CES-Konferenz für Religionslehrer
Den Schülern helfen, Verantwortung für ihr eigenes Zeugnis zu übernehmen


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Den Schülern helfen, Verantwortung für ihr eigenes Zeugnis zu übernehmen

CES-Konferenz für Religionslehrer im Juni 2024

Willkommen zu dieser historischen Versammlung von Religionslehrern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage! Seit Jahren versammeln wir alle Religionslehrer des Bildungswesens der Kirche einmal im Jahr zu einer besonderen Andacht, die in der Vergangenheit „Ein Abend mit einer Generalautorität“ genannt wurde. Heute Abend führen wir diese Tradition fort und hören im Rahmen unserer Abschlussversammlung von Elder Dale G. Renlund. Bislang haben wir die Konferenz des Bildungswesens der Kirche an der Brigham-Young-Universität abgehalten, aber in diesem Jahr sind wir zum ersten Mal komplett als Bildungssystem der Kirche zusammengekommen, um voneinander zu lernen, Erkenntnisse auszutauschen und Bemühungen um die Verbesserung unserer Lehrtätigkeit zu erörtern. Dazu haben wir Religionslehrer aus dem Seminar und Institut, von der BYU, der BYU Idaho, der BYU Hawaii, von BYU Pathway und vom Ensign College zusammengebracht. Insgesamt unterrichten diese Religionslehrer in der gesamten Kirche etwa eine halbe Million junger Erwachsener, zusätzlich zu all den Seminarschülern.

Warum wir eine solche Anstrengung unternehmen, hängt mit dem eigentlichen Zweck des Religionsunterrichts im Bildungswesen der Kirche zusammen. Ich habe schon oft über die besondere Rolle gesprochen, die jede Bildungseinrichtung in diesem System spielt. So habe ich beispielsweise die BYU als einen Botschafter bezeichnet, weil sie dafür zuständig ist, für das Bildungswesen und die Kirche als Organisator, Gastgeber und Vertreter der Wissenschaft aufzutreten. Die BYU Idaho bezeichne ich wegen ihres besonderen Schwerpunkts auf der Lehre als den großen Ausbilder, die BYU Hawaii als unseren Eckpfeiler im Raum Asien-Pazifik, speziell auf dieses Gebiet der Kirche ausgerichtet, und das Ensign College als die Hochschule für Praxisorientierung mit Schwerpunkt auf beruflichen Einstiegsqualifikationen. Und BYU Pathway ist das Tor, das mehr Studierenden als jeder andere unserer Standorte den Zugang zu erschwinglichem und hochwertigem Online-Lernen ermöglicht. Natürlich erreichen wir mit dem Seminar und Institut auch Studenten, die keine Universitäten der Kirche besuchen. Die Programme sind der geistige Anker für junge Erwachsene, unabhängig davon, wo sie ihre Ausbildung erhalten.

Trotz dieser unterschiedlichen Funktionen wirken diese Einrichtungen auf mindestens zweierlei Weise zusammen. Die erste ist der Auftrag des Bildungswesens der Kirche selbst, der darin besteht, Jünger Jesu Christi heranzubilden, die in ihrem Zuhause, in der Kirche und in ihrem Umfeld eine führende Rolle übernehmen können. Unabhängig von ihren unterschiedlichen Funktionen hat jede Einrichtung des Bildungswesens einen gemeinsamen Auftrag, nämlich Jünger zu führen. Genauer gesagt haben wir als Religionslehrer auch eine zusätzliche gemeinsame Verantwortung im Bildungswesen der Kirche. Im Juni 2019 verabschiedete der Bildungsausschuss der Kirche ein Dokument, das die Rolle des Religionsunterrichts im Bildungswesen der Kirche umreißt und oft als Dokument zur Stärkung der religiösen Bildung bezeichnet wird. Dieser klare und richtungsweisende Auftrag kommt direkt vom Bildungsausschuss der Kirche. Im ersten Absatz dieses Dokuments heißt es: „Die religiöse Bildung nimmt einen einzigartigen und bedeutenden Platz im Auftrag jeder Einrichtung ein. … Sie bildet den Kern dessen, was das Ziel einer jeden Einrichtung ist.“ In den Leitlinien zur Stärkung der religiösen Bildung wird ferner das Hauptziel der religiösen Bildung klargestellt: „Das Ziel der religiösen Bildung ist es, das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi aus den heiligen Schriften und Aussagen neuzeitlicher Propheten in einer Weise zu lehren, die jedem Schüler hilft, Glauben an den himmlischen Vater, Jesus Christus, das wiederhergestellte Evangelium und die lebenden Propheten zu entwickeln und diesbezüglich ein Zeugnis zu erlangen, sein Leben lang Jünger zu werden sowie seine Fähigkeit zu stärken, Antworten zu finden, Zweifel auszuräumen und im Glauben zu leben.“ Dieses grundlegende Ziel der religiösen Bildung im Bildungswesen der Kirche ist von zentraler Bedeutung für das, worum es hier heute geht. Wenn wir uns nicht bewusst darauf ausrichten, wird es schwierig, die beträchtlichen Ausgaben zu rechtfertigen, die die Kirche in jeder dieser Einrichtungen tätigt.

Wir sind also heute auch deshalb zusammengekommen, weil wir einen gemeinsamen Auftrag im Bildungswesen und eine gemeinsame Aufgabe als Religionslehrer haben, nämlich das Zeugnis zu fördern und Schülern zu helfen, Jünger zu werden und Antworten auf ihre Fragen und zu ihrem Glauben zu finden. Ich möchte mich auch bei Chad Webb für seine Arbeit bedanken. Bruder Webb leitet das Seminar und Institut der Kirche. Seit zwei Jahren leitet er außerdem das Komitee für Religionsunterricht, in dem Vertreter aus dem gesamten Bildungswesen der Kirche mitwirken. Dass wir uns heute als Religionslehrer im Bildungswesen versammelt haben, ist zu einem großen Teil diesem Ausschuss zu verdanken. Ich möchte auch die Unterstützung durch die jeweiligen Präsidenten der verschiedenen Einrichtungen erwähnen: Präsident Reese, Präsident Meredith, Präsident Kauwe, Präsident Kusch, Präsident Ashton und Bruder Webb. Diese Führungskräfte wurden beauftragt, „in ihrer Einrichtung voranzugehen, was Moral und Geistigkeit betrifft“. Diese Aufforderung wurde bei der Amtseinführung von Präsident Kauwe ausgesprochen und seither bei jeder Amtseinführung im Bildungswesen wiederholt. Hier ein paar Bilder von diesen Amtseinführungen. Hier sehen Sie die von Präsident Kauwe. Die Aufforderung kam von Präsident Holland und wurde dann an Präsident Ashton, an Präsident Reese und zuletzt an Präsident Meredith herangetragen. Es ist also kein Zufall, dass diese Präsidenten heute hier bei uns sind. Sie sind bemerkenswerte Führungspersönlichkeiten, und ich möchte ihnen meine Anerkennung für ihre Führung und ihren Einsatz bei der Eröffnung dieser ersten Konferenz für Religionslehrer aussprechen.

Als Nächstes möchte ich Ihnen einige Hintergrundinformationen zu meiner heutigen Botschaft geben. In meiner jährlichen Ansprache an unsere Religionslehrer in den letzten zwei Jahren habe ich Sie gebeten, sich auf das zu konzentrieren, was der Prophet den jungen Erwachsenen ans Herz legt. Wir weisen auch darauf hin, dass sich die hier aufgeführten Themen mit Sicherheit ändern werden. Diese fünf Themen haben nichts Magisches an sich, aber sie sollten immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden, da wir von Propheten und Aposteln fortlaufend Weisungen erhalten. Dies gilt zumal dann, wenn diese an unsere jungen Erwachsenen gerichtet sind. Es geht nicht darum, diese konkreten Botschaften auswendig zu lernen, sondern darum, dass wir alle lernen, auf lebende Propheten zu hören und unseren Schülern zu helfen, ihre Botschaften umzusetzen.

In diesem Sinne möchte ich mich auf eine dieser jüngsten prophetischen Aussagen beziehen, die mir sehr am Herzen liegt. Präsident Russell M. Nelson hat die jungen Erwachsenen aufgefordert, Verantwortung für ihr Zeugnis zu übernehmen. Wenn Sie dem Propheten folgen wollen, sollten Sie auf zwei Punkte achten. Erstens: Halten Sie Ausschau nach Botschaften, die er wiederholt. Und zweitens: Seien Sie besonders aufmerksam, wenn er uns um etwas bittet. Sie werden beide Muster in der Botschaft von Präsident Nelson erkennen, der in der Andacht für junge Erwachsene im Mai 2022 erstmals über die Verantwortung für das eigene Zeugnis sprach: „Ich bitte euch … inständig: Übernehmt die Verantwortung für euer Zeugnis! Arbeitet daran. Fühlt euch dafür zuständig. Kümmert euch darum. Nährt es, sodass es wächst. Füttert es mit Wahrheit. Verschmutzt es nicht mit falschen Philosophien ungläubiger Männer und Frauen, andernfalls braucht ihr euch nicht zu wundern, weshalb euer Zeugnis schwächer wird. Wenn ihr euer Zeugnis ganz in den Vordergrund rückt, könnt ihr Wunder erwarten.“

Noch im gleichen Jahr, nämlich im Oktober 2022, richtete Präsident Nelson in seiner Ansprache bei der Generalkonferenz einen fast gleichlautenden Aufruf an die gesamte Kirche: „Ich [gebe] den Mitgliedern der gesamten Kirche denselben Auftrag wie den jungen Erwachsenen im Mai. Ich habe ihnen ans Herz gelegt – und ich bitte nun Sie –, Verantwortung für Ihr Zeugnis von Jesus Christus und seinem Evangelium zu übernehmen. Arbeiten Sie daran. Nähren Sie es, sodass es wächst. Füttern Sie es mit Wahrheit. Verschmutzen Sie es nicht mit falschen Philosophien ungläubiger Männer und Frauen. Wenn Sie das beständige Stärken Ihres Zeugnisses von Jesus Christus ganz in den Vordergrund rücken, können Sie Wunder erwarten.“

Angesichts der wiederholten Aufforderung von Präsident Nelson, Verantwortung für unser Zeugnis zu übernehmen, möchte ich etwas über den Weg zu meinem Zeugnis erzählen. Dieser Bericht wird sehr persönlich sein, und obwohl ich ihn aufgeschrieben habe, hoffe ich, Ihnen das Gefühl vermitteln zu können, in einem weniger formellen Rahmen zusammenzusitzen. Jeder von uns hat auf ganz eigene Weise zum Glauben gefunden. So ergeht es auch unseren Schülern. Heute erzähle ich von einigen meiner Erfahrungen. Der Weg zu meinem Zeugnis begann in einer ungewöhnlichen Umgebung. Ich bin in Scottsdale in Arizona aufgewachsen, einem Ort, an dem es kaum Heilige der Letzten Tage gab. Bei einem Wettlauf an der Highschool bereitete ich mich gerade auf mein Rennen vor, als ich auf der anderen Seite der Strecke Bruder Butler, meinen JM-Leiter, sah. Es war sehr merkwürdig, dass er dort war. Wir hatten nicht viel gemeinsam. Ich wusste, dass er normalerweise nicht zu Laufveranstaltungen kam. Da gab mir der Geist zu verstehen: „Clark, diese Kirche ist wahr, sonst wäre er nicht hier. Es muss irgendetwas Tieferes in seinem Glauben sein, was ihn dazu bewegt, dich zu unterstützen.“ Das war alles. Das ereignete sich nicht, als ich über den heiligen Schriften brütete oder in einer Zeugnisversammlung saß. Es waren einfach die Früchte des hingebungsvollen Dienstes eines Menschen. Ich kann heute noch so deutlich wie damals empfinden, was für ein Gefühl das war.

Ein oder zwei Jahre später wurde ich in die Japan-Mission Kobe berufen. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Tag in der Missionarsschule. Es war so aufregend, Mitarbeiter zu treffen, Lehrer kennenzulernen und das Gefühl der gebündelten Stärke aus der ganzen Welt zu erleben. Aber als der Wecker am nächsten Morgen um 6 Uhr klingelte, wurde ich kaum wach, und mich überkam einen Augenblick lang Panik. Ich fragte mich: „Wie in aller Welt soll ich das schaffen? Ich weiß nicht, ob ich in den nächsten zwei Jahren jeden Tag so früh aufstehen, geschweige denn eine so schwierige Sprache wie Japanisch lernen kann.“ Plötzlich wurde mir klar, dass die Tatsache, dass mein JM-Leiter zu meinem Wettlauf gekommen war, mir nicht ausreichen würde, um zwei Jahre lang durchzuhalten. Ich musste tiefere Erkenntnis erlangen, und dieses Zeugnis musste im Evangelium selbst verankert sein. Ich begann, jeden Morgen ernsthaft im Buch Mormon zu lesen. Der Wecker klingelte um 6 Uhr morgens, und ich kroch an den Schreibtisch in der Missionarsschule, auf den Drehstuhl unter dem grellen Neonlicht und las und studierte das Buch Mormon. Als ich am Ende angelangt war, las ich die Verheißung in Moroni 10:3-5 im Buch Mormon. Ich kannte diese Schriftstelle noch aus meiner Zeit als junger Seminarschüler. Ich kniete im Gebet nieder und bat um eine Bestätigung meines Glaubens. Aber als ich den Herrn befragte, geschah zunächst nichts. Ich war sehr enttäuscht. Ich kletterte zurück auf meinen Stuhl und stellte fest, dass ich nur noch zwei Seiten vom Ende des Buches Mormon entfernt war. Ich beschloss, es zumindest zu beenden. Drei Verse vor Ende von Moroni 10 las ich in Moroni 10:32 diese Worte: „Ja, kommt zu Christus, und werdet in ihm vollkommen, und verzichtet auf alles Ungöttliche, und wenn ihr auf alles Ungöttliche verzichtet und Gott mit all eurer Macht, ganzem Sinn und aller Kraft liebt, dann ist seine Gnade …“ Ich kann kaum lesen. Mir kommen die Tränen. Tut mir leid. „Dann ist seine Gnade ausreichend für euch, damit ihr durch seine Gnade in Christus vollkommen seiet.“ Als ich diesen Vers las, überkamen mich Licht und Klarheit. Ich konnte es nicht leugnen. Es war erhebend und warm, und es erfüllte mich ganz und gar. In diesem Moment wusste ich, dass das Buch Mormon wahr ist und dass es den Zweck hat, zu bezeugen, dass Jesus der Messias ist.

Mit diesem machtvollen Zeugnis reiste ich nach Japan. Ich hatte auch weiterhin Erlebnisse, die mein Zeugnis aufbauten, aber nichts war so tiefgreifend wie jener Morgen an der Missionarsschule. Dann, an einem sehr regnerischen Abend, als wir uns gerade bettfertig machten, klopfte es an der Tür. Wir schauten einander an. Unsere Wohnung befand sich im Hinterhof des Missionsheims. Etwas erschrocken darüber, dass jemand so spät abends zu uns kam, ging ich zur Tür hinaus und sah meinen Missionspräsidenten mit einem Regenschirm auf der Türschwelle stehen. Er sagte: „Gilbert Chōrō, Elder Gilbert, ziehen Sie sich an. Wir gehen zu Elder Matsuo.“ Der Vater von Elder Matsuo hatte Krebs und lag im Sterben. Sofort hatte ich eine Vermutung, was geschehen sein musste. Doch als ich in das Fahrzeug der Mission einstieg, erklärte mir Präsident Matsumori, dass die Mutter des Missionars an diesem Tag bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Dann sagte er: „Beten Sie, dass wir Einfühlungsvermögen zeigen und erkennen, was diesen Missionar trösten wird.“ Ich fühlte mich ziemlich überfordert und unzulänglich. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die Scheibenwischer hin und her gingen, während wir schweigend fuhren. Plötzlich brachte mir der Geist Alma 7:12 in den Sinn: „Und er wird dessen Schwächen auf sich nehmen, auf dass sein Inneres von Barmherzigkeit erfüllt sei gemäß dem Fleische, damit er gemäß dem Fleische wisse, wie er seinem Volk beistehen könne gemäß dessen Schwächen.“ Ich wusste, dass uns das Sühnopfer Jesu Christi ermöglichte, Sünde zu überwinden. Ich wusste, dass wir dank Christus auferstehen und wieder leben konnten. Aber in dieser Nacht auf der Autobahn in Osaka lernte ich, dass Jesus Christus uns auch in unseren Kämpfen und in unserem Leid trösten kann, wenn das Leben nicht gerecht ist. Ich wusste nicht, was der junge Missionar durchmachte, aber durch das Wunder des Sühnopfers gab es jemanden, der es wusste. In dieser Nacht, ein Jahr nach Beginn meiner Mission, bezeugte mir der Geist noch einmal eindringlich, dass das Buch Mormon wahr ist und den Zweck hat, zu bezeugen, dass Jesus der Messias ist.

Ich kehrte von meiner Mission zurück und heiratete Christine im Salt-Lake-Tempel. Wir zogen nach Kalifornien und irgendwann dann nach Boston. Ich erhielt immer wieder stille Bestätigungen meines Zeugnisses, aber nie etwas so Tiefgreifendes wie an jenem Morgen in der Missionarsschule oder in jener Nacht auf der Autobahn in Osaka. Dann, eines Sonntags, erhielt ich ein starkes, aber unerwartetes Zeugnis des Geistes. Ich beschäftigte mich mit einem Abschnitt der heiligen Schriften, den die meisten Menschen eher nicht heranziehen würden, um ihr Zeugnis zu vertiefen. In einem Unterricht in der Kirche zu Alma 30 ging es um etwas, was ich als die Lehre von Korihor bezeichnen möchte: Korihor leugnet den Christus, versucht, die Menschen von ihrer Verantwortung für ihre Entscheidungen freizusprechen, und verkündet, dass wir allein durch unsere Begabung gerettet werden. Er baut vollkommen auf etwas, was wir heute als moralischen Relativismus bezeichnen würden. Korihor setzt auch den Glauben anderer hartnäckig als die törichten Überlieferungen ihrer Väter herab. Als der Sonntagsschullehrer die Lektion durchging, begann ich darüber nachzudenken, dass Joseph Smith, wenn er das Buch Mormon selbst verfasst hätte, mit Korihor eine seltsame Figur darin aufgenommen hätte. Joseph lebte in einer Zeit religiösen Eifers, in der die Menschen an Jesus Christus glaubten. Wahrscheinlich war er noch nie jemandem begegnet, der so energisch eine antichristliche Lehre vertrat wie Korihor oder auch Nehor oder Scherem, die alle im Buch Mormon erwähnt werden. Aber wir wissen, dass das Buch Mormon für unsere Zeit geschrieben wurde. Ich kannte diese Argumente von den Menschen, denen ich so häufig im akademischen Umfeld von Cambridge in Massachusetts begegnet war. Als ich mitten in einer Sonntagsschulklasse über diese Besonderheit nachdachte und schon ein tiefes Zeugnis vom Buch Mormon hatte, sagte der Geist zu mir: „Clark, das Buch Mormon ist wahr, und es hat den Zweck, zu bezeugen, dass Jesus der Messias ist.“

Solche Erfahrungen zogen sich durch mein ganzes Leben. Einmal betete ich im Tempel für meine Jugendlichen in der Innenstadt von Boston. Als ich die Worte in Mosia 3:17 las, ließ mich der Geist wissen, dass ich diesen jungen Männern nur durch Jesus Christus aus ihrer Lage helfen konnte. Als ich mich einmal mit Alma 36 beschäftigte, lernte ich etwas über den Chiasmus, der sich durch das gesamte Kapitel zieht und dessen Dreh- und Angelpunkt die Erlösung von Alma dem Jüngeren ist. Bemerkenswerterweise schien es, dass jedes Mal, wenn ich ein Zeugnis vom Buch Mormon erhielt, dieses mit einem Zeugnis von Jesus Christus einherging. So war es auch auf der Schwesternversammlung der Generalkonferenz im Oktober 2018. Präsident Nelson forderte die Schwestern der Kirche in dieser Versammlung auf, das Buch Mormon bis zum Ende des Jahres zu lesen, mit dem zusätzlichen Hinweis, sie sollten jede Erwähnung des Erretters, jeden Vers im Buch Mormon, in dem Bezug auf den Erretter genommen wird, markieren. Da ich meine Frau und meine sechs Töchter unterstützen wollte, kam auch ich dieser Aufforderung nach. Ich hatte gerade dieses Exemplar des Buches Mormon erhalten. Es war nagelneu. Ich habe jeden Hinweis auf den Erretter darin markiert. Seite um Seite fanden sich Verweise auf Jesus Christus, alle mit einem roten Stift markiert. Im Alter von 48 Jahren, als ich bereits ein tiefes Zeugnis vom Buch Mormon und vom Erretter hatte, bezeugte mir der Geist in jenem Herbst jeden Morgen, wenn ich die Seiten dieses Buches las, erneut: „Clark, dieses Buch ist wahr, und es hat den Zweck, zu bezeugen, dass Jesus der Messias ist.“

Um auf die Botschaft von Präsident Nelson und das Zitat zurückzukommen, das ich vorhin angeführt habe: „Ich bitte euch … inständig: Übernehmt die Verantwortung für euer Zeugnis! Arbeitet daran. Fühlt euch dafür zuständig. Kümmert euch darum. Nährt es, sodass es wächst. Füttert es mit Wahrheit. Verschmutzt es nicht mit falschen Philosophien ungläubiger Männer und Frauen, andernfalls braucht ihr euch nicht zu wundern, weshalb euer Zeugnis schwächer wird. … Wenn ihr euer Zeugnis ganz in den Vordergrund rückt, könnt ihr Wunder erwarten.“ Ich bin Zeuge dieser Wunder. Ich bin auf so vielfältige Weise gesegnet worden, weil ich mein Zeugnis mein Leben lang zu einer Priorität gemacht habe.

Brüder und Schwestern, als Religionslehrer müssen wir unseren Schülern helfen, Verantwortung für ihr Zeugnis zu übernehmen. Ich möchte auf fünf Möglichkeiten eingehen, wie wir unseren Schüler nahebringen können, Verantwortung für ihr Zeugnis zu übernehmen. Helfen Sie ihnen erstens zu lernen, ihre Entscheidungsfreiheit auszuüben. Bringen Sie ihnen zweitens bei, ein Licht für andere zu sein, insbesondere für diejenigen, die Probleme haben. Drittens sollen sie voll Glauben Fragen stellen. Viertens sollen sie sich an Quellen halten, die voller Wahrheit sind. Und fünftens sollen sie sich auf den Heiligen Geist verlassen.

Zuerst müssen wir den Schülern vermitteln, dass man seine Entscheidungsfreiheit bewusst ausüben muss, um sich ein Zeugnis zu erarbeiten. C. S. Lewis zitierte häufig die Aussage: „Der längste Umweg ist der kürzeste Weg nach Hause.“ Es erfordert Arbeit, den Glauben und die Nachfolge als Jünger zu vertiefen. Das ist eine bewusste Handlung. Alma lehrt, dass wir uns voll und ganz darauf konzentrieren müssen, ein Zeugnis aufzubauen: „Aber siehe, wenn ihr eure Geisteskraft weckt und aufrüttelt, um mit meinen Worten auch nur einen Versuch zu machen, und einen Funken Glauben ausübt, ja, selbst wenn ihr euch nur wünschen könnt, zu glauben, dann lasst diesen Wunsch in euch wirken, ja, bis ihr auf eine Weise glaubt, dass ihr einem Teil meiner Worte Raum geben könnt.“

Der zweite Grundsatz, den wir den Schülern an die Hand geben können, um ihnen zu helfen, die Verantwortung für ihr Zeugnis zu übernehmen, besteht darin, ein Licht für andere zu sein, und das hauptsächlich wohl für diejenigen, die Probleme haben. Diese Generation sorgt sich sehr um Gleichaltrige und um diejenigen, die vor Herausforderungen stehen. Präsident Nelson hält uns an, niemanden zu verurteilen, weil er Probleme hat.

„Falls Freunde oder Angehörige der Kirche den Rücken zukehren, dann liebt sie weiterhin. Euch steht kein Urteil über die Entscheidungen eines anderen zu, so wie auch ihr nicht dafür kritisiert werden solltet, dass ihr der Kirche treu bleibt.

Bitte hört mir jetzt genau zu: Lasst euch nicht von denen auf Abwege führen, deren Zweifel von etwas genährt werden, was ihr nicht seht.“

Skepsis und Zweifel mögen ansteckend sein, aber das gilt ebenso für Glauben und Hoffnung. Präsident Nelson sagte weiter:

„Und lasst eure skeptischen Freunde vor allem merken, wie sehr ihr den Herrn und sein Evangelium liebt. Überrascht ihr zweifelndes Herz mit eurem glaubensvollen Herzen!

Wenn ihr die Verantwortung für euer Zeugnis übernehmt und dafür sorgt, dass es wächst, werdet ihr in den Händen des Herrn ein machtvolleres Werkzeug.“

Gerade bei diesem letzten Punkt, nämlich unsere Schüler darin zu bestärken, ein Werkzeug und eine Hilfe für den Herrn zu sein, haben wir meines Erachtens eine große Chance, jungen Erwachsenen mit ihrem Zeugnis zu helfen. Bringen Sie ihnen bei, ein Licht zu sein. Bringen Sie ihnen bei, ein Freund zu sein. Bringen Sie ihnen bei, anderen eine Hilfe zu sein. Und bringen Sie denjenigen, die noch nicht zum Glauben gefunden haben, bei, anderen zu dienen. Oft entsteht ein Zeugnis, wenn man anderen dient. Mein Zeugnis, das ich im Boston-Tempel erhielt, nämlich dass Christus die Antwort für meine Jugendlichen war, kam, weil ich alles Erdenkliche unternahm, um zu helfen. Bringen Sie unseren Schülern bei, ein Licht zu sein, dann wird ihr Zeugnis wachsen.

Natürlich vertreten wir auch die Auffassung, dass es in Ordnung ist, Fragen zu haben. Elder Renlund wird heute Abend näher auf dieses Thema eingehen. Präsident Nelson hat erklärt: „Wenn ihr Fragen habt – und ich hoffe, ihr habt welche –, dann forscht nach Antworten im innigen Wunsch, glauben zu können.“ Präsident Jeffrey R. Holland hat jedoch darauf hingewiesen: „Manchmal verhalten wir uns so, als zeige der ehrliche Ausdruck von Zweifel größeren sittlichen Mut als der ehrliche Ausdruck von Glauben. Das stimmt nicht!“ Als der Vater des leidgeprüften Kindes den Erretter anflehte: „Herr, ich glaube; hilf meinem Unglauben“, zeigte er den Wunsch, zu glauben. Ich lernte etwas als Jugendlicher, als ich meinem Vater ein Glaubensproblem vortrug und dachte, ich wäre so schlau und hätte mir etwas einfallen lassen, woran er nie gedacht hatte. Mit 15 Jahren war ich schlauer als mein Vater, der immer jede Auseinandersetzung gewann. Und jetzt hatte ich eine knifflige Frage an ihn. Anstatt meine Frage zu beantworten, sagte er einfach: „Clark, diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Und ich habe zwei Stapel von Fragen: einen Stapel mit dem, was ich weiß, und einen mit dem, was schwer zu verstehen scheint. Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass der Stapel mit dem, was ich weiß, immer größer wird, während der Stapel mit dem, was ich nicht weiß, immer kleiner wird.“

Wenn Sie voll Glauben vorwärtsgehen, garantiere ich Ihnen, dass es tatsächlich so sein wird. Das heißt nicht, dass wir nicht auf die Fragen und Sorgen der Menschen eingehen, aber wir helfen ihnen, voll Glauben voranzugehen. Das ist es, was Elder Larry Corbridge in seiner Andacht an der BYU wohl meinte, als er die Studenten hier auf dem Campus aufforderte, sich auf die vorrangigen Fragen zu konzentrieren und die zweitrangigen Fragen nach und nach zu lösen. Präsident Nelson weist uns immer wieder darauf hin, dass wir uns beim Aufbau eines Zeugnisses außerdem an Quellen halten sollen, die voller Wahrheit sind. „Füttert [euer Zeugnis] mit Wahrheit. … Verschmutzt es nicht mit falschen Philosophien ungläubiger Männer und Frauen, andernfalls braucht ihr euch nicht zu wundern, weshalb euer Zeugnis schwächer wird.“ Einige junge Erwachsene meinen, dass der einzige Weg zu einem starken Glauben darin bestehe, sich an die Kritiker und Feinde der Kirche zu wenden. Dadurch solle ein Zeugnis irgendwie widerstandsfähiger werden. In solchen Fällen sollten wir unseren Schülern helfen, die Aufrichtigkeit ihrer Absichten zu prüfen. Korihor, Nehor und Scherem versuchten nicht, ihre Anhänger zu erbauen, sondern wollten lediglich ihre eigenen Fehlentscheidungen rechtfertigen und ihre eigenen Ziele verfolgen. Bringen Sie Ihren Schülern bei, dass „manche Quellen … sogar darauf ausgelegt sein [können], Misstrauen, Angst und Zweifel zu schüren“. Helfen Sie ihnen, sich an die lebenden Propheten, an die heiligen Schriften und an vertrauenswürdige Führer der Kirche zu halten.

Eine der wichtigsten Quellen der Wahrheit, an die wir uns halten können, ist der Heilige Geist. Machen Sie die Schüler darauf aufmerksam, wie sie sich fühlen, wenn der Heilige Geist anwesend ist, und wie er sich zurückzieht, wenn Wahrheit falsch dargestellt wird. Eine prägende Erfahrung zu diesem Thema hatte ich kürzlich in einer Frage-Antwort-Runde mit Präsident Henry B. Eyring und Präsident Keoni Kauwe an der BYU Hawaii. Ein Student fragte uns, wann sie den Heiligen Geist brauchen würden. Nachdem Präsident Eyring die Aussage von Präsident Nelson zitiert hatte, dass es „in künftigen Tagen nicht möglich sein [werde], ohne den führenden, leitenden, tröstenden steten Einfluss des Heiligen Geistes geistig zu überleben“, bat er mich, auf die Frage des Studenten einzugehen. Diese Frage hatte ich als Präsident der BYU Idaho schon hunderte Male beantwortet. Ich erwiderte, dass die Studenten den Heiligen Geist brauchen würden, wenn sie Entscheidungen darüber treffen, was sie studieren, mit wem sie ausgehen, wo sie wohnen, welchen Job sie annehmen – und bei so vielen anderen Entscheidungen für ihr Leben, die unsere jungen Erwachsenen treffen müssen. Präsident Eyring bat den Studenten daraufhin, die Aussage von Präsident Nelson noch einmal zu lesen. Diesmal hielt dieser bei dem Wort überleben inne. Präsident Eyring stellte klar, dass der Prophet das Wort überleben ganz bewusst gewählt habe. Er erklärte, dass die Studenten in einer Zeit lebten, in der der Widersacher die Wahrheit so geschickt verdrehe, dass sie, wenn sie nicht den Heiligen Geist hätten, in Bezug auf die grundlegendsten Wahrheiten des Evangeliums getäuscht würden. In seiner Ansprache „Denken Sie celestial!“ verkündet Präsident Nelson: „Die Täuschungen des Satans nehmen kein Ende. Bitte wappnen Sie sich dagegen. Nehmen Sie nie Rat von denen an, die nicht glauben. Lassen Sie sich von den Stimmen führen, denen Sie vertrauen können – von Propheten, Sehern und Offenbarern und von den Einflüsterungen des Heiligen Geistes.“

Brüder und Schwestern, bringen wir unseren Schülern bei, die Verantwortung für ihr Zeugnis zu übernehmen. Bringen Sie ihnen bei, daran zu arbeiten, sich dafür zuständig zu fühlen, sich darum zu kümmern und es zu nähren, sodass es wächst. Zu diesem Zweck sollten wir ihnen beibringen, ihre Entscheidungsfreiheit auszuüben, ein Licht für andere zu sein, voll Glauben Fragen zu stellen, sich an Quellen zu halten, die voller Wahrheit sind, und zu lernen, sich auf den Heiligen Geist zu verlassen. Die Richtlinie zur Stärkung der religiösen Bildung erlegt uns die Verantwortung auf, dies mit Überzeugung zu tun. Ihre Anstrengungen zeigen Wirkung. Glauben Sie nicht die Geschichten, die Außenstehende Ihnen weismachen wollen. Die Zahl der jungen Erwachsenen, die das Institut besuchen, ist rekordverdächtig. Die Zahl der jungen Erwachsenen, die Schulen der Kirche besuchen, ist so hoch wie nie zuvor. In der gesamten Kirche erhebt sich eine Welle des Glaubens, selbst in diesen schwierigen Zeiten. Unsere Schüler lernen, die Verantwortung für ihr Zeugnis zu übernehmen, und sie kommen Jesus Christus immer näher. Ich habe ein Zeugnis von unserem Erretter. Ich weiß, dass das Buch Mormon wahr ist. Und ich bezeuge, dass sein Zweck darin besteht, zu bezeugen, dass Jesus der Messias ist. Laden wir unsere Schüler ein, dieselben Wahrheiten zu erkennen. Im Namen Jesu Christi. Amen.