Für eine starke Jugend
Was wahre Betreuung zuwege bringt
Oktober 2024


Was wahre Betreuung zuwege bringt

Amelia war sich nicht sicher, ob sie sich in der Kirche zugehörig fühlen würde. Jetzt ist sie so froh, dass die Mitglieder auf sie zugegangen sind.

Eine Jugendliche

Fotos von Daniel Scott

Amelia, eine Jugendliche aus Neuseeland, war sieben Jahre lang nie in der Kirche gewesen.

Bei der Scheidung ihrer Eltern geriet das Leben von Amelias Familie aus den Fugen, und sie wollten nicht mehr zur Kirche gehen. „Wir bekamen von niemandem Unterstützung“, erinnert sich Amelia.

Doch sieben Jahre später beschloss Amelias Mutter eines Sonntags, es doch noch einmal zu versuchen und zur Kirche zu gehen. Es gefiel ihr gut, also lud sie ihre Töchter ein, wieder mit ihr zur Kirche zu kommen. Amelia dachte sich: „Zu verlieren habe ich dabei ja nichts.“

„Schön, dass du da bist!“

„Am Anfang war ich ein bisschen nervös“, erzählt Amelia. „Ich hatte ja nicht gerade ein gutes Verhältnis zur Kirche.“

Aber sie wollte der Einladung ihrer Mutter nachkommen, und das war gut so. „Als ich die Kirche betrat, sagten die Leute so etwas wie: ,Bist du zum ersten Mal hier?‘, ,Willkommen in unserer Kirche‘ und ,Schön, dass du da bist!‘“, erinnert sich Amelia.

„Niemand hat mir die kalte Schulter gezeigt. Alle waren ausgesprochen nett.“

Junge Damen in der Kirche

Doch als Amelia sich in der Kirche weiter umsah, kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht doch nicht dazugehöre. „Ich fing an, mich von den anderen zurückzuziehen, weil ich Vergleiche zwischen mir und den anderen Jugendlichen anstellte“, erklärt Amelia. „Die wussten so viel und kannten einfach jeden. Viele Jugendliche in meiner Gemeinde sind auch miteinander verwandt oder sind seit ihrer Kindheit eng befreundet, sodass sie sich untereinander gut zu kennen schienen“, erzählt sie weiter.

Jugendliche mit den heiligen Schriften

Nach der Abendmahlsversammlung kam der Bischof auf Amelia zu und begrüßte sie: „Hallo, ich bin Bischof Watts. Ich würde mich freuen, wenn ich dich den anderen vorstellen dürfte.“ Er brachte sie ins Klassenzimmer der Jungen Damen und stellte sie den anderen Mädchen vor. „Das war für mich ganz wichtig, denn es schenkte mir einen Funken Hoffnung, dass sich dort um mich doch auch eine Gemeinschaft bildet“, erklärt Amelia.

Und das motivierte sie, am nächsten Sonntag wieder in die Kirche zu gehen.

Junge Damen

Freundlichkeit war die wichtigste Lektion

Am nächsten Sonntag lernte Amelia India, die Tochter des Bischofs, kennen. India begrüßte sie mit: „Hallo, ich hab dich neulich gesehen. Ich heiße India. Wie schön, dich kennenzulernen.“

An diesem Tag wurde in der Klasse über ein Thema gesprochen, mit dem Amelia damals gar nichts anfangen konnte. India beugte sich zu ihr und fragte: „Weißt du, worum es geht?“ Amelia verneinte. Also erklärte India ihr einiges zu den Hauptpunkten.

„Ich kann mich jetzt gar nicht mehr an das Thema erinnern, aber ich weiß noch, dass ihr aufgefallen ist, dass ich dabei Hilfe brauche“, erzählt Amelia. „Ihre Freundlichkeit mir gegenüber war die wichtigste Lektion dieses Tages.“

Junge Damen in der Küche

India brachte Amelia alles über die Kirche bei, was sie konnte, und sie half Amelia, auf ihre Fragen Antwort zu finden. In den ersten Wochen und Monaten war sie für Amelia so etwas wie eine Fremdenführerin. „Sie wusste immer genau, was sie sagen sollte“, erinnert sich Amelia. „Das war das Geistigste, was ich seit Jahren erlebt hatte.“

Als Amelia damals versuchte, sich in die Gemeinschaft einzufügen, versicherte ihr India immer wieder, dass niemand sie verurteile, weil sie neu in der Kirche sei. „Durch India war es kein Problem mehr für mich, dort neu zu sein“, sagt Amelia.

Junge Damen in der Kirche

Amelia erzählte India ein wenig von ihren familiären Problemen und dass ihr Vater vor der Scheidung ihrer Eltern immer wieder die Beherrschung verloren hatte. „India war der erste Mensch aus dem kirchlichen Umfeld, dem ich überhaupt vertraute“, berichtet Amelia. „Ich weiß, dass der Vater im Himmel Wunder vollbringt, denn immer, wenn ich mit India gesprochen habe, sagte sie etwas, was mir weitergeholfen hat. Sie sorgte dafür, dass ich mich nie allein fühlte.“

Amelia erzählt, dass India ihr versicherte, sie könne wieder auf den Weg zurückkehren, den der Vater im Himmel für sie vorgesehen hat. „Ich glaube nicht, dass ich ohne India oder Bischof Watts wirklich zur Kirche zurückgekommen wäre“, sagt Amelia.

Junge Damen

India (links) half Amelia, sich in der Kirche wieder herzlich aufgenommen zu fühlen

Auf andere zugehen – darum geht’s!

Die Freundschaft zu India hat Amelia geholfen, dem Erretter näherzukommen. „Als ich zur Kirche zurückkam, war ich mir nicht sicher, wie ich zu Jesus Christus eine Beziehung aufbauen sollte. India erklärte mir, dass ich, auch wenn ich den Erretter nicht sehen kann, dennoch seine Liebe, seinen Einfluss und seine Wunder spüre“, erklärt Amelia. „Sie hat mir christliche Liebe entgegengebracht. Jetzt möchte auch ich für jemanden das sein, was India für mich war. Ich will für jemanden da sein, wenn er oder sie mich braucht.“

Amelia ist der Meinung, dass Betreuung mehr bedeutet, als einen Auftrag anzunehmen – es geht darum, auf Menschen zuzugehen. „Es geht darum, dass man, wenn man jemanden in einer schwierigen Situation sieht, nicht darauf wartet, dass er um Hilfe bittet, sondern dass man da ist und sich einbringt“, sagt Amelia. „India und Bischof Watts haben mir geholfen, als ich verunsichert war, weil ich niemanden kannte. Jetzt, wo ich in der Gemeinschaft angekommen bin, bin ich so froh, dass damals jemand auf mich zugegangen ist.“

Eine Jugendliche liest in den heiligen Schriften

Amelia möchte, dass andere Jugendliche wissen: Selbst wenn sie mal das Gefühl haben, nicht dazuzugehören, haben der Vater im Himmel und Jesus Christus sie lieb. „Wenn du das Gefühl hast, nicht gut genug zu sein oder nicht in diese Kirche zu passen, dann halte dir vor Augen, dass sie doch auch für dich der richtige Ort ist“, sagt sie.

„Du kannst jederzeit zurückkommen.“