Wir sind nie allein
„Welche Macht, welche Güte, welches Mitleid hat der Herr unser Vorbild - gezeigt! Auch wir können anderen helfen, wenn wir seinem Beispiel nacheifern.”
Dieser Sonntag soll ein Tag der Danksagung, der Dankbarkeit sein - und ein Tag des Betens. Wir sinnen nach, wir machen uns die Segnungen bewußt, die der allweise Vater im Himmel uns, seinen Kindern, geschenkt hat, indem er auf dem Schlachtfeld hat Frieden einkehren lassen und so viele Menschen auf dieser wunderbaren Welt tröstet, die unsere Heimat ist. Heute knien sich die Menschen nieder; die Kirchenglocken läuten; den Menschen wird das Herz weit, und sie hören die frohe Botschaft, die verkündet wird, nämlich: „Wir danken unserem Gott”. In den Vereinigten Staaten von Amerika verleihen ein dankbares Volk und ein dankbarer Präsident den Gefühlen Ausdruck, die alle Menschen auf der Welt empfinden: Danke für den Frieden.
Wer kann die bewegenden Bilder vergessen, wo ein Ehemann und Vater sich von seiner weinenden Frau und seinen verwirrten Kindern verabschiedet? Solche Bilder hat es in den Nachrichten und den Zeitungen viele gegeben. Die Kinder weinten, obwohl sie nicht wußten warum. Die Frauen weinten, weil sie um die Gefahr, die Einsamkeit und die Furcht wußten, denen ihr Mann entgegenging.
Winkend und mit einem irgendwie gezwungen wirkenden Lächeln zogen die Soldaten und Soldatinnen in den Krieg. Ihre Abschiedsworte haben uns einen Blick in ihr tiefstes Inneres geschenkt: „Ich liebe mein Land”, „Ich bin stolz darauf, Soldat zu sein”, „Ich bin bestimmt bald wieder zu Hause”, „Mach dir doch bitte keine Sorgen”.
Aber die Zurückgebliebenen haben sich doch Sorgen gemacht. Das unablässige Bombardement und die Berichte darüber in Presse und Fernsehen haben die bange Frage aufkommen lassen: „War der Pilot, der abgeschossen worden ist, mein Mann?” „War der Navigationsoffizier, der in Gefangenschaft geraten ist, mein Sohn?”
In ihrem klassischen Gedicht: „Das Jahrestor” hat M. Louise Haskins die Empfindungen aller Menschen zusammengefaßt, die unter dem Krieg zu leiden hatten und sich Sorgen um ihre Angehörigen machen mußten. Aus ihren Worten können wir Trost schöpfen:
Ich bat den Wächter, der am Jahrestor stand:
„ Gib mir ein Licht, damit ich sicher
in das Ungewisse schreiten kann.”
Er aber antwortete:
„Geh hinaus in die Finsternis,
und leg deine Hand in die Hand Gottes.
Das ist besser für dich als jedes Licht und
sicherer als jeder dir bereits bekannte Weg.”
Aber schließlich schwiegen die Waffen; die Flugzeuge stiegen nicht mehr auf; die Patrouillen hörten auf. Ruhe senkte sich über das Schlachtfeld. Der Schlachtenlärm wich friedlicher Stille.
Eine Szene in der einsamen Wüste, ein Satz, der von Herzen kam, sprechen Bände.
Ein amerikanischer Soldat sieht auf einen Kriegsgefangenen hinunter, klopft ihm auf die Schulter und sagt: „Es ist alles in Ordnung; es ist alles in Ordnung.”
Alle, die in den Krieg gezogen waren, dachten an zu Hause, an ihre Familie und an ihre Freunde. In jedem Gesicht konnte man deutlich die Sehnsucht nach den Angehörigen erkennen. Der Haß war der Liebe gewichen; jeder strahlte Wärme und Erbarmen aus.
Die Worte, die König Artus im Musical „Camelot” spricht, gingen in der weit entfernten Wüste in Erfüllung:
„Gewalt ist keine Stärke, und Mitleid ist keine Schwäche.” Kenyon J. Scudder war Gefangenenaufseher. Er hat von der Heimkehr eines Gefangenen erzählt. Einer seiner Freunde saß im Zug zufällig neben einem jungen Mann, dem man seine Niedergeschlagenheit deutlich ansah. Schließlich erzählte der junge Mann, er sei weit fort im Gefängnis gewesen und kehre jetzt nach Hause zurück. Seine Verurteilung hatte Schande über die Familie gebracht; niemand hatte ihn besucht, und er hatte nur selten einen Brief erhalten. Er hoffte allerdings, das sei darauf zurückzuführen, daß seine Familie nicht das Geld für die Reise hatte und nicht richtig schreiben konnte. Er hoffte, daß sie ihm vergeben hatten, auch wenn es nicht danach aussah.
Um ihnen die Sache zu erleichtern, hatte er ihnen geschrieben und sie gebeten, ihm ein Zeichen zu geben, das er vom Zug aus sehen konnte. Wenn sie ihm vergeben hatten, sollten sie ein weißes Band um den dicken Apfelbaum binden, der in der Nähe der Gleise stand. Wenn sie ihm nicht vergeben hatten, sollten sie gar nichts tun; er werde dann nicht aussteigen, sondern weiterfahren.
Je näher seine Heimatstadt rückte, desto größer wurde die Spannung. Schließlich konnte er es nicht mehr ertragen, aus dem Fenster zu sehen. Er rief: „In fünf Minuten ertönt der Pfiff, der anzeigt, daß wir uns der langgezogenen Kurve nähern, hinter der mein Heimattal liegt. Sehen Sie sich doch bitte den Apfelbaum neben den Gleisen an.” Sein Mitreisender war einverstanden, und sie tauschten die Plätze. Die Minuten zogen sich wie Stunden hin, aber dann erklang der schrille Pfiff der Lokomotive. Der junge Mann fragte: „Können Sie den Baum sehen? Hat er ein weißes Band?”
Der andere antwortete: „Ich sehe den Baum. Aber ich sehe nicht nur ein einziges weißes Band, sondern viele. An jedem Zweig hängt ein weißes Band. Ich glaube, dort gibt es jemanden, der Sie wirklich liebt.” Da verschwand alle Bitterkeit, die dem jungen Mann das Leben vergiftet hatte. „Mir war, als hätte ich ein Wunder miterlebt”, sagte der Mitreisende. Und er hatte auch wirklich ein Wunder miterlebt. (John Kord Lagemann, The Reader’s Digest, März 1961, Seite 41f.)
Heute ist das gelbe Band an die Stelle des weißen getreten, aber die damit verbundene Botschaft hat sich nicht geändert: „Willkommen zu Hause!” Überall binden Männer, Frauen und Kinder gelbe Bänder um alles Mögliche - nicht nur um Bäume, sondern auch um Laternenpfähle, Straßenschilder und Briefkästen. Sogar die Haustiere bekommen eine gelbe Schleife umgebunden. Die Nachfrage nach den gelben Schleifen ist so groß, daß rund um die Uhr gearbeitet werden muß. Sogar um das Flugzeug, das die Soldaten sicher nach Hause brachte, war ein großes gelbes Band geschlungen. Ich glaube, alle, die gelbe Schleifen angebracht haben, haben dabei vor sich hingesungen oder gesummt oder wenigstens an den Text des Liedes gedacht: „Tie a Yellow Ribbon ’Round the Old Oak Tree” (Schling’ ein gelbes Band um den alten Eichbaum).
Auf dem überhitzten Flughafen sehen wir eine Familie, die auf den Vater wartet. Alle lächeln und haben Tränen der Dankbarkeit in den Augen. Ich sehe einen kleinen Jungen, der einen Stab mit einer gelben Schleife daran hochhält. Das sagt mehr aus, als alle Worte es könnten. Die Wiedersehensfreude läßt den Menschen die Tränen in die Augen steigen und schenkt ihnen inneren Frieden.
Kinder besitzen von Natur aus viel Einfühlungsvermögen und scheuen sich nicht, ihre Gefühle zu zeigen. In dem bekannten Film mit dem Titel „Kevin allein zu Haus” gibt es am Ende eine Szene, die dem Zuschauer die Tränen in die Augen treibt. Die Szene spielt in einer Kirche; es ist kurz vor Weihnachten, und ein alter Mann und ein Junge sitzen nebeneinander auf der Bank. Der alte Mann lebt allein; er hat keine Familie und keine Freunde mehr. Der Junge, gespielt von McCaulay Culkin, ist allein zu Hause geblieben; seine Familie hat ihn beim Aufbruch in den Weihnachtsurlaub einfach vergessen.
Der Junge fragt den alten Mann, ob er denn keine Familie habe, und der alte Mann erklärt leise, daß er und sein Sohn und damit auch die Familie seines Sohnes sich entfremdet und keinen Kontakt mehr miteinander hätten. In der Unschuld seiner Jugend schlägt der Junge vor: „Warum rufen Sie Ihren Sohn nicht einfach an, sagen ihm, daß es Ihnen leidtut, und laden ihn zu Weihnachten ein?”
Der alte Mann seufzt und entgegnet: „Ich habe einfach zu große Angst, daß er ablehnen könnte.” Die Angst vor der Zurückweisung hatte in ihm die Fähigkeit abgetötet, seine Liebe in Worte zu fassen und sich zu entschuldigen.
Man fragt sich, wie die Geschichte wohl weitergehen wird, muß aber nicht lange raten. Weihnachten kommt heran, und die Familie des Jungen kehrt zurück. Dann sieht man den Jungen oben am Fenster stehen; er sieht zum Haus des Nachbarn hinüber. Da kommen der Sohn, die Schwiegertochter und ihre Kinder. Der Sohn umarmt den Vater, und der alte Mann vergräbt den Kopf in die Schulter des Sohnes. Dann drehen sie sich um, um ins Haus zu gehen. Der alte Mann schaut zum Nachbarhaus hinüber und sieht seinen kleinen Freund am Fenster stehen, der Zeuge seines „Wunders der Vergebung” war. Ihre Augen begegnen sich, und sie winken sich zaghaft zu. Jetzt heißt es: „Willkommen zu Hause” und nicht mehr „Allein zu Haus”.
Mit feuchten Augen verlassen die Menschen das Kino. Wenn sie aus der Stille hinaus ins helle Tageslicht treten, gibt es bestimmt manchen, der an den Mann denkt, der Wundertaten gewirkt und die Wahrheit verkündet hat - an den Herrn der Herren, nämlich Jesus Christus. Ich jedenfalls habe an ihn gedacht.
Ich habe daran gedacht, wie viel Mitleid der Herr immer gezeigt hat. In Galiläa beispielsweise kam ein Aussätziger „zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, daß ich rein werde.
Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz, und der Mann war rein.” (Markus 1:40-42.)
Später erschien Jesus den Menschen hier in Amerika und sprach zu ihnen:
„Habt ihr Kranke unter euch? Bringt sie her. Habt ihr Lahme oder Blinde oder Gichtbrüchige oder Krüppel oder Aussätzige oder die verdorrt sind oder die taub sind oder die in irgendeiner Weise bedrängt sind? Bringt sie her, und ich werde sie heilen, denn ich habe Mitleid mit euch. … Und er heilte einen jeden. … Und sie alle, diejenigen, die er geheilt hatte, und diejenigen, die heil waren, beugten sich nieder, ihm zu Füßen, und beteten ihn an; alle, die imstande waren, trotz der Menge an ihn heranzukommen, küßten ihm die Füße, so daß sie seine Füße mit ihren Tränen netzten.” (3 Nephi 17:7,9,10.)
Es gibt kaum einen Bericht vom Wirken des Herrn, der mich mehr bewegt als die Begebenheit mit der Witwe von Nain:
„Einige Zeit später ging er in eine Stadt namens Nain; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttores kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie.
Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und faßte sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!
Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.” (Lukas 7:11-15.)
Welche Macht, welche Güte, welches Mitleid hat der Herr - unser Vorbild - hier gezeigt! Auch wir können anderen helfen, wenn wir seinem Beispiel nacheifern. Die Gelegenheit dazu findet sich überall. Man braucht nur Augen, um zu sehen, wer Hilfe braucht, und Ohren, um die unausgesprochenen Bitten der Bedrängten zu hören. Ja, und man muß von Mitleid erfüllt sein, damit man nicht nur mit den Augen und der Stimme tröstet, sondern so, wie der Erretter es getan hat, nämlich mit dem Herzen.
Ganz in der Nähe des Tabernakels befinden sich ein Heim für Obdachlose, eine Zahnklinik, in der Bedürftige kostenlos behandelt werden, und eine Stelle, wo kostenlos Essen ausgegeben wird. Dort kann man jeden Tag sehen, wie viel Mitleid unsere Stadt mit den Notleidenden hat. Auch die Kirche und ihre Mitglieder tragen dazu bei, ihnen zu helfen - ein paar Straßen weiter befindet sich das Vorratshaus des Bischofs, dessen Waren anzeigen, wie großzügig Sie sind. Niemand wird dort ohne Lebensmittel oder Kleidung fortgeschickt, aber auch nicht ohne Dankbarkeit Gott gegenüber.
Ein weiterer Zufluchtsort ganz in der Nähe ist das Nachbarschaftshaus, eine konfessionsunabhängige Einrichtung, wo Frauen ihre Zeit und ihre Mittel dafür einsetzen, sich um Kinder im Vorschulalter zu kümmern, deren Mütter alleinstehend sind und arbeiten gehen müssen. Hier finden aber auch ältere Menschen Freude; sie kommen zusammen, um Ansichten auszutauschen, Vorträge anzuhören und sich unterhalten zu lassen. Die Betreiberinnen schenken damit denen Hoffnung, die niedergedrückt sind, die von der Gesellschaft vernachlässigt werden. Und sie kümmern sich um die Kinder, die ja die Eltern von morgen sind.
Alle diejenigen, die den Hungrigen zu essen geben, die Erschöpften kleiden und ihren Mitmenschen das Los erleichtern, sagen ohne Ausnahme: „Ich bin noch nie selbst so sehr gesegnet, so reich belohnt worden und habe noch nie so viel inneren Frieden gespürt.” Ein Dichter hat geschrieben:
Nachts habe ich geweint,
denn ich hob’, wie es scheint,
die Not des Nächsten nicht gesehen.
Doch immer ist es so -
ich bin von Herzen froh,
wenn freundlich zu ihm ich gewesen.
Ähnliche Einrichtungen gibt es in jedem Gemeinwesen. Die Not drängt, und wir müssen etwas tun.
Vor kurzem habe ich zwei Briefe bekommen, deren Schreiber anonym bleiben wollten. Jedem Brief lagen mehrere Hundert-Dollar-Noten sowie eine kurze Notiz bei, in der der Schreiber Gott für seine Segnungen dankte und den Wunsch äußerte, das Geld möge dafür verwendet werden, bedürftigen Menschen die Segnungen des Tempels zu ermöglichen. Wenn Sie heute zusehen, möchte ich Ihnen mitteilen, daß Familien aus Peru und aus Portugal nun zum Tempel fahren können - die einen nach Lima, die anderen nach Frankfurt. Damit geht Ihr Wunsch in Erfüllung, und die Familien erlangen Segnungen für die Ewigkeit.
Vielleicht gefallen Ihnen die folgenden Zeilen von Henry Burton:
Haben Sie Freundlichkeit erlebt?
Geben Sie sie weiter.
Damit nicht nur Ihr Herz erbebt:
Geben Sie sie weiter.
Senden Sie sie auf die Reise,
Tränen trocknen sott sie leise,
bis den Himmel sie erreicht.
Geben Sie sie weiter.
Es war Sonntagmorgen; wir befanden uns in einem Altenheim hier im Salzseetal. Ich erlebte mit, wie ein junges Mädchen für die alten Menschen spielte, die sich nicht nach Nahrung oder Kleidung sehnten, sondern nach jemandem, der sich um sie kümmerte, mit dem sie reden konnten und der ihnen Freude schenkte.
Die Zuhörer, die im Rollstuhl saßen, waren so still, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können, als das Mädchen den Bogen in die Hand nahm und auf der Geige eine wunderschöne Melodie spielte. Als sie geendet hatte, sagte eine Frau vernehmlich: „Liebes Kind, das war wunderschön.” Dann begann sie zu klatschen, und nach und nach klatschten auch die anderen mit.
Gemeinsam verließen wir das Altenheim - das Mädchen und ich. Sie sagte: „Ich habe niemals besser gespielt. Und ich habe mich noch nie besser gefühlt.” Gott, der Herr, hatte sie geführt. Schmerzen, Verzweiflung und Traurigkeit waren vergessen - das Mitleid hatte gesiegt.
Heute und in den kommenden Tagen können wir uns darüber freuen, wie die Soldaten und Soldatinnen, die an der Operation „Wüstensturm” teilgenommen haben, nach Hause zu ihren Familien zurückkehren. Sie sind dem Ruf der Pflicht gefolgt. Sie haben tapfer gekämpft. Sie kehren als Sieger heim. Wir möchten diejenigen unserer Anteilnahme versichern, die bei der Operation „Wüstensturm” oder durch andere Umstände einen Angehörigen verloren haben.
In den Nachrichten haben wir erfahren, daß der erste US-Soldat, der getötet wurde, Sonntagsschullehrer bei den Methodisten war. Das letzte Opfer war eine Frau, die von ihrem Vater „Engel” genannt wurde. Unter den 182 Soldaten und Soldatinnen, die im Kampf gefallen sind, waren manche erst seit kurzem verheiratet. Andere hinterließen eine schwangere Frau. Manche hatten die Erfüllung ihrer Träume auf später verschoben.
Jetzt gibt es in Virginia eine Witwe, die ihren einzigen Sohn begraben mußte, in West-Pennsylvania einen jungen Mann, der seine Hochzeitspläne für immer begraben muß, eine Frau in Alaska, die bald ein Baby zur Welt bringen wird, das seinen Vater niemals kennenlernen wird.
Auf die unausgesprochene Frage: „So viele tausend Soldaten waren im Krieg. Warum kommt ausgerechnet meiner nicht wieder zurück?” gibt es keine befriedigende Antwort. Sie klagen: „Aus meinem Leben ist das Licht verschwunden; nie wieder werde ich die geliebte Stimme hören. In meinem Herzen gibt es eine Lücke, die nie wieder geschlossen werden kann.”
Jeder Krieg fordert schreckliche Opfer. Ein Schriftsteller hat dazu geschrieben: „Ein Krieg führt zu nichts anderem als dazu, daß unsere schönsten Hoffnungen und unsere kühnsten Träume in einer Sackgasse enden.” (Dennis Smith, Deseret News, 11. Januar 1991, Seite Cl.)
In der Bibel finden wir einen Rat, der den Trauernden den Schmerz erleichtert und ihnen das Herz heilt:
„Von ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade.” (Sprichwörter 3:5,6.)
Für alle, die in diesem schrecklichen Krieg einen Angehörigen verloren haben - auf welcher Seite sie auch gestanden haben mögen - gilt: Sie können Trost finden. In Gilead gibt es Balsam. Dort finden Sie die Verheißung auf einen neuen Tag. Aus einem Land ganz in der Nähe des Landes, wo Ihre Angehörigen gefallen sind, klingt die Verheißung des Friedens herüber, die von unserem Herrn, dem Fürst des Friedens, selbst stammt: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.” (Johannes 14:27.)
„Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann nicht gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten, … damit auch ihr dort seid, wo ich bin.” (Johannes 14:2,3.)
Seine Liebe, seine Verheißung, seine Gegenwart sind wie ein gelbes Band, das liebevoll für uns geschlungen wurde. Ihre verstorbenen Angehörigen hat er zu Hause willkommen geheißen, und Ihnen versichert er: „Ich bin bei euch; ihr seid niemals allein.”
„Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel.” (Psalm 30:6.)
Dem möchte ich mein Zeugnis hinzufügen: Gott lebt, und sein Sohn, Jesus Christus, ist unser Erretter und Erlöser. Gemeinsam mit Millionen Menschen werden meine Frau und ich uns zum feierlichen Gebet niederknien. Und wir werden Gott aus tiefstem Herzen danken. Im Namen Jesu Christi. Amen.