„Auch ihr sollt Zeugnis ablegen“
Es gibt auf der Erde viele, die sich ein Zeugnis von der Wahrheit wünschen und die aufrichtig nach dem Frieden und der Freude suchen, die der Erretter verheißen hat.
Vor einigen Jahren führte ich ein Tempelinterview mit einer jungen Frau, die die Begabung empfangen und im Tempel für Zeit und alle Ewigkeit heiraten wollte. Als unser Gespräch beendet war und ich ihren Tempelschein unterschrieb, liefen ihr die Tränen über die Wangen. Ich sagte: „Bitte sagen Sie mir doch, was Sie bewegt.“ Da erzählte sie mir die folgende Geschichte:
Schon seit ihrer Jugend hatte sie sich bemüht, Wahrheit und Weisung zu finden. Sie hatte sich danach gesehnt, Frieden und Glück zu erfahren, aber wo sie auch suchte, sie konnte es nicht finden. Schließlich war sie an einen Punkt gelangt, wo sie sehr aufgewühltwar und annahm, daß es im Leben wirklich nichts gab, was von wahrer Bedeutung oder erfüllend war. Mit dieser Einstellung besuchte sie einmal eine gute Freundin und erzählte ihr von ihren Sorgen und ihrer Verzweiflung. Sie berichtete: „Ich schaute auf das Bücherregal hinter dem Sofa, auf dem ich saß. Da fiel mein Blick auf ein bestimmtes Buch, und ein unwiderstehliches Gefühl überkam mich. Ich wußte, daß ich herausfinden mußte, was in diesem Buch geschrieben stand.“
Sie nahm das Buch vom Regal und las den Titel, Das Buch Mormon. Sie fragte ihre Freundin, woher sie es hatte. Die Freundin gab an, daß zwei junge Missionare sie auf der Straße angesprochen und ihr das Buch gegeben hatten, nachdem sie zugesagt hatte, es zu lesen. Aus Zeitmangel hatte sie es aber einfach ins Regal gestellt.
„Ich begann zu lesen“, sagte sie, „und konnte es nicht mehr aus der Hand legen.“ Ein Gefühl, das sie nie zuvor gespürt hatte, überkam sie. Ihre Freundin sagte, sie könne das Buch mitnehmen. Sie ging nach Hause und las den ganzen Abend. Am nächsten Morgen suchte sie auf der Straße nach den beiden Missionaren. Sie fand sie schnell. Sie waren gern bereit, ihr das Evangelium zu lehren, und innerhalb weniger Wochen wurde sie durch die Taufe Mitglied der Kirche.
Mit Tränen in den Augen erklärte sie, daß sie seitdem soviel Freude und inneren Friedengefunden hatte, wie sie es nie für möglich gehalten hätte.
Da sie in einer kleinen Stadt lebte, in der es nur wenige Mitglieder und noch weniger Möglichkeiten gab, ein Mitglied zu heiraten, wagte sie nicht zu hoffen, daß sie eines Tages im Tempel heiraten würde. Aber sie schreibt es der Führung des Heiligen Geistes zu, daß sie einen jungen Mann kennenlernte, als sie im Ausland Urlaub machte. Er war Mitglied der Kirche und hielt sein Priestertum in Ehren. Sie hatten sich verliebt und er hatte sie gefragt, ob sie ihn im Tempel heiraten wollte. Daß diese Schwester nun tatsächlich ins Haus des Herrn gehen und für Zeit und alle Ewigkeit gesiegelt werden konnte, erfüllte sie mit tiefer Freude und mit einer Dankbarkeit, die überwältigend und unbeschreiblich war.
Sie sagte: „Ich frage mich immer wieder: „Warum ich? Warum ich? Ich bin so gesegnet!“
Ihr demütiges, liebenswertes Wesen und ihr Zeugnis berührten mich zutiefst. Als sie ging, weinten wir beide aus Freude und Dankbarkeit.
Ich denke immer wieder an dieses Erlebnis und empfinde dabei jedesmal tiefe Dankbarkeit für unseren Erretter und für das, was er für uns getan hat für den Preis, den er gezahlt hat, damit ein jeder von uns in dieser unruhigen Welt inneren Frieden finden kann.
Präsident David O. McKay hat geschrieben: „Von dem vierzigtägigen Fasten auf dem Berg der Versuchung bis zu dem Augenblick am Kreuz, als Jesus im Triumph ausrief: Es ist vollbracht!, war das Leben Christi ein göttliches Beispiel dafür, wie man überwindet und siegt. Von großer Bedeutung sind die Worte, die er in seiner Abschiedsrede an die Jünger richtete: Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.’ (Johannes 16:33).“1
Den Frieden, von dem er sprach, hat ein Schriftsteller folgendermaßen definiert: „Wahre Freude ist ein intensives Gefühl von innerem Frieden und Glück.“2
Es ist der Friede, den Paulus den Frieden Gottes nennt, „der alles Verstehen übersteigt“.3 Das Evangelium Jesu Christi bringt inneren Frieden, heilt die Seele und beruhigt das sorgenvolle Herz. Es eröffnet uns die Bedeutung und den Zweck des Lebens und schenkt uns die geistige Gewißheit, daß Gott lebt und Jesus der Messias ist.
Freude und innerer Friede, die Wahrheitssuchende auf der ganzen Welt finden wollen, können wir nur dann finden, wenn wir die Grundsätze des Evangeliums kennen und danach leben. Der Erretter sagte: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“4
Elder Franklin D. Richards forderte alle, die nach wahrer Freude suchen, auf: „Wer nach einem Lebensplan sucht, der ihm Frieden, die Auflösung innerer Spannungen, Glück, Wachstum und Entwicklung bringt, findet ihn im wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi.“ Dann fügte er hinzu: „Wir laden Sie ein, dies aufrichtig und gebeterfüllt zu erwägen.“5
Manche meinen vielleicht, sie seien verloren und zu weit gegangen, um die großen Segnungen zu erlangen, die das Evangelium bringen kann, aber Elder Spencer W. Kimball hat geschrieben: „Das Wesentliche am Wunder der Vergebung ist, daß die angsterfüllte, ruhelose, unglückliche und vielleicht gepeinigte Seele dadurch Frieden findet. In einer Welt voll Unruhe und Streit ist das fürwahr ein höchst kostbares Geschenk.“6
Nachdem der Erretter seinen Jünger gesagt hatte, welchen Frieden er ihnen hinterlassen wollte und daß er ihnen den Beistand vom Vater senden würde, forderte er sie auf: „Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen“.7 Er lehrte sie: „Mein Vater wird dadurch verherrlicht, daß ihr reiche Frucht bringt.“8
Brüder und Schwestern, es gibt viele Menschen auf der Erde, die ein Zeugnis von der Wahrheit erlangen wollen und ernsthaft nach dem Frieden und der Freude trachten, die der Erretter verheißen hat, die aber „von der durchtriebenen Heimtücke der Menschen … verblendet sind und denen die Wahrheit nur deshalb vorenthalten ist, weil sie nicht wissen, wo sie zu finden ist“.9
Wir leben in einer Welt, in der viele etwas über Christus hören, ihn aber nicht kennen. Wir, die Mitglieder der Kirche, müssen unseren Mitmenschen Zeugnis geben. Demütig geben wir Zeugnis, daß Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes. Wenn sie ihm ihr Herz öffnen, finden sie die Gewißheit, den Frieden und die Freude, die sein Evangelium bringt. Sie finden die Kraft, den Herausforderungen des Lebens in dieser schwierigen Welt zu begegnen, und indem sie seine Lehren annehmen und seine Gebote halten, werden sie Erben der Segnungen, die er verheißen hat.
Das bezeuge ich demütig im Namen Jesu Christi, amen.