2023
Ein Lied und eine Entscheidung
Juni 2023


„Ein Lied und eine Entscheidung“, Unser Freund, Juni 2023, Seite 10f.

Ein Lied und eine Entscheidung

Maddie fühlte sich viel besser, als sie ihren Freunden beim Tanzen zusah.

Diese Geschichte spielt in den USA.

Ein Mädchen sieht seinen Freunden beim Tanzen zu

Maddie steckte ihre Tanzschuhe ein. Gerade war die Tanz-AG vorbei. Zeit fürs Mittagessen! Ihre Freundin Ashlynn wartete an der Tür.

„Wie findest du das neue Lied?“, fragte Maddie auf dem Weg zur Schulkantine. Die AG hatte in diesem Schuljahr noch eine Vorführung und studierte dafür ein neues Lied ein. Alle Familien würden zuschauen.

„Ich finde es ganz okay“, meinte Ashlynn.

„Aber ein paar Textstellen sind irgendwie komisch“, erwiderte Maddie. „Mir gefällt das Lied nicht.“

Maddie war sich sicher, dass sie sich nicht wohlfühlen würde, wenn ihre Eltern und ihre kleine Schwester sahen, wie sie zu so einem Lied tanzte.

Ashlynn zuckte mit den Schultern. „Also mein Bruder findet das Lied cool. Er hört das rauf und runter!“

„Oh.“ Maddie sah zu Boden.

Das Lied ging Maddie den ganzen Tag lang nicht aus dem Kopf. Ihr gefiel nicht, wie sie sich dabei fühlte. Aber für Ashlynn war es ja auch kein Problem – vielleicht war es dann in Ordnung?

Maddie musste daran denken, als sie beim Familienabend über Musik gesprochen hatten. Mama hatte gesagt, gute Musik trage dazu bei, dass man den Heiligen Geist spüren kann. Lieder mit schlechtem Text hingegen würden es schwieriger machen, den Geist zu spüren. Ob der Heilige Geist ihr gerade mitteilte, dass dieses Lied nicht gut war?

Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Schimpfwörter kamen keine vor. War das Lied trotzdem schlecht?

Daheim erzählte Maddie ihrer Mutter von dem Lied.

„Kannst du dir mal den Text durchlesen?“, fragte Maddie. „Was denkst du darüber?“

Sie suchten im Internet nach dem Liedtext. Maddie achtete auf Mamas Gesichtsausdruck, als diese den Text las.

Mama runzelte die Stirn. „Ich kann verstehen, warum dir das Lied nicht gefällt“, sagte sie. „Es gibt zwar keine schlimmen Ausdrücke, aber es ist trotzdem kein Lied, zu dem Viertklässler tanzen sollten. Ich spreche morgen mal mit deiner Lehrerin!“

Am nächsten Tag sprach Mama in der Schule mit Mrs. Slater, die die Tanz-AG leitete. Maddie fürchtete, ihre Lehrerin könne verärgert sein, aber dem war nicht so. Mrs. Slater sagte, sie verstehe, warum das Lied Mama nicht gefalle. Es sei aber zu spät und das Lied könne nicht mehr geändert werden.

„Maddie braucht aber bei dem Lied nicht mitzutanzen“, meinte Mrs. Slater. „Sie kann dann einfach aussetzen!“

Ganz alleine aussetzen? Das klang nicht gut. Maddie fragte Ashlynn, ob sie gemeinsam mit ihr bei dem Lied aussetzen würde. Ashlynn war einverstanden!

Am Tag der Vorführung traf Maddie im Flur auf Ashlynn.

„Ich bin so froh, dass du bei dem Lied mit mir aussetzt!“, sagte Maddie lächelnd.

Ashlynn lächelte allerdings nicht. „Ich setze doch nicht aus“, sagte sie und rückte sich den Rock zurecht. „Ich tanze mit.“

Maddie fühlte sich elend. Sie wollte nicht ganz alleine aussetzen! Aber sie fühlte sich bei dem Lied nach wie vor nicht wohl.

Bei dem ersten Lied stellte sich Maddie mit den anderen auf. Dann war das nächste Lied an der Reihe.

Maddies Herz klopfte schneller. Sie sprach in Gedanken ein kurzes Gebet. Dann holte sie tief Luft, verschwand von der Bühne und setzte sich neben den Vorhang.

Als Maddie nicht mehr auf der Bühne stand, ging es ihr gleich besser. Sie sah ihren Freunden beim Tanzen zu. Als das Lied zu Ende war, klatschte sie. Sie war glücklich und hatte ein warmes Gefühl.

Maddie lächelte. Es war zwar nicht so schön, ganz alleine nicht mitzumachen, aber es war ein gutes Gefühl, dass sie auf den Heiligen Geist gehört hatte.

Geschichte (PDF)

Illustration von Susana Gurrea