. Was meine ich damit, wenn ich von „einsinnen“ spreche? Ich erkläre das gerne so: 80 Prozent der Zeit sinnt man tiefgründig über eine Schriftstelle nach und in 20 Prozent der Zeit prägt man sie sich ein.

Dazu gehören zwei einfache Schritte.

Erstens: Suchen Sie sich jede Woche eine Schriftstelle aus und bringen Sie sie dort an, wo Sie sie jeden Tag sehen.

Zweitens: Lesen Sie den Vers mehrmals am Tag oder rufen Sie sich ihn ins Gedächtnis und sinnen Sie die ganze Woche lang über die darin enthaltenen Worte und wichtigen Aussagen nach.

Stellen Sie sich vor, was für wunderbare Ergebnisse Sie erzielen, wenn Sie dies jede Woche tun – sechs Monate, ein Jahr, zehn Jahre lang oder länger.

Wenn Sie diese Anstrengung unternehmen, werden Sie empfänglicher für Geistiges. Außerdem können Sie dann Menschen, die Ihnen nahestehen, noch viel tiefgreifender unterweisen und erbauen.

Schnorcheln

Wenn Sie sich dazu entschließen, jede Woche einen Vers einzusinnen, fühlen Sie sich vielleicht wie jemand, der bisher gerne geschnorchelt hat und nun einen Versuch mit dem Sporttauchen macht. Diese Entscheidung bringt Ihnen ein tieferes Verständnis der Grundsätze des Evangeliums. Neue geistige Einsichten werden Sie bereichern.

Sporttauchen

Wenn Sie jede Woche über den von Ihnen ausgewählten Vers nachdenken, werden Ihnen Wörter und Sätze ins Herz geschrieben. Es werden Ihnen auch Wörter und Sätze ins Gedächtnis geschrieben. Mit anderen Worten: Das Auswendiglernen erfolgt ganz leicht und natürlich. Doch in erster Linie dient das Einsinnen dazu, Ihren Gedanken einen erbaulichen Zufluchtsort zu bieten – einen Ort, wo Sie dem Geist des Herrn nahe sein können.

Der Erlöser hat gesagt: „Häuft in eurem Sinn beständig die Worte des Lebens auf wie einen Schatz.“ Das Einsinnen ist ein einfacher und erbaulicher Weg, genau dies zu erreichen.

Ich glaube, dass Nephi ein großer „Einsinner“ war. Er sagte: „Meine Seele erfreut sich an den Schriften, und mein Herz sinnt [beständig] über sie nach und schreibt sie nieder zur Belehrung und zum Nutzen meiner Kinder.“ Er dachte an seine Kinder, als er über die heiligen Schriften nachsann und sie niederschrieb. Welchen Nutzen könnte Ihre Familie daraus ziehen, wenn Sie beständig bemüht sind, Ihren Sinn mit Gottes Worten zu füllen?

Mein Vers

Vor kurzem habe ich Alma 5:16 eingesinnt. Dort heißt es: „Ich sage euch: Könnt ihr euch vorstellen, ihr würdet die Stimme des Herrn hören, dass sie an jenem Tag zu euch spricht: Kommt her zu mir, ihr Gesegneten, denn siehe, eure Werke sind die Werke der Rechtschaffenheit gewesen auf dem Antlitz der Erde?“

Am Ende der Woche war mir ins Gedächtnis geschrieben: Stell dir vor, du hörst die Stimme des Herrn, der spricht: „Kommt her zu mir, ihr Gesegneten, denn siehe, eure Werke sind die Werke der Rechtschaffenheit gewesen.“ (Alma 5:16.)

Wie Sie sehen, habe ich nicht den ganzen Vers Wort für Wort auswendig gelernt. Aber ich habe immer wieder über die wichtigsten Aussagen in diesem Vers nachgedacht und habe mir eingeprägt, wo er steht. Das Beste daran ist jedoch, dass meine Gedanken damit auf eine höhere Ebene gelangen konnten. Die ganze Woche über habe ich mir immer wieder vorgestellt, wie mir der Erlöser Mut zuspricht. Diese Vorstellung hat mein Herz berührt und in mir den Wunsch geweckt, „Werke der Rechtschaffenheit“ zu tun. So etwas geschieht, wenn man in jedem Gedanken auf Christus blickt.

Wir müssen uns wehren

Vielleicht fragen Sie sich: Warum soll ich das machen? Meine Antwort wäre, dass wir in einer Zeit leben, in der sich das Böse immerzu weiter ausbreitet. Wir dürfen den Status Quo nicht einfach hinnehmen und fast überall unschöne Wörter und sündige Bilder über uns ergehen lassen, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Wir müssen uns dagegen wehren. Wenn unser Verstand mit erbaulichen Gedanken und Bildern gefüllt ist und wir „immer an ihn denken“, dann ist kein Platz mehr für Schmutz und Müll.

Im Buch Mormon fordert Jesus Christus alle auf: „Denkt über das nach, was ich gesagt habe.“ Betrachten Sie das Einsinnen von Schriftstellen als Ergänzung des persönlichen Schriftstudiums und des Schriftstudiums mit der Familie, aber niemals als Ersatz dafür. Das Einsinnen ist so etwas wie ein neues Vitamin mit Depotwirkung, mit dem man seine gegenwärtige geistige Ernährung ergänzt.

Es ist zu schwer

Vielleicht finden Sie, dass sich dieses Einsinnen viel zu schwierig anhört. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Schwieriges kann gut sein. Christus fordert uns zu vielem auf, was schwierig ist, weil er weiß, dass unsere Anstrengungen uns Segnungen einbringen.

Schriftstelle am Telefon

Ein junger Nachbar von uns hat einen einfachen Weg entdeckt, Schriftstellen einzusinnen. Seine Schriftstelle für die Woche steht auf dem Startbildschirm seines Handys. Eine weitere Anregung, die Sie ausprobieren können, wäre, mit einem Ihrer Geschwister, einem Ihrer Kinder oder einem Freund über Ihre Schriftstelle zu sprechen. Meine Frau Julie und ich unterstützen uns gegenseitig. Jeden Sonntag suchen wir uns unsere Schriftstellen aus. Sie bringt ihre Schriftstelle am Kühlschrank an und ich meine in meinem Auto. Dann tauschen wir die ganze Woche lang unsere Gedanken darüber aus. Wir sprechen auch gerne mit unseren Kindern über unsere Schriftstellen. Dadurch scheint es ihnen leichter zu fallen, uns ihre Gedanken über das Wort Gottes mitzuteilen.

Schwester Durrant bringt eine Schriftstelle am Kühlschrank an
Bruder Durrant bringt eine Schriftstelle im Auto an

Julie und ich gehören außerdem einer Online-Gruppe an, in der Familienangehörige, Freunde und Missionare jede Woche ihre Schriftstelle posten können und gelegentlich einen Gedanken oder ihr Zeugnis beifügen. In einer Gruppe fällt es einem leichter, bei der Sache zu bleiben. Meine Tochter, die zur Highschool geht, tauscht mit einigen ihrer Freunde Schriftstellen über soziale Medien und SMS aus.

Eine junge Frau postet Schriftstellen in den sozialen Medien

Zögern Sie bitte nicht, auch Menschen anderer Glaubensrichtungen in Ihre Gruppen einzuladen. Auch sie möchten ihre Gedanken auf eine höhere Ebene führen und sich Gott näher fühlen.

Worin bestehen die Vorteile?

Schwester Durrant liest Schriftstellen

Worin bestehen also die Vorteile? Julie und ich sinnen nun schon seit über drei Jahren jede Woche eine Schriftstelle ein. Anfangs steckten wir uns ein Ziel von 20 Jahren. Vor kurzem sagte sie mir: „Als du mich zum ersten Mal aufgefordert hast, 20 Jahre lang jede Woche eine Schriftstelle einzusinnen, habe ich mich gefragt, ob ich auch nur einen Monat durchhalte. Mittlerweile habe ich diese Zweifel nicht mehr. Ich kann es gar nicht glauben, wie viel Spaß es gemacht hat, jede Woche eine Schriftstelle an den Kühlschrank zu heften. Jedes Mal, wenn ich sie sehe und sie einsinne, hebt das meine Stimmung.“

Eine Schwester aus Texas erklärte, nachdem sie das Einsinnen sechs Wochen lang geübt hatte: „Mein Zeugnis ist stärker geworden … und ich fühle mich dem Vater im Himmel näher. … Es ist schön zu erleben, wie das Wort Gottes einen besseren Menschen aus mir macht.“

Ein befreundeter Teenager schrieb: „Mir macht es wirklich Freude, [Schriftstellen einzusinnen], weil ich mich dadurch besser auf das konzentrieren kann, worauf es wirklich ankommt.“

Einer unserer Missionare schrieb: „Seit Juni 2014 sinne ich jede Woche eine Schriftstelle ein und finde es ganz großartig. … Diese Schriftstellen sind mir wie Freunde geworden, auf die ich mich in der Not verlassen kann.“

Ich selbst verspüre durch das wöchentliche Einsinnen den Geist stärker. Die heiligen Schriften sind mir noch mehr ans Herz gewachsen, weil ich danach strebe, „Tugend immerfort [meine] Gedanken zieren“ zu lassen.

Denken Sie über diese Aufforderung Nephis und die damit verbundene, herrliche Segnung nach: „Wenn ihr darum vorwärtsstrebt und euch am Wort von Christus weidet und bis ans Ende ausharrt, siehe, so spricht der Vater: Ihr werdet ewiges Leben haben.“ Mit dem Einsinnen weiden wir uns am Wort Christi. Es ist, als nähmen wir einen Bissen von etwas sehr Leckerem und kauten ihn dann ganz langsam, um den Genuss möglichst lange auszukosten.

Eine Frau lässt sich einen Salat schmecken

Welchen Vers haben Sie ausgesucht?

Werden Sie den Rest des Monats jede Woche eine Schriftstelle einsinnen? Oder für den Rest des Jahres? Vielleicht sogar länger? Julie und ich haben all die tapferen Missionare der Texas-Mission Dallas dazu aufgefordert, gemeinsam mit uns 20 Jahre lang Schriftstellen einzusinnen. Schon in 17 Jahren erreichen wir alle gemeinsam das Ziel. Dann stecken wir uns ein neues Ziel, um unsere Gedanken auf eine höhere Ebene zu führen und uns Christus zu nahen.

Sie dürfen uns gerne überprüfen und nachfragen: „Welchen Vers haben Sie ausgesucht?“ Doch seien Sie darauf gefasst, im Gegenzug Ihre Schriftstelle zu nennen. Wenn wir uns auf diese Weise austauschen, werden wir alle erbaut.

Können Sie sich vorstellen, wie sich Ihr Leben und das Ihrer Familie verändert, wenn Sie die nächsten Monate, Jahre oder noch länger jede Woche eine neue Schriftstelle in Herz und Sinn schreiben?

Jesus Christus ist unser Vorbild

Jesus Christus muss die heiligen Schriften schon sehr früh ins Herz geschlossen haben. Schon als kleines Kind muss er die Schriften gelesen und darüber nachgedacht haben, sonst hätte er nicht im Alter von 12 Jahren mit den Lehrern im Tempel so tiefgehende Gespräche führen können. Seine Mission trat er mit 30 Jahren an. Im Laufe seines Wirkens verwies er von Anfang an häufig auf die heiligen Schriften. Können wir da nicht davon ausgehen, dass Jesus in Vorbereitung auf seine Mission mindestens 20 Jahre lang die heiligen Schriften erforscht und darüber nachgedacht hat? Müssen Sie vielleicht heute noch etwas tun, um sich geistig auf zukünftige Möglichkeiten vorzubereiten, Ihrer Familie und anderen das Evangelium nahezubringen und ihnen ein Segen zu sein?

Üben Sie Ihren Glauben aus und tun Sie es

Fassen wir zusammen: Ich hoffe, dass Sie jede Woche etwas Geld beiseitelegen. Üben Sie Ihren Glauben aus, üben Sie Selbstdisziplin und tun Sie es. Außerdem bete ich aufrichtig darum, dass Sie sich dazu entschließen, Woche für Woche ausführlich und tiefgründig über die Worte Gottes nachzusinnen. Üben Sie Ihren Glauben aus, üben Sie Selbstdisziplin und tun Sie es.

Im Gegensatz zu meiner ersten Aufforderung, die dem finanziellen Wohl dient, bleiben Ihnen bei meiner zweiten Aufforderung, die dem Wohl Ihrer Seele dient, alle Vorteile auf ewig erhalten – Motte und Wurm dieser Welt können sie nicht zerstören.

Von Elder D. Todd Christofferson stammt diese klare Aufforderung mitsamt Verheißung: „Studieren Sie die Schriften aufmerksam und ganz bewusst. Sinnen Sie darüber nach und beten Sie darüber. Heilige Schriften sind Offenbarung, und sie bringen weitere Offenbarung mit sich.“

Zum Abschluss

Ich verheiße Ihnen, dass Sie es nicht bereuen werden, jede Woche eine Schriftstelle in Herz und Sinn zu schreiben. Sie werden erleben, dass Sie stets ein Ziel vor Augen haben und geistigen Schutz und geistige Macht spüren.

Denken Sie an diese Worte Jesu Christi: „Tut das, was ihr mich habt tun sehen.“ Mögen wir seine Worte voll und ganz in unserem Leben anwenden. Dafür bete ich im Namen Jesu Christi. Amen.