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Podiumsdiskussion
Weltweite Führerschaftsschulung 2010


Podiumsdiskussion

Elder Ballard: Ich finde, zu Beginn sollten wir sagen, dass Bischof Richards und seine Ratgeber eine hervorragende Präsentation gezeigt haben. Ich möchte auch erwähnen, dass die Worte von Elder Oaks und Elder Cook und von unserem verehrten Präsidenten wirklich wunderbar waren. Wir sind dankbar, hier zu sein, und die erste Frage, die ich in dieser Runde stellen möchte, ist die: Wenn Sie an den Gemeinderat denken, den wir uns gerade angeschaut haben, was ist da Ihrer Meinung nach besonders gut gelaufen? Schwester Beck?

Schwester Beck: Ich finde, dass da eine Schriftstelle, Lehre und Bündnisse 88:122, sehr gut umgesetzt wurde. Ich würde sie gern vorlesen. Ich unterstreiche das, weil jeder die Schriften nach Hause mitnehmen und mit ihrer Hilfe ermessen kann, was da geschehen ist.

„Bestimmt unter euch einen zum Lehrer, und lasst nicht alle auf einmal Wortführer sein; sondern lasst immer nur einen reden, und lasst alle seinen Worten zuhören, sodass, wenn alle geredet haben, alle durch alle erbaut worden sein mögen und ein jeder das gleiche Recht habe.“

Mir ist aufgefallen, dass das in dem Rat umgesetzt wurde. Es hat eine erbauliche, schöne Atmosphäre erzeugt.

Elder Holland: Präsident Monson hat es angeschnitten, und dann haben sowohl Elder Oaks als auch Elder Cook diese wundervollen Kapitel im Handbuch betont – die Einleitung, in der es besonders um die Familie geht. Ich fand es bemerkenswert, dass man in diesem Rat immer wieder auf die Eltern zurückkam, anstatt sich bloß gleich darauf zu stürzen, welche Aktivitäten stattfinden sollen oder was eine Hilfsorganisation oder ein Kollegium machen soll. Obwohl auch das in erforderlichem Ausmaß angesprochen wurde, kam man doch immer wieder, regelmäßig – ich habe dagesessen, zugehört und mitgezählt – auf die Eltern zurück und wie man die Eltern einbeziehen und die Familie stärken kann. Ich fand das großartig.

Elder Bednar: Ich möchte hinzufügen, dass man sich in dem Rat durchgehend auf Menschen konzentriert hat, nicht auf Programme. Man hat sich um den Einzelnen und um die Familie bemüht. Genau diese Absicht wird auch mit dem neuen Handbuch verfolgt, finde ich.

Elder González: Ja, das ist ziemlich deutlich. Jeder hat sich beteiligt, und das machte Offenbarung möglich. Ich fand es auch sehr gut, dass nachgefasst wurde. Da wurden Vorschläge gemacht, und es war ganz klar, dass grundsätzlich nachgefasst werden und diese Vorschläge umgesetzt werden würden.

Elder Bednar: Meiner Meinung nach war das ein sehr gutes Beispiel dafür, wie ein Bischof den Ablauf einer Ratsversammlung leiten kann, ohne dominant zu sein. Der Bischof hat mehr zugehört als gesprochen. Offen gestanden, habe ich unzählige Gemeinde- und Pfahlräte miterlebt, in denen ein Priestertumsführer sagte: „So und so ist die Sachlage. Ich finde, wir sollten dieses oder jenes unternehmen. Was meinen Sie?“ Und niemand hat etwas gesagt. Im Ernst!

Dieser Bischof hingegen hat seine Punkte anschaulich vorgetragen, eine gut durchdachte, inspirierte Frage gestellt und dann mehr zugehört als selbst gesprochen.

Elder Ballard: Das sind alles gute Gedanken. Wenn wir an einen Gemeinderat oder an dieses neue Handbuch denken, was ist der Zweck, der hinter allem steckt? Was versuchen wir gemeinsam in der Kirche zu erreichen, sodass wir es dann in einem Rat besprechen? Wohin soll uns das führen?

Elder Holland: Ich hoffe, ich bin nicht zu voreilig. Ich glaube, Elder Oaks ist in seiner Einleitung geradewegs darauf eingegangen: Hier geht es um das Erlösungswerk. Wir wollen die verschiedenen Aufgabenbereiche nicht allzu sehr voneinander trennen, wollen keine Hürden oder Grenzen aufbauen, die zu überwinden oder überqueren dann fast unmöglich erscheint. Er bezog sich unmittelbar auf prophetische Aussagen, Aussagen aus den heiligen Schriften, dass wir am Erlösungswerk beteiligt sind.

Ich möchte dazu anmerken, dass dies für mich einer der Höhepunkte in Kapitel 5 ist. Ich greife dem Gespräch vielleicht ein wenig voraus, aber in Kapitel 5, „Das Erlösungswerk“, werden die Missionsarbeit und die Aktiverhaltung und die Tempelarbeit und das Unterrichten zu einem Ganzen verbunden. Damit macht dieses Handbuch nach meinem Empfinden symbolisch und buchstäblich einen gewaltigen Schritt nach vorne.

Schwester Beck: Elder Ballard, als ich diesem Rat zusah, kam er mir vollkommen vor. Sicher gibt es aber irgendwo jemanden, der diesen Rat sieht und sich sagt: „Mensch, bei uns sieht es ganz anders aus, wir machen unsere Sache nicht so gut.“ Was mir an dem Beispiel so gut gefallen hat, ist, dass es nicht darum ging, ob alles reibungslos abläuft. Man hat sich vielmehr an die Grundsätze gehalten, die einen guten Rat ausmachen. Das wurde uns anschaulich dargestellt: Sie waren einig, haben sich auf das geistliche Dienen konzentriert und haben über Menschen gesprochen. Sie hatten ein Ziel im Sinn – das Ziel des Vaters im Himmel. Manchmal machen wir uns Sorgen, ob unsere Ratsversammlungen vollkommen sind.

Elder Ballard: Ich glaube, das zeichnet in jedem Bereich einen guten Führer aus: Er ist jederzeit bereit, anzuerkennen, dass es Probleme gibt, hat jedoch dann die Gabe, auf all die Mittel zurückzugreifen, die der Herr uns gegeben hat. Oftmals hören wir, dass die Bischöfe überlastet sind. Und das sind sie auch, wenn sie diesen Grundsatz nicht annehmen.

Wenn sie den Grundsatz annehmen, welche Funktion der Gemeinderat hat, bekommen sie viel Hilfe. Sie müssen begreifen, dass sie einen Dialog anstoßen können. Sie können die Tür zu mehr Verständnis, Inspiration und Offenbarung öffnen. All dies wird von Männern und von Frauen kommen – zu Themen, die den Bischof belasten.

Ich fand, der Bischof hat seine Sache in diesem Rat gut gemacht. Was wir meiner Meinung nach auch klarstellen müssen, ist, dass die FHV-Leitung einen Rat bildet. Die Sonntagsschulleitung bildet einen Rat. Alle, die dort zu sehen waren, gehen in ihren eigenen Rat zurück und sprechen dort hoffentlich über das, worüber man sich im Gemeinderat Gedanken gemacht hatte. Und wenn sie das dort machen, kommen sie mit noch tieferer Erkenntnis und noch besseren Vorschlägen zurück.

Elder Bednar: Dies ist das Erlösungswerk, und der Rat ist der richtige Ort, Inspiration zu empfangen. Daher sind Einigkeit und Vertraulichkeit so wichtig. Wir können keine Inspiration empfangen, wenn wir nicht einig sind oder das heilige Vertrauen anderer brechen.

Elder Holland: Wissen Sie, Elder Ballard, mir ist aufgefallen, dass hier eine Wechselwirkung eintreten muss, eintreten wird. Es ist doch so, dass ein einzelner Rat gar nicht alles erledigen kann, was ihm aufgetragen wurde. Wenn die Ratsmitglieder alles alleine machen wollten, wäre ihre Last ebenso groß, wie die des Bischofs einmal war. Sie müssen sich also zu ihrem eigenen Rat begeben. Sie müssen die Vorstellungen weitergeben. Das führt zu einer großartigen Beteiligung.

Außerdem hat es mir gefallen, dass Elder Cook in seiner Einleitung betonte, dass man schon vorab planen und sich vorbereiten muss. Und wenn es geht, sollte man ein Anliegen anderswo oder vorab klären, denn dann wird der Umfang schmaler und verteilt sich. Oftmals geschieht das in einem anderen Rat als dem Gemeinderat.

Elder González: Das gilt nicht nur für Ratsgremien, wie sie eine Präsidentschaft, eine Leitung oder eine Bischofschaft darstellen, sondern dieser Grundsatz wurde auch deutlich, als Bischof Richards in dem Beispiel den Auftrag erteilt hatte, über etwas nachzudenken. Also hat auch jeder Einzelne schon vor dem Rat Inspiration empfangen.

Elder Ballard: Es gibt niemanden, der allein sämtliche Antworten auf jede Frage weiß. Aber wenn das System der Ratsgremien gut funktioniert, beziehen wir Inspiration von den einzelnen Ratsmitgliedern und sogar von den Mitgliedern der Gemeinde. Wenn wir es richtig angehen, wenn jeder die Ohren offen hält, erfährt er vielleicht etwas, was in seiner Präsidentschaft oder Leitung zwar niemand wusste, aber bei einem Heim- oder Besuchslehrtermin bekannt wurde und womöglich genau die Lösung für ein Problem ist, das dem Rat Sorgen bereitet.

Schwester Beck: Elder Ballard, ich denke an die vielen Orte auf der Welt, wo ich schon war. Genau wie Sie war ich schon überall auf der Welt. Als ich mich damit befasst habe, wie der Herr sich einen Rat vorstellt, und jetzt dieses Beispiel hier gesehen habe, hatte ich den Eindruck, dass die Fähigkeit, auf die Weise des Herrn Rat zu halten, dem zuwiderläuft, was sonst auf der Welt üblich ist. Es ist schwierig in der Familie und im Zuhause. Es ist für jeden schwierig.

Doch wenn man das Evangelium Jesu Christi kennenlernt, Bündnisse schließt und den Herrn als Vorbild nimmt, dann nimmt man seine Wesensart Stück für Stück an; man spricht und kommuniziert mit anderen so, wie er es tun würde. Ich finde, niemand braucht den Kopf hängen zu lassen, wenn er nicht vollkommen auf die Weise des Herrn Rat hält.

Vor jeder Sitzung in meiner Präsidentschaft versuche ich, mich darauf einzustellen, und überlege: „Wie kann ich diese Woche noch besser Rat halten als letzte Woche? Wofür will ich die Verantwortung übernehmen und was will ich mit meinen Ratgeberinnen verbessern?“ Wir sind diese Woche besser als letzte Woche. Und wir sind diesen Monat besser als letzten Monat, weil wir gewissermaßen nach einer neuen geistigen Gabe trachten. Es ist eine geistige Gabe vom Herrn, zu wissen, wie wir auf seine Weise vorgehen sollen. Wir brauchen nicht entmutigt zu sein. Wir entwickeln uns Zeile um Zeile, Stück für Stück, und werden immer besser. Wir helfen einander, diese Gabe zu entwickeln.

Elder Ballard: Elder González, manchmal meint der Bischof, er müsse alles wissen, weil er der Bischof ist.

Elder González: Ja, manchmal. Und manchmal trifft man auf einen Bischof, der diese Grundsätze befolgt. Heute zum Beispiel hat uns dieser Bischof ein hervorragendes Beispiel gegeben. Mir hat seine Frage gefallen: „Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?“ Danach hörte er sich die Ansichten und die Gedanken der anderen an. Und nachdem er den Ratsmitgliedern zugehört hatte, äußerte er seine Meinung.

Aber nicht nur das. Ich fand es toll, dass er und auch ein Ratgeber diese Kommentare gelobt haben. Das ist in jeder Kultur sehr wichtig. Es ist immer gut, die Beiträge und guten Ideen anderer zu loben. Dadurch schafft man Einigkeit und baut Zion auf. Es fördert selbstverständlich auch Offenbarung und Inspiration. Man scheut sich nicht mehr so sehr, seine besten Einfälle preiszugeben; der Geist kann noch stärker anwesend sein, wenn Sie so wollen.

Elder Bednar: Ich glaube, wir haben die irrige Ansicht, dass noch die kleinste Offenbarung für die Gemeinde durch den Bischof kommen muss. Da er die Schlüssel hat, muss er diese auch anerkennen und bestätigen, doch er muss nicht unbedingt der Einzige sein, der Offenbarung empfängt. Wenn Sie also in dem Rat in Einigkeit verbunden sind und sich vom Heiligen Geist leiten lassen, tragen die Beiträge aller Ratsmitglieder zur Inspiration bei.

Der Rat trifft ja keine Entscheidungen. Es geht auch nicht lediglich um Mitwirkung an der Entscheidungsfindung. Es geht hier um ein inspiriertes Modell, bei dem der Bischof mithilfe von Schlüsseln die Leitung hat. Aber er muss nicht bis ins Kleinste Offenbarungen empfangen.

Elder Ballard: Richtig. Ein gutes Beispiel.

Elder Holland: Eine der allseits bekannten kulturellen Fragen, die unverblümt angesprochen wurden – und zwar nicht bewusst, sondern wie selbstverständlich und durch Inspiration –, betrifft die Tatsache, dass hier die Frauen gesprochen haben. Diese Frauen haben sich an allem beteiligt. Manchmal sind wir für die Frauen, die in diesen Räten sitzen, nicht offen genug; wir gehen nicht genügend auf sie ein oder übergehen sie. Ich fand diese Frauen fabelhaft. Wir hatten genügend Ratssitzungen mit Schwester Julie Beck, um zu wissen, wie fabelhaft sie ist. Falls also jemand ein Problem damit hat, soll er es hinter sich lassen. Wir sind auf die Hilfe der Frauen angewiesen.

Elder González: Kann ich noch etwas dazu sagen? Dieser Grundsatz, den wir erkannt haben, trifft nicht nur auf den Gemeinderat oder gar die Verwaltung der Kirche zu, er kann auch in der Familie Anwendung finden. Dass man den Schwestern, der Ehefrau, den Kindern zuhört, gehört zu diesem Grundsatz. Es führt in der Kirche zu mehr Einigkeit und überall sonst zu mehr Redlichkeit.

Elder Ballard: Das System der Ratsgremien funktioniert – vom Rat der Ersten Präsidentschaft über das Kollegium der Zwölf, das ja einen Rat bildet, über die sieben Präsidenten der Siebziger, die einen Rat bilden, über die Siebziger in ihren jeweiligen Gebietspräsidentschaften, die einen Rat bilden, über den Pfahl, in dem es Ratsgremien gibt, über die Gemeinde, über das Kollegium bis hin zu den eigenen vier Wänden. Und der Leiter eines Ratsgremiums, wer es auch sein mag, muss bereit sein, zuzuhören. Einer der großen Schlüssel zum Erfolg besteht für den Leiter eines Ratsgremiums darin, dass er alle beteiligt und die Hilfe annimmt, die ihm zur Verfügung steht. Abgesehen davon, dass er an der Spitze einer Organisation steht, muss er bereit sein, sich alles anzuhören, was diejenigen zu sagen haben, die Offenbarung empfangen.

Elder Bednar: Wenn Sie an das Muster denken, das wir in diesem Rat gesehen haben, so glaube ich, dass die Gabe der Unterscheidung besser funktioniert, wenn man zuhört, anstatt selbst zu reden. Wenn der präsidierende Beamte also in einer Position ist, in der er führt und leitet, ohne zu dominieren, ist er in dem Gespräch viel besser in der Lage, die geistige Gabe der Unterscheidung zu haben.

Elder Ballard: Das trifft ebenso auf jedes andere Ratsmitglied zu. Es kann auch vorkommen, dass eine Schwester oder ein anderes Ratsmitglied dazu neigt, das Gespräch zu dominieren. Dann muss der, der den Rat leitet, auf dessen Zweck eingehen, und ich finde, das ist bei dem, was wir gerade gesehen haben, sehr schön deutlich geworden.

Elder Holland:. Elder Ballard, ich möchte das nicht zu sehr vertiefen, aber ich meine, dass wir einen Punkt noch einmal ansprechen sollten, den wir auch in der Kirche noch monatelang immer wieder ansprechen müssen, nämlich dass wir den Bischof entlasten müssen. Das ist ein Grund für diese Gesprächsrunde. Und ganz sicher auch ein Grund, weshalb wir das Handbuch haben. An einer Stelle war ich von dem Geben und Nehmen ganz begeistert; war nicht Schwester Madsen krank geworden? Irgendjemand war erkrankt. Es gab ein Problem, und zwei oder drei Leute waren dem Bischof zuvorgekommen und hatten sich darum gekümmert. Und dann sagte der Bischof zu seinen Ratgebern: „Kommt, lasst uns mal hingehen und nach ihr sehen.“ Wie großartig, dass in der gesamten Gemeinde niemand gesagt hat: „Zuerst soll der Bischof mal zu ihr gehen, und ehe er nicht dort war, unternehme ich gar nichts.“ Diese Einstellung hatte keiner, und es war so natürlich, dass ich dachte: „Mensch, die helfen wirklich einem viel beschäftigten Bischof – sowohl mit zeitlichen als auch mit geistigen Mitteln.“

Schwester Beck: Elder Ballard, wir haben heute etwas gelernt, was ich für sehr wichtig halte: den Gedanken, dass man sich in einer Präsidentschaft oder Leitung einer Sache annehmen kann. Ich weiß noch, wie ich einmal eine FHV-Leiterin getroffen habe. Sie wartete draußen auf dem Bürgersteig vor einem ärmlichen, kleinen Haus. Sie stand da und rang die Hände. Ich wollte die Familie besuchen, doch sie sagte: „Ich weiß nicht, was ich machen soll, weil ich unsicher bin, ob ich die Befugnis habe, dieser Familie zu helfen.“

Hierbei ging es um eine Familie in großer Not. Sie hatte Hunger. Sie musste frieren. Sie hatte kein Wasser. Und die Schwester war unsicher, was sie machen durfte. Ich klärte sie auf: „Sie sind eine FHV-Leiterin. Überlegen Sie mal kurz, was Sie und Ihre Ratgeberinnen sofort unternehmen könnten, um dieser Familie zu helfen. Überlegen Sie dann, was Sie vor den Bischof bringen.“

Als wir ihr bewusst gemacht hatten, was sie in Ratsversammlungen erreichen kann, taten sich ihr ganz neue Perspektiven auf. Ihre Last wurde leichter, und sie musste nicht mehr mit jedem Problem zum Bischof gehen. Sie hatte bereits begonnen, es zu lösen und sowohl für diese eine Familie als auch für die Mitglieder des Gemeinderats segensreich tätig zu werden.

Elder Ballard: Wie wundervoll es doch ist, wenn eine FHV-Leiterin, eine JD-Leiterin oder eine PV-Leiterin zur Ratsversammlung kommt und sagt: „Bischof, ich möchte Ihnen Bericht erstatten. Wir hatten dieses Problem und haben Folgendes unternommen.“ Was geschieht dann? Ein Teil der Last wird dem Bischof automatisch von den Schultern genommen.

Elder Holland: Ja, nach so einem Bericht schnappt er erst einmal nach Luft.

Elder Bednar: Aber es ist auch Vorsicht geboten. Bei unserem aufrichtigen Wunsch, in diesen Räten voller Elan mitzuhelfen, dürfen wir nicht die Wohlfahrtsgrundsätze missachten, die wir vermitteln wollen. Alles, was wir unternehmen, muss die Eigenständigkeit fördern. Manchmal sind wir voreilig und tun zu viel, und dann werden andere eher abhängig als eigenständig.

Elder Ballard: Ein sehr guter Punkt. Ich weiß nicht, Brüder, ob Sie die gleichen Erfahrungen machen wie ich, wenn Ihnen Fragen gestellt werden. Ist Ihnen schon einmal eine Frage gestellt worden?

Elder Holland: Noch nie. Das hab ich noch nie erlebt. Ich warte immer noch auf die erste.

Elder Ballard: Dann frage ich Sie jetzt etwas. Hat man Sie schon einmal etwas gefragt, was bereits im Handbuch beantwortet wird?

Elder Holland: Fast immer. Ich hoffe, ich verrate nicht zu viel, aber der Sekretär der Ersten Präsidentschaft hat einmal erzählt, dass etwa 80 Prozent der Fragen an die Erste Präsidentschaft im Handbuch beantwortet werden. Anscheinend kennen wir uns mit den Büchern nicht gut genug aus.

Elder Ballard: Dann befolgen wir die Richtlinien, von denen Sie gesprochen haben, ganz genau, Elder Bednar. Wir weichen nicht davon ab. Wir halten uns fest an die grundlegenden Richtlinien der Kirche. Elder González, ist das eine gute Idee?

Elder González: O ja, das ist eine fantastische Idee. Wir müssen uns mit dem Handbuch sehr gut auskennen. Jemand hat einmal gesagt, wenn man ein Geheimnis gut hüten möchte, müsse man es nur in ein Handbuch schreiben. Wir hoffen, dass das bei unseren Handbüchern nicht so ist.

Elder Ballard: Wir hoffen auch – und ich spreche hier zumindest für die Zwölf und wohl auch für alle Generalautoritäten –, dass wir niemals das Büro eines Pfahlpräsidenten betreten, nachdem die Handbücher verteilt wurden, und diese dann ganz oben im Regal stehen. Wir hoffen, dass sie benutzt werden.

Elder González: Im Ausland und dort, wo die Kirche wächst, ist es manchmal ein Problem, dass es kein Modell dafür gibt, wie alles funktionieren soll. Das Handbuch kommt diesem Modell am nächsten. Wenn wir also nicht genau wissen, wie etwas gehandhabt wird, weil wir kein Modell haben, dann gibt es das Handbuch.

Elder Bednar: Das Handbuch enthält Lehren, Grundsätze und Richtlinien für inspirierte Beschlüsse. Es ist kein Personalleitfaden. Man findet auch nicht jede einzelne Antwort darin. Es stehen Grundprinzipien, Lehren und Richtlinien darin. Und wenn man bedenkt, wie viele Mitglieder dem Gemeinde- oder Zweigrat angehören, die darauf Zugriff haben, wirkt sich dies alles segensreich auf das Leben des Einzelnen und der Familien aus.

Schwester Beck: Elder Ballard, mir gefällt Ihr Gedanke, dass jeder das ganze Handbuch lesen sollte. Es gibt keine bessere Schulung, als zu wissen, wie das Gesamtbild aussieht. Es nimmt uns unsere kleine, beschränkte Sichtweise und lässt uns klar erkennen, was der Herr für uns alle vorgesehen hat – was es mit der Familie auf sich hat, was aus uns werden soll, was der Bischof zu tun hat und welche Rolle wir alle dabei spielen.

In einem weiteren Kapitel geht es darum, was einheitlich sein muss und wo wir etwas anpassen können. Da stehen wichtige Worte, die sorgfältig gewählt wurden. Anpassung gibt uns nicht das Recht, die Kirche des Herrn neu zu erfinden. Manchmal werden wir so einfallsreich, dass man die Kirche des Herrn gar nicht mehr wiedererkennt. Es ist also sehr wichtig, sich an die Richtlinien zu halten, wie etwas angepasst werden kann. Denn wir haben nicht das Recht, die Kirche neu zu erfinden und Richtlinien, die von der Ersten Präsidentschaft genehmigt wurden, neu zu gestalten. Wir dürfen diese Richtlinien umsetzen und sie gegebenenfalls anpassen, wenn das nötig sein sollte.

Elder Ballard: Und über diese Anpassung muss beraten und gebetet werden, und wir müssen den Geist zu Rate ziehen, was angebracht ist und was machbar und möglich ist –

Schwester Beck: Und was das Ziel ist.

Elder Ballard:— unter den gegebenen Umständen. Ich möchte etwas noch einmal aufgreifen, damit keine Missverständnisse aufkommen. Ich finde nicht, dass wir die Mitglieder auffordern sollten, sich hinzusetzen und das Handbuch von vorne bis hinten durchzulesen. Warum lesen wir es nicht nach und nach durch, Kapitel für Kapitel? Das wird dann auch niemanden überfordern. Daraus könnten sich Gespräche ergeben, die uns wirklich weiterbringen. „Was haben wir in Kapitel 1 eigentlich Neues erfahren?“ Darüber könnte man dann in einer Ratsversammlung sprechen. Ich kann mir vorstellen, dass wir in sechs Monaten in der Kirche Ratsgremien haben, die genau so funktionieren, wie die Erste Präsidentschaft und die Zwölf es durch Inspiration vom Himmel für die Kirche in diesen Handbüchern vorgesehen haben. Ich finde, dass die Präsentation heute sehr gut war.

Elder Holland, nach Ihren jahrelangen Erfahrungen im Bildungsbereich und in der Kirche, welche Beobachtungen haben Sie gemacht? Möchten Sie zum Abschluss dieser Gesprächsrunde noch etwas dazu sagen?

Elder Holland: Sie haben gerade das Wort Bildung erwähnt. Lassen Sie mich das aufgreifen. In der Kirche betreiben wir keine Motivation mit Leistungsanreizen wie fast überall sonst auf der Welt. Wir zwingen niemanden, etwas zu tun. Bei uns wird niemand bezahlt. Wir drohen nicht mit Kündigung. Denken Sie an das Leben außerhalb der Kirche, ob in Unternehmen, in der Politik oder in fast jedem anderen Bereich – die meisten Anreize und Mittel sind keine Evangeliumsgrundsätze und entsprechen nicht dem, was wir in Ratsgremien, in der Familie, in Kollegien, Gemeinden und Pfählen tun.

Was wir vor allem tun, ist lehren. Wir lehren durch Beispiel und auch durch das Wort. Der Prophet Joseph Smith hat einmal gesagt: „Wenn jemand durch Glauben wirkt, wirkt er durch … Worte.“ (Lectures on Faith, 1985, Seite 72.) Und als Gott sprach: „Es werde Licht“, war da Licht (Genesis 1:3). Das ist ein wundervoller Anreiz, und er wird in diesen Handbüchern sehr schön vorgestellt, gleich in den ersten Kapiteln, in denen es auch um das Erlösungswerk geht.

Es geht darum, besser zu lehren, mit mehr Macht zu lehren, inspiriert und demütig zu lehren – so hat es der Erretter gemacht. Das war für ihn der Anreiz, und er hatte die Fähigkeit. Er gab sich nicht mit den Wegen der Welt ab, und wir dürfen das auch nicht. Danke, dass Sie das Wort Bildung erwähnt haben, Elder Ballard. Ich hatte damit gar nicht gerechnet, aber ich glaube, wir können alle versuchen, bessere Lehrer zu werden. Und das wird in diesem Handbuch wunderbar veranschaulicht.

Elder Bednar: Wenn ich einen Herzenswunsch äußern dürfte, so wünschte ich, ich könnte das Wort Sitzung aus dem Wortschatz der Mitglieder der Kirche streichen. Wir haben nicht über eine Gemeinderatssitzung gesprochen. Wir haben darüber gesprochen, dass die Mitglieder des Gemeinderats gemeinsam Offenbarung empfangen. Wenn Ratsmitglieder oder Familienmitglieder vor einer Zusammenkunft die Einstellung „ich bereite mich darauf vor, mit meiner Familie Offenbarung zu empfangen“ hätten, anstatt zu einer Sitzung zu gehen – eine gemeinsame Offenbarung mit den Mitgliedern des Gemeinderats –, dann würden wir uns wohl ganz anders vorbereiten und uns ganz anders verhalten. In diesen Letzten Tagen ist angesichts der Kräfte des Widersachers und der Finsternis niemand in der Familie oder in der Gemeinde der Einzige, der allein alle Antworten hat.

All dies zeugt von der geistigen Beschaffenheit dieses Werks und dass wir nach Inspiration trachten müssen, um das zu tun, was der Herr von uns möchte.

Schwester Beck: Ich glaube, der Vater im Himmel hat uns eine weitere Gelegenheit, einen weiteren Segen gegeben – wir können uns überlegen, was für uns zählt. Was zählt für den Herrn? Sind es die Sitzungen und Versammlungen? Sind es die Zahlen? Geht es darum, wie viele Zettel wir verteilen? Oder geht es uns darum, wie sehr wir uns umeinander kümmern – schätzen wir die Fürsorge, die Liebe, den Dienst am Nächsten?

Ich habe bei diesem Gemeinderat gesehen, dass man ein Interesse daran hatte, wie anderen gedient wird, wie man ihnen beisteht. Wer hat über jemanden gewacht? Wer hat jemanden gestärkt? Wer hat etwas für andere getan? Wer hat jemanden aufgerichtet? Das ist das Entscheidende im Evangelium des Herrn. Darum sorgt er sich. Wir haben die Chance, uns bei dem, was für uns zählt, neu auszurichten. Und der Herr möchte, dass für uns das zählt, was für ihn zählt; dass wir so wirken, wie er es getan hat. Alle anderen Messwerte wurden von Menschen erdacht, nicht vom Herrn Jesus Christus. Das ist die Chance, alles so zu bewerten, wie er es bewertet.

Elder González: Wenn ich an Ratsversammlungen denke, gibt es einen Gedanken, der mich wirklich berührt. Und zwar, dass wir in Einigkeit und mit Glauben den Willen des Herrn ergründen wollen. Dieser wundervolle Gedanke steht sogar im Handbuch.

Elder Ballard: Gut, vielen Dank. Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch einen Gedanken mit auf den Weg geben: Wenn ein Rat, sei es in der Familie, in der Gemeinde oder im Zweig, ein Anliegen bespricht und zu einer Entscheidung kommt, was getan werden muss, dann liegt in diesem Zusammenwirken eine solche Macht, dass Luzifer weichen muss. Er kann das nicht aufhalten – wenn Ratsmitglieder eine Ratsversammlung verlassen und sagen: „Das machen wir“, anstatt: „Der Bischof will, dass ich das mache“; wenn sie sagen: „Wir machen das, weil wir uns beraten haben; wir haben darüber gebetet. Das müssen wir machen, um die Kinder des himmlischen Vaters aufzurichten, zu inspirieren und etwas für sie zu tun.“

Wenn diese Einstellung in den Ratsgremien der Kirche zu finden ist, kommt das Werk voran und wir werden viele weitere Kinder unseres Vaters retten. Eine Frau ist für die Missionsarbeit, das Seelenheil und die Genealogie ebenso wichtig wie ein Mann. Also beseitigen wir die Barrieren, von denen wir gesprochen haben. Wir alle stemmen die Schulter an dasselbe großartige Werk, nämlich die Unsterblichkeit und das ewige Leben der Kinder unseres himmlischen Vaters zustande zu bringen.

Ich bitte unseren Vater im Himmel, die Ratsgremien der Kirche überall auf der Welt zu segnen – in jeder Gemeinde, jedem Zweig und in jeder Familie. Möge der Friede des Herrn bei ihnen sein und mögen die Handbücher und diese Beispiele hilfreich sein. Darum beten wir alle im Namen Jesu Christi. Amen.

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